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ÖSTLICHSTER HAFEN NORDAMERIKAS – ST. JOHN’S

Wo die Sonne in Nordamerika an Land geht


Es ist eine ungewöhnliche Provinz, die in St. John’s verwaltet wird: Die etwa 109 000 Quadratkilometer große Insel Neufundland mit 94 Prozent der rund 500 000 Einwohner und Labrador auf dem Festland, fast dreimal so groß, aber von weniger als 30 000 Menschen besiedelt. Die lebendige, musiksprühende Kapitale ist stolz auf ihren Rang als eine der ältesten Städte Nordamerikas.


Kanadas bunter Osten: Häuser in der Altstadt von St. John’s.


Der Pier an der Kleinbrauerei in Quidi Vidi bei St. John’s birgt auch Läden und ein Restaurant.

Good morning America«, summte der Engländer neben uns an der Reling, als unser Kreuzfahrtschiff nach der Atlantik-Überquerung auf die Hafeneinfahrt von St. John’s zusteuerte. Neufundland, das »neu gefundene Land«, heißt die große Insel, die sich vor einer knappen Stunde aus dem Morgendunst herausgeschält hatte. So ähnlich mögen es 1497 auch John Cabot und seine Leute empfunden haben, als sie nach gefährlicher Fahrt ins Unbekannte die »neu gefundene« Insel erreichten. Der Italiener in englischen Diensten war der erste Europäer, der Schriftliches zu dieser Küste hinterließ. »Good morning America« – nirgendwo passt das besser als hier, in der östlichsten Stadt Nordamerikas, wo die ersten Sonnenstrahlen den Halbkontinent erreichen. Aber auch eine perfekte Lage für Kaufleute, Seeleute und Militärs, insbesondere zu Zeiten, da man noch auf Nussschalen mit Segeln die Ozeane befuhr. Dazu ein Hafen, wie ihn Kapitäne lieben: gerade Einfahrt und dahinter eine große, tiefe und perfekt geschützte Bucht. Die Waren für den bald blühenden Hafen lieferte die Natur frei Haus, an Land das Holz der Wälder, auf See die unerschöpflichen Heringsschwärme, die schon im Mittelalter Europa nicht nur zu Fastenzeiten ernährten.

Wieder Wohlstand dank Öl und Gas

Scheinbar unerschöpflich: Im 20. Jahrhundert schafften es neue Fangtechniken und die Gier einheimischer wie fremder Fischer, die Gewässer leer zu fischen. Neufundlands bedeutendstes Gewerbe starb, der vormals reiche Hafen, der noch im Zweiten Weltkrieg Amerikas wichtigster Versorgungshafen für die britischen Alliierten war, verfiel in Bedeutungslosigkeit. Wären nicht die Regierungsjobs gewesen – St. John’s ist die Hauptstadt der Provinz Neufundland und Labrador –, hätte die Stadt einer trüben Zukunft entgegengesehen. Und wieder sorgte dann das Meer für gediegenen Wohlstand, nun mit Öl- und Gasquellen vor Kanadas Ostküste. Unser weißer Dampfer schob sich durch die nur elf Meter breite Hafeneinfahrt, zur Rechten vorbei am Signal Hill, der heute unser erstes Ziel sein sollte. Wie ein Panorama erstreckte sich die Stadt, überragt von den beiden Türmen der Kathedrale von 1855, die dem Stadtpaten Johannes dem Täufer gewidmet ist, und von dem eigenwilligen Neubau »The Rooms« für die Kunstgalerie und das Provinzmuseum. Als unser schwimmendes transatlantisches Heim langsam an die Pier glitt, konnte man in einige der Straßen blicken und erkennen: Wie in anderen nordischen Ländern lieben auch die »Newfies« bonbonbunte Hausfassaden, ihre »Jelly Bean Houses«.

Das Reisebuch Kanada

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