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SOMMERFRISCHE IM OSTEN – PRINCE EDWARD ISLAND

Die Geburtsstätte von Kanada


Abeg-we-it, das »Land, eingebettet in die Wogen«, nannten die Mi’kmaq-Indianer Prince Edward Island. PEI, wie die Kanadier ihre kleinste Provinz nennen, schmiegt sich im Südteil des St.-Lorenz-Golfs ganz dicht an die Küstenlinie der zum Greifen nahen Nachbarprovinzen New Brunswick und Nova Scotia. Das Meer hat die Insulaner geprägt, aber sie spielten auch eine Rolle als »Geburtshelfer« Kanadas.


Eine Farm bei Fort Amherst, einer National Historic Site auf PEI.

Ausgerechnet auf Prince Edward Island trafen sich 1864 die politischen Vertreter aus den Maritimes sowie aus Upper and Lower Canada, den heutigen Provinzen Ontario und Québec, um über eine mögliche Konföderation nachzudenken. In jenen Tagen wurde die Basis für das vereinte Kanada gelegt, das 1867 als »Dominion Canada« von Großbritannien offiziell anerkannt wurde. Im Province House von Charlottetown, mitten in der Altstadt, in der die Zeit stehen geblieben zu sein scheint, wird dieses geschichtsträchtige Ereignis heute nicht nur stolz nachgespielt, sondern man zeigt Besuchern gerne auch jenen Tisch, um den damals die Vertreter saßen. Für die Kanadier gilt PEI deshalb als die Geburtsstätte Kanadas.

Doch das kleine Inseljuwel ist auch berühmt für den zartesten Hummer und seine sanften grünen Hügel, die zur roten Felsküste – bewirkt durch eine hohe Eisenoxid-Konzentration – und zu den ungewöhnlichen roten Stränden kontrastieren. Dank des milden Klimas und der langen landwirtschaftlichen Tradition ist PEI auch als »Garden of the Gulf« oder »Million Acre Farm« bekannt. Wobei letztgenannter Spitzname leicht übertrieben ist, zumal heute gerade einmal die Hälfte der nur rund 5700 Quadratkilometer großen Insel noch bewirtschaftet wird.

Kanadas Sommerfrische

Die Einheimischen sprechen humorvoll von »potholes every inch« – Schlaglöcher, nichts als Schlaglöcher – und beziehen sich auf die vielen, meist nicht sehr gut instand gehaltenen Landstraßen. Dabei ist die nach Prince Edward Augustus (1767–1820), dem Vater von Königin Victoria und einstigen Oberbefehlshaber der britischen Truppen in Nordamerika, benannte Insel seit 1997 durch die fast 13 Kilometer lange, elegant geschwungene Confederation Bridge mit dem Festland, New Brunswick, verbunden.

Die 1997 erbaute Brücke über die Northumberland Strait verbindet seither die Insel mit dem Festland (New Brunswick) und war eine Dankesbezeugung Kanadas für die Rolle der Insel bei der Entstehung des Dominion. Seither ist der Zugang erleichtert, doch bereits im späten 19. Jahrhundert hatte sich PEI zum beliebten Ferienort und zur Sommerfrische vermögender britischer Kolonialfamilien entwickelt. Aus dieser Zeit stammt auch der Name, denn seit der Übernahme von den Franzosen ab 1763 hatten die Briten sie zunächst »St. John’s Island« genannt. Da es aber zwei Städte in den Maritimes, auf Neufundland und in New Brunswick, alle mit ähnlichem Namen, gab, sollte der neue für Unverwechselbarkeit sorgen.

Inzwischen sind es nicht mehr ausschließlich die Reichen, sondern auch ganz gewöhnliche Familien aus den Maritimes und aus den beiden Provinzen Ontario und Québec, die sich im Sommer an den Stränden tummeln und die vom Golfstrom verursachten milden Wassertemperaturen von rund 20 Grad genießen. Besonders der Prince Edward Island National Park an der Nordküste lockt mit einem etwa 40 Kilometer langen, weißen Sandstrand, zu dem die roten Sandsteinfelsen malerisch kontrastieren.

Nicht nur Kartoffeln

Nach der 13 Kilometer langen Fahrt über die Confederation Bridge erreicht man auf dem Trans-Canada Highway den Süden der Insel. Hier liegt auch die Provinzhauptstadt Charlottetown. Die Hügellandschaft im Hinterland der Insel und um die kleine Hauptstadt herum ist ein wichtiges Agrarzentrum im Osten Kanadas. Gerade der Kartoffelanbau spielt eine dominante Rolle – neben dem US-Bundesstaat Idaho werden hier die meisten Erdäpfel angebaut. Dazu gehört der Fischfang, der wie der Tourismus ein traditioneller Wirtschaftsfaktor ist. Besonders Hummer, Muscheln und Austern aus den Gewässern um die Insel herum gelten als Spezialitäten, die man bei einem Besuch in einem der Hafenstädtchen unbedingt probieren sollte.


Überall auf der Insel gibt es kleine Häfen mit Fischerbooten.


Victoria’s Crafts at Orient Hotel, Victoria.

TOP ERLEBNISSE

DIE KANADISCHE PIPPI LANGSTRUMPF

Was Pippi Langstrumpf für Europa ist, sind die Abenteuer von »Anne of Green Gables« der PEI-Autorin Lucy Maud Montgomery (1874–1942) für die Kanadier. Jedes Kind besucht einmal das Green Gables House in der Ortschaft Cavendish, das der Autorin als Vorlage diente.

www.pc.gc.ca/en/lhn-nhs/pe/greengables

ÜBERNACHTEN IM LEUCHTTURM

Zu den ungewöhnlichsten Hotels auf PEI gehört das West Point Lighthouse Inn & Museum. Wo sonst kann man in einem immer noch aktiven und zudem historischen Leuchtturm übernachten? Es gibt ein Zimmer im Turm, eines in den Keeper’s Quarters (heute zugleich Museum) sowie elf weitere in einem eigenen Anbau.

https://westpointlighthouse.ca

BESUCH IM KARTOFFELMUSEUM

Die Bedeutung der Kartoffel für PEI lernt man im Canadian Potato Museum kennen. Natürlich kann man hier auch verschiedene Kartoffelspezialitäten kosten, darunter Poutine, aber auch Potato Fudge.

www.canadianpotatomuseum.info, www.ohfudgepei.com

WEITERE INFORMATIONEN

www.tourismpei.com

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