Читать книгу Eine Portion Gesundheit bitte! - Dr. med. Andrea Hofer - Страница 15
Was tun, wenn Sie Ihre „Denkfehler“ erkannt haben?
ОглавлениеGanz wichtig ist, dass Sie nicht mit anderen über Ihre Krankheit sprechen. Das Motto: „Geteiltes Leid ist halbes Leid“ hilft Ihnen wenig. Während Sie Ihren Mitmenschen von Ihrem Leiden und den gar so argen Schmerzen erzählen, „wärmen“ Sie Ihre Krankengeschichte erneut auf und durchleben Ihre Schmerzen geistig. Ihr Unterbewusstsein speichert alles wieder ab. Wenn Sie ein besonders einfühlsames Gegenüber haben, erzählt er Ihnen sogleich von seinen Wehwehchen, und möglicherweise will er Sie noch übertrumpfen, indem er Sie davon überzeugen möchte, dass er viel mehr zu leiden hat als Sie. Ihre Schmerzen seien gar nichts im Gegensatz zu seinen. Dann ärgern Sie sich auch noch.
Eventuell sind Sie der Typ Mensch, der gerne über sich spricht und jeden Menschen über sein Leiden informieren möchte. Nehmen wir an, Sie leiden an einer schweren Krankheit wie Krebs und müssen wöchentlich ins Krankenhaus zur Chemotherapie. Wir alle wissen, dass eine Chemobehandlung nicht gerade angenehm ist, ja, sogar angsteinflößend sein kann und man mit Nebenwirkungen rechnen muss.
Sie gehen also zur Chemotherapie, und obwohl es nicht Ihre erste ist, wird Ihnen übel, und Sie fühlen unangenehme Hitze im gesamten Körper aufsteigen. Der Patient neben Ihnen hat schlechte Venen, die Ärzte plagen sich an ihm herum, und Sie müssen alles mit ansehen. Unglücklicherweise ist es Freitagnachmittag, und das Pflegepersonal nimmt soeben den Schichtwechsel vor. Deswegen lässt sich trotz mehrmaligem Läuten niemand blicken. Sie ärgern sich, denn Ihre Tropfflasche ist bereits seit zwanzig Minuten leer, und niemand reagiert auf Ihr ungeduldiges Klingeln. Außerdem ist Ihnen kalt, und keiner schließt das Fenster. Sie können nicht aufstehen, weil Sie mit Venenkanüle und Tropfflasche am Bett festgebunden sind. Wieder ärgern Sie sich.
Dann kommt ein neuer Arzt, den Sie noch nie gesehen haben. Sie bemerken, wie er umständlich an den Infusionsflaschen herumhantiert. Jetzt wird Ihnen angst und bange, und Sie fragen sich, ob er wohl weiß, was er tut. Sie getrauen sich natürlich nicht zu fragen, denn einen Arzt fragt man schließlich nicht. Außerdem könnte der Weißkittelmensch einen Groll Ihnen gegenüber hegen und sonstwas in die Chemoflasche einfüllen, denken Sie verängstigt.
Dann wird Ihnen Blut abgenommen, da der junge Arzt meint, Sie würden sehr blass aussehen. „Das hat mir bisher noch niemand gesagt“, meinen Sie. „Nein, nicht nur blass, richtig gelb sehen Sie aus“, schreit Ihnen der Arzt entgegen, während er umständlich mindestens einen Liter Ihres kostbaren Blutes abzapft. Da er sich ungeschickt anstellt, rinnt ein Teil des Blutsaftes Ihren Ärmel entlang und bekleckert auch noch Ihre neue Hose (jetzt können Sie diese morgen nicht mehr zur Feier von Tante Rosi anziehen). Sie sagen nichts, sind dennoch verärgert. Der Arzt murmelt einige unverständliche Worte der Entschuldigung und zieht ab.
Nach kurzer Zeit kommt er mit einem tiefroten Beutel, der mit Blut gefüllt ist, daher. Er hat es ja gleich gewusst, Sie brauchen eine Blutkonserve. Er kann sich gar nicht vorstellen, dass Sie es ohne Probleme ins Krankenhaus geschafft haben, bei dem grauslichen Blutbild, meint er. Sie schweigen und lesen verärgert und verängstigt die Einverständniserklärung, die er Ihnen unter die Nase hält. Verwirrt erfahren Sie von einer Liste von Nebenwirkungen, die eine Bluttransfusion mit sich bringen kann. Auf Ihren Einwand hin, dass Sie die Konserve nicht möchten, sieht der Arzt Sie verärgert an. Jetzt würden Sie ihm auch noch seine kostbare Zeit stehlen, und darüber hinaus hätte er diese extra für Sie bestellt. Es gäbe noch genug andere Arbeit für ihn, Sie sollen jetzt endlich unterschreiben, sonst müssten Sie auf einem anderen Dokument bestätigen, dass Sie keine Blutkonserve möchten. Wo denn das Problem sei, werden Sie vom Medicus mit dem verärgerten Gesicht gefragt.
Da Sie nicht auch noch schuld an Ihrem schlechten Blutbild sein möchten, lassen Sie sich zur Bluttransfusion überreden. Jetzt fühlen Sie sich weinerlich und wissen nicht, was Sie tun sollen. Sie werden unter Druck gesetzt und unterschreiben, der Arzt ist zufrieden, und sogleich fließt frischer warmer Lebenssaft durch Ihre Adern. Sie werden unheimlich müde und schlafen ein. Von einer Krankenschwester werden Sie unsanft geweckt, die Sie darüber informiert, dass die Therapie zu Ende ist. Sie dürften nach Hause gehen, meint sie. Aber vorsichtig, es könne Schwindel auftreten. Natürlich wird Ihnen schwindelig. „Heute geht auch alles schief“, denken Sie. Angst überfällt Sie, Sie lassen den Kopf hängen und sind betrübt.
Zu Hause angekommen, erzählen Sie Ihre soeben erlebte Horrorgeschichte Ihrem Partner. Dann noch der Nachbarin und auch Tante Rosi am nächsten Tag (der Fleck aus der Hose hat sich Gott sei Dank leicht auswaschen lassen). Sie erzählen diese Geschichte jedem, der es hören will (oder auch nicht). Alle bemitleiden Sie und sagen, wie „arm“ Sie doch sind und dass Sie sich das nächste Mal so etwas nicht gefallen lassen sollen.
Durch das ewige Weitererzählen Ihres Krankenaufenthalts erleben Sie Ihren Horroraufenthalt immer wieder. Er prägt sich fest in Ihrem Unterbewusstsein ein. Vielleicht schmücken Sie das Ganze noch ein wenig aus (die Geschichte muss schließlich verändert werden, sonst wird sie fad), und letztendlich sind Sie sich gar nicht mehr sicher, wie der Nachmittag wahrlich abgelaufen ist. Somit erleiden Sie jedes Mal Ihre Pein erneut und fühlen, was Sie damals gefühlt haben. Von Tag zu Tag fühlen Sie sich schlechter, denn der nächste Freitag, und somit der nächste Krankenhausbesuch, nähert sich bereits.
Teilen Sie Ihre Leidensgeschichte nicht mit anderen. Hören Sie auf damit, Ihrer Umgebung von Ihren Krankheiten und Schmerzen zu erzählen. Dadurch werden diese immer wieder im Unterbewusstsein abgespeichert und genährt. Durch das viele Abspulen Ihrer Krankengeschichte denkt das Unterbewusstsein, dass Krankheit etwas Gutes ist und Sie damit einverstanden sind. Es nimmt an, dass Sie mit Ihren Schmerzen und Leiden zufrieden sind, sonst würden Sie diese wohl nicht so oft wiederholen. Ihr Unterbewusstsein fühlt sich bestätigt, dass Schmerz gut ist, denn es hört Ihre Leidensgeschichte täglich. Es urteilt nicht, sondern nimmt alle Ihre Gedanken für wahr an. Unser Unterbewusstsein denkt nicht selbstständig, es speichert, was wir ihm eingeben.
Sie selbst haben die Wahl, sich für Leid oder Lebensfreude und Gesundheit zu entscheiden. In Zukunft, wenn Ihre Schmerzen beginnen, sprechen Sie nicht darüber. Und denken Sie nicht stets an Ihr Leiden, dadurch wird es nicht besser. Im Gegenteil, wie Sie oben gelesen haben, verschlimmert es sich sogar. Sie nähren durch Ihre Gedanken Ihre Leiden und halten sie im Körper fest. Wenn Sie fortwährend an Ihre Schmerzen denken, werden diese sich verschlimmern, denn sie fühlen sich bestätigt. Wenn Sie denken, dass Ihnen alles wehtut, wird Ihnen auch alles wehtun. Durch das Denken an den Schmerz provozieren Sie ihn.
Schieben Sie die Schuld Ihrer Leiden nicht anderen zu. Sie hätten keinen hohen Blutdruck, wenn Ihre Frau nicht den ganzen Tag über quasseln würde, meinen Sie? Nicht Ihre Frau ist schuld daran, wenn Ihr Blut mit 200 mm Hg durch die Venen rauscht, sondern Sie selbst. Möglicherweise redet sie viel und nervt, Sie aber sind es, der durch seine Gedanken den Blutdruck nach oben treibt, nicht Ihre Frau. Es ist Ihre Einstellung, es sind Ihre Gedanken. Sie verarbeiten das Gerede Ihrer Frau falsch. Schließlich haben nicht alle anderen Menschen, die mit Ihrer Frau zu tun haben, einen hohen Blutdruck. Für Sie ergeben sich zwei Möglichkeiten: Entweder trennen Sie sich von ihr, oder Sie ändern Ihre Einstellung. Vor allem: Beschuldigen Sie nicht andere, sie wären an Ihrem Leiden schuld. Andere Männer werden auch ständig von Ihren Frauen angequasselt und leiden nicht unter hohem Blutdruck. Dies soll nur als Beispiel dienen, selbstverständlich gibt es auch Männer, die labern, und Frauen, die unter hohem Blutdruck leiden.
Noch ein kleiner Tipp: Falls Sie die Variante 1, also die Scheidung, vorziehen, wird Ihnen das bezüglich Ihres Blutdruckproblems nichts nützen, denn ohne Änderung Ihrer Einstellung wird es ein anderer Mensch oder eine andere Situation sein, die plötzlich an Ihrem Leiden schuld sein wird. Seien Sie sich bewusst, dass es nicht an den äußeren Umständen liegt, sondern aus Ihrem Inneren kommt. Von Ihrer Einstellung zu manchen Dingen oder Menschen.
Genau das müssen Sie ändern: Ihre Haltung. Denken Sie niemals, dass andere sich ändern sollen. Vergessen Sie es, andere ändern zu wollen. Warum sollten sie sich Ihretwillen ändern? Weil Sie einen hohen Blutdruck haben? Sie müssen sich selbst an die Nase fassen. So lange Sie Ihre Grundeinstellung nicht ändern, wird sich an Ihrer Krankheit nichts ändern. Eine Veränderung der äußeren Umstände nutzt Ihnen bei Ihrem Leiden nichts, wenn es in Ihrem Inneren (Gedanken, die die Krankheit nähren) gleich bleibt.
Sollten Sie sich dafür entschieden haben, dass Sie Ihre Schmerzen oder Ihre Krankheit nicht mehr möchten, ist der erste Schritt, nicht fortwährend an die Krankheit zu denken. Außerdem sollten Sie nicht darüber sprechen, keine Notizen ins Schmerztagebuch kritzeln, das Sie immer wieder durchlesen und Ihre Beschwerden dadurch noch mehr in Ihrem Unterbewusstsein eingravieren. Schreiben Sie bitte auch keine Mails an Ihre Freunde, hängen Sie sich nicht ins Internet in ein Forum und beschreiben haargenau jede Einzelheit Ihres Siechtums, und, vor allem: Benutzen Sie nicht Facebook, um die gesamte Welt über Ihre Leiden zu informieren und sich von Ihren Facebook-„Freunden“ bemitleiden zu lassen. Ihnen sollte klar sein, dass niemand Ihnen Ihre Schmerzen und Ihr Leiden abnehmen kann, niemand, auch nicht Ihr Arzt. Nur Sie können das!
Sie müssen nicht leiden, Sie haben Ihr Leben, Ihre Krankheit oder Gesundheit voll in der Hand. Sie können entscheiden: durch die aktive Lenkung Ihrer Gedanken.