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Schnuller

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Nicht ohne Grund heißen Babys in den ersten Lebensmonaten Säuglinge. Das Saugen an ihren Fingern, Nuckeltüchern oder den Ohren eines Kuscheltieres befriedigt ihr Saugbedürfnis und lässt sie leichter entspannen. Entspannte Babys sind ruhiger und glücklich – also ist man gerne geneigt, diesem Saugbedürfnis nachzugeben.

Problematik Dauernuckeln

Sobald ein Baby etwas zum Saugen über längere Zeit in den Mund steckt, wirken große Zugkräfte auf die beiden Kiefer. Das gilt für einen klassischen Schnuller genauso wie für den Daumen. Letzterer ist sogar noch problematischer, wenn er dauerhaft (also einige Stunden) über einen längeren Zeitraum (über viele Monate oder gar Jahre) zwischen die Zähne kommt. Denn: Das Saugen am Daumen findet unter stetigem Kraftaufwand statt. Das bedeutet, dass die Zähne des Oberkiefers nach vorn gedrückt werden, während gleichzeitig die unteren Zähne nach hinten verschoben werden. Dadurch kann – wenn über längere Zeit genuckelt wird – der sogenannte »Lutschbiss« entstehen: Die oberen Zähne stehen deutlich vor. Mitunter entsteht sogar ein regelrechtes Loch zwischen den oberen und unteren Schneidezähnen (»Schnullertor«). Eine spätere kieferorthopädische Korrektur ist meist unumgänglich.

Kleine Schnullerkunde

Die Palette der kleinen Sauger, die in den Regalen der Drogeriemärkte zu finden sind, ist bunt und variantenreich. Worauf sollte man beim Schnullerkauf achten? Ein wichtiges Entscheidungskriterium ist der Steg oder Saugerhals. Das ist das Verbindungsstück zwischen dem Saugkörper (also dem Lutschteil) und dem Schild (als Schild bezeichnet man die Mundplatte, die außen vor den Lippen bleibt). Die Größe dieses Stegs ist maßgeblich dafür, wie weit Ober- und Unterkiefer geöffnet werden müssen, um das Lutschteil in den Mund zu bekommen, daran zu saugen und auch noch schlucken zu können. Da ein Baby nicht mit offenem Mund saugt, umschließen die Lippen diesen Steg vollständig. Je dünner und flacher der Steg ist, desto weniger weit bleiben Ober- und Unterkiefer beim Saugen in geöffneter Position. Aus dieser Tatsache lässt sich ableiten, dass solche Schnullermodelle, die einen flachen und dünnen Steg zwischen Schild und Lutschteil besitzen, weniger Druck auf den Kiefer ausüben und folglich günstiger sind als solche, deren Steg sehr dick ist oder gar so rund wie ein Finger.

Das Material

Aus welchem Material der Schnuller Ihrer Wahl sein sollte, ist im wahrsten Sinne des Wortes Geschmackssache: Latex hat einen Eigengeschmack, den Sie aber etwas neutralisieren können, wenn Sie den Schnuller für drei Minuten in Milch auskochen (leider verbunden mit dem Nachteil, dass er dann schneller altert).

 Latex ist ein Naturmaterial und fühlt sich angenehm weich an. Latexschnuller haben eine bräunliche Farbe, sind sehr elastisch und reißfest. Häufiger Gebrauch und das damit verbundene Auskochen lassen sie allerdings nach einigen Wochen alt, schlaff und unappetitlich aussehen, weshalb offizielle Empfehlungen lauten, Latexschnuller alle vier bis sechs Wochen auszutauschen.

 Silikonsauger bestehen aus hochwertigem, sehr strapazierfähigem Kunststoff, der Dauernuckeln und häufiges Auskochen gut aushält. Silikonschnuller sind transparent und geruchsneutral. Aber:

Silikon ist nicht so elastisch wie Latex, was eine erhöhte Saugkraft erfordert, die sich auch auf die Zahnstellung auswirkt, wenn ein Kind länger schnullert. Außerdem lässt sich das Material leichter durchbeißen. Darum sind Silikonschnuller normalerweise nur in den Größen 1 und 2 erhältlich.

Die Größe

Die Hersteller bieten unterschiedliche Schnullergrößen an. Während es Latex-schnuller in den Größen 1 bis 3 gibt (die Größen richten sich nach dem Babyalter in Monaten), wird der Silikonsauger nur in den kleinen Größen angeboten. Ob man aber bereits nach ein bis zwei Monaten zum nächst größeren Schnuller wechseln muss, ist umstritten. Der Hersteller des Schnullers mit abgewinkeltem Schaft (siehe >) betont, dass der kindliche Kiefer hauptsächlich bis zum dritten Lebensmonat wächst, danach verändert sich ein Kiefer lediglich in der Tiefe, nicht jedoch in Breite und Länge. Das bedeutet, dass ein Schnuller nicht »mitwachsen« muss – im Gegenteil. Ein zu großer Schnuller erfordert beim Schlucken und Saugen einen großen Kraftaufwand, der Zahnfehlstellungen begünstigt.

SCHADSTOFF BISPHENOL A

Achten Sie unbedingt darauf, dass Sie einen Schnuller kaufen, der frei von Bisphenol A ist (das gilt übrigens auch für Spielzeug, Plastikfläschchen und Sauger). Diese hormonartigen Schadstoffe können das empfindliche Gleichgewicht der natürlichen Hormone von Babys stören und werden mit vielen Krankheiten (Unfruchtbarkeit, Brustkrebs, Hirnentwicklungsstörung) in Verbindung gebracht, die oft erst zu ei-nem späteren Zeitpunkt auftreten. Achten Sie darauf, dass die Mundplatte nicht aus Polycarbonat besteht, denn dieser Kunststoff wird aus Bisphenol A hergestellt.

Die Form

Es sind vier verschiedene Schnullermodelle auf dem Markt:


1 kirschförmig

 Kirschförmig geformte Schnuller: Diese Schnuller haben ein ballonförmiges, also rundes Lutschteil, in Anlehnung an die Form einer Brustwarze. Es gibt kein »oben« und »unten«, das Baby kann den Schnuller beliebig im Mund drehen. Leider haben solche Schnuller in der Regel einen sehr dicken Verbindungssteg zwischen Saugkörper und Mundschild und sind daher nicht zu empfehlen.


2 symmetrisch

 Symmetrisch geformte Schnuller: Hierbei handelt es sich um Modelle, deren Ober- und Unterseite gleich (länglich) geformt ist. Weder die dem Gaumen noch die der Zunge zugewandte Seite hat eine spezielle Form und Funktion. Auch hier bitte auf einen möglichst flachen Verbindungssteg achten!

3 kiefergerecht

 Kiefergerecht geformte Schnuller: Bei diesen Schnullern ist der Lutschteil an der unteren Seite etwas abgeflacht. Diese Form soll an eine Brustwarze erinnern, die sich stark verformt, wenn das Baby daran saugt. Die Zunge soll wenig verdrängt werden, während sich die runde obere Schnullerseite dem Gaumen anpassen soll. Auch hier gilt: Achten Sie auf einen flachen Verbindungssteg!


4 mit abgewinkeltem Schaft

 Schnuller mit abgewinkeltem Schaft: Die Form dieser neu entwickelten Schnuller erinnert an eine Treppe. Der Verbindungssteg ist außerordentlich flach und zudem noch abgewinkelt. Durch diese spezielle anatomische Form drückt der Saugkörper nicht so stark auf die Zunge, und das Schlucken wird nicht beeinträchtigt. Selbst wenn ein Kind, das bereits die ersten Zähne hat, an diesem Schnuller saugt, wird die Öffnung zwischen oberen und unteren Schneidezähnen so klein wie möglich gehalten.

Die Pflege

Kochen Sie den Schnuller vor der ersten Benutzung aus. Geben Sie ihn dafür in einen Topf mit reichlich kochendem Wasser und lassen Sie ihn etwa zehn Minuten kochen. Das Sterilisieren steht immer dann an, wenn der Schnuller auf den Boden gefallen ist, wenn ein anderes Kind ihn in den Mund genommen hat oder wenn er sonst unappetitlich oder schmutzig zu sein scheint. Wichtig: Schnuller lieber einmal zu viel als einmal zu wenig auskochen. Stecken Sie nie den Schnuller Ihres Babys in Ihren Mund, um ihn sauber zu lecken!

Argumente pro Schnuller

Für viele Babys ist der Schnuller ein idealer Trostspender – allzeit bereit und schnell einsetzbar. Das rhythmische Saugen daran beruhigt und hilft dem Baby, Erlebtes leichter zu verarbeiten und abzuschalten. Damit ist er eine willkommene Einschlafhilfe.

Wissenschaftliche Studien belegen, dass Babys, die während ihres Nachtschlafs am Schnuller saugen dürfen, ein geringeres Risiko haben, am plötzlichen Kindstod zu sterben. Ein Grund dafür könnte sein, dass die Säuglinge durch das regelmäßige Saugen automatisch ihre Atmung in Gang halten.

Argumente contra Schnuller

Während es anfangs nicht immer leicht ist, den Schnuller anzubieten, ist es später nicht immer leicht, den Schnuller wieder loszuwerden. Gerade die Anfangsphase kann sehr viel Kraft kosten – manche Eltern stehen mitunter 20-mal in einer Nacht auf, nur um ihrem Säugling den aus dem Mund gefallenen Schnuller zu reichen. Aber auch das Abgewöhnen ist eine strapaziöse Angelegenheit (siehe Kasten rechts).

Hinzu kommt, dass Eltern ihrem Kind oft vorschnell den Schnuller in den Mund schieben und ihm somit die Möglichkeit nehmen, seinen Unmut durch Laute kundzutun. Kritiker betonen, dass Kindern dadurch frühzeitig antrainiert wird, Kummer nicht preiszugeben, sondern stattdessen etwas in den Mund zu schieben.

SCHNULLERN – WIE LANGE?

Solange Säuglinge noch keine Zähne haben, können durch den Gebrauch eines Schnullers keine Zahnfehlstellungen hervorgerufen werden. Von daher könnte er eigentlich so lange benutzt werden, bis die ersten Zähne durchbrechen. Zwei Dinge sollten Sie aber berücksichtigen:

Erstens: Der Saugreflex nimmt in der Regel im zweiten Lebenshalbjahr ab, und das Bedürfnis des Kauens kommt auf. Es ist daher nicht notwendig, das Saugbedürfnis durch einen Schnuller zu verlängern. Am besten bieten Sie Ihrem Baby etwa ab dem achten Monat statt des Schnullers einen Beißring an.

Zweitens: Erfahrungsgemäß verhalten sich die wenigsten Eltern so, wie oben beschrieben (und von den Zahnärzten gewünscht). Denn warum sollte man einem Baby den Schnuller wegnehmen, wenn doch alle damit glücklich sind? Die Problematik liegt in der Zukunft: Wenn das Baby in seinem Schnuller einmal einen verlässlichen Freund und Tröster gefunden hat, wird es ihn später kaum freiwillig wieder abgeben. Und weil Eltern die Strapazen der Schnullerabgewöhnung so lange wie möglich hinauszögern, schnullern die meisten Kinder noch im Kindergartenalter – meist mit negativen Folgen für die Zähne und die Sprachentwicklung.

Alternative zum Schnuller

Beliebte Schmuse- und Lutschtücher sind Püppchen aus naturbelassener oder pflanzengefärbter Seide. Der Vorteil: Das Baby kann selbst danach greifen und daran lutschen. Seide ist sehr anschmiegsam, lässt sich leicht waschen und trocknet schnell.

Das große GU Babybuch

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