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Das Leben mit Baby meistern

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Am wohlsten fühlt sich ein Neugeborenes, wenn sich das Leben außerhalb des Mutterleibs vom Leben darin nicht allzu sehr unterscheidet. So hat es beispielsweise ein großes Bedürfnis nach Wärme, sehnt sich aber auch nach einer ihm bekannten Begrenzung. Kommen Sie den Wünschen Ihres Babys entgegen, indem Sie es stets warm halten – natürlich nicht so warm, dass es ins Schwitzen kommt. Schaffen Sie ihm eine Begrenzung, indem Sie ihm zum Beispiel anstelle des Stramplers einen Pucksack anziehen oder es eng in eine Babydecke einschlagen. Dafür wird der ganze Körper samt den Armen »eingepuckt«, sodass nur noch das Köpfchen herausschaut (siehe >).

Babys Gesundheit fördern

So sehr Sie sich auch bemühen, Ihrem Baby optimale Bedingungen für seine Ankunft zu schaffen, es gibt immer einige Dinge, die auf das Neugeborene zukommen und unvermeidbar sind. Hierzu zählt die Gesundheitsprophylaxe. Um bestimmten Erkrankungen aus dem Weg zu gehen oder Störungen von vornherein auszuschließen, empfehlen Kinderärzte folgendes Grundprogramm.

Vitamin K

Dieses fettlösliche Vitamin nennt man umgangssprachlich auch »Blutgerinnungs-Vitamin«. Vitamin-K-Mangel kann zu gefährlichen Blutungen führen, im schlimmsten Fall sogar zu Gehirnblutungen. Zugegeben, das kommt sehr selten vor. Dennoch: Erwachsene sind in der Lage, dieses Vitamin selbstständig im Darm zu produzieren. Der Darm eines Neugeborenen kann dies noch nicht in dem Ausmaß wie der eines Erwachsenen. Sobald der Säugling gestillt wird oder mit Vitamin K angereicherte Milchnahrung erhält, bekommt er das wichtige Vitamin. Vorausgesetzt, im kindlichen Darm gibt es eine intakte Fettverdauung und Fettaufnahme. Da es keine gesicherten Untersuchungen gibt, wie hoch der Vitamin-K-Gehalt der Muttermilch ist, und da dieser täglich stark variieren kann, sollten Sie Ihrem Kind Vitamin K zuführen. Ihr neugeborenes Baby bekommt 2 mg Vitamin K (Konakion MM; MM = Mischmicellen) in Tropfenform verabreicht. Und zwar dreimal: das erste Mal in den ersten 24 Stunden nach der Geburt sowie noch je einmal bei der U2 und U3. Die Vitamin-K-Gaben können Sie im gelben Vorsorgeheft nachlesen.

ALTERNATIVE

Die gängige Vitamin-K-Dosis (3-mal 2 mg) ist unnatürlich hoch. Aus anthroposophischer Sicht ist eine tägliche, niedrig dosierte Vitamin-K-Gabe ausreichend, um Mangelzustände zu verhindern. Wenn Sie sich für diese Variante interessieren, können Sie folgende Rezeptur in der Apotheke herstellen lassen: Phytomenadion (PHEOR) 6,26 mg, Oleum amygdalarum ad 20,0. Preis: etwa 7 Euro für 20 ml. Träufeln Sie davon Ihrem Baby zwölf Wochen lang täglich einmal vor einer Stillmahlzeit zwei Tropfen in den Mund.

Vitamin D

Vitamin D ist notwendig, damit der Körper die Mineralien Kalzium und Phosphat aus dem Darm aufnehmen und in den Knochen einlagern kann. Fehlt das Vitamin, kann es zu Knochenerweichung bis hin zur Knochenverformung (Rachitis) kommen. Zum Teil kann Vitamin D mit der Nahrung zugeführt werden, einen anderen Teil kann der menschliche Organismus in der Haut durch Sonnenlichtbestrahlung selbst produzieren und anschließend in Leber und Niere in die aktive Form umwandeln. Da aber in unseren Breitengraden – vor allem im Winter – wenig Sonnenlicht vorhanden ist, empfiehlt die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE), Vitamin D in Tablettenform zu verabreichen. Dabei bekommt das Baby im gesamten ersten Lebensjahr und im darauffolgenden Winter täglich 500 Internationale Einheiten (IE). Das erfolgt in Form einer kleinen Tablette, die in etwas Wasser auf einem kleinen Löffel aufgelöst und dann verabreicht wird. Später kann die Vitamin-D-Versorgung durch den Aufenthalt im Freien sowie durch die gezielte Auswahl von Vitamin-D-reichen Nahrungsmitteln gedeckt werden. Zu den Vitamin-D-haltigen Nahrungsmitteln zählen unter anderem eihaltige Teigwaren, Margarine, Lachs und Pilze.

Homöopathische Variante

Homöopathisch therapierende Kinderärzte empfehlen gerne eine Rachitisprophylaxe, deren Rohstoffe aus der Natur kommen. In der Apotheke gibt es die Produkte Apatit/ Phosphorus compositum (Tropfenform) und Conchae/Quercus compositum (Pulverform) zu kaufen. Dabei handelt es sich um verschiedene Kalke, deren Einsatz einer Rachitis vorbeugen kann. Die zusätzliche Bezeichnung »S« steht für Säuglinge, »K« für Kleinkinder ab dem achten Monat. Die Dosierung erfolgt nach Absprache mit dem Kinderarzt. Ansonsten gilt: Täglich sollen dem Baby morgens drei bis fünf Tropfen Apatit/Phosphorus compositum nüchtern mit etwas Muttermilch gegeben werden. Abends bekommt es vor der letzten Mahlzeit eine erbsengroße Menge Conchae/ Quercus compositum, die in Wasser oder Milch aufgelöst wird. Wichtig: Die Tropfen enthalten pro Gramm Flüssigkeit (Dilution) 18 Vol.-% Ethanol, also Alkohol!

Fluorid

Kinderärzte sind angehalten, Fluoridtabletten zu verordnen, die ab dem zehnten Lebenstag verabreicht werden sollen. Meist bekommen Mütter, die in einer Klinik entbinden, dort ein Rezept, auf dem ein gängiges Fluoridpräparat (mit Vitamin D kombiniert) verschrieben wird.

Was ist Fluorid?

Fluorid ist ein Salz, das unter anderem in Mineralien vorkommt. Es ist aber auch in geringen Mengen im Wasser und in der Luft enthalten, was erklärt, warum Fluorid in fast allen pflanzlichen und tierischen Geweben zu finden ist.

Wovor soll Fluorid schützen?

Einige Studien haben gezeigt, dass Fluorid die Zähne vor Karies schützen kann. Karies entsteht, wenn Bakterien auf den Zahnbelägen Zucker in organische Säuren umwandeln. Diese Säuren zerstören den Zahnschmelz – und schlimmstenfalls entsteht ein Loch im Zahn. Fluorid härtet den Zahnschmelz, sodass die Säuren weniger Chancen haben, ihn zu zerstören. Studien haben aber auch bewiesen, dass eine frühe Gabe von Fluorid den Zahndurchbruch erleichtert. Außerdem kann das Fluorid vom Körper dann bereits frühzeitig in den Zahnschmelz eingebaut werden.

ZAHNSCHUTZ

Die meisten Kinderärzte raten, Fluoridtabletten ab dem zehnten Lebenstag zu verabreichen, was allerdings von einem Großteil der Zahnärzte abgelehnt wird. Sie empfehlen wiederum die Verwendung einer fluoridhaltigen Zahnpasta mit Durchbruch des ersten Zahnes.

Wenn Sie Säuglingsmilchnahrung mit Mineralwasser anrühren, achten Sie auf den Fluoridgehalt im Wasser. Liegt er über 0,3 mg/l (für Babys von 0–6 Monaten) bzw. zwischen 0,3 und 0,7 mg/l (für Babys von 6–12 Monaten), ist keine weitere Tablettengabe notwendig.

Egal ob mit oder ohne Fluoridgabe: Packen Sie das Übel an der Wurzel und verzichten Sie bei der Babynahrung auf Zucker. Das gilt natürlich auch für zuckerhaltige Säuglingsmilchnahrungen.

Ab Durchbruch des ersten Zahnes ist die regelmäßige Zahnpflege mithilfe spezieller Baby- und Kinderzahnbürsten – in der ersten Zeit ohne Zahnpasta – sehr ratsam.

Wie lautet die Empfehlung?

Da in Deutschland das Trinkwasser nicht mit Fluorid angereichert wird (wie das etwa in einigen Teilen der Schweiz der Fall ist), wird empfohlen, Kindern zusätzlich Fluorid in Tablettenform zu verabreichen. Babys von 0 bis 12 Monaten bekommen dementsprechend täglich eine Gabe von 0,25 Milligramm (unabhängig vom Fluoridgehalt des Trinkwassers), die in der Regel mit der empfohlenen Vitamin-D-Gabe in einer Tablette verabreicht wird.

Was sagen die Kritiker?

Kritiker sind der Meinung, Fluorid sei ein Zellgift, welches nachweislich Organe wie Nieren, Herz und Leber schädigen könne, krebsauslösend wirke und wenig Wirkung gegen Karies zeige. Und so tauchen immer wieder verwirrende Meldungen auf: Während die Weltgesundheitsorganisation (WHO) Ende der 60er Jahre eine pauschale Trinkwasserfluoridierung als die sinnvollste Maßnahme für eine Kariesprophylaxe empfahl, haben sich – wegen seit Langem bestehender Bedenken – viele Länder von der Empfehlung distanziert, unter anderem Deutschland, die Niederlande und die ehemalige Sowjetunion. Anfang des Jahrtausends machten Schlagzeilen die Runde, in denen es hieß, Belgien wolle sämtliche Fluoridpräparate vom Markt nehmen und unter Verbot stellen. Als im Jahr 2000 die Deutsche Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde eine neue Empfehlung veröffentlichte, in der sie von den Fluoridtabletten abriet (siehe Kasten links), war die Verwirrung für die Verbraucher komplett.

Das große GU Babybuch

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