Читать книгу Nie zu alt, sich jung zu fühlen - Dr. med. Michael Teut - Страница 13
5. Deregulierte Wahrnehmung von Nährstoffen
ОглавлениеDer Einfluss von Stoffwechselprozessen auf das Altern wird derzeit wissenschaftlich verstärkt erforscht. Ausgangspunkt dieser Alterstheorie waren Erkenntnisse über die kalorische Restriktion.
Unter der kalorischen Restriktion versteht man, dass Organismen länger leben, wenn sie weniger Nahrung zu sich nehmen: länger gesund leben durch weniger essen. Schon 1933 publizierte der US-amerikanische Biochemiker und Gerontologe Clive McCay die Ergebnisse von Tierversuchen zur kalorischen Restriktion. Die wichtigste Erkenntnis war, dass Tiere, die 30 % weniger Nahrung zu sich nahmen, ihre Lebensdauer deutlich erhöhen konnten im Vergleich zu Tieren, die unbegrenzt Nahrung zu sich nahmen.
In einem viel beachteten Übersichtsartikel zum Thema (»Extending healthy lifespan – from yeast to humans«, 2010) im Magazin Science von 2010 stellten die Forscher Luigi Fontana, Linda Partridge und Valter Longo den Forschungsstand zur kalorischen Restriktion heute dar. So ließ sich im Experiment die Lebensdauer von Hefen verdreifachen, von Würmern verdoppeln bis verdreifachen und von Mäusen um 30 bis 50 % steigern, wenn die Nahrungszufuhr reduziert wurde.
Bei Menschen ist bisher nicht wissenschaftlich ausreichend untersucht worden, ob eine Nahrungsreduktion die Lebensspanne deutlich verlängert. Es ist derzeit aber klar, dass Nahrungsreduktion positive gesundheitliche Auswirkungen hat und das Risiko für typische Alterserkrankungen wie Übergewicht, Diabetes, Bluthochdruck, Krebs und Herz-Kreislauf-Krankheiten deutlich vermindert (Most et al. 2017).
Der Mechanismus, über den die Reduktion der Nahrungszufuhr auf die Gesundheit und Lebensdauer wirkt, besteht darin, Signale und Signalwege, die Nährstoffe im Organismus verstoffwechseln, auszuschalten oder herunterzuregulieren. Bei Säugetieren sind es vor allem Stoffwechselwege, die als Signale den Insulin-like Growth Factor 1 (IGF-1) oder das mTOR-Protein nutzen. IGF-1 ist ein Polypeptid, das als Wachstumshormon das Wachstum von Zellen anregt; das mTOR-Protein ist ein Signalgeber, der Wachstum und Überleben von Zellen steuert.
Der biologische Sinn hinter diesen Erkenntnissen: Wenn der Organismus in eine Hungerphase übergeht, werden Stoffwechselsysteme gebremst, und Zellen gehen in einen Ruhezustand über, um Hungerphasen möglichst gut zu überstehen (Fontana et al. 2010). Nahrungskarenz mit zellulärer Ruhephase bewirkt bei sehr vielen Lebewesen einen Antiaging-Effekt. Mehr Informationen zur kalorischen Restriktion beim Menschen sind im Kapitel über die Ernährung (siehe Kapitel »Ernährung«) zu finden.