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Warum aus Darmflora Darmmikrobiom wurde

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Inzwischen hat sich die Fachwelt auf eine Änderung der Begrifflichkeiten geeinigt. So spricht heute kaum noch jemand von Darmflora, sondern nun heißt es immer häufiger Mikrobiom (mikro = klein, biom = Großlebensraum, vorherrschende Lebensgemeinschaft) oder Mikrobiota, wenn von unseren mikrobiellen Untermietern (und ihren Genen) in unserem größten Verdauungsorgan die Rede ist. Den Ausdruck gibt es schon seit Ende der 1980er-Jahre, wiedereingeführt hat ihn der amerikanische Molekularbiologe und Nobelpreisträger Joshua Lederberg (1925–2008). Zugleich beklagte der große Forscher, dass bislang niemand die Bedeutung erkannt habe, die das Mikrobiom und seine Gene auf uns und unsere Gesundheit hätten. Dies rief Lederberg seinen Kollegen im Jahr 2001 zu. Leider war es ihm nicht mehr vergönnt, mitzuerleben, wie recht er mit seiner Forderung an die Wissenschaft hatte, unseren mikrobiotischen Mitbewohnern mehr Beachtung zu schenken – und herauszufinden, was sie alles für uns zu leisten vermögen.

Natürlich hört sich Mikrobiomforschung sehr viel interessanter an als Darmfloraforschung. Aber es ist auch schlichtweg falsch, »Bakterien« und »Flora«, also Pflanzen (Flora = Pflanzenreich!), in einen Topf zu werfen. Denn mittlerweile gilt es als unbestritten, dass Bakterien eine ganz eigene Lebensform bilden.

Und noch auf etwas anderes müssen wir, die Autoren, in diesem Zusammenhang hinweisen: Eigentlich ist der Begriff »Mikrobiom« der Gesamtheit aller uns (und andere Lebewesen) besiedelnden Mikroben vorbehalten. Es wäre also wissenschaftlich korrekter, wenn wir in diesem Buch konsequent von »Darmmi-krobiom«, »intestinalem Mikrobiom«, »Darmmikrobiota« oder auch von »gastrointestinaler Mikrobiota« sprechen würden. So wie auch – je nach Wohnstätte der Winzlinge – die Bezeichnungen »Hautmikrobiom« oder »Lungenmikrobiom« exakter wären.

Sei‘s drum: Im Augenblick sind es vor allem der Darm und seine Mikrobenansammlung, die im Zentrum des wissenschaftlichen Interesses stehen. Und das Interesse ist weiterhin ungebrochen: Mikrobiomforscher auf der ganzen Welt wetteifern darum, Puz-zlesteinchen für Puzzlesteinchen aufzudecken und diese dann so zusammenzufügen, dass sich ein schlüssiges Bild von all den Tätigkeiten der verschiedenen Akteure des mikrobiellen Lebens im Darm ergibt und davon, wie genau diese Mega-WG mit anderen Einheiten in unserem Körper funktioniert: mit dem Darm selbst und überhaupt mit dem gesamten Verdauungsapparat, aber auch mit dem Immunsystem oder dem Gehirn. Und weil viele von ihnen salopp von »Mikrobiom« sprechen, wenn sie eigentlich die Gemeinschaft der Darmbakterien meinen, schließen wir uns dieser Gepflogenheit der Einfachheit halber gern an.

Info

BEGRIFFSWIRRWARR

Manche Wissenschaftler wehren sich dagegen, »Mikrobiom« und »Mikrobiota« synonym zu verwenden. Sie wollen die Begriffe so verstanden wissen:

 Von der »menschlichen Mikrobiota« sprechen sie, wenn sie die Gesamtheit der uns besiedelnden Mikroorganismen meinen.

 Beim »menschlichen Mikrobiom« geht es um die Gesamtheit aller Gene der uns besiedelnden Mikroorganismen.

Es halten sich jedoch nicht alle daran – auch nicht die Forscher-gemeinde selbst.

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