Читать книгу Superorgan Mikrobiom - Dr. Nicole Schaenzler - Страница 8
DAS UNIVERSUM IM UNIVERSUM
ОглавлениеAuf jedem Quadratmillimeter der Haut und der Schleimhaut in Mund, Vagina und noch tiefer in uns drinnen, in Lunge oder Darm – überall wuseln Mikroben, allen voran Bakterien, aber auch Viren, Pilze und Archaeen, die auch »Urbakterien« genannt werden, weil sie den Bakterien ähnlich sind. Je nachdem, wo die Mikroben angesiedelt sind, bilden sie ihr eigenes Völkchen. Die Gemeinschaft im Mund ist also eine andere als die in der Achselhöhle, in der Nase oder im Magen.
Wie eklig, werden Sie jetzt vielleicht denken. Aber nein! Unser Mikrobenreich ist existenziell wichtig für uns und unser Überleben! Diese Erkenntnis ist erst wenige Jahre alt. Und sie hat die medizinische Fachwelt schier überwältigt.
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SIND WIR ALLE HOLOBIONTEN?
Seitdem fest steht, dass wir Menschen – ebenso wie Tiere, Pflanzen und überhaupt alle Mehrzeller – mit unserer Mikroben-Gemeinschaft eine Einheit bilden, wird darüber diskutiert, was man künftig anstelle von »Individuum« sagen könnte. Die größten Chancen, sich durchzusetzen, scheint der Begriff »Holobiont« zu haben. Geprägt wurde er 1991 von der amerikanischen Biologin Lynn Margulis (1938–2011), die sich für ihre Neuschöpfung vom griechischen hólos (= ganz, vollständig) und bios (= Leben) inspirieren ließ.
Überraschend ist es schon, dass wir erst jetzt davon erfahren. Wir wissen fast alles über die Erde und kennen so gut wie jedes ihrer Ökosysteme; wir haben den Mond besucht und den Mars besuchen lassen, wir versuchen seit Jahren herauszufinden, ob es auch auf anderen Planeten Leben gibt … Aber dass wir selbst optimale Lebensbedingungen für eine Vielzahl an winzigen Organismen bieten, haben wir übersehen. Jetzt jedoch bemühen sich Wissenschaftler auf der ganzen Welt fieberhaft, das Versäumte nachzuholen und die Wissenslücke zu schließen.