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Psychosomatische Fragen in der Kosmetik

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Zusammenhang zwischen Leiblichem und Seelischem

Eine der aktuellsten und interessantesten Fragen der heutigen Medizin und der Anthropologie – und daher auch für uns in der Kosmetologie – ist das eigentlich uralte menschliche Problem des Zusammenhanges zwischen Leib und Seele, zwischen körperlichen Erscheinungen und seelischen Ursachen. Durch die immer weiter voranschreitende psychosomatische Forschung wird ein neuer Schwerpunkt des psychophysischen Aspektes gebildet. Er erkennt das Seelische als grundlegende und bedeutungsvolle Lebenssphäre an, welche von ihren leiblichen Erscheinungen nicht zu trennen ist; so wie man weiß, dass angeborene, vererbte oder erworbene Körperschäden oder -mängel sich häufig in Form von psychosomatischer Depression, vermindertem Selbstwertgefühl, Resignation oder Kontaktscheue auszuwirken vermögen. Das grundlegende Problem besteht in der Frage, wie es denn überhaupt möglich ist, dass zum Beispiel eine seelische Depression Krankheiten und umgekehrt körperliche Erkrankungen oder Missbildungen, psychische Umstimmungen, Lebensunlust, Mattigkeit oder auch ein Gefühl der Unzufriedenheit hervorzurufen vermögen. Selbstverständlich interessiert uns im Rahmen unseres Behandlungsgebietes vor allem die Frage, inwieweit psychische Ursachen ästhetisch störende Hautsymptome entstehen lassen und andererseits, inwiefern diese Hautsymptome dann wiederum einen negativen Einfluss auf das Selbstwertgefühl und das Selbstbewusstsein eines Menschen ausüben können. Das heißt, wir fragen uns:

1 Welche grundlegenden kosmetischen Symptome sind möglicherweise psychogen verursacht?

2 Welche Ursachen können ihnen zugrunde liegen?

3 Wie sind sie im Rahmen der kosmetischen Praxis zu behandeln?

Psychogene Ursachen

Zunächst möchte ich die Fälle nennen, bei denen eine psychogene Ursache möglich ist und die in der Praxis tatsächlich auch häufig vorkommen:

1 Ein schubartiges, anfallartiges Auftreten von Hautunreinheiten.

2 Vorzeitig auftretende Alterserscheinungen der Haut.

3 Überempfindlichkeit, übersteigerte Reizreaktionen, Neigung zu Irritationen auf der Basis einer psychogen bedingten Disposition.

Akne-Anfall

Junge Menschen mit einem labilen Selbstwertgefühl reagieren oft in einer unbewusst psychischen Abwehr auf eine ungerechte Behandlung, auf Ärger oder eine Beleidigung mit einem spontan auftretenden Akneanfall. Häufig findet man diese Labilität bei Kindern, welche ein liebevolles Elternhaus entbehren müssen. Dass dieser psychisch spontan ausgelöste Akneanfall sich erst recht in einer Verminderung des Selbstwertgefühls und des Selbstbewusstseins äußert, ist eine Tatsache, die man im täglichen Leben beobachten kann.

Atrophie

Auch manche vorzeitige Atrophie kann seelisch bedingt sein: Sicher sind auch Ihnen schon die verhärmten und sorgenvollen, welk und müde aussehenden Gesichter von Menschen begegnet, welche eigentlich noch in den besten Jahren ihres Lebens stehen. Enttäuschungen im Leben, Unzufriedenheit, die menschliche Tragik eines zerstörten Lebens, unerfüllte Wünsche, die entweder zu hoch gesteckt waren oder die ein hartes, unerbittliches Schicksal zerschlagen hat: Sie haben ihre alt machenden Runen in die Gesichter eingegraben: Die Haut ist welk, faltig, fahl, leblos, apathisch.

Überempfindlichkeit und Hyperergie

Während die einen Menschen auf den zermürbenden Ärger des Alltags mit Müdigkeit und Resignation antworten, gibt es andere, die vollkommen extrem darauf reagieren: Sie zeigen ein übersteigertes Abwehrgefühl, ein hektisches Von-sichweisen von allem und jedem, was auf sie zukommt und an sie herantritt. Das sind die Menschen, welche infolge ihrer steten, gespannten Abwehrstellung im Leben auch symptomatisch zu einer Hypersensibilität, zu einer Überempfindlichkeit, zur Hyperergie, zu einer Nervosität der Haut neigen und mit Reizungen, Rötungen, ja sogar mit typischen Allergien reagieren.

Menschliche Betreuung

Die nervliche Belastung im Berufsleben spielt hierbei häufig eine ausschlaggebende Rolle. Sicher, die Frau kann und soll heute im Lebenskampf stehen, sehr oft muss sie es sogar. Aber es ist eine Lebenserfahrung, dass die Frau danach viel mehr als der Mann Stunden der inneren Sammlung braucht, um sich zu erholen. Und darin sehe ich eine menschliche Chance der kosmetischen Behandlung: Dass Sie die Möglichkeit haben, Ihrer Klientin im Institut diesen für sie so lebensnotwendigen inneren Ausgleich durch Ihre Behandlung zu geben. Es genügt oft schon, wenn die Klientin nur weiß und fühlt, dass jemand da ist, der sich um ihr schöneres Ich bemüht und es betreut. Ein heutiges Problem des Menschen besteht darin, dass er sich heimatlos fühlt: „ungefragt hineingeworfen in eine Welt und verdammt, in ihr zu vegetieren, um eines Tages wieder sinnlos zerstört zu werden“, wie Sartre es ausdrückt; und er sagt weiter, dass das Leben eine Qual sei, ein Fluch, vor dem uns ein Ekel ankäme. Sicher ist die Auffassung Sartres und damit des Existenzialismus extrem und negativ, aber Extreme beleuchten oft deutlich und hart die Tatsachen. Haben wir heute wirklich das Gefühl verloren, unser Leben als eine Gnade erhalten zu haben, um es dankbar zu empfangen? Ist es nicht eigenartig, dass in einer Welt Millionen wimmelnder Menschen, die aneinander vorübergehen, aneinander vorbei hasten, einander flüchtig begegnen, diese Menschen nicht mehr fähig sind, sich innerlich etwas zu geben?

Einsamkeit und Begegnungen

Vielleicht wissen Sie aus Gesprächen mit Ihren Klientinnen, dass gerade die menschliche Einsamkeit in der heutigen Zeit eine so grundlegende und besondere Rolle spielt, weil wir nicht mehr fähig sind zu einer inneren, wahrhaft wesentlichen Begegnung von Mensch zu Mensch, sondern lediglich zu einem mehr oder weniger äußerlich bleibenden, förmlichen Aufeinandertreffen. Vielleicht täusche ich mich – aber im Grunde bin ich davon überzeugt, dass der eigentliche und wahre Sinn einer kosmetischen Behandlung neben seiner notwendigen äußeren Form auch die Möglichkeit einer wesenhaften, inneren menschlichen Begegnung einschließt.

Heilende Hände

Frauen können heilende Hände haben. Man glaubt heute nicht mehr daran. Aber stellen wir uns vor, wie geborgen und heimelig sich ein krankes Kind fühlt, wenn seine Mutter ihm liebevoll über den Kopf streicht, wie es in diesem Gefühl einschläft und damit schlafend Heilung findet. Ebenso beruhigend oder belebend können Sie durch Ihre Hand unmittelbar auf Ihre Klientin einwirken und ihr unbewusst das Gefühl des Geborgenseins in Ihrer Pflege geben.

Vertrauen

Sicher ist das Vertrauen, das innerliche sympathische Mitgehen der Menschen, Voraussetzung dafür, dass Sie durch Ihre Hand Ihre Klientin in eine Sphäre der Harmonie zu lenken und zu geleiten vermögen. Es gibt sensible und feinfühlige Menschen, die mit Ihnen einen unbewusst erfühlbaren, sympathischen Kontakt finden: Es ist wie ein Gespräch ohne Worte: Die herzliche Art Ihrer Behandlung, die Feinfühligkeit Ihrer Hände sprechen für sich selbst und sie werden ebenso intuitiv erfühlend verstanden und empfunden.

Ich weise auf diese seelischen Dinge hin, weil Ihre seelische Sphäre, man könnte sagen, Ihre lebensvolle Atmosphäre, Schönheit geben zu können, das wertvollste Moment für den Erfolg Ihrer Behandlung darstellt, vor allem dann, wenn die ästhetisch störenden Symptome ursprünglich seelisch bedingt waren. Sie können daher nicht nur rein äußerlich gestaltend Schönheit schenken, sondern darüber hinaus auch die dazu notwendige innere, seelische Harmonie.

Das Hübsche

Dabei wollen wir allerdings ganz deutlich das Schöne von dem Hübschen unterscheiden: Hübsch ist ein mehr oberflächliches, wohlgefälliges Aussehen, das keine persönliche Tiefe besitzt, während Schönheit eine Harmonie ist, die aus einer seelischen Tiefe der Persönlichkeit über die äußeren Erscheinungen hinaus strahlt und die immer erhebend und beglückend wirkt. Es gibt sehr wohl Menschen, die hübsch sind, ohne schön zu sein und genauso auch Menschen, die man wohl auf den ersten Blick nicht als hübsch empfindet, und die dennoch aus der Tiefe ihrer Persönlichkeit schön sind. Dabei schließen sich das Hübsche und das Schöne gegenseitig nicht aus.

Das Schöne

Denken wir hier nur an das Bild einer Mutter, die sich über ihr schlafendes Kind beugt – das Gesicht von Glück und herzlicher Freude verklärt. Dieses Antlitz ist schön. Wir sehen daraus, dass für den Menschen die äußeren Erscheinungen und Symptome getragen werden von seiner seelischen Einstellung zu sich selbst, zu seinen Mitmenschen, zur Welt und ihrem Sinn. Wir erkennen andererseits die Bedeutung gerade unseres kosmetischen Berufes darin, wie sehr Phänomene, die die Harmonie der Erscheinung mindern, ihrerseits wiederum das Seelische im Menschen zu beeinträchtigen und zu stören vermögen, so dass die manuelle und präparative Behandlung von einer seelischen, menschlichen Betreuung nicht zu trennen ist, um vollen Erfolg zu erzielen.

Das Seelische

Der Bereich des Seelischen, des Humanen und deren Berücksichtigung werden heute mehr und mehr in den Vordergrund unserer wissenschaftlichen und praktischen Betrachtungen gestellt. Ich erinnere hier nur an die Psychotherapie in der Medizin, an die psychische Menschenführung in den modernen Betrieben, an die seelischen Probleme der heutigen Psychologie und Pädagogik. All diese Strömungen wurden wachgerufen, weil man erkannt hat, dass eine rein logische, rationale und äußerlich systemal aufgebaute menschliche Gesellschaft an der Macht des seelisch Unbewussten scheitern muss, wenn sie diese nicht berücksichtigt. Sollten wir daher in der Kosmetik und in der Kosmetologie auf diese Erkenntnisse verzichten, wo wir doch stets als Mensch dem Menschen gegenüberstehen und ihm selbst unmittelbar begegnend helfen wollen?

Das Unbewusste ist und muss der Urgrund weiblichen Wesens und Sichdarlebens bleiben, aus dem die Frau den Weg in die Welt des Bewussten und des Bewusstwerdens im Leben geht. Durch das Erahnen der Kräfte der Natur in sich wird der menschliche Geist aufgefordert, in das heilige Dunkel des inneren Wesens von sich selbst und der Erscheinungen einzudringen. Wenn sie diesen Weg ins eigene Innere wagt, dann hat gerade die Frau die Fähigkeit, den Zusammenfluss und das Zusammenspiel der einzelnen Kräfte des Lebens und des Daseins zu erspüren und zu ergründen. Aber sie darf die Dinge und die Menschen nicht nur von außen betrachten, sondern Erfühlung, Einfühlung und Intuition müssen aus dem äußeren Bild der Form und der Gestalt des Erscheinenden das innere Wesen zu empfinden suchen. Darin gründet für uns Menschen heute der geistige Wert der Frau, vor allem in der Begegnung von Mensch zu Mensch.

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