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Psychologischer Einfluss differenzierter Behandlungsverfahren

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Wenn wir über die praktische psychologische Einflussnahme in der kosmetischen Behandlung sprechen, so meinen wir damit nicht eine Psychotherapie im Sinne einer speziellen Behandlung durch einen Psychologen, sondern eine grundlegend menschliche Angelegenheit in der Begegnung von Menschen – in der Kosmetik insbesondere die Begegnung von Frau zu Frau.

Denn wir erkennen heute die Wirklichkeit der Seele nicht nur als einen in sich geschlossenen Eigenbereich des Individuums, sondern, je länger, desto eindringlicher, als eine zwischenmenschliche Wirksphäre konkreter Begegnungssituationen im Raume eines in Partnerschaft gelebten und erlebten Daseins.

Möglichkeiten psychischer Einflussnahme

Bevor wir jedoch besondere Verfahren nennen, fragen wir uns, bei welchen Gelegenheiten sich in der Praxis überhaupt die Möglichkeit psychischer Einflussnahme auf die Klientin und damit auf den Erfolg der Behandlung bietet:

1 Die erste Begegnung als ein aus dem Unbewussten entspringender psychischer Prozess gegenseitigen Erfühlens subjektiver Sympathie oder Antipathie.

2 Die daraus sich anbahnende dialogische Partnerschaft zwischen Ihnen und Ihrer Klientin.

3 Das gezielt formulierte und zur individuellen Differenzierung führende Gespräch als Grundlage für Anamnese und Diagnostik.

4 Die Massage als ein Mittel unmittelbarer psychosomatischer Einflussnahme.

Für die Praxis ergeben sich daraus die Fragen:

1 Worin liegt das grundlegende psychische Motiv dieser vier Behandlungsphasen?

2 Inwieweit ist deren Anwendung methodisch und systematisch zu gestalten?

Die erste Begegnung

Die erste Begegnung ist ein unbewusstes Urteilen, ein rein subjektives, gegenseitiges Sich-Erfühlen, welches nicht methodisch fassbar ist. Im Gegenteil, jede Methodik würde sogar die Unmittelbarkeit der damit verbundenen unbewussten, gegenseitigen Wertung eher stören als fördern. Erleben Sie es nicht bei jeder neuen Klientin immer wieder, dass Sie sich fragen: Wer ist dieser Mensch, der da über die Schwelle hereintritt und mir Angesicht zu Angesicht gegenübersteht? Was sucht sie? Ob ich wohl helfen kann? Die erste persönliche Begegnung ist somit immer wieder ein spannungsvoller Augenblick. Aus Hoffnungen und Zweifeln, die im Moment noch nicht ausgesprochen werden, knüpft sich bereits unbewusst ein Faden gegenseitigen Kontaktes. Es sollte ein Band persönlichen Vertrauens werden: Es stehen sich zwei Partner gegenüber: Ihre Klientin, die sich wünscht, hübscher auszusehen, um beneidet und geachtet zu werden, und Sie als erfahrene Kosmetikerin, die eine Menge Wissen und Erfahrung mitbringt. Ihre Klientin, voll Zweifel, ob ihr Wunsch erfüllbar ist, verlangt Ihren ganz persönlichen Einsatz. Ihr Einsatz, Ihre Persönlichkeit und die bewährte, wohlfundierte Wirkung der anzuwendenden Präparate sind die Basis für eine erfolgreiche Behandlung.

Individuelle Person

In der Kosmetik wird im Grunde das Personale angesprochen, die einmalige Persönlichkeit in ihrer absoluten Subjektivität. So verlagert sich grundlegend die Frage vom Was der Symptome auf das Wer, von den sachlichen Erscheinungen zur individuellen einmaligen Person.

Prozessualität des Sich-Begegnens

Die Behandlung ist nicht etwa ein einseitiger Vorgang nur von Ihnen als der behandelnden Kosmetikerin gesehen, sondern sie ist ein Prozess der Gegenseitigkeit, welcher auf der Aufgeschlossenheit, die in jedem suchenden Menschen vorhanden ist, aufbaut. Das heißt, Ihre Klientin ist nicht etwa nur passiv: Durch ihre innere Einstellung, durch ihre Bejahung oder Verneinung der Behandlung ist sie Partnerin auf dem Weg zu einem gemeinsamen Erfolg. Daraus ergibt sich für Sie und Ihre Klientin als ein lebendiger Vorgang die dialogische Partnerschaft.

Die dialogische Partnerschaft

Die dialogische Partnerschaft zwischen Ihnen und Ihrer Klientin setzt eine innermenschliche Behandlung als eine nach innen, in das Seelische hineingerichtete Persönlichkeitspflege auf der Basis eines gegenseitig sympathischen Kontaktes voraus.

Dialogische Behandlung

Nur in diesem dialogischen Vorgehen zusammen mit der Klientin werden deren latente Kräfte und Fähigkeiten mit in den Behandlungsprozess einbezogen. Deshalb sollte der Behandlungsprozess schon von Anbeginn ein echtes gemeinschaftliches Geschehen zwischen Ihnen und Ihrer Klientin sein, welcher aus der ersten, noch unbewussten Begegnung hinüberführt in die Bewusstheit der personalen Zwiesprache.

Das Gespräch, der Dialog

Die Spannung der ersten Begegnung löst sich mit dem Austausch der ersten Worte. Was die erste Begegnung als ein personaler Vorgang unbewusst in sich birgt, das will das Gespräch dem anderen Behandlungspartner kundtun und von ihm vernehmen. Es gibt Ihnen die Grundlage zur Anamnese, zur Beurteilung Ihrer Klientin hinsichtlich ihrer Wünsche und Anliegen, hinsichtlich der Motivation, welche Ihre Klientin bewegt hat, zu Ihnen zu kommen, sowie ihrer Vorstellungen und Einstellung. Es bildet die Ergänzung Ihrer Hautdiagnose, insbesondere im Hinblick auf Neigungen und Tendenzen, die möglicherweise psychisch bedingt sein können und daher nicht unmittelbar diagnostisch feststellbar sind.

Sich Aussprechen

Das Gespräch ist insofern ein grundlegender Teil der Behandlung, als das Sichaussprechenkönnen in vielen Fällen eine notwendige Voraussetzung für die Bejahung der Behandlung darstellt. Im selbstgewählten, formulierten und ausgesprochenen Wort stellt sich der Mensch den ihn bewegenden Problemen. Es ist ein Sichbewusstmachen der unbewussten Problematik, die oft in ihrer bisherigen „Unverdautheit“ die seelische Ursache für körperlich erscheinende Symptome darstellt. Durch die Formulierung zum Wort im Gespräch mit Ihnen vollzieht sich in der Klientin ein unbewusster Prozess der inneren Entspannung und Lösung.

Positive Ausdrucksform

Durch das Gespräch, in jeweils positiver Form des Ausdruckes, sind Sie in der Lage, den natürlichen Schönheitswunsch selbst psychisch zu stärken und die natürliche Gesundungstendenz positiv zu beeinflussen, indem Sie die oft durch eine falsche Erziehung, durch Vorurteile oder Selbstsuggestion hervorgerufenen negativen psychischen Einflüsse zu neutralisieren und aufzulösen vermögen. Das Gespräch bereitet somit vor, was die nachfolgende Behandlung der Massage als ein Fühlungnehmen von Körper zu Körper suggestiv zu wirken vermag, nämlich das Gefühl der Geborgenheit in der therapeutischen Gemeinschaft, das Gefühl zur Ruhe, zum inneren Frieden zu kommen in der menschlichen Fürsorge der Behandlung. Ihre Klientin weiß: „Es ist jemand mit mir da, der sich um mich kümmert!“

Die Behandlung

Die Behandlung ist im Ursinn des Wortes ein Tätigsein der Hand und durch die Berührung des Körpers gleichsam der Ausdruck für ein Überfließen des Emotionalen. Das Unbewusste, das Vegetative der Behandelnden und der von ihr Behandelten sind gleichsam in Kommunikation. Die Fühlung von Hand zum Körper des anderen Menschen ist vom gegenseitigen Wesen und Wollen getragen und ist unausgesprochen im Stillen spürbar. Denn wenn Sie anderen Menschen helfen, sie unbewusst geleiten und führen wollen, dann müssen Sie mit ihnen Fühlung haben, körperlich und seelisch. Ich hatte schon darauf hingewiesen, dass die Frau, vor allem als Mutter, heilende Hände hat, die geradezu eine Suggestivwirkung auszuüben vermögen, entweder beruhigend, ausgleichend, heilend oder aber anregend, belebend, Stärke, Kraft und Mut spendend. Das Mysterium heilender Hände spielt schon in den ursprünglichsten Heilverfahren eine grundlegende und bedeutende Rolle zu Zeiten, als Arzttum und Priesterschaft noch in einer Person vereint waren.

Hand-Massage

Was die ruhige und entspannte Art der Behandlung und das bewusst und gezielt geführte Gespräch somit vorbereiten, das kann Ihre Massage unmittelbar psychosomatisch vollenden. Die rein somatische Einflussnahme ist bei der Massage von Hand durch den Druck, den Arbeitsfluss, durch die Zügigkeit und den systematischen Aufbau der Griff- und Partiefolge gegeben. Bei der Berührung eines anderen Körpers mit der Hand fließt ein galvanischer Strom, der messbar und daher physikalisch nachweisbar ist. Außerdem kommt es zu einer Intensivierung des Lymph- und Blutstromes. Es tritt eine Temperaturerhöhung vor allem in verkrampften Muskel- und Gewebepartien ein, eine Rötung, eine erhöhte Perspiration.

Pulsfrequenz

Der gleich bleibende Rhythmus und das schnellere oder langsamere Tempo der Massage beeinflussen physiologisch die Frequenz des Pulsschlages. Sie wissen sicher, dass Sie durch die Massage die Pulsfrequenz messbar verlangsamen oder beschleunigen können. Dabei bewirkt eine Erhöhung der Pulsfrequenz meist einen erhöhten Erregungszustand, eine Stimulation, während eine Verminderung des Pulsschlages ein Gefühl der Müdigkeit und des Schlafbedürfnisses hervorruft.

Der Suggestivgriff

Andererseits können Sie entspannend und lösend im neurovegetativen Sinne auf Ihre Klientin einwirken, indem Sie den so genannten Suggestivgriff anwenden: Sie beginnen mit beiden Händen an der Nasenwurzel, streichen über die Stirn zu den Schläfen, wo sie beherzt nach abwärts-auswärts drücken, um anschließend unterhalb der Augen über das Jochbein zur Nasenwurzel zurückführen. Diesen Griff machen Sie gegen Ende der Massage jeweils dreimal hintereinander, lediglich unterbrochen durch allgemeine streichende oder knetende Massagegriffe der Stirne, der Schläfen oder Augenpartien. Sie rufen damit ein ausgesprochen angenehmes Gefühl, ein Bedürfnis nach Ruhe und Schlaf hervor. Ihre Klientin ist in diesem Zustand eines entspannten Wachens oder Halbschlafs im Unbewussten besonders aufnahmefähig und ansprechbar. Wenn Sie ihr nun ganz ruhig sagen, dass sie sich eine Viertelstunde vollkommen entspannt ausruhen oder sogar schlafen kann, dann folgt Ihre Klientin meist von sich aus, dem eigenen Wunsch entsprechend Ihrem Hinweis, der in Wirklichkeit eine leichte Suggestion darstellt.

Schönheitsschlaf

Nach diesem suggerierten Kurzschlaf, einem äußerst wertvollen und unersetzbaren psychischen Behandlungsmoment, zeigen Sie Ihrer Klientin im Spiegel, wie gut erholt und schön entspannt sie nunmehr aussieht. Dieses kleine Selbsterlebnis wird wohl bewusst, aber noch viel stärker im Unterbewusstsein intensiv aufgenommen und es wirkt sich auf den Gesamterfolg Ihrer Behandlung – physisch für das Erscheinungsbild und psychisch für das Selbstwertgefühl – besonders vorteilhaft und vor allem nachhaltig aus.

Psycho-Synthese

Die komplexe Einflussnahme der verschiedenen Behandlungsstadien und Möglichkeiten in der Kosmetik möchte ich im Gegensatz zur Psychoanalyse Psychosynthese nennen: Denn, wenn wir abschließend kurz wiederholen, so bleiben die Prozesse der ersten Begegnung zunächst noch vollkommen im Unbewussten, im Emotionalen verborgen. Es bahnt sich eine dialogische Partnerschaft zwischen Ihnen als Behandelnder und Ihrer Klientin als der für Ihre Behandlung Aufgeschlossenen an. Das Gespräch führt in ein gegenseitiges Erkennen und Bewusstmachen im geformten Wort und Satz. Die Tat der Behandlung im eigentlichen Sinn des Wortes – der tätigen Hand – vereint das unbewusste und bewusste Sichbegegnen im gemeinsamen Werk als einen umfassenden Komplex. Ihr Endziel ist ein Wirken am Menschen, am ganzen Menschen, um ihm auf dem Wege über die äußere, leibhafte Harmonie der Erscheinung den inneren seelischen Weg zu sich selbst und damit wiederum ins Leben zu erleichtern. Denn der Leib ist die organische Erscheinung des Lebens, auf deren Basis sich das Seelische und Geistige in ihren Vollzügen, Handlungen und Taten des menschlichen Daseins aufbauen. Wenn Portmann daher in seinem Buch „Biologie und Geist“ schreibt, dass der Mensch in seiner ganzen Entwicklung und Formung auf sein Menschsein hin angelegt ist, dann ist das so zu verstehen, dass die Erscheinung des Menschen, die gestalthaften Ausprägungen ihn bestimmen und beeinflussen. In diesem gegenseitigen Sichdurchdringen und Ineinander-Verwobensein des Leiblichen und des Seelischen liegt die Möglichkeit für uns in der BioKosmetik, seelisch das schöne, harmonische Aussehen von Menschen zu formen und zu gestalten, sowie umgekehrt durch die ästhetisch ansprechende Erscheinung den Menschen das Gefühl der Zufriedenheit mit sich selbst und mit dem Leben zu schenken.

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