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Kosmetische Behandlung und Selbstwertgefühl

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Im Mittelpunkt all unserer Bemühungen steht der Mensch als Person, als ein körperliches, seelisches und geistiges Wesen. Die psychischen Momente während der kosmetischen Behandlung enthalten das von uns berücksichtigte seelische Motiv für die Möglichkeit einer psychischen Behandlung in der Kosmetik: das Selbstwertgefühl.

Selbstwertgefühl

Zur Erklärung des Selbstwertgefühls gehen wir davon aus, dass wir Menschen uns in der Bewusstheit unseres eigenen Ichs erleben. Als Individuum, als Person heben wir uns von der Umwelt und Mitwelt als ein eigenständiges Selbst ab. Andererseits treten wir mit anderen Personen in Wechselwirkung, wir müssen uns mit ihnen auseinandersetzen und uns selbst ihnen gegenüber durchsetzen. Dieses Selbstgefühl erleben wir im ersten Fall als Selbstvertrauen, im zweiten Fall jedoch als das eigentliche Selbstwertgefühl. Der Grad des jeweiligen Selbstgefühles ist dabei innerlich abhängig von der Intensität eines individuellen Biotonus, eines vitalen Turgors, einer so genannten Vitalkraft in Form einer unbewussten psychosomatischen Grundkonstitution. Aus diesem Grund sind Selbstvertrauen und Selbstwertgefühl nicht ein für allemal unveränderlich gegeben. Sie wandeln sich von Mensch zu Mensch, wie auch innerhalb des Lebens eines jeden Einzelnen. Gute oder schlechte Erfahrungen und Erlebnisse, Erfolge oder Misserfolge, Zuspruch oder Widerspruch anderer Menschen erhöhen oder vermindern sie.

Wir Menschen treten nicht nur als Lebewesen auf, denen es um Selbsterhaltung und Selbstdurchsetzung im Lebenskampf geht, sondern wir sind als Persönlichkeit Träger eines Wertes und einer menschlichen Würde. Dieses Erleben von Wert und Würde der Person empfinden wir in Bewusstheit vor uns selbst als Eigenwertgefühl. Wir erleben dieses Gefühl aber auch in Bezug auf unsere Mitmenschen als Geltungsbewusstsein.

Eigenwertgefühl und Geltungsbewusstsein

Das Selbstwertgefühl hat somit zwei Seiten: Nach innen gerichtet als Eigenwertgefühl und nach außen gerichtet als Geltungsbewusstsein. Beide Momente sind an sich voneinander unabhängig. Was jedoch den Grad angeht, so unterscheiden wir zwischen einem positiven oder gehobenen und einem negativen oder gedrückten Selbstwertgefühl.

Positives Selbstwertgefühl

Das positive, gehobene Selbstwertgefühl kann verschiedengestaltig auftreten. Sie wissen, dass zum Beispiel die Jugend in ihrer überschäumenden Dynamik das Vorrecht der Selbstüberschätzung hat. Deren oft übersteigertes Selbstbewusstsein ist ein unkritisches Selbstwertgefühl, welches in einem Mangel an Lebenserfahrung, Vorstellungsvermögen und Urteilskraft gründet.

Dämonisches Selbstwertgefühl

Es gibt außerdem ein dämonisches Selbstwertgefühl oft genialer, leistungsstarker Menschen, die von der Einzigartigkeit ihres Ichs überzeugt sind. Dieses übersteigerte Selbstwertgefühl kann krankhaft ausarten, wenn dem sich selbst zugelegten Geltungsanspruch die innere, schöpferische Fülle oder aber das intuitive Gefühl für die kosmische Tiefe echter, schicksalhafter Verbundenheit fehlen.

Aristokratisches Selbstwertgefühl

Manche Menschen bringen von Natur aus ein aristokratisches Selbstwertgefühl mit, welches mit dem Pathos der Vornehmheit das besondere, qualitative Sein der Persönlichkeit an sich selbst ausdrückt. Der Ausdruck dieses starken Selbstgefühls ist der in sich bewusst gründende, absolut positiv zu wertende Stolz der betreffenden Menschen – im Gegensatz zum Hochmut der Überheblichkeit.

Narzisstisches Selbstwertgefühl

Das gehobene Selbstwertgefühl äußert sich oft darin, dass Menschen in sich selbst und in ihr Bild verliebt sind, sich selbst bewundern und sich gerne bewundern lassen. Deren Grundhaltung ist allerdings die Eitelkeit, ihr Eigenstreben die Geltung und vor allem wollen sie sich dieser Geltung in der Mitwelt auch stets voll und ganz bewusst sein. Sie heischen nach Beifall, nach Anerkennung und Verherrlichung des Ichs.

Das scheinbare Selbstwertgefühl

In der Praxis und im Leben begegnen uns aber viele Menschen mit einem nur scheinbar gehobenen Selbstwertgefühl. Dieses ist jedoch unecht, nur gespielt, eine kompensatorische Verkleidung und Verhüllung eines innerlich gestörten, verminderten oder abwegigen Selbstvertrauens. Es handelt sich dabei um Menschen mit einer erhöhten Empfindlichkeit, Kränkbarkeit und Verletzbarkeit, die stets in Sorge um ihr Prestige sind.

Negatives Selbstwertgefühl

In den Begegnungen mit Menschen, welche ein vermindertes, gedrücktes oder negatives Selbstwertgefühl haben, können wir neben sozialen – scheinbaren oder tatsächlichen – Mängeln vor allem körperliche Diskrepanzen, sichtbare Organschäden, missgestaltetes Aussehen als grundlegende Ursachen feststellen. Die innere Reaktion der einzelnen Menschen auf ihr eigenes negatives Selbstwertgefühl ist jedoch eigenartigerweise konträr:

Resignation

Die einen resignieren, ihr Selbstwertgefühl ist gleichsam gelähmt bis zur vollkommenen Zerstörung des Bewusstseins ihres eigenen persönlichen Wertes. Diese Menschen sind kontaktscheu, selbstunsicher, gehemmt, verlegen, oft auch übertrieben bescheiden und schüchtern.

Überkompensieren des Selbstwertgefühls

Die anderen hingegen lehnen sich gegen das aufkeimende, niederdrückende Gefühl eines verminderten Selbstwertes auf und wählen den Weg der Kompensation, unter anderem durch ein besonders selbstbewusst erscheinendes Gehabe betonter Forschheit, eines besonders imponierenwollenden Gebarens, sogar der Anmaßung, der Rechthaberei oder ähnlicher Verhaltensmuster, jeweils nur um das eigene, negative Selbstwertgefühl vor der Mitwelt zu maskieren.

Sentimentale Charaktere

Es gibt darüber hinaus ein sentimentales Ichgefühl. Menschen mit sentimentalem Ichgefühl weiden und freuen sich an ihrem Gefühl verminderten Selbstwertes und genießen es gewissermaßen masochistisch. Ihr Leiden an ihrem negativen Gefühl ist ihnen Lebensbedürfnis und Lebensinhalt. Sie fühlen sich in der Haut ihres verminderten Selbstwertes vollkommen zufrieden und wohl.

Bedeutung für die kosmetische Praxis

Hat diese Differenzierung des Selbstwertgefühls auch eine Bedeutung für die Praxis? Diese Frage ist aufgrund vielfältiger Erfahrung zu bejahen. Wir haben festgestellt, das Selbstwertgefühl ist:

1 Geltungsbewusstsein mit dem Schwerpunkt der Anerkennung in der Umwelt.

2 Eigenwertgefühl vor sich selbst, vor dem eigenen Inneren.

Der Mensch und seine Umwelt

Wenn man die einzelnen Klientinnen danach fragt, aus welchen Motiven sie kosmetischen Rat und kosmetische Behandlung suchen, so geht aus ihren Antworten hervor, dass im Vordergrund der überwiegenden Zahl das Streben nach Wohlbefinden, Gesundheit, Entspannung und Pflege, nach dem Erlebnis, auf die Mitwelt schöner, gefälliger oder anziehender zu wirken steht. Dass dieses äußere Moment auch heute noch überwiegend stark betont wird, hat seinen Grund in der menschlichen Eigenart, dass wir gesellige Wesen sind, die unbedingt des Kontakts, der Resonanz, der Relationen zur Mitwelt bedürfen. Das Motiv des Geltungsstrebens überwiegt auch deswegen, weil für einen Teil der Menschen das Dekorative wichtig ist, wie man der Publizistik entnehmen kann. Aber daher kommt es eben, dass in der Öffentlichkeit nur das rein äußerliche Zurechtmachen bekannt ist, nicht die eigentliche BioKosmetik in ihrer umfassenden Bedeutung einer Gesundheitspflege von Haut und Körper und einer ästhetischen Pflege des Menschen zu einem gesunden, harmonischen Selbstwertgefühl. Es ist interessant und aufschlussreich, feststellen zu können, dass in zunehmendem Maße die Klientinnen, welche die heutige Kosmetik in ihren umfassenden drei Tätigkeitsbereichen kennen gelernt haben, nicht mehr nur wegen des bloßen Geltungsbewusstseins den Weg zur kosmetischen Behandlung suchen, um das beglückende und erhebende Gefühl eines in sich harmonischen Eigenwertes und Selbstvertrauens während und nach der Behandlung erleben und erfahren zu können.

Eigenwert und Selbstvertrauen

Dieses durch die Behandlung erweckte, gehobene Eigenwertgefühl wirkt wie ein belebender, erquickender Impuls für das Leben im Alltag. Wenn Ihre Klientin spürt, dass diese Kraft des inneren Aufschwunges und Auftriebes, die Sie ihr durch die kosmetische Behandlung gegeben haben, unter den negativen Einflüssen der Umwelt anfängt nachzulassen, dann spürt sie ganz aus sich selbst heraus wieder den Wunsch, ihres Eigenwertgefühles wegen, zu Ihnen zur kosmetischen Behandlung zu gehen. Dann spielt Wiedererwecken und das Stärken des Eigenwertgefühles und des Selbstvertrauens die größere und – wenn auch meist unbewusst – die bestimmendere Rolle als das Geltungsbewusstsein und das bloße Streben nach Anerkennung in der Mitwelt.

Reaktionen der Umwelt

Der innere Wunsch nach einer Wiederherstellung eines gesunden und lebensnotwendigen Eigenwertgefühles steht jedoch in all den Fällen schon von vornherein im Vordergrund, bei denen die Klientin infolge ästhetisch störender Hauterscheinungen eine Beeinträchtigung ihres Selbstwertgefühles bewusst empfinden und erleben muss. Dabei spielen auch negative Reaktionen der Umwelt eine Rolle. Der Wunsch nach der Wiedergewinnung des eigenen Wertgefühls ist in diesen Fällen deutlich und klar ausgeprägt und wird auch bewusst genannt. Hier überwiegt das Motiv des Eigenwertgefühles weit über das bloße Geltungsbewusstsein, wenn dieses auch eine sekundäre, ergänzende Rolle bei der Motivation spielt.

In diesem Zusammenhang möchte ich noch darauf hinweisen, dass das Motiv in seiner Ganzheit individuell von der persönlichen Grundstimmung und Lebenseinstellung der betreffenden Person abhängig ist. Andererseits sind auch die liebevoll verstehende oder kalt ablehnende Art und Weise der Mitwelt bestimmend für den Grad und die Intensität des Selbstwertgefühls und des Eigenwertgefühls. Auch hier besteht, wie in allen zwischenmenschlichen Beziehungen und Relationen, ein lebendig sich veränderndes Wechselspiel von Eigencharakter und Umwelterlebnis.

Motivation der Kosmetik

Daraus ergibt sich, dass das Selbstwertgefühl im zweifachen Sinne seiner Bedeutung – als Geltungsbewusstsein und als Eigenwertgefühl sowie in der Vielfalt seiner Erlebensformen – im Positiven wie im Negativen eine grundlegende Rolle für die Motivation spielt, den Weg zur kosmetischen Behandlung zu gehen. Ist es für Sie in der Praxis notwendig zu wissen, ob mehr das Geltungsbewusstsein oder mehr das Eigenwertgefühl die Klientin zu Ihnen geführt hat? Auch diese Frage ist zu bejahen. Denn mit den drei Tätigkeitsbereichen der heutigen Kosmetik beeinflussen Sie die psychische Einstellung ihrer Klientin verschiedenartig, und zwar:

1 Mit der dekorativen Kosmetik sprechen Sie ausschließlich das Geltungsbedürfnis und das Geltungsbewusstsein an.

2 In der BioKosmetik, speziell durch die beruhigend oder stimulierend durchgeführte Massage, beeinflussen Sie primär das Eigenwertgefühl, aber durch den sichtbaren Erfolg der Behandlung als deren Folge auch wiederum das Geltungsbewusstsein.

3 Mit einer psychisch fundierten Behandlungsmethodik nehmen Sie unmittelbar Einfluss auf das innere Eigenwertgefühl, auf das Selbstbewusstsein und Selbstvertrauen.

Untrennbar: Das Physische und Psychische

Wenn wir zusammenfassen, so sehen wir, dass sich bei der kosmetischen Behandlung in allen Behandlungsphasen das Leibliche und das Seelische nicht trennen lassen. Es wäre ein Irrtum, anzunehmen, dass ein optimaler Erfolg nur durch das eine oder nur durch das andere erreichbar wäre. Die physischen Methoden sind ebenso notwendig wie eine psychische Systematik. Sie ergänzen einander, ohne dass das eine das andere zu ersetzen vermag. Beide Methoden, beide Möglichkeiten sind notwendig, und auch ihre Wirkungen bedingen und ergänzen sich gegenseitig: Die sympathisch wirkende körperliche Erscheinung beeinflusst das Selbstwertgefühl, so wie andererseits ein gesundes Selbstvertrauen das Aussehen, den Ausdruck, die Mimik und Gestik, das ganze Verhalten eines Menschen nach außen harmonisch gestaltet und durchwirkt. Wir Menschen sind nun einmal Wesen von Leib, Seele und Geist, die nicht voneinander zu trennen sind, sondern eine untrennbare Einheit und Ganzheit darstellen. So ist die Kosmetik in ihren drei grundlegenden Behandlungsmöglichkeiten heute weit mehr als nur ein Schmücken der Erscheinung und des Menschenbildes vor sich selbst und vor den anderen. Sie ist eine grundlegende menschliche Aufgabe.

Prospektive Pädagogik

Kosmetik kann dadurch eine prospektive ästhetische Pädagogik sein. Eine vorausschauende, in die Zukunft weisende Erziehung des Menschen zu einem Verwirklichen und Empfinden von Schönheit und Wert seiner Persönlichkeit an sich selbst als Harmonie in Erscheinung und Wesen.

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