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Zur inneren Rhythmik des individuellen Lebens

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Biomorphose

Ebenso wie in der Natur verlaufen auch die Vorgänge im menschlichen Organismus nicht kontinuierlich und gleichmäßig stetig, sondern in ganz bestimmten Rhythmen und Intervallen. Dass der Mensch lebenslang dauernden, gezeitenhaften Wandlungen unterliegt, hat Max Bürger Biomorphose genannt. In diesem Begriff sollen der sich abwechselnde Aufbau und Abbau des physiologischen Geschehens, die Wandlungen eines Menschenlebens nach der Geburt, über die Kindheit, die Jugend, die Reife und das Altern zum Ausdruck kommen. Es soll die Dynamik in den Vordergrund gestellt werden. Denn nicht nur der gesamte, gesunde Lebenslauf vollzieht sich in rhythmischen Wandlungen wechselnder Dominanz der Funktionen, der Vorgänge und der Prozesse in den Geweben und Organen, sondern auch die Krankheit unterliegt der rhythmischen Biomorphose, obwohl sie eine Störung der normalen Funktion bedeutet.

Lebensmelodie

Karl Ernst von Baer sprach schon im vorigen Jahrhundert von der „persönlichen Melodie eines jeden Menschenlebens“ und meinte damit den ganz bestimmten typischen Rhythmus, der ein Menschenleben charakteristisch durchpulst. Der eine Mensch lebt schnell, hektisch, eine Vielzahl von Eindrücken aufraffend und ebenso schnell und hastig auf sie reagierend. Der andere Mensch hingegen, der heute allerdings selten geworden ist, lebt geruhsam, jeden Eindruck, jedes Erlebnis bewusst in sich aufnehmend. Bevor er auf die Eindrücke der Außenwelt reagiert, lässt er sie im Unbewussten in sich nachwirken, zugleich aber auch sie in bewusster Überlegung bedenkend. So kann man das Leben eines Menschen nicht allein danach bemessen und beurteilen, welcher äußere Zeitraum sich zwischen seiner Geburt und dem Heute vollzogen hat, sondern man muss ihn immer nach der Art, der Intensität, der Weise seines Erlebens und seines Reagierens und Handelns betrachten. Nur in diesem umfassenden Sinn ist dann ein Leben erfüllt oder trotz einer Fülle scheinbarer Erlebnishäufigkeit dennoch innerlich leer. Die Welt der von außen auf uns einströmenden Eindrücke und die Welt der sich in uns abspielenden Vorgänge körperlicher, seelischer und geistiger Art, unbewusst bleibend oder uns bewusst werdend, bestimmen unsere Lebensgezeiten, unseren jeweils ureigensten Erlebensrhythmus, unsere persönliche Biomorphose. Welches Maß ist uns aber für diese Individual-Zeit gegeben, wenn die Lebensrhythmik und die innere Zeit eines jeden Menschen verschieden ist? Wenn Wachstum und Entwicklung, Empfindung und Reaktion, Regeneration und Degeneration jeweils ihre individuell bestimmte, von Mensch zu Mensch variierende Dauer haben, so ist der innere Wandel eines jeden Menschen spezifisch, eigentümlich, grundsätzlich autonom und an sich scheinbar unabhängig von der Periodik der umgebenden Natur. Aber beide begegnen einander.

Relativität der Zeitempfindung

Vielleicht kommen wir hier zu der Frage der Relativität der Zeitempfindungen, dahingehend, dass nicht nur unsere physiologischen Zeitphasen andere sind als die der astronomischen Sternenzeit, sondern dass außerdem die Geschwindigkeit des organischen Wandelns in der Jugend größer ist als im Alter, wir jedoch in der erlebnisreichen Jugend glauben, dass die Zeit langsam vergeht. Im Alter hingegen, wenn unsere inneren organischen Funktionen vermindert und verlangsamt sind, erleben wir die Zeit schneller, kürzer, gedrängter. Das heißt, dass Biomorphose und subjektive Zeitempfindung einander entgegengesetzt verlaufen: Die Biomorphose unseres Organismus, unseres Körpers, unseres ganzen Ichs verläuft in der Jugend rasch und verlangsamt sich im Laufe unseres Lebens mehr und mehr, während die Zeit zu Beginn unseres Daseins langsam und gegen das Ende hin schnell verlaufend erlebt wird.

Äußere Zeit

Wenn auch in der äußeren Zeit die Wandlung unserer Organe als Biomorphose verläuft, so ergibt sich dennoch aus der Individualität des Zeitempfindens die Möglichkeit, eine Wandlung unseres körperlichen, seelischen und geistigen Seins dadurch zu bewirken, als es uns gelingt, unseren Eigenrhythmus selbst zu bestimmen. So ist es möglich, die eigene Biomorphose in ihrem Geschehen zu verzögern und damit zu verlängern oder sie zu beschleunigen und damit zu verkürzen. Ein Schlüssel dazu ist die Fähigkeit, sich von den Rhythmen des Zeitgeschehens „draußen“ lösen zu können und wiederum zu lernen, auf die individuelle, persönliche, autonome Rhythmik des eigenen Lebens und Lebensgeschehens intuitiv erfühlend zu horchen und ihr zu gehorchen. Dass dies allerdings nur in einem bestimmten lebensgesetzlichen Rahmen möglich ist, ist verständlich, denn durch die Relation der beiden Welten, der Natur außer uns und der Leib-Seele-Einheit in uns, unterliegen wir irreversiblen Veränderungen der lebendigen Substanz. Diese unentrinnbare Funktion der Zeit nennen wir Altern. Das Ausgerichtetsein alles Lebendigen auf das Altern ist aber aus der Erfühlung der eigenen Lebensrhythmik durch eine konsequente Körper- und Gesundheitspflege hinauszuschieben. Und darin liegt einer der bedeutendsten Sinngehalte einer echten naturgemäßen und lebensverbundenen BioKosmetik.

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