Читать книгу Bio Kosmetik - Dr. R. A. Eckstein - Страница 28
Biorhythmik
ОглавлениеDas Leben ist ein ständiger ununterbrochener Zeugungsvorgang, bei dem männliche und weibliche Faktoren aufeinander wirken. Es ist ein Zeugen und Gebären, ein zeitweiliges Bewahren, Sichdarleben (Da-Sein), Vergehen und Sichauflösen.
Rhythmik des Kosmos
Alle Begegnungen und Prozesse im gesamten Weltall verlaufen in Rhythmen. Dies ist eine Erkenntnis, welche schon im Altertum die Menschen intuitiv empfanden und nach der sie ihren Lebenslauf ausrichteten. In der heutigen Zeit moderner Wissenschaft hat man diese Weisheit wiederentdeckt, ihre Phänomene systematisch verfolgt und versucht, sie bildhaft, symbolhaft, geometrisch oder mathematisch zu formulieren. Überall finden wir rhythmische Vorgänge, die nebeneinander, aber auch mit- und ineinander verlaufen, sich gegenseitig überformen, einander integrierend, in gestaltender Harmonie oder zu sich selbst auflösender Disharmonie.
Innere Zyklen
Inmitten all dieses rhythmischen Geschehens der ihn umgebenden Welt lebt der Mensch als eine Individualwelt in sich. Auch in unserer eigenen Innenwelt spielen sich gesetzmäßig verlaufende Zyklen und Rhythmen ab, wie die zu- und abnehmende Tätigkeit der Organe des Menschen, des Verdauungstraktes, von Leber, von Galle, Pankreas, die wechselnde Dominanz der Sympathikus- und Parasympathikus-(Vagus-)Aktivität, von energie- sowie substanzverbrauchender Tätigkeit und aufbauender, regenerierender Erholung. Eigengesetzlich und individuell stehen sie dennoch in Abhängigkeit und stetem Zusammenspiel mit den uns umgebenden kosmischen Rhythmen, wie dem Rhythmus von Tag und Nacht, dem Sonnenaufgang und dem Sonnenuntergang, den Jahreszeiten und ihrer Witterung und der verschiedenen Dauer von Licht und Dunkelheit, um nur einige zu nennen. So können wir grundlegend nach ihrem Entstehen und ihrem Ablauf zwei verschiedene Einflusssphären in Bezug auf den Menschen unterscheiden:
1 Die äußeren, externen Rhythmen des Kosmos, der uns umgebenden Welt.
2 Die inneren, internen Zyklen unseres individuellen Eigenlebens, körperlicher, seelischer und geistiger Art.
Periodik
Die Periodik umfasst ein breites Spektrum der verschiedensten rhythmischen Funktionen, beginnend mit den schnellsten rhythmischen Aktionen im Nervensystem, in den Nervenzellen mit einer Frequenz von 1/1000 Sekunden. Potenzialschwankungen im Gehirn haben rhythmische Wellenfrequenzen von zwischen 1/20 bis 1/2 Sekunden. Der Rhythmus des Herzschlages beim Gesunden beträgt etwa 72 pro Minute, die Frequenz des Atemrhythmus in Ruhe normalerweise 18 pro Minute. Rhythmische Vorgänge mit Perioden-Dauern von einer bis zu zwei Stunden kennzeichnen die Funktionen der inneren Organe, und zwar ineinander übergehend, so dass innerhalb des 24-Stunden-Rhythmus sämtliche Funktionen des Körpers beteiligt sind. Alle Organe und Organsysteme haben dabei ganz bestimmte Hauptleistungszeiten (Maxima) mit unmittelbar daran anschließenden Erholungsphasen (Minima), was einen wesentlichen Einfluss auf unsere körperliche und unsere seelische Befindlichkeit ausübt:
Zeitraum | Leistungsmaximum des Organs |
1– 3 Uhr | Leber |
3– 5 Uhr | Lunge |
5– 7 Uhr | Dickdarm |
7– 9 Uhr | Magen |
9–11 Uhr | Milz und Pankreas |
11–13 Uhr | Herz |
13–15 Uhr | Dünndarm |
15–17 Uhr | Blase |
17–19 Uhr | Nieren |
19–21 Uhr | Kreislauf |
21–23 Uhr | allgemeine Energiegewinnung |
23– 1 Uhr | Galle |
Den Aktivphasen folgen unmittelbar die ebenfalls etwa zwei Stunden währenden Erholungsphasen der entsprechenden Organe. In dieser Regenerationsphase sollten die Organe nicht belastet werden. Das heißt, ab 21 Uhr wäre somit der optimale Zeitpunkt des Schlafbeginns.
Unter normalen Lebensbedingungen wirkt das Tageslicht als Zeitgeber (Aschoff), so dass dadurch eine strenge Koordination des eigenen inneren 24-Stunden-Rhythmus mit dem Tagesablauf besteht. Die Zeit des Sonnenaufgangs und des Sonnenuntergangs beeinflussen ganz wesentlich unsere innerkörperlichen Vorgänge und die Tätigkeiten der Organe. Wir können generell einen „Tagbetrieb“ mit Aktivität und Wachheit bei überwiegendem Energieverbrauch unterscheiden von einem „Nachtbetrieb“ mit Passivität und intensiver Regeneration des ganzen Körpers. Die Zeitpunkte der jeweiligen Umstellung sind Morgendämmerung, Mittag, Abenddämmerung und Mitternacht.
Tagesphase
Der von außen kommende Reiz des Sonnenlichtes bestimmt aktiv die Stoffwechselvorgänge der vom Sympathikus beherrschten Tagesphase: Die Reaktion tendiert zum Alkalischen (zur Alkalose), mit einem pH-Wert des Gewebes um 7,3. Der Körper ist bei einem gesteigerten Energieverbrauch, erhöhtem Eiweiß-Fett-Stoffwechsel und überwiegendem Substanzabbau auf Leistung und Aktivität eingestellt.
Nachtphase
Die Tagesphase geht in die vorwiegend vom Vagus (Parasympathikus) bestimmte Nachtphase über, welche durch Reize hormoneller Natur vom eigenen Organismus ausgelöst und gesteuert wird. Die Stoffwechselvorgänge verlagern sich von der Peripherie zum Körperzentrum mit zunehmender Passivität, Speicherung, Erholung und Regeneration der Körpersubstanz, bei erhöhter Körperwärme, Blutdrucksteigerung und gesteigertem Zellaufbau. Der pH-Wert des Gewebes neigt zu einem Säuregrad (zur Acidose) um 6,9 mit der Folge einer erhöhten Reizungs- und Entzündungsneigung.
Leistungsmaxima
Unsere körperliche, seelische und geistige Leistungsfähigkeit steigt im Rahmen dieses Tagesrhythmus am Morgen beginnend und erreicht gegen 9 Uhr Vormittag ihren Höhepunkt. Dann sinkt sie stark ab, um danach wieder leicht anzusteigen bis zu einem zweiten, etwas niedrigeren Hochpunkt gegen 18 Uhr. Danach tritt ein Abfall der Leistungsfähigkeit und ein Übergang in die Nachtphase ein, die bis gegen 3 Uhr Mitternacht ihren Tiefpunkt erreicht.
Der Mensch im Zustand des Wachbewusstseins kann bei allen dem Bewusstsein nahen Lebensvorgängen wie zum Beispiel dem Schlaf-Wach-Rhythmus deren naturgegebenen Ablauf durchbrechen. Die tieferen, biotischen, vegetativen Rhythmen, wie zum Beispiel der Leber, der Galle, des Pankreas und anderer Organe können durch den Menschen nicht willentlich verändert werden. Die Lebensweise muss sich vielmehr auf sie einstellen, muss sie berücksichtigen, nicht umgekehrt. Jedes unrhythmische Leben wirkt daher störend auf den inneren Rhythmus und damit auf die Gesundheit. Der 24-Stunden-Organrhythmus hat in den der Kosmetik benachbarten Fachgebieten praktische Bedeutung in der Diätetik für die Wahl der Ernährungsweise und der Essenszeit und in der Bäderbehandlung für die Zeitwahl der Anwendung. Darüber hinaus wird bei der Applikation von Medikamenten zusehends der Organrhythmus berücksichtigt.
Dem 24-stündigen Tagesrhythmus folgt ein zusammengehörender Komplex weiterer bestimmter biologischer (biotischer) Rhythmen, die von Fließ neu entdeckt, von Teltscher und Hersey weiterentwickelt und insbesondere von Früh und Groß im Detail unter dem Namen Biorhythmik ausgearbeitet wurden. Wir legen unseren Betrachtungen die psychische Erkenntnis zugrunde, dass in jedem Menschen männliche und weibliche Wesens- und Charakteranlagen vorgegeben sind. C.G. Jung nennt den weiblichen Seelenteil im Mann dessen anima, den männlichen Seelenteil der Frau deren animus. Selbstverständlich pflegen beim Mann die männlichen Wesenszüge zu überwiegen, bei der Frau die weiblichen. Sie dominieren, sie herrschen über die jeweils andere Geschlechtsseele, die gleichzeitig unterschwellig, unbewusst, rezessiv vorhanden ist. Aus diesen Darlegungen ergeben sich – nach Fließ – zunächst zwei Biorhythmen:
1 Die männliche (M-)Periode von 23 Tagen.
2 Die weibliche (W-)Periode von 28 Tagen.
Jeder dieser Rhythmen verläuft in einer wellenförmig darzustellenden Auf- und Abbewegung seiner Funktionen, die man bildhaft als Sinuskurve ausdrücken kann. Die beiden zeitlichen Perioden überlagern und durchdringen einander in einem rhythmischen An- und Abschwellen:
Die männliche Substanzperiode durchläuft ihre Wellenbewegung in 23 Tagen, die weibliche, äußerlich auch ausgeprägtere, in 28 Tagen. Dabei bewegt sich die Kurve der M-Periode in den ersten 11,5 Tagen in der Plus-Sphäre, danach bis zur Vollendung des 23. Tages im Minus-Bereich. Analog befindet sich der W-Zyklus vom ersten bis zum vierzehnten Tag im Hoch, vom fünfzehnten bis zum vollendeten 28. Tag im Tief der Sinus-Kurve. Die Plustage des Hoch-Betriebes bedeuten aktive Kraft- und Energieabgabe, die Minus-Zeiten eine Phase der notwendigen Kräftesammlung, der erforderlichen Regeneration und Erholungsbedürftigkeit.
M-Rhythmus
Der männliche Rhythmus von 23 Tagen bestimmt die somatische (körperliche) Situation eines Menschen, insbesondere das zur Außenwelt (extravertiert) gerichtete Befinden: die Arbeitsenergie, Unternehmungsgeist, Angriffslust, Mut gegenüber der Welt, physische Kraft, Intensität, Durchsetzungsvermögen, Ausdauer und Widerstandskraft gegenüber äußeren Einflüssen. Der männliche Zyklus ist die Ära der Extraversion. Er umfasst das Gebiet der Gliedmaßenmuskulatur, die unserem Willen unterworfen ist (quergestreifte Muskulatur). Während der Plus-Phase sind diese Eigenschaften und Tendenzen erhöht und gesteigert, in der Minus-Phase vermindert und passiviert:
Plus-Phase
In der Plus-Phase des M-Rhythmus besteht ein Maximum der aktivierenden Kräfte. Es ist die Zeit der Kraftentfaltung, der erhöhten körperlichen Leistungs- und Belastungsfähigkeit. Der Körper ist immun gegenüber Infektionen und ist besonders widerstandsfähig. Die therapeutische Folgerung daraus ist: Chirurgische Operationen, abbauende medikamentöse oder physikalische Behandlungen (strenge Diät, Fasten, stark belastende Bäder, Bestrahlungen, Impfungen, bei denen man mit Komplikationen rechnen muss oder Blutentnahme) sowie alle Maßnahmen, die den Körper und seine Konstitution beeinträchtigen und belasten, sollten in diese Hoch-Phase des M-Rhythmus verlegt werden. Denn der Körper ist ihnen während ihrer Dauer durch seine eigene Aktivität ohne Schwierigkeit gewachsen.
Minus-Phase
In der Minus-Phase des M-Rhythmus überwiegt die Passivität. Es ist die Zeit notwendiger Kräftesammlung, überwiegender Regenerationsnotwendigkeit und -bedürftigkeit. Sowohl für die medizinische Therapie als auch für die biokosmetische Behandlung bedeutet diese Phase des Organismus eine besonders intensive Aufnahmefähigkeit für beruhigende, stärkende, aufbauende Maßnahmen und Präparate.
W-Rhythmus
Auch der weibliche W-Rhythmus von 28 Tagen, entsprechend der normalen fraulichen Periode, bestimmt die körperliche Situation, jedoch überwiegend das Vegetativum, das Innenleben, das Sympathikus-Vagus-System, welches die Lebenstätigkeit aller inneren Organe einschließlich der Drüsen und ihrer Funktionen steuert. Er beeinflusst daher überwiegend die Introversion: Gefühl und Stimmung, Selbstgefühl, Gemüt, Sexualität, Intuition, Meditation, die künstlerische, eigenschöpferische Tätigkeit.
Plus-Phase
In der Plus-Phase hat dies eine erhöhte Lebensstimmung zur Folge. Gefühl, Gemüt und Intuition sind stark betont und ansprechbar. Die Introversion ist stärker ausgeprägt und empfindsam. Man könnte von einer Sehnsucht nach einem in sich und sich selbst Leben und Leben-Wollen sprechen, einem sich selbst Darleben aus der eigenen Mitte heraus, unabhängig von Umwelt und Mitwelt.
Minus-Phase
Während der Minus-W-Phase überwiegen Depression und Passivität. Es ist auch hier die Zeit für eine erneute Sammlung, Erholung und Regeneration der inneren Kräfte, die Phase der notwendigen schöpferischen Pause. Die beiden M- und W-Rhythmen beziehen sich somit grundlegend auf das körperlich unbewusst seelische Geschehen, das psychosomatische Befinden.
I-Rhythmus
Der Mensch ist aber über das Psychosomatische hinaus auch ein geistiges Wesen. Wir fragen uns daher, ob eventuell auch die intellektuellen Kräfte im Menschen wahrnehmbaren und nachweisbaren Rhythmen unterliegen. Teltscher, Hersey und Früh fanden durch systematische Untersuchungen geistiger Leistungsschwankungen in Reihenuntersuchungen den Intellekt-Rhythmus (I-Rhythmus) von 33 Tagen. Dieser Rhythmus steht mit den beiden anderen M- und W-Rhythmen durch die Ganzheit und Geschlossenheit des menschlichen Organismus in Verbindung und Abhängigkeit. Innerhalb dieses I-Zyklus erhöhen und vermindern sich die Verstandesreaktionen, die Auffassungsgabe, die Geistesgegenwart, die Assoziations- und Konzentrationsfähigkeit, um nur einige Parameter zu nennen, die vom Intellekt abhängen. Aufgrund dieser von ihm beeinflussten Phänomene könnte man den dritten Zyklus auch Bewusstseins-Rhythmus nennen.
Überformung
Nach der Biorhythmus-Lehre verlaufen die Bewegungen der drei Zyklen im menschlichen Organismus in sich überlagernden und überformenden körperlichen, seelischen und intellektuellen Funktionsphasen:
1 Der männliche M-Rhythmus von 23 Tagen, der primär die körperlichen Funktionen und Prozesse ausprägt.
2 Der weibliche W-Rhythmus von 28 Tagen, den vor allem das unbewusst Seelische kennzeichnet.
3 Der I-Rhythmus (Intellekt-Rhythmus oder Bewusstseins-Rhythmus) von 33 Tagen mit seiner Darstellung des Bewusstseinszustandes.
Ein Beispiel dafür, wie sich diese Zyklen überlagern können, ist in Abbildung 1 am Beispiel des M- und des W-Zyklus dargestellt. Die dreifache innere Biorhythmik gibt jedem einzelnen Tag eine ganz bestimmte individuelle Wert- und Zustandsstufe. Das ist ein biotisches Gesetz, dem alle Lebewesen, insbesondere der Mensch, unterworfen sind. Innerhalb der Grenzen seiner Eigenart ist die jeweilige Intensität der Zyklen in ihrer Auswirkung auf das menschliche Befinden, entsprechend der persönlichen Sensibilität, Reagibilität, Konstitution und momentanen Konstellation, eindeutig verschieden.
Abbildung 1
I.) Der M-Rhythmus von 23 Tagen, II.) der W-Rhythmus von 28 Tagen und III.) die Überlagerung von W- und M-Rhythmus. Gleichgerichtete Tendenzen verstärken sich, entgegengesetzte schwächen sich ab.
Auswirkung
Die Biorhythmik spielt daher für die Reaktionslage Ihrer Klientinnen insofern eine praktische Rolle, als an den so genannten Krisentagen zu Beginn, in der Mitte und am Ende einer Periode mit einer besonders ausgeprägten Hypersensibilität, einer von der üblichen Reaktion abweichenden Hyperergie, mit einer erhöhten Neigung zu Effloreszenzen, einer gesteigerten Nervosität und anderen negativen Hautphänomenen zu rechnen ist. Behandlungen und Präparate, die bisher ausgezeichnet vertragen wurden, scheinen plötzlich unverträglich zu sein. Auch der Erfolg der Behandlung erscheint nicht so auffällig und positiv wie gewohnt. In diesem Zusammenhang möchte ich noch darauf hinweisen, dass der innerlich bedingte und intern sich abspielende persönliche Biorhythmus durch äußere Einflüsse und Einwirkungen des Wetters, des Klimas, der Atmosphäre gefördert oder gehemmt werden kann. Allgemein bedeutet dies, dass der Biorhythmus von den Wirkungen der Bioklimatik auf den Organismus und seine physiologische Gesamtkonstellation beeinflusst wird: Ein Hoch der Klimalage stimuliert ein Hoch der eigenen Rhythmik zu Höchststimmungen bis zur Gefahr der Überleistung. Eine Tieflage der Biorhythmik wird durch ein Witterungs-Hoch in den Zustand mittleren, ausgeglichenen Wohlbefindens neutralisiert. Ein Tief der Witterung hingegen kann ein eigenrhythmisches Hoch dämmen und abschwächen, während es bei einem zeitgleichen Tief der eigenen Zyklus-Phase in krisenhafte Depressionen, lebensverneinende Stimmungen und zu völliger Apathie führen kann.
7-Jahres-Rhythmus
Der eigenwillige, aus anthropologischen statistischen Untersuchungen grundsätzlich erwiesene 7-Jahres-Rhythmus war in früheren Zeiten bereits bekannt. So schrieb Solon im alten Athen bereits eine Elegie, in welcher er den 7-Jahres-Rhythmus ausführlich und auf recht reizvolle Weise bespricht. Die Kenntnis über diese Zusammenhänge war allerdings lange Zeit verloren. Dennoch scheint man in unserem Kulturkreis um den 7-Jahres-Rhythmus intuitiv gewusst zu haben, als man den Schuleintritt in das 7., die Schulentlassung in das 14. und die Mündigkeitserklärung in das 21. Lebensjahr legte. Burbach hat in seiner kleinen Schrift „Über die Zeitrechnung des menschlichen Lebens“ und im dritten Band seiner Physiologie die Entwicklung des menschlichen Organismus in zehn Perioden, jede zu sieben Jahren, 31 Wochen und sechs Tagen, eingeteilt. Diesen Überlegungen lag eine menschliche Lebenserwartung von 73 bis 78 Jahren zugrunde. Burbach erhielt diese Zahlen aus der Periodizität der menschlichen Entwicklungsgeschichte als annähernden, wenn auch individuell variierenden Wert. Auch wenn wir die sieben Jahre, 31 Wochen und sechs Tage in 2780 Tage – unter rechnerischer Berücksichtigung von zwei Schaltjahren – auflösen, so erscheint uns die Zahl willkürlich, eigenwillig und vor allem unerklärlich. Dennoch bewahrheitet sie sich im Rahmen einer individuell variablen Grenze im Lebensablauf. Denn die Entfaltung des menschlichen Lebens verläuft tatsächlich in derartigen Stufenjahren, die sich ineinander umwandeln und dabei trotzdem als voneinander charakteristisch unterschiedene Entwicklungsphasen des Menschen während seines Lebens festzustellen sind. Es ist das stufenweise In-Erscheinung-Treten des Menschen nach den Gesetzen seines Wesens. Deshalb hat Carus in seinen „Vorlesungen über Psychologie“ den Gedanken des 7-Jahres-Zyklus wieder aufgegriffen und seiner Entwicklung der menschlichen Seele diese Rhythmik und Periodik zugrunde gelegt. Hierbei gibt es, wie bei allen biotischen, physischen und psychischen Metamorphosen (Wandlungen), im Laufe eines Lebens keine starren Grenzen, sondern immer nur betonte, hervorzuhebende, charakteristische Akzente. So erfüllen nach Burbach die ersten drei Perioden die Zeit der Unreife beziehungsweise der Jugend:
Jugend
1 Das Säuglings- und Kindesalter (Milchzahnalter).
2 Das Knaben- oder Mädchenalter.
3 Das Pubertätsalter.
Diese ersten drei Perioden sind mit dem 23. Lebensjahr abgeschlossen. In dem zweiten, größeren Teil der Lebenszeit wollen wir Burbach, Carus und Hufeland berücksichtigen, jedoch auch neuere Untersuchungen einbeziehen:
Reife
Drei weitere Perioden, die vierte, die fünfte und sechste, die wir als die Zeit der Reife, etwa bis zum vollendeten 46. Lebensjahr, bezeichnen. Diese dreifache Periode können wir mit Burbach als unsere Lebenshöhe bezeichnen. Es ist die Zeit, in der sich der Mensch mit der Welt, mit seiner Berufsfindung, mit dem Aufbau einer Familie befasst. Es ist die Periode der Lebensgestaltung, der Lebensbewältigung, des überwiegenden Weltbewusstseins.
Klimakterium
Die nächstfolgende, siebte Periode erstreckt sich zwischen dem 46. und dem 53. Lebensjahr. Dies ist vor allem für die Frau die Lebensphase der Wechseljahre, des Klimakteriums, die man als die kritische bezeichnen kann. Denn es ist ein Lebensabschnitt, der eine grundlegende Umstellung und Umstimmung im ganzen Organismus, vor allem im Hormonhaushalt hervorruft. Seelisch sollte es ein Übergehen aus dem aktiven, nach außen blickenden Weltbewusstsein in eine über die Situationen des Weltgetriebes sich erhebende Selbstbewusstheit werden, durch die der Mensch seinen inneren Weg zu den ihm Zeit seines Lebens meist unbewusst waltenden seelischen Mächten suchen sollte.
Altern
Nach Überwindung der vorgenannten Krisis besteht der Sinn und die Aufgabe der folgenden Lebensperioden in bewusstem und bejahendem Altern. Ein Lebensabschnitt, der ganz individuell je nach Lebenskunst noch 1, 2, 3 und mehr 7-Jahres-Perioden andauern kann und den es gilt, bei möglichst wohlerhaltener Gesundheit ganz bewusst zu erleben. Es ist die Zeit, nach den Stürmen des Weltlebens mit ihren Gegensätzen, Widrigkeiten und Kämpfen, die oft hässlich, lieblos und unerbittlich waren oder uns zumindest so erschienen, sicheren Schrittes hineinzugehen und sich hineinzuleben in eine Welt des Schönen, der Güte und des Wahren. Das frisch-fröhliche Gesicht der Jugend in seiner gelösten Unbekümmertheit sollte übergehen in das gütige Antlitz abgeklärter Weisheit des Alters, ein jedes in seiner eigenen Schönheit und Wahrheit, wenn man es wagt, sich zu sich selbst zu bekennen und zu dem Wert seiner jeweiligen Lebenszeit.
Wenn wir die einzelnen Lebenszeiten überblicken, so erkennen wir für eine das Leben in seiner Fülle erfassende und betreuende BioKosmetik, dass jede Lebensperiode wohl allgemeine, aber dennoch charakteristische Merkmale, Eigenschaften und Symptome aufweist. Diese geben uns wertvolle Hinweise auf die jeweiligen Grundstimmungen und Neigungen ihrer körperlichen und seelischen Lebensverfassung mit ihren manchmal abrupten, manchmal allmählichen Wechseln und damit auf die individuelle Art ihrer Behandlung und Betreuung. Denn die Bewältigung oder das Versagen vor der Aufgabe der jeweiligen Lebensperiode prägen die Reagibilität, die Sensibilität und damit die Erscheinung eines Menschen. Denken wir dabei nur an die schwierige Zeit der Pubertät, an die Auseinandersetzungen in der Periode der Weltbewältigung, an die häufige Furcht vieler Menschen vor dem Altern. So ergeben sich ganz bestimmte Tendenzen, Neigungen, Reaktionen und Befindlichkeiten auch der Haut als Organ im Zusammenspiel des Organismus:
Kleinkind
In der ersten 7-Jahres-Periode, dem Säuglings- und Kleinkindalter, im Stadium des ersten noch werdenden, sich bildenden und gestaltenden Organismus ist die Haut ideal, sofern keine Krankheiten vorliegen. Das heißt, sie ist jugendlich straff, zart, gut durchblutet und durchfeuchtet. Allerdings ist sie oft empfindlich und neigt manchmal sogar zu einer leichten Trockenheit. Insofern tritt hier, vor allem beim Säugling, die Kinderpflege in den Vordergrund der Behandlung und auch beim kleineren Kind bereits der Beginn einer ganz leichten, vor allem vor den Unbilden der Witterung schützenden Gesichtspflege.
Zwischenstadium
Der zweite 7-Jahres-Abschnitt erstreckt sich von der Mitte des 7. bis etwa zum 15. Lebensjahr. Es ist eine Übergangsperiode, je nach der individuellen Entwicklung, noch ein Nachhängen der Kindheit und ab der Mitte dieser Lebensphase bei jungen Mädchen bereits ein Übergang in die dritte Periode der Reifung, der Pubertät, mit ihren meist hormonal bedingten Schwierigkeiten einer unreinen, oft zugleich auch überempfindlichen, in zunehmendem Maße sogar allergisch reagierenden Haut. Eine innere Unzufriedenheit mit sich selbst und mit seinem Aussehen quält häufig den jungen Menschen, der nicht mehr Kind, aber auch noch nicht Erwachsener ist, mit allen Problemen einer derartigen unsicheren, gärenden Interimszeit. Der junge Mensch findet meist nicht den Weg zu einer fachkosmetischen, vernünftigen Haut- und Körperpflege, wenn er nicht vor allem durch die Mutter dazu angehalten wird, und wählt daher meist aus nervöser Ungeduld den Weg der unsachgemäßen Selbstbehandlung seiner Hautunreinheiten mit dem Effekt einer Verschlimmerung des Zustandes und sehr häufig zurückbleibender, nicht immer noch einmal gutzumachender Narben.
Pubertät
Die dritte 7-Jahres-Periode vom 15. bis zu etwa dem 23. Lebensjahr ist die typische Zeit der Pubertät. Die biologische und physiologische Reifung vollendet sich und der junge Mensch beginnt, sich aus der Obhut der Eltern und der Älteren innerlich loszulösen, sich seelisch abzunabeln. Dies ist die Periode der Seborrhoe, der Neigung zu Akne, generell einer erhöhten Tendenz zu Hautunreinheiten, manchmal auch durch eine gleichgültig erscheinende Hautpflege verursacht, die vor allem dekorativ interessiert ist und die Pflege vernachlässigt.
Lebenshöhe
Wir haben die vierte bis sechste 7-Jahres-Periode vom 23. bis zum etwa 46. Jahr in eine Gesamtphase der Reife, der Aktivität, des Existenzaufbaues, des Sich-Auseinandersetzen-Müssens mit der Umwelt und der Mitwelt zusammengefasst, und als die Höhe des Lebens bezeichnet. Wenn Sie die Menschen dieser Lebensjahre zusammenfassend betrachten, so werden Sie feststellen, dass schon bei Dreißigjährigen die Schwierigkeiten der Weltbewältigung sehr häufig, vor allem bei sensiblen Menschen, eine Problem-Haut bewirken. Psychosomatisch bedingt, zeigt sich häufig als weitere Symptomgruppe eine überempfindliche, hypersensible, gereizte, nervös reagierende, hyperergische Haut auf der Basis einer so genannten Mischhaut, eine neuro-vegetativ bedingte seborrhoische Zone bei einer trockenen, manchmal sogar trockenschuppenden Peripherie. In der Mitte dieser Lebensphase beginnt aber bereits ein weiteres Problem, nämlich das der Vorbeugung, der Prophylaxe gegen ästhetisch störende und unerwünschte Erscheinungen des beginnenden Alterns der Haut.
Wechseljahre
Die siebte 7-Jahres-Periode, das kritische Stadium des Klimakteriums, der Wechseljahre, verläuft zwischen dem 46. und dem 54. Lebensjahr. Die Umstellung im Hormonsstoffwechsel, die Herz- und Kreislaufbeschwerden, die häufig zu Wallungen führen, rufen auf der Haut bei Menschen mit entsprechender Neigung Teleangiektasien und Rosacea hervor. Außerdem beginnen ganz eindeutig, insbesondere durch den Rückgang an genuinen Hormonen, die typischen Erscheinungen des Alterns der Haut: Es tritt ein Schwund des subkutanen Fettgewebes ein, das Hautrelief vergröbert sich, die Hautoberfläche wird trockener, spröder, rauer. Es bilden sich Runzeln und Falten, fleckenförmige Hyperpigmentationen. Die Epidermis wird dünner, die periphere Verhornung intensiver, die verhornte Oberfläche der Haut ist wasserärmer, um nur einige Erscheinungen zu nennen. Die 7-Jahres-Perioden nach dem vollendeten 54. Lebensjahr zeigen die zunehmende Atrophierung der Haut mit all den vorangenannten Erscheinungen. Wollen wir sie die reife Haut, die beanspruchte, belastete Haut nennen. Es besteht ein akuter Mangel an physiologisch notwendigen Substanzen wie beispielsweise Fett, Phosphatiden, Feuchtigkeit, Aminosäuren und Kollagen. Daher besteht die kosmetische Behandlung vor allem in einer Substitution, einer Ergänzung der fehlenden oder mangelnden Grundstoffe der Haut.
Sind die Charakteristika der Perioden bis zum 54. Lebensjahr vorwiegend die Vorbeugung, die Prophylaxe mit entsprechenden Wirksubstanzen, ferner die Beruhigung, das Ausgleichen, so steht mit zunehmendem Altern die Substitution vor allem von Grundstoffen, verbunden mit einem Anregen, Beleben, eventuell sogar leichten Stimulieren der physiologischen Hautprozesse im Vordergrund der Behandlung. Wenn man das ganze Spektrum der rhythmischen Vorgänge im Menschen betrachtet, so muss man erkennen, dass die Rhythmen mit zunehmender Periodendauer komplexer werden, da immer mehr Teilfunktionen zu gemeinsamer Aktion zusammengefasst werden.
Homöodynamik
Es ist erkennbar, dass alle Lebensvorgänge gesetzmäßig spontanen Schwankungen unterliegen. Man spricht daher in der Rhythmusforschung von einer Homöodynamik als einem integrativ verbundenen und geordneten Zusammenspiel aller rhythmischen Vorgänge des Lebens und des Lebendigen. Die Bedeutung der Erkenntnisse der Lebensrhythmen für die Bio-Kosmetik und selbstverständlich für jede naturverbundene Auffassung einer Behandlung oder Therapie besteht darin, zu versuchen:
1 Die rhythmischen Abläufe im Organismus als lebensgesetzliche, unabdingbare Prozesse zu erkennen, sie anzuerkennen und, wenn möglich, in das diagnostische Urteil einzubeziehen.
2 Sie bei der Behandlung zu berücksichtigen. Das setzt eine dem Ästhetischen, dem Schönen, dem Harmonischen und damit dem Gesunden sich verpflichtende Lebensauffassung und Lebenseinstellung voraus.
Krankheit
Die Symptome sind in unüblichen Lebensabschnitten diagnostische Hinweise. Denken wir zum Beispiel an die 40-jährige Akne-Klientin. Sie ist bestimmt ein medizinisches Problem, kein kosmetisches mehr. Oder die atrophisch aussehende Haut einer 20-jährigen Kranken. Dies sind Diskrepanzen zwischen Erscheinungsbild und Lebensperiode, die nach tieferen, meist krankhaften Ursachen und Gründen fragen lassen.
Biorhythmisches Kraftfeld
Diese Ausführungen legen nahe, dass die verschiedensten Rhythmen sich im Menschen als ihrem gemeinsamen Kraftfeld vereinen, einander überlagern, sich integrieren, gegenseitig beeinflussen, so dass es schwierig ist, sie im Einzelnen zu erfassen und zu registrieren. Für ein Gesamtbild sind vor allem zu viele verschiedene individuelle Faktoren (Imponderabilien) der persönlichen Sensibilität und Reagibilität maßgebend, als dass man eine eindeutig klare und exakte mathematisch darstellbare Formulierung oder Ausdrucksform finden könnte. Die Imponderabilien sind zu groß und nur ganz individuell zu entscheiden. Diese Tatsache scheint mir der Grund dafür zu sein, dass die Biorhythmik, ebenso wie die Bioklimatik, nur zögernd Eingang in die heutige überwiegend mathematisch und chemisch-physikalisch orientierte Schulwissenschaft gefunden haben. Dessen ungeachtet sind ihre Auswirkungen auf das menschliche, pflanzliche und tierische Leben so eindeutige Tatsachen der Erfahrung, dass man sie auf keinen Fall negieren darf. Das Leben und die Lehre vom Leben (Biologie und Bionomie) haben umfassendere Gesetze und Gesetzmäßigkeiten eigener, höherer Sphäre als die so genannten exakten Wissenschaften der Mathematik, der Chemie und der Physik. Bios – das Leben – ist eine eigene Seins-Kategorie voller eigener Gesetzmäßigkeiten, und dazu gehört ganz eindeutig die Biorhythmik.
Schlussbetrachtungen
Häufig lehnt man diesen gesetzmäßigen Kräfterhythmus mit der Begründung ab, man wolle von diesen Momenten in seiner freien Entscheidung nicht abhängig sein. Andererseits hängt jeder Mensch von seiner ganz persönlichen Rhythmik ab, ob er sie bejaht oder verneint, ob er sich dessen bewusst ist oder ob er es ins Unbewusste verdrängt. Wer um das sich Anbahnende, noch Unsichtbare weiß, was ihm möglicherweise von seiner inneren Rhythmik bevorsteht, der kann die kommenden Ereignisse lenken, leiten und führen. Sind die Ereignisse jedoch eingetreten, macht sie nichts mehr ungeschehen. Deshalb ist es für jeden Menschen in Wirklichkeit das Beste, die jeweiligen Vorteile jeder Rhythmusphase in ihrer Tendenz und Disposition einzuschätzen und sich entsprechend zu verhalten. Denn in den Zyklen liegen Chancen, Möglichkeiten zu einer bewussten Lebensführung und Lebenshaltung der optimalen Aktivität und der für den Organismus vorteilhaften Passivität zur inneren Regeneration, die es jeweils zu berücksichtigen gilt.
Aus der Erfahrung eigener Beobachtungen ist festzustellen, dass die persönliche geistige Einstellung sowohl alle positiven Tendenzen der M- und W-Rhythmen zu beeinflussen und zu führen vermag, wie auch Depressionen durch eine Haltung zuversichtlicher Hoffnung und Hochstimmung frohgemuter Beherrschtheit zu lindern sind. Höchstleistungen körperlicher und geistiger Art sind daher nur durch bewusste Anpassung des Arbeits- und Erholungsprogramms an den eigenen, individuell geregelten Kräfteablauf zu erzielen. Die zeitlich richtig angesetzte Regenerationsphase und die schöpferische Pause ermöglichen sogar einen beständigen Zusatz an Lebenskraft, sowie geistig eine intensiv schöpferische Phase. Damit kann ein vorübergehendes Tief an Passivität in der danach beginnenden aufsteigenden Phase eine Fülle an Gedanken, Ideen und schöpferischen Einfällen schenken. Mit der Wahrnehmung und Fühlung der eigenen, inneren schöpferischen Kräfte und des eigenen psychosomatischen Zustandes ist es möglich, den eigenen Rhythmus und die eigenen inneren Kräfte höher zu schätzen als die äußeren uns umgebenden Umstände. Dadurch erst wird der Mensch wahrhaft innerlich frei und unabhängig, da er es wagt, sein eigenes Selbst körperlich, seelisch und geistig darzuleben, sein Leben aus dem eigenen Inneren heraus – aus der eigenen Seinsmitte – zu gestalten und zu entfalten. Darin liegt vor allem die Chance der Biorhythmik als einer der möglichen Wege zur Selbstverwirklichung, auch im Rahmen der BioKosmetik.