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Schulische Bildung

Schon in frühesten Zeiten waren die meisten Menschen wissbegierig.

Ähnlich wie es Ragin wegen der Einstellung seiner Eltern erging, blieben bis vor wenigen Jahrhunderten Personen aus den unteren, damals meist bäuerlichen Ständen, von höherer Bildung ausgeschlossen. Nur den Reichen und Mächtigen bot sich die Gelegenheit, um Wissen anzueignen.

Schulen in Mesopotamien

Aus schriftlichen Aufzeichnungen der Sumerer in Mesopotamien, was in etwa das Gebiet zwischen den Flüssen Euphrat und Tigris umfasst, kann erschlossen werden, dass es dort bereits Schulen seit dem vierten vorchristlichen Jahrtausend gab.

In den aufgefundenen Schriften wurden Rechnen, Zeichnen, Lesen und Schreiben als Schulfächer benannt.

Welche Personen in den Schulen der Sumerer lernen durften, ist jedoch nicht überliefert.

Unterricht im frühen Ägypten

Aus den Schriften der antiken Ägypter ist bekannt, dass dort der Schulbesuch tatsächlich nur den Wohlhabenden möglich war.

Vermutlich waren die Kinder der Bauern und Handwerker auch gezwungen, ihren Eltern bei der täglichen Arbeit zu helfen und daher war diesen Familien ein Schulbesuch grundsätzlich nicht möglich.

Wer schreiben konnte, genoss in Ägypten ein hohes Ansehen und hatte auf diese Weise die Möglichkeit, Priester oder Beamter zu werden.

Ägypter wurden üblicherweise in Tempelschulen und Verwaltungsgebäuden unterrichtet. Die Erziehung in diesen Einrichtungen war sehr streng, wobei auch körperliche Züchtigung deren fester Bestandteil war.

Geschrieben wurde auf Ostrakon (Scherben von Tongefäßen oder Muschelschalen), da Papyrus zu kostbar für einfache Schreibübungen war.

Unterrichtet wurden Lesen, Schreiben, Mathematik, Geografie, Geschichte, Astronomie, Bildhauerei, Malerei und Sport.

Bildung im antiken Griechenland

Um das dritte und zweite Jahrhundert vor Christus war im antiken Griechenland die Bildung fast allen freien Menschen zugänglich.

Lesen, Schreiben und enzyklopädisches Wissen waren von großer Bedeutung für die kosmopolitische griechische Gesellschaft, die vom Handel mit der damals bekannten Welt lebte. Aber auch Gymnastik, Wettkampf, Tanz und Dichtkunst waren sehr wichtige Lehrfächer.

Besondere Erziehungsarten fanden im griechischen Stadtstaat Sparta Anwendung. Im harten Alltag der staatlichen Erziehungshäuser wurden die Jungen frühzeitig für ein militärisches Leben gedrillt.

Körperliche Höchstleistungen in Sport und Wettkampf sowie Kampfesübungen waren neben der Erziehung zu Entbehrung und Bescheidenheit die zentralen Unterrichtsfächer.

Aber auch die spartanischen Mädchen wurden körperlich hart erzogen und gemäß einer klassischen Rollenverteilung auf das Leben als Mutter und Hauswirtschafterin vorbereitet.

Schulen im Römischen Reich

Im antiken Rom erzog der Vater seinen Sohn und bereitete ihn auf das Leben als kriegstüchtigen Staatsbürger vor.

Anschließend erhielten Heranwachsende Unterricht in Lesen, Schreiben, Rechnen, Rechtslehre, Sport sowie Waffen- und Landwirtschaftskunde.

Der wissenschaftliche Ruf der griechischen Kultur führte im Römischen Reich dazu, dass gebildete griechische Sklaven angesehene und begehrte Lehrer waren, die in privaten Haushalten unterrichteten.

Im späteren Rom entstanden Grammatikschulen, in denen griechische Literatur, Sprache und Mathematik gelehrt wurden.

Da die römischen Zahlen für die Behandlung mathematischer Problemstellungen äußerst unhandlich waren, waren die klugen griechischen Sklaven bei komplizierten Rechenaufgaben eigentlich unersetzlich.

Wie sollte man auch CXXVII mit LIX vernünftig schriftlich addieren, während dies mit den entsprechenden indischen Zahlen 127 und 59 mithilfe des algebraischen Stellensystems recht einfach möglich ist.

Deutsche Schulen

Im fünften Jahrhundert nach Christi Geburt wurde die Kirche in Europa zum Träger des Bildungswesens. Zentrum der mittelalterlichen Bildungsvermittlung waren die Klöster mit ihren kostbaren Bibliotheken.

In den sogenannten inneren Schulen wurden Jungen und Mädchen auf ein Leben als Mönch oder Nonne vorbereitet. Laienkinder, meist adeliger Herkunft, wurden in den äußeren Schulen unterrichtet.

Der Unterricht fand in lateinischer Sprache statt und bestand zunächst aus religiöser Unterweisung und Geschichte. Danach erfolgte die Unterweisung in den „Septem Artes liberales“, den „sieben freien Künsten“: Grammatik, Rhetorik, Dialektik, Geometrie, Arithmetik, Musik und Astronomie.

Um das Jahr 800 gründete der Frankenkönig Karl der Große sogenannte Hof- und Stiftschulen. Bildung sollte zum Allgemeingut werden. Kinder des Ritterstandes wurden in Anlehnung an die Septem Artes liberales in den „Septem Probitates“, den „sieben Tüchtigkeiten“ unterwiesen: Reiten, Schwimmen, Bogenschießen, Fechten, Jagen, Schachspiel und Verseschmieden. Dazu kam noch der Minnedienst, eine Hingabe an die „reine“ Frau, die man durch eine Eroberung nicht erniedrigen durfte. Aufgabe der Frau war es, den Werbenden zurückzuweisen. Tugenden wie Ehrbarkeit, Treue und Verschwiegenheit sollten den ganzen Menschen prägen.

Ab dem Jahre 1250 entstanden städtische Schulen, da die Reichsstädte und Freien Städte durch Handel und Gewerbe immer mehr auf Bildung angewiesen waren. Die Erziehung an diesen Schulen war hart, nach heutigen Maßstaben sogar brutal. Lehrfächer waren Lesen, Schreiben und Rechnen.

Ragin erlebte Mitte des 20. Jahrhunderts noch Lehrer, die mit einem Bambusstock in der Hand unterrichteten und mit diesem nicht selten zuschlugen. Dies prägte sein Bild einer unvernünftigen und schwachen Wissensvermittlung, die er so nicht übernehmen wollte. Mit Gewalt kann keine Lernfreude vermittelt werden.

Wenn Ragin heutzutage das Gefühl hat, dass Schüler zu viel Ablenkung hätten und deshalb nicht mehr den Fleiß früherer Zeiten an den Tag legen, so ruft er sich gerne die Bemerkung des großen Philosophen Sokrates (459 – 399 v. Chr.) in Erinnerung:

Die Jugend von heute liebt den Luxus, hat schlechte Manieren, verachtet die Autorität, hat keinen Respekt vor den älteren Leuten und schwatzt, wo sie arbeiten sollte.

Junge Leute stehen nicht mehr auf, wenn Ältere das Zimmer betreten. Sie widersprechen ihren Eltern, schwadronieren in der Gesellschaft, verschlingen bei Tisch die Süßspeisen, legen die Beine übereinander und tyrannisieren ihre Lehrer.

Wohlbemerkt, diese Aussage wurde vor fast 2.500 Jahren getroffen.

Anscheinend sind ältere Menschen der Meinung, dass frühere Zeiten viel besser waren. Im Laufe der Zeit verblasst so manche Wahrnehmung eines Menschen in seiner Erinnerung. Schmerzhafte oder unverarbeitete Erinnerungen werden teilweise verdrängt oder anders bewertet. Das Gehirn wird einer Selbsttäuschung unterzogen, weil es offenbar dem Seelenfrieden dient. Alte Erinnerungen werden wie auf einer Rechnerfestplatte überschrieben, wonach manches modifiziert oder sogar gelöscht wird.

Je älter ein Mensch wird, umso häufiger hat das Gehirn seine Erinnerungen umgeschrieben. Deshalb sprechen Senioren so häufig von der guten alten Zeit, obwohl sie oftmals gar nicht so großartig war. Dies scheint eine Art der Realitätsflucht zu sein.

Im Alter scheint aber auch die Zeit immer schneller zu vergehen, was ebenfalls die Wahrnehmung beeinflusst. Einem fünfjähriges Kind dauert die Zeit bis zum nächsten Weihnachten, mit einem Fünftel seines Lebens, relativ lange. Für einen Fünfzigjährigen beträgt diese Zeitspanne lediglich ein Fünfzigstel seiner Lebenszeit. „Ja ist denn schon wieder Weihnachten?“

In der Kindheit erfasst und verarbeitet das Gehirn mehr Eindrücke in kurzer Zeit, wodurch sich die zeitliche Wahrnehmung verlängert. Mit dem Alter werden jedoch weniger Reize verarbeitet und ein Zeitraum scheint schneller zu vergehen.

Auch der Blickwinkel eines älteren Menschen verändert sich.

Lebenslanges Lernen und sportliches Betätigen kann jedoch helfen, geistig und körperlich beweglich zu bleiben sowie Altersstarrsinn zu vermeiden.

Ragins Weg

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