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SCHWANGER WANDERN
Оглавление„Als wäre der Tag nicht mühsam genug gewesen“, sagt sich Petra und wuchtet ihren dicken Bauch aus dem Bett. Nur noch ein paar Tage, dann wird ihr kleiner Sohn geboren werden. Aber in den letzten zwei Monaten war es schon eine heftige Herausforderung für sie, durchzuhalten. Nein, es ging gar nicht um die Schwangerschaft als solche, die verlief gut. Alle Vorsorgeuntersuchungen und Tests waren positiv verlaufen. Emotional waren Mutter und der zukünftige Vater gut vorbereitet und freuten sich auf das Kind. Doch Petras Nerven lagen am Boden. Warum? Sie konnte einfach nicht mehr ruhig schlafen. Es ging ihr wie fast 25 % der Schwangeren [3]. Kribbeln, Ziehen und Brennen in den Beinen; immer dann, wenn sie schlafen oder sich einfach nur ausruhen wollte. Das unangenehme Gefühl ist übermächtig und hindert sie am Entspannen und Schlafen. Das rächt sich natürlich. Sie ist übermüdet, wird immer gereizter und unausgeglichener. Klar hat sie ihren Arzt gefragt. Der hat ein bisschen hilflos ausgesehen, ihr geraten sehr genau ihre Eisenpräparate zu nehmen und ansonsten Hausmittel empfohlen. Welche das waren? Na, das Übliche: kalte Fußbäder und Abreiben der Beine, Massagen der Beine mit Händen und Bürsten, Yoga und progressive Muskelentspannung usw. Ja, und wie ging es Petra danach? Mit viel Glück konnte sie, erschöpft wie sie immer war, einschlafen, bis es sie wieder aus dem Bett herausjagte, und sie und der Kleine in ihrem Bauch in ihrer kleinen Wohnung herumwanderten. So hatte sie sich den Mutterschaftsurlaub auch nicht vorgestellt. Da half ihr auch der Trost nicht: „Bei den meisten Müttern nehmen die Symptome nach der Entbindung wieder ab oder verschwinden sogar.“ Bis zur nächsten Schwangerschaft natürlich nur. Petra durfte gar nicht daran denken, dass sie ein zweites Kind wollten. Die Gefahr war groß, dass sie wieder unter starken RLS-Symptomen leiden würde; stärker sogar als bei der vorherigen Schwangerschaft.
Sauer war sie geworden, als ihre Hebamme mit Homöopathie, Schüssler-Salz und Akupunktur kam. Erstens glaubte sie an diesen Quatsch überhaupt nicht, und zweitens hatte sie mittlerweile genug gelesen, um zu wissen, dass es nicht so einfach war, sich von RLS-Symptomen zu befreien, es sei denn mit bestimmten Medikamenten. Diese Wirkstoffe und ihre Schwangerschaft waren genauso ausgeschlossen, wie beim Schlafen mit Schlafmitteln nachzuhelfen.
Petra seufzte tief, wenn sie nachmittags oder nachts durch die Wohnung schlich, die Hände unter den Bauch gelegt; um sich das Gewicht zu erleichtern. Sie wanderte lange Zeit hin und her um das Ziehen, die Schmerzen und das Kribbeln der Beine überhaupt aushalten zu können. Manchmal lehnte sie sich an die kühle Glasscheibe der Balkontür und hoffte, dass es endlich vorüber ginge. Aber auch das hielt nur kurz. Wandern war das einzige Mittel der Wahl, und mittlerweile hatte sie gelernt, in diesem seltsamen Zustand zu wandeln, der zwischen Schlafen und Wachen changierte. Irgendwann ging sie endlich zurück ins Bett, schloss die Augen und wäre um ein Haar eingeschlafen. Doch nun fing Junior an zu toben in ihrem Bauch. Wahrscheinlich hatte ihn der Spaziergang animiert, es schon mal mit Fußballübungen zu versuchen. Irgendwann schlief Petra völlig übermüdet und entkräftet ein. Sie schlief 3-4 Stunden, dann holte sie das morgendliche Zappeln wieder aus dem Bett. Resigniert wanderten Junior und sie in die Küche und machten Frühstück. „Ein ungemütliches Leben“, dachte sie. Recht hat sie. Blöde RLS, blöde.
Fußnoten:
03. http://www.liliput-lounge.de/themen/restless-legs-syndrom/