Читать книгу The Scent - Gesamtausgabe - Easton Maddox - Страница 14

Five

Оглавление

»Fuck!« Colders Stimme hallt durch das Schlafzimmer, und er hört selbst den Unmut heraus. Dieses verdammte Weibsbild! Was denkt sie eigentlich, wer sie ist? Am liebsten würde er aufspringen und sie eigenhändig wieder ins Bett befördern, doch seine Wut hebt er sich für später auf. Heute Nacht wird er ihr zeigen, was es heißt, ihm einfach den Rücken zu kehren.

Er erhebt sich grollend, zieht sich an und läuft hinunter in sein Arbeitszimmer. An seinem Laptop ruft er seine E-Mails ab und öffnet die Letzte, die ihn vor wenigen Minuten erreicht hat.

»Name: Natalie Brody, geboren: 18.12.1990, Vater: Jackson Brody, Mutter: Selina Brody, Geburtsort: New York, Alter: fünfundzwanzig, Haarfarbe: braun, Augenfarbe: braun, Größe: 174 Zentimeter, Gewicht: 56 Kilogramm, Geschwister: keine, Schulausbildung: unbekannt, letzter Wohnsitz: unbekannt, Berufsausbildung: Praktikantin bei Christie, abgebrochen. Weiteres: Trägerin des 10. Dan im Ju-Jutsu.«

Na klasse. Sie kann also nicht nur mit ihrem frechen Mundwerk umgehen, sondern kennt sich auch noch in der Kampfkunst aus. Er löscht die E-Mail und klappt den Laptop zu. Es ist immer gut, seine Gegner zu kennen.

*

Rush, Colders Fahrer, hat einen sehr guten Geschmack. Das Kleid, das ich trage, ist ein echter Hingucker. Ein Cocktailkleid aus fließender Seide in einem Karmesinrot. Es muss ein Vermögen gekostet haben, und ich fühle mich darin ein wenig unwohl, weil ich nicht will, dass Colder so viel Geld für mich ausgibt. Natürlich hat Rush auch an die passenden Schuhe und Handtasche gedacht. Jede Frau sollte einen Rush haben, denke ich entzückt und drehe mich ein letztes Mal vor dem Spiegel.

Rush wartet im Flur, um mich zur Auktion zu bringen. Er sieht gut aus, ist jung, ich schätze ihn auf Ende zwanzig, sein Haar ist kurz geschnitten, und er trägt einen sorgsam gestutzten Bart. Mit dem Headset am Ohr sieht er sehr kompetent aus.

»Miss Brody, wenn ich es sagen darf, Sie sehen umwerfend aus.« Er lächelt professionell. Es ist keine Anmache, sondern ein freundlich gemeintes Kompliment.

»Sie dürfen es sagen. Lieben Dank für dieses wunderschöne Kleid, Sie haben einen guten Geschmack.«

Er antwortet nicht, sondern lächelt still in sich hinein und führt mich die Hintertreppe in das Erdgeschoss hinunter.

Die große Empfangshalle ist komplett umgeräumt worden. Es stehen an die hundert Stühle mit Hussen fein säuberlich verteilt im Raum. Vor der Treppe, die auch ins Obergeschoss führt, ist ein Pult aufgebaut, an dem der Auktionator bereitsteht. Es gibt eine Leinwand, auf die ein Beamer die jeweiligen Stücke projiziert. Der Saal ist prall gefüllt mit Menschen, und doch fällt mein Blick sofort auf einen Mann, der wie ein funkelnder Diamant aus der Menge hervorsticht.

Colder.

Er trägt einen Smoking und sieht einfach umwerfend aus. Ich brauche einen Moment, um mich zu fangen. Denn im Gegensatz zu vielen anderen Frauen hier im Raum weiß ich, wie er unter der Kleidung aussieht, und das bringt ein breites Lächeln auf meine Lippen.

»Colder! Da bist du ja!«, ruft eine hohe Frauenstimme, und eine hochgewachsene Blondine hält zielstrebig auf ihn zu. Sie hängt am Arm eines älteren Herrn mit weißem Haar. Die Männer schütteln einander die Hände, und die Blonde küsst Colder zu meiner Überraschung auf den Mund. Ihm scheint es nicht recht zu sein, denn sein Blick geht suchend durch die Menge. Als er mich entdeckt, weiß ich, dass er gefunden hat, wonach er gesucht hat. Mich.

Ich setze ein strahlendes Lächeln auf und bahne mir meinen Weg zu ihm.

»Da bist du ja, Schatz«, meint er laut, nimmt mich in den Arm und küsst mich. Ich halte ihm die Wange hin, denn da die Blondine ihn gerade geküsst hat, will ich seine Lippen nicht berühren.

»Ross, Syd? Darf ich euch Natalie Brody vorstellen? Meine Verlobte.«

»Deine was?« Sydney scheint mein Auftauchen wohl ziemlich zu überraschen.

»Du hast dich verlobt? Gratuliere dir.« Ross klopft ihm auf die Schulter.

»Schatz, das sind Ross York und seine Tochter Sydney aus New York. Ross ist Juwelier.«

Ich schüttele beiden die Hände, wobei Sydney mich ungeniert mustert.

»Sagen Sie, wie haben Sie es geschafft, den alten Colder dazu zu bringen, um Ihre Hand anzuhalten?« Ross‘ Frage klingt ehrlich.

»Ich sehe gar keinen Verlobungsring.« Sydney York blickt auf meine Hand und zieht eine Augenbraue fragend in die Höhe.

»Wissen Sie, Sydney, der Ring, den Colder mir geschenkt hat, ist so kostbar, dass ich Angst habe, ihn zu verlieren. Im Safe ist er wesentlich sicherer aufgehoben.«

Sie schaut mich skeptisch an. »Vermutlich ein Diamant. Was kann man von einem Diamantenhändler auch anderes erwarten?« Sie klingt äußerst bissig, was mich lächeln lässt. Ich weiß zwar nicht, was Colder und diese Sydney verbindet, doch ich bin mir sicher, dass es sexueller Natur ist.

»Nein, es ist ein karmesinroter Rubin. Er passt wunderbar zu Natalie.« Colder zieht mich enger an seinen Körper, und ich schmiege mich an ihn. Vermutlich sehen wir wie ein glückliches Paar aus, wir sind wirklich gute Schauspieler. Wenn ich nur wüsste, warum Colder diese Charade hier abzieht.

»Wir sehen uns später noch.« Er zieht mich zu den nächsten Gästen und stellt mich einigen wichtigen Leuten vor. Ich kann es gar nicht abwarten, dass die Auktion beginnt und der Abend bald ein Ende nimmt, denn wirklich wohl fühle ich mich nicht.

Um neunzehn Uhr geht es endlich los. Colder begrüßt seine Gäste noch einmal offiziell und übergibt dann an den Auktionator, der damit beginnt, einzelne Schmuckstücke und besondere Einzelsteine zu versteigern.

Ich bestelle mir an der provisorischen Bar einen Bourbon, denn ich brauche etwas Hartes, um meine Nerven zu beruhigen. Doch bevor ich an dem Glas überhaupt nippen kann, nimmt Colder es mir aus der Hand und kippt den Inhalt in einem Zug hinunter.

»Komm mit.« Er führt mich über die Hintertreppe in das Obergeschoss. Erst im Schlafzimmer bleiben wir vor dem Safe stehen, und er lässt meine Hand los.

»Ich habe dir einen Verlobungsring versprochen, also bekommst du einen. Bitte entschuldige, dass ich nicht eher daran gedacht habe. Doch ich danke dir für deine schnelle Reaktion.«

Er nimmt meine Hand und zieht etwas über meinen rechten Ringfinger. Er hat wirklich nicht gelogen. Den Ring ziert ein Rubin und, Leute, was soll ich sagen, er ist riesig.

»Der Ring gehört zu der Kette, und du solltest beides zusammen tragen.« Er steht hinter mir und legt sie mir um den Hals. Mein Gott, die Kombination muss mehr als zehn Millionen Dollar wert sein. »Denk gar nicht daran, sie zu stehlen. In den Schmuckstücken sind kleine Sender eingebaut, ich sagte dir bereits, ich werde dich überall finden.«

Ich schaue auf den Ring an meinem Finger und stelle mir für einen Moment vor, dass es wirklich mein Verlobungsring wäre. Das Gefühl haut mich fast von den Füßen.

»Was ist Sydney York für dich?« Ich versuche, in seinem Blick zu lesen, doch er ist unergründlich.

»Eine Frau, die es nicht wert war, ein weiteres Mal mit ihr zu schlafen.«

»Ihr hattet also Sex?«, frage ich neugierig und drehe meine Hand, damit der Rubin das Licht bricht.

»Keinen sehr guten.«

»Lag es an ihr oder doch eher an dir?«

»Natalie!« Sein Ton ist ernst, doch ich muss laut lachen.

»Na komm schon. Heute Morgen hast du dich ja auch um Kopf und Kragen geredet.« Ich erhasche einen kurzen Blick in den Safe und gehe dann zur Tür, lasse ihn einfach stehen.

*

Colder hätte sie am liebsten direkt auf das Bett geworfen, doch da hatte sie bereits den Raum verlassen. Er muss noch den Safe schließen, läuft ihr dann mit schnellen Schritten hinterher.

Natalie steht wieder an der Bar, hält nun ein Glas Champagner in der Hand. Sie sieht Colder dabei zu, wie er langsam auf sie zukommt. Als er sie küsst, spürt er, wie überrascht sie ist. Hier unter all den fremden Menschen kann sie keine Szene riskieren, also erwidert sie seinen Kuss, als hinge ihr Leben davon ab.

»Ich werde dir später zeigen, was es heißt, mich zu provozieren.« Er beißt ihr spielerisch in die Unterlippe und leckt dann mit seiner Zunge versöhnlich darüber. »Du siehst übrigens wundervoll aus, habe ich dir das schon gesagt?«, murmelt er an ihren Lippen und lässt sie dann los. »Wir sehen uns später.«

Die Auktion läuft gut, die einzelnen Stücke erzielen Höchstpreise, und Colder nimmt am späten Abend eine Menge Schecks entgegen, die er zusammen mit Rush in den Safe seines Arbeitszimmers einschließt.

»Sobald alle Gäste die Halle verlassen haben, sorge bitte dafür, dass aufgeräumt wird. Wir bleiben noch einen Tag hier in Kapstadt und fliegen anschließend nach Antwerpen. Ich habe dort einen Termin bei Diberget.«

»Alles klar, Boss. Wird Miss Brody mit uns reisen?«

»Das will ich doch hoffen.«

»Wenn ich mir die Freiheit erlauben darf, Sir, sie ist eine sehr außergewöhnliche Frau.«

»Das sehe ich auch so, Rush. Sorg dafür, dass der Jet am Dienstag abflugbereit ist, und lass die Wohnung in Antwerpen vorbereiten.«

*

In der Gästetoilette ziehe ich mir den Lippenstift nach, als sich die Tür öffnet. Ich sehe Sydney dabei zu, wie sie den Raum betritt und sich an das Waschbecken lehnt, an dem ich mir die Hände wasche.

»Wie ich sehe, haben Sie plötzlich keine Angst mehr, den Verlobungsring zu verlieren.« Sie blickt erhaben auf meine Hände.

»Colder konnte mich überreden, ihn doch zu tragen. Es gab einige Frauen, die daran Anstoß genommen haben, dass ich meinen Verlobungsring nicht trage. Sie waren nicht die einzige.« Ich lächele sie an, und mein Lächeln ist so falsch wie meine Verlobung.

»Schätzchen, Sie brauchen gar nicht so anzugeben. Glauben Sie nur nicht, dass Sie ihn halten werden. Und schon gar nicht wird er Sie heiraten. Das hat er bereits einigen versprochen, aber immer wieder ist er zu mir zurückgekommen. Er braucht die Verbindungen meines Vaters. Colder kann es sich gar nicht leisten, mich abzuservieren.« Ihr Ton ist so eiskalt wie ihre Miene.

Ich trockne mir in aller Seelenruhe die Hände ab, achte sorgfältig darauf, dass der Ring an seinem Platz bleibt.

»Ist es nicht ziemlich ernüchternd, wenn man sich auf Daddy berufen muss, um einen Mann zu halten? Wissen Sie, Sydney, ich will ihn gar nicht unbedingt heiraten. Ich will ihn nur ficken. Und als Bezahlung erhalte ich mehr als zehn Millionen Dollar. Damit kann ich mir meine Muschi vergolden lassen, Schätzchen.«

Ich werfe das kleine Handtuch in den dafür vorgesehenen Behälter und lasse Sydney mit offenem Mund zurück.

The Scent - Gesamtausgabe

Подняться наверх