Читать книгу Die Chronik der Polen des Magisters Vincentius - Eduard Mühle - Страница 8

VORWORT DES REIHENHERAUSGEBERS

Оглавление

Als Rudolf Buchner die Freiherr vom Stein-Gedächtnisausgabe vor fast sechs Jahrzehnten begründet hat, lag der Akzent (wie schon bei der Gründung der MGH 1819) bewusst auf einer Quellensammlung zur deutschen Geschichte. Das Programm der zweisprachigen Reihe mit Quellentexten und deutscher Übersetzung hat sich in der Folgezeit glänzend bewährt, die Bände sind zu einem unverzichtbaren Bestandteil der Bibliotheken und der mediävistischen Arbeit geworden. Hingegen entspricht die Engführung auf die deutsche Geschichte im Zuge zunehmender Europäisierung und Globalisierung schon längst weder mehr der mediävistischen Arbeitsweise noch dem universitären Seminarbetrieb. Tatsächlich wurde sie in der Reihe selbst schon längst stillschweigend aufgegeben, eigentlich sogar von Anfang an, weil bereits der zuerst erschienene, von Buchner sogar selbst herausgegebene Band mit den Historien Gregors von Tours von 1955 einem Autor gewidmet war, den man kaum mehr (oder schon), nicht einmal im rein geographischen Sinn, als „deutsch“ bezeichnen kann, und Gleiches gilt für den zweiten Band der Quellen zur karolingischen Geschichte, der dem Westfränkischen Reich gewidmet ist, und weitere Bände. In die Bände zur Geschichte der Germanen wurden alle relevanten Nachrichten unabhängig vom Raum oder vom Bezug zur (späteren) deutschen Geschichte aufgenommen. Von den jüngeren Bänden sind die Adalbertviten einem Slawenmissionar gewidmet, der Fürstenspiegelband enthält aus dem frühen Mittelalter ausschließlich westfränkische Werke und schließt aus dem Hochmittelalter solche aus England, Frankreich und Italien ein; der Band mit Mirakelberichten enthält unter anderem Mirakel oder Viten aus Venedig, Neapel und Portugal, der Band über spätmittelalterliches Reisen wertet auch Berichte aus Savoyen, Italien, Portugal und Ungarn aus.

Mit dem vorliegenden Band wird nun eine der wichtigsten polnischen Quellen des Hochmittelalters in die Reihe aufgenommen und einem deutschen Publikum erstmals mit deutscher Übersetzung des gesamten Textes vorgelegt. Verlag und Herausgeber möchten das zum Anlass nehmen, eine längst überfällige und kaum mehr praktizierte Einengung der Reihe auf die deutsche Geschichte auch offiziell zu beenden und der Reihe einen im Wortlaut nur leicht, in der Konsequenz aber entscheidend veränderten Titel zu geben. Die Freiherr-vom-Stein-Gedächtnisausgabe heißt von diesem Band an „Ausgewählte Quellen zur Geschichte des Mittelalters“. Wir sind sicher, damit auf breite Zustimmung zu stoßen und das Programm der Reihe einer gebührenden und zeitgemäßen Ausweitung zu öffnen. Einige bereits genehmigte und in Arbeit befindliche Bände werden diesen Rahmen in der näheren Zukunft weiter ausfüllen.

Das erweiterte Reihenprogramm mit der hier vorgelegten Chronik des Magisters Vincentius (in der polnischen Tradition auch Vinzenz Kadłubek) beginnen zu lassen, ist ein glücklicher Zufall. Der Band ist einem hochinteressanten Autor gewidmet, der von den üblichen Bahnen mittelalterlicher Chronistik vielfach abweicht und die polnische Geschichte nicht nur an Mythen und Welt geschichte anschließt und ihren Fortgang erzählt, sondern beständig kommentiert und mit Gleichnissen, Einschüben, Zitaten und Dialogen spickt, die das Werk zu einer Art historiographischem Fürstenspiegel machen und die Tendenz ebenso wie die politischen und ethischen Anschauungen seines Autors erkennen lassen. Dem Band ist mit der Hoffnung des Herausgebers daher eine breite Rezeption zu wünschen.

Hans-Werner Goetz

Die Chronik der Polen des Magisters Vincentius

Подняться наверх