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VORBEMERKUNG

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Als Charles Homer Haskins 1927 seine berühmte Studie über die ‚Renaissance des 12. Jahrhunderts‘ publizierte, streifte er – fast möchte man sagen: naturgemäß – die östliche Hälfte des europäischen Kontinents nur am Rande. Immerhin waren ihm die im 12. Jahrhundert entstandenen ‚nationalen‘ Geschichtswerke der Böhmen, Ungarn und der Rus’, die Chronik des Cosmas von Prag, die Stephansviten und die Nestorchronik, nicht unbekannt.1 Doch der einzige wirkliche Vertreter einer ‚Renaissance des 12. Jahrhunderts‘ im östlichen Europa, der Magister Vincentius, war ihm keinerlei Erwähnung wert. Das war und ist bis heute in hohem Maß bezeichnend für eine außerhalb Polens kaum erfolgte Rezeption eines mittelalterlichen Gelehrten2, dessen „Chronik der Polen“ als ein herausragendes Beispiel für ebenjenen von Haskins beschriebenen geistigen Aufbruch angesehen werden kann.3 In Polen selbst gilt die Chronica Polonorum des Vincentius, dem die spätere Tradition den Beinamen „Kadłubek“ verliehen hat, als ein zentrales Denkmal der ‚Nationalkultur‘, das über Jahrhunderte das historische und literarische Bewusstsein der Polen mitgeprägt hat.4

Wenn dieses Werk hier nun erstmals in deutscher Übersetzung vorgelegt wird, so verbindet sich damit die Hoffnung, dass dies die Rezeption des Textes außerhalb Polens in ähnlicher Weise befördern möge, wie seinerzeit die erste moderne polnische Übersetzung die polnische wissenschaftliche und populäre Befassung mit dem in einem ziemlich komplizierten Latein verfassten Text angeregt hat.

Erste Vorarbeiten zur vorliegenden Ausgabe wurden 2006 bis 2008 an der Universität Münster aufgenommen, wo Barbara Allamoda und Jakob Smigla-Zywocki wertvolle Zuarbeiten geleistet haben. In den Jahren 2008 bis 2013 konnte das Vorhaben als ein Teilprojekt in dem von mir am Deutschen Historischen Institut in Warschau befristet etablierten Forschungsschwerpunkt „Piastische Herrschaft im europäischen Kontext“ fortgesetzt werden. In Warschau haben Marta Tycner, Saskia Herklotz und Piotr Okniński die Arbeit mit bibliographischen Recherchen, Exzerpten, Kollationierungen und Vorarbeiten für die Register unterstützt. Ein erfreulich reibungsloser, von Kornelia Hubrich-Mühle perfekt organisierter Übergang von der Warschauer Institutsleitung zum Münsteraner Vorlesungsbetrieb – aber auch das sanfte Drängen Daniel Zimmermanns von der Wissenschaftlichen Buchgesellschaft, für deren sorgsames Lektorat zu danken ist – ermöglichte schließlich den zügigen Abschluss des Projektes, bei dem Matthias Hanusch letzte Hilfen bei Korrekturen und Registererstellung leistete. Das Ergebnis konnte im Wintersemester 2013/14 in einer Seminarveranstaltung einer kritischen studentischen Evaluierung und Diskussion unterzogen werden. Für die dabei artikulierten Beobachtungen und Hinweise sei den Teilnehmern an dieser Stelle ausdrücklich gedankt. Ein besonderer Dank gebührt Hans-Werner Goetz, der das Vorhaben von Anfang an lebhaft unterstützt, es ohne Zögern in die von ihm herausgegebene Reihe aufgenommen und den Text mit erfahrenem Blick sorgfältig und kritisch durchgesehen hat. Dem Deutschen Historischen Institut in Warschau danke ich schließlich für den gewährten Druckkostenzuschuss und die hervorragenden Warschauer Arbeitsbedingungen, die diese Publikation entscheidend gefördert haben.

1 Charles Homer Haskins, The Renaissance of the Twelfth Century, Cambridge Mass. 1927, S. 265.

2 Vgl. jedoch die Berücksichtigung in den beiden einzigen bis heute vorliegenden westsprachlichen ‚Quellenkunden‘ zum polnischen Mittelalter von Heinrich Zeissberg, Die polnische Geschichtsschreibung des Mittelalters, Leipzig 1873, S. 48–78 und Pierre David, Les sources de l’histoire de Pologne à l’époque des Piasts, Paris 1934, S. 59–72 sowie bei Wilhelm Wattenbach, Deutschlands Geschichtsquellen im Mittelalter bis zur Mitte des dreizehnten Jahrhunderts. Zweiter Band, Berlin 1894, S. 358 und Kersken, Geschichtsschreibung (1995), S. 499–505.

3 Plezia, Kronika Kadłubka na tle renesansu XII w. (1962); Brygida Kürbisówna, Polska wersja humanizmu średniowiecznego u progu XIII w. Mistrz Wincenty Kadłubek, in: Sztuka i ideologia XIII wieku, hrsg. von Piotr Skubiszewski, Wrocław 1974, S. 9–24.

4 Vgl. Kürbis S. III.

Die Chronik der Polen des Magisters Vincentius

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