Читать книгу Die Hessen und die andern deutschen Hilfstruppen im Kriege gross-britanniens gegen Amerika - Edward J. Lowell - Страница 16
Die Schlacht von Long-Island, August 1776.
ОглавлениеDie erste hessische Division, einige 8000 Mann stark, segelte an Sandy Hook am 15. August 1776 vorüber und landete auf Staten Island, empfangen von Artillerie- und Musketen-Salven. Die Division war unter dem Befehl von Generallieutenant Philipp von Heister, einem alten Soldaten des siebenjährigen Kriegs. Es wird erzählt, dass, als Landgraf Friedrich II. ihn zur Führung des hessischen Expeditionkorps berief, er ihn mit den Worten anredete: »Heister, Ihr müsst nach Amerika gehen.« — »Sehr gern, Hochfürstliche Durchlaucht, aber ich nehme mir die Freiheit einige Bitten auszusprechen.« — »Und die wären?« — »Erstens, müssten meine Schulden bezahlt werden, dann müsste für meine Frau und Kinder gesorgt werden, bis ich wiederkomme, und wenn ich fallen sollte, müsste meine Frau eine Pension bekommen.« Als der Landgraf dies lächelnd genehmigte, rief Heister aus: »Nun sollen Ew. Hochfürstliche Durchlaucht sehen, was dieser alte Kopf und diese alten Knochen noch leisten können.«
Die Armee, welche sich auf Staten Island unter dem Oberbefehl Sir William Howes sammelte, zählte nach Ankunft der Hessen zwischen 25 und 30,000 Mann. Sie wurde unterstützt durch eine Flotte unter Sir Williams Bruder, Lord Howe. Die gegnerische Armee unter Washington war etwa aus 13,000-14,000 Mann zusammengesetzt, von denen nicht mehr wie 6000 Mann einige militärische Ausbildung genossen hatten und deren Offiziere im bürgerlichen Leben gross geworden waren.
Die Hessen waren sehr erstaunt über den Reichtum und die Fruchtbarkeit, welche sie auf Staten Island vorfanden. Die Kolonisten lebten in bequemen Wohnhäusern, von Gemüse- und Obstgärten umgeben. Ihre hellroten, von zwei kleinen Pferden gezogenen Wagen erregten die Bewunderung der Deutschen. Ein Kolonist auf Staten Island lebte so angenehm wie ein deutscher Landedelmann, und es erschien den Hessen aussergewöhnlich, dass dies Volk sich gegen eine Regierung auflehnte, unter welcher es sich so vieler Segnungen erfreute. Viele Amerikaner waren bei der Annäherung der Hessen aus ihren Besitztümern geflohen und die, welche blieben, machten zuerst Miene, sich widerspenstig zu zeigen; aber als sie sahen, dass auf strenge Disziplin gehalten und regelrechte Requisitionen unternommen wurden, kehrten die Flüchtlinge zurück und es kam bald untereinander zu erträglichen, wenn nicht herzlichen Beziehungen. Die britische Regierung hoffte noch die Kolonisten zu versöhnen mit dem Mutterland, und strenge Befehle waren zur Vermeidung von Exzessen gegeben worden.
Sir William Howe begann mit der Vereinigung seiner Truppen die Vorbereitungen zum Angriff auf die Amerikaner. Die britische Avantgarde unter Sir Henry Clinton, vereinigt mit den hessischen Jägern und Grenadieren, die vom Oberst von Donop befehligt wurden, überschritten die Narrows of Long Island am 22. August 1776. Ein Tagebuch, welches im folgenden Jahr in einem »Magazin« in Frankfurt veröffentlicht wurde, giebt einen genauen Bericht über diese Operation und von denen, die noch folgten:
»22. August. Wir lichteten die Anker und segelten direkt gegen Long Island. Die Kriegsschiffe kamen bis auf Schussweite an das Ufer heran und richteten ihre Kanonen auf das Gestade. Um 8 Uhr morgens wimmelte es an der ganzen Küste von Booten. Um 1/2 9 Uhr hisste der Admiral die rote Flagge auf, und in einem Moment erreichten sämtliche Boote die Küste. Die Engländer und Schotten mit der Artillerie wurden zuerst ausgeschifft, und dann die Brigade Donop (die einzigen Hessen hier). Nicht eine Seele machte Widerstand gegen unser Landen. Dies war der zweite Fehler der Rebellen seitdem ich in Amerika bin. Der erste Fehler, den sie machten, war auf Staten Island, denn sie hätten dort einen grossen Teil der Unsrigen mit 2 6 Pfündern vernichten können, und jetzt hätten sie uns auch in eine schlimme Lage bringen können. Wir marschierten ebenfalls ungehindert durch Gravesend und kamen gegen Abend in Flatbush an. 300 Riflemen waren kurze Zeit vor uns dort gewesen. Wir schickten ihnen einige Kanonenschüsse nach, stellten unsere Pickets und schliefen ruhig die ganze Nacht. Ich machte eine Beute von 2 Pferden, von denen ich eines dem Oberst schickte, das andere meinem Diener als Packpferd gab.
»23. August. — Heute Morgen früh wurde der rechte Flügel unserer Avantgarde angegriffen. Wir brachten 2 Geschütze in Stellung und warfen sie zurück. Es regnete Kugeln. Hauptmann Congreve und ein Konstabler wurden an meiner Seite verwundet, ein Engländer bekam einen Schuss durch und durch. Am Nachmittag griffen sie auf der linken Seite des Dorfes an und zündeten mehrere Häuser an, worauf wir uns in das Dorf zurückzogen. Lieutenant von Donop wurde an der Brust verwundet; die Kugel streifte eine Rippe. Ich avancierte auf dem rechten Flügel und besetzte einen grossen Garten mit 150 Mann Jägern und leichter Infanterie. Als der Feind von hier gewichen war, unterstützte ich Lieutenant von Donop. Die Rebellen besetzten die Strasse mit 2 Kanonen und unsere schottischen Hochländer bauten eine Batterie über den Weg mit Schiessscharten für 2 Kanonen. Ich hatte diese Arbeit zu decken und hatte den äussersten Posten, wurde indessen wenig belästigt.
»24. August. — Ein heisser Tag. Die Rebellen näherten sich zweimal und schossen mit Haubitzen, so dass unsere gesamte Artillerie in Stellung gebracht werden musste. Um Mittag schlief ich ein wenig, wurde aber durch zwei Kanonenkugeln geweckt, die mich mit Erde bedeckten. Die Rebellen haben einige sehr gute Schützen, doch manche darunter haben sehr schlechte Gewehre. Aber sie sind listig wie die Jäger. Sie erklimmen Bäume, kriechen auf dem Bauch wohl 150 Schritte vorwärts, schiessen und gehen ebenso schnell wieder zurück. Sie machen sich Deckungen von Ästen etc. Aber heute hatten sie grosse Verluste durch unsere »Grünjacken«, denn wir lassen unsere Leute nicht eher schiessen, als bis sie einen Mann gut auf's Korn nehmen können, so dass sie nicht mehr wagen, irgend etwas gegen uns zu unternehmen.
»25. August. — Wir verbarrikadierten uns in dem Dorf; des nachts sollten sich unsere Jäger gehörig ausruhen. Gegen 2 Uhr weckten uns die Rebellen aus unserem Schlummer; wir beruhigten sie schnell mit zwei Kanonen und einigen Flintenschüssen. Heute wurden wir wieder angegriffen, aber nachdem mehrere von ihnen ins Gras gebissen hatten, zogen sie sich zurück. Long Island ist eine wunderschöne Insel, ein Arkadien. Die entzückendste Gegend, voll von Wiesen, Kornfeldern, allen Arten von Obstbäumen und gut gebauten Häusern. Es war noch eine grosse Menge Vieh da, obwohl die Rebellen eine Menge mitgenommen hatten. Die meisten der Einwohner waren aus ihren Behausungen geflohen. Die Rebellen avancierten mit Macht. General Cornwallis wollte Oberst Donop zurückziehen, aber er blieb wo er war und verschanzte sich.
»26. August. — An diesem Tag wurden wir sehr beunruhigt und während der Nacht fortwährend geweckt durch die Allarmierung der Vorposten. Dies war nicht durch Angriffe der Rebellen verursacht, sondern meistens durch Deserteure, die zu uns übergehen wollten; und wenn die Engländer und die hessischen Grenadiere sie herankommen hörten, gaben sie sofort Pelotonfeuer, falls sie nicht sofort eine Antwort bekamen. Heute traf General von Heister mit 6 Bataillonen bei uns ein.«
»27. August. — Unserm Oberst war versprochen worden, den ersten Angriff zu machen, doch er hörte, dass die Engländer heute angreifen würden, und er hatte weder gestern Abend noch heute Morgen einen Befehl bekommen. Gegen 10 Uhr standen wir unter den Waffen (der Oberst hatte mit General von Heister gesprochen) und gegen 11 waren wir alle in Schlachtordnung. Auf unserer rechten und linken Seite gingen die Engländer vor und vernichteten die, die wir zurückwarfen. Auf dem linken Flügel, wo ich die Avantgarde (50 Jäger und 20 Grenadiere) kommandierte, stand Oberst Block mit seinem Bataillon. Hinter mir hatte ich Kapitän Mallet mit einer Kompagnie als Reserve. Im Zentrum griff Hauptmann von Wrede an und hatte das Bataillon von Minnigerode hinter sich. Auf dem rechten Flügel stürmte Kapitän Lory vor, unterstützt durch die 3 übrig gebliebenen Kompagnien des Bataillons Linsingen.«
Der Verfasser, der diese Formation der Truppen beschreibt, berichtet nur von der Brigade, in welcher er diente. Die Hessen, welche das Zentrum der britischen Streitkräfte bildeten, waren an der Strasse von Flatbush aufgestellt. Der rechte Flügel unter Clinton und Lord Percy, mit Sir William Howe, war früh am Morgen aufgebrochen und es gelang ihm, den linken Flügel der amerikanischen Stellung bei Bedford zu umfassen und ihnen in den Rücken zu kommen. Nachdem Heister zur Rechten Kanonendonner gehört hatte, befahl er den Angriff der Hessen. Die Schlacht war im Wesentlichen gewonnen und verloren, bevor der erste Schuss gefallen war, indem die Amerikaner überflügelt wurden. Die Letzteren sahen sich in Gefahr, von ihren befestigten Werken abgeschnitten zu werden und flohen. Einige ertranken im Gowanus Creek auf der Flucht. Zwei ganze Regimenter wären wahrscheinlich gefangen genommen, wenn sich nicht General Stirling mit fünf Kompagnien Marylanders, mit denen er den Rückzug deckte, geopfert hätte. Von diesen fünf Kompagnien entrannen nur acht Mann dem Tod oder der Gefangenschaft.
Kehren wir zu dem Tagebuch unseres hessischen Offiziers zurück.
»Meine Jäger waren so hitzig, dass ich, kaum im Wald angelangt, mich mit meiner Truppe allein befand. Ich kam in die Mitte des Lagers der Rebellen, wo sie noch waren; sah zu meiner Linken ihr grosses Lager, zur Rechten ein befestigtes Werk; vor mir formierten sich 50-60 Mann zu einer Kolonne. Aber wir liessen ihnen keine Zeit und schlugen sie vollständig zurück. Viele wurden getroffen und noch mehr gefangen genommen. Ich verlor nicht einen einzigen Mann, so sehr fürchteten sich die Rebellen vor unsern Jägern. Auf dem linken Flügel ging es ebenso gut. Wir verloren einige Leute; abgesehen von einem Jäger, der im Dorf gefallen war, hatten wir keinen Toten. Am ersten Tag machten wir mehr als 500 Gefangene, unter denen General Stirling und ein anderer General waren; Oberst Johnson war gefallen. General Stirling ist einer der bedeutendsten unter den Rebellen, der, das Schwert in der Hand, die Leute zwang, gegen ihren König zu kämpfen. So lange wir keine Pferde hatten, wurden die Gefangenen an die Geschütze gespannt, später wurden sie an Bord der Kriegsschiffe gebracht. In zwei Tagen hatten wir 1100 Mann gefangen genommen. Die Rebellen sahen sehr zerlumpt aus und hatten keine Hemden an. Unsere Hessen marschierten wie Hessen; sie marschierten tadellos, und die Engländer wie die tapfersten und besten Soldaten, sie verloren daher mehr wie wir. Dies war ein glücklicher Tag für uns. Die Rebellen hatten eine sehr günstige Stellung im Wald und wir eine sehr schlechte am Dorfe Flatbush. Anfangs machten sie einen guten Gebrauch von ihrer Stellung, sie brannten ein Haus ab und legten Feuer an eine Scheune bei unseren Vorposten. Aber als wir sie angriffen in ihren Schlupfwinkeln, liefen sie, wie es der Pöbel immer macht.«[2]