Читать книгу Die Hessen und die andern deutschen Hilfstruppen im Kriege gross-britanniens gegen Amerika - Edward J. Lowell - Страница 8
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Von diesen segelten etwas mehr als 18 000 Mann im Jahre 1776 nach Amerika. Von dieser Gesamtsumme von beinahe 30,000 Mann kehrten 12,554 nicht wieder nach Deutschland zurück. Ausser den Kontingenten, die durch die Verträge mit den deutschen Fürsten nach Amerika gesandt wurden, diente noch eine gewisse Anzahl Deutscher in Englischen Regimentern, von denen einige Aushebungs-Stationen am Rhein hatten.
Es ist schwer zu sagen, wie diese Händel zwischen England und den deutschen Fürsten von der öffentlichen Meinung in Deutschland damals beurteilt wurden. Schlözer's »Briefwechsel«, das erste deutsche Journal dieser Periode, kam in Göttingen, dem Hannoverschen Gebiet Georg's III. zugehörig, heraus. Es enthält viele Aufsätze über den Amerikanischen Krieg, die alle von Englischer Seite geschrieben sind mit der einzigen Ausnahme eines Briefes an Baron Steuben, der auf Seiten der Kolonien focht. Der Brief ist obendrein von dem Herausgeber in einer den Amerikanern übel gesinnten Weise mit Anmerkungen versehen. Dieser Ton mag vielleicht Schlözer durch die Umstände aufgezwungen worden sein, da die Presse in Deutschland mehr geduldet als frei war. Ein interessantes kleines Buch wurde in Wolfenbüttel bei Braunschweig im Jahre 1778 veröffentlicht. Es enthält eine Beschreibung von Amerika, seiner Produkte, Geographie, seine Geschichte und eine vorzügliche Karte. Der Verfasser des Buches ist den Kolonisten durchaus feindlich gesinnt. Die Sendung von mehr als 17000 Deutschen nach Amerika ist nur kurz, man möchte sagen, nebenbei erwähnt, dagegen sind die ersten Operationen in diesem Kriege, und speziell dieser Hilfstruppen ziemlich ausführlich behandelt und doch war die Anwesenheit so vieler Deutscher in Amerika zweifellos der Hauptgrund für das Entstehen des Buches. Auch ist es billig, dass in jenen Tagen ein Aufruhr viel schärfer beurteilt wurde als heut zu Tage, und dass ein solcher in den Augen von konservativ denkenden Leuten nicht als ein politischer Fehler sondern als ein abscheuliches Verbrechen galt.
Ganz verschieden davon war die Art, in welcher die Liberalen Europas über den Krieg und die Söldner urteilten. Die Prinzipien, die im Begriff waren, der französischen Revolution die Wege zu ebnen, brachen sich Bahn, und einige der Darsteller dieses grossen Dramas begannen auf der Bühne zu erscheinen. Mirabeau, als Flüchtling in Holland weilend, veröffentlichte ein Pamphlet gerichtet »An die Hessen und andere deutsche Volksstämme, die von ihren Fürsten an England verkauft sind.« Es ist die Mirabeau'sche Schrift ein beredter Protest gegen die Raubgier der Fürsten und ein herrlicher Tribut, der dem Patriotismus der Amerikaner gezollt wird. Das Genie Mirabeau's konnte weit genug in die Zukunft sehen, um zu erkennen, dass der Nord-Amerikanische Kontinent einst ein Asyl für die Unterdrückten aller Nationen werden würde. Der gegen den Landgrafen von Hessen-Cassel geführte Schlag traf sein Ziel. Letzterer versuchte nicht nur die ganze Auflage des Pamphlets aufzukaufen, sondern veranlasste auch die Veröffentlichung einer Antwort, die wiederum eine Entgegnung zur Folge hatte, in welchem der zukünftige Tribun die Ansicht vertritt, dass ein Angriff auf die Freiheit der Nationen das grösste aller Verbrechen sei. In demselben Sinne schrieb Abbé Raynal und Andere, von denen einige zu dieser Zeit in Europa besser bekannt waren als Mirabeau, und gegen den ein Zeitungskrieg losbrach, der in den holländischen Zeitungen ausgefochten wurde, die damals die einflussreichsten, weil freisten auf dem Kontinent waren. In der Landes-Bibliothek in Cassel befindet sich ein interessantes kleines Pamphlet, herausgegeben im Jahre 1782 in französischer Sprache und ebenso in Deutsch. Dies Pamphlet war von Schlieffen, dem Gesandten Landgraf Friedrichs II., geschrieben. Der Schreiber weist auf die alte Erfahrung hin, dass die Menschen in allen Zeitaltern sich gegenseitig umgebracht hätten, dass die Schweizer lange Zeit gewöhnt gewesen als Söldner zu fechten, dass 10,000 Griechen unter Xenophon dasselbe gethan hätten, und er hielte es für ungerecht, seine Zeitgenossen für eine Sache zu tadeln, die in dem natürlichen Instinkt der Menschheit begründet läge. Er konstatierte, dass das gegenwärtige Vermieten von Truppen der zehnte Fall dieser Art seit Anfang des Jahrhunderts sei. Er wies auf die Wohlthaten hin, die der Landgraf seinem Lande hatte zu Teil werden lassen, und auf die Liebe, mit der ihn sein Volk verehrte. Er lenkte die Aufmerksamkeit, und dies war vielleicht sein bestes Argument, auf die Thatsache, dass der Landgraf von Hessen und der Herzog von Braunschweig so nahe mit dem englischen Königshaus verwandt wären, dass ihre Nachkommen eines Tages auf den grossbritannischen Thron berufen werden könnten. Die prahlerische Freiheit der Amerikaner wäre nur eine trügerische Sirene, denn die Geschichte bewiese, dass republikanische Regierungsformen ebenso tyrannisch und grausam wären wie Monarchieen.
Dahingegen war der Freiherr von Gemmingen, der Gesandte des Markgrafen von Anspach, etwas beschämt über den Handel, den er abgeschlossen hatte. »Es kommt mir immer sehr hart an, mit Truppen zu handeln,« schreibt er an seinen Agenten in London, »aber der Markgraf ist entschlossen, die Sache um jeden Preis zu Stande zu bringen, um seine und seiner Vorgänger Schulden bezahlen zu können. Auf diese Weise wird freilich das Gute, das aus dem Subsidien-Vertrag entspringt, die schlechte Seite des Geschäfts überwiegen.« Später schreibt er: »Der Vertrag, den wir soeben abgeschlossen haben, ist viel günstiger, als wir erwarten konnten, wenn man bedenkt, dass das Anerbieten von uns aus ging und dass die königlichen Waffen bisher einen solchen Erfolg in Amerika gehabt haben. Die Sache wird natürlich in dem möglichst ungünstigsten Licht von Leuten angesehen werden, die es nicht verstehen, eine Staatsangelegenheit im Rahmen des Ganzen und nach ihren besonderen Motiven zu beurteilen. Aber sobald diese Leute sehen, wie fremdes Geld in unser armes Land fliessen wird, sobald sie sehen, dass dessen Schulden bezahlt werden, mit den Mitteln, die uns jetzt zufliessen, so werden sie und die ganze Welt entzückt sein und anerkennen, dass die Truppen, deren Pflicht es ist, die Feinde des Landes zu bekämpfen, den schlimmsten Feind besiegt haben, nämlich — unsere Schulden. Selbst der niedrigste Soldat, der nach Amerika geht, gut bezahlt und wohl versorgt, wird mit seinen Ersparnissen zurückkehren und stolz darauf sein, für sein Vaterland und seinen eigenen Vorteil gearbeitet zu haben ... Ich bin im Allgemeinen ein erklärter Feind von solchem Handel mit Menschen; aber es giebt Fälle, in denen Schlechtes sich in eine Wohlthat verwandelt, und so verhält es sich, wenn ich mich nicht irre, in diesem Falle.«
Friedrich der Grosse drückte in einem Brief an Voltaire (vom 18. Juni 1776) seine Verachtung über die mit Menschen handelnden Fürsten aus und fand etwas später Gelegenheit, ihnen Hindernisse in den Weg zu legen. »Wäre der Landgraf aus meiner Schule hervorgegangen,« schrieb er, »so würde er nicht seine Unterthanen an die Engländer verkauft haben, wie man Vieh verkauft, um es zur Schlachtbank zu führen. Dies ist kein schöner Zug in dem Charakter eines Fürsten, der sich rühmt, der Lehrmeister von Regenten zu sein. Ein solches Handeln ist durch nichts Anderes als durch schmutzigen Eigennutz hervorgerufen. Ich bedauere die armen Hessen, die ihr Leben unglücklich und nutzlos in Amerika enden.« Napoleon, der dreissig Jahre später den damaligen Landgrafen von Hessen-Cassel (den »Grafen von Hanau« der Verträge) vertrieb, äusserte sich folgendermassen: »Das Fürstenhaus von Hessen-Cassel hat viele Jahre lang seine Unterthanen an England verkauft. Auf diese Weise haben die Kurfürsten solche Schätze gesammelt. Diese Habsucht ist die Ursache des Sturzes ihrer Dynastie.«