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Verborgenes

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Wie interessant wäre herauszufinden, wie der andere sich aufgrund seiner Persönlichkeitsstruktur verhält.

Heute kann man es entdecken: Nach neuesten Forschungen muss man nur darauf achten, wie oft einer Ich, Du, Er, Sie, Es und Wir sagt oder schreibt, schon weiß man, er ist ein Egoist, freundlich, kompromissbereit, aggressiv oder er ist sozial eingestellt. Eventuell reicht auch ein einzelner Buchstabe, I oder O. Sind aber nur Wahrscheinlichkeiten, die einer Statistik entnommen werden.

In Genomen Eigenschaften topografisch bestimmen kann man noch nicht. Auch dann wären die Handlungen eines Menschen nicht vorauszusehen, weil alle Gedanken durch unzählige Synapsen im Gehirn von zahllosen Neuronen, je nach Aktivierung, auf 110 verschiedenen Wegen feuernd, umherirren können.

Wäre es wünschenswert, bei einem Maskenball zu ergründen, wer sich hinter einer Maske verbirgt? Meine Frau hatte sich bei ihrer Freundin verkleidet.

Ist es meine Frau, die mit dem anderen tanzt? Der zuerst flüchtige Gedanke lässt ihn nicht los. Er beobachtet die beiden genauer, wie kann er es herausfinden? Wenn auch ein kurzer Rock ihre Beine zeigt, hat er sie so in Erinnerung, dass er sie erkennt? Sie schmiegt sich an ihren Partner. Er flüstert ihr etwas ins Ohr. Sie verschwinden in der Menge. Ärgerlich über sich verscheucht er seine Neugier. Seine Freunde am Tisch, mit Masken, auch fremd gekleidet, ihre Frauen sind auch nicht dabei, fragen ihn etwas, er hat es nicht gehört. Dann verwandelt sich die Neugier in Eifersucht und plötzlich möchte er mit Eifer ergründen, ob sie es ist. Er versucht die beiden unter den Tanzenden zu entdecken, vergebens. An der Bar entdeckt er sie. Sie sitzt auf dem Hocker, er steht neben ihr. Selbst jetzt, ihr Rock ist weit nach oben verrutscht, kann er sie an ihren schlanken Beinen nicht erkennen. Die andere Maske neigt sich über sie, küsst ihren Hals und streichelt über ihren bloßen Schenkel. Machtlos kehrt er an den Tisch zu den Freunden zurück, die mit anderen Masken sich den Tanzenden angeschlossen haben. Er kann nicht ruhig sitzen, macht sich weiter auf die Suche. Das Paar ist verschwunden.

Am Ende, gegen 3 Uhr, kommt er nach Hause. Seine Frau ist schon da. Er ist neugierig, mit welcher Verkleidung sie auf dem Fest gewesen sei. Sie verrät es nicht, denn die Freundinnen haben sich verabredet, es nicht zu tun. Sie seien dann auch zusammen nach Hause gefahren. Die Frage bleibt, wie weit war es der anderen Maske gelungen, sie zu verführen und war es seine Frau? Wie auch immer er sich jetzt bemühte, aus dem Gesehenen dem Geheimnis auf die Spur zu kommen oder aus ihrem Verhalten Schlüsse zu ziehen, es ist vergeblich.

Es ist ein beliebtes Motiv für Romane, die Spannung im Verhältnis von Mann zu Frau oder von Frau zu Mann.

Lieber sollte alles verborgen bleiben.

Vorsicht: Unartige Notizen

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