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5.

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Ich schreckte hoch. Was war denn das für ein merkwürdiger Traum. Der Schmerz, den ich spürte, kam von meinem Arm. Wahrscheinlich hatte ich die ganze Zeit auf ihn gelegen. Wie verrückt der Traum doch war. Eigentlich erinnerte ich mich nicht so oft an meine Träume, dieser war allerdings sehr intensiv gewesen. Die Ereignisse der letzten Tage hatten mich anscheinend mehr mitgenommen als mir bewusst war.

Wie spät war es eigentlich? Ich schaute auf den Wecker. Es war viertel nach vier, also legte ich mich wieder hin. Meine Gedanken kreisten noch eine ganze Weile um den Traum, bevor ich einschlief.

Trotz der Unterbrechung, hatte ich keine Probleme am nächsten Morgen aufzustehen. Seit zwei Tagen regnete es ohne Unterbrechung und der Wetterbericht versprach keine Besserung.

Es war auch der erste Tag an dem Charly und ich nur noch die Treppe zu unserer Arbeit nehmen wollten. Ich war ein wenig überrascht als ich ankam, denn ich rechnete damit, dass Charly das Ganze nicht durch ziehen würde. Doch er wartete brav vor dem Treppenaufgang. Wir entschieden uns, es am Anfang gemütlich angehen zu lassen. Deswegen brauchten wir eine Weile, bis wir ganz oben waren. Charly atmete hörbar schwerer als sonst.

Frau Meyer kam ein weiteres Mal nicht pünktlich. Gerade als sich Charly aufregen wollte, gingen die Fahrstuhltüren auf. Im Fahrstuhl war niemand geringeres als Frau Meyer, diesmal nur mit Jeans, einen schlichten Pullover und einem Blazer bekleidet. Sie sah richtig sexy darin aus. Ohne ein Wort der Entschuldigung, schloss sie die Tür auf.

„Guten Morgen Frau Meyer!“, rief ich ihr hinterher, doch sie reagierte nicht. „Ich dachte sie nehmen immer die Treppe? Herr Blumenberg und ich hatten uns schon so gefreut auf sie. Wir haben ihren Rat beherzigt und haben die Treppe genommen.“ Charly rammte mir seinen Ellenbogen in die Rippe, aber das war mir egal. Frau Meyer blieb stehen. Jetzt würde sicherlich wieder eine ihrer Tiraden kommen. Sie drehte sich zu uns um und ich merkte wie Charly sich anspannte, auch ich bereitete mich auf eine Abfuhr vor. Wider Erwarten geschah allerdings nichts der Gleichen. Frau Meyer schaute uns nur müde an, machte eine abwertende Handbewegung und verschwand ohne ein Wort im Büro.

„Was ist denn mit der los?“, fragte Charly. Ich zuckte nur unwissend die Schultern.

„Ist mir egal. Lass uns weiter machen. Vielleicht werden wir ja heute fertig. Dann hätten wir morgen einen ruhigen Tag.“ Charly schien mein Vorschlag zu gefallen.

Frohgemut machten wir uns an die Arbeit. Ab und an wurden wir von Frau Meyer beobachtet. Gleichwohl hielt sie es weiter nicht für nötig, uns irgendwelche Anweisungen zu geben. Das förderte Charlys Mut. „Sag mal. Holst du deine Tochter morgen wieder ab?“, begann er ein Gespräch. Ich blickte von meinen Bildschirm zum Büro. Frau Meyer telefonierte und ich konnte gefahrlos antworten. „Klar. Direkt nach der Arbeit fahre ich zur Schule und nehme sie mit.“

„Hast du schon etwas geplant für das Wochenende?“

Ich klickte mich gerade durch ein paar Anwendungen, bevor ich weiter sprach. „Noch nicht wirklich. Wir machen das immer gemeinsam. Jeder sagt, was er sich überlegt hat für das Wochenende. Dann pickt erst sie ein Vorschlag raus, danach ich.“

„Aha“, machte Charly nur, während er auf seiner Tastatur tippte.

„Wieso fragst du mich?“, wollte ich, neugierig geworden, wissen. Normal fragte Charly mich nämlich nicht, ob ich Zoé abhole oder was ich mit ihr unternehme.

„Paul fragt, ob wir etwas zusammen unternehmen wollen. Er hat explizit dich und deine Tochter mit eingeschlossen.“

„Ist deine Frau nicht zu Hause?“, fragte ich.

„Nein. Sie hat gestern angerufen. Es dauert diesmal länger. Der Kunde sei sehr hartnäckig, meinte sie.“

Von wegen hartnäckig. Charlys Miene verriet alles. Er liebte seine Frau tatsächlich noch. „Hat sie das schon mal gemacht?“ Charly schüttelte stumm den Kopf.

„Und was hat Paul geplant? Immerhin muss es Zoé ja auch gefallen“, hakte ich nach.

„Ich soll dir sagen, wenn das Wetter gut ist, wollte er in den Zoo und wenn es schlecht ist, ins Kino.“

„Okay ich werde ihr den Vorschlag machen, aber ich kann für nichts garantieren.“

„Vielen Dank Dennis.“ Charly lächelte ein bisschen. Ich hob abwehrend die Hände. „Freu dich bitte nicht zu früh“, versuchte ich ihn in seiner Euphorie zu bremsen. Scheinbar wurde es schlimmer zu Hause. Sonst würde er sich darüber nicht so freuen. „Alleine das du fragst, ist mir schon viel wert“, sagte er. Immer noch lächelnd arbeitete Charly weiter und auch ich kümmerte mich wieder intensiver um die Anwendungen. Ich kam nur nicht weit, denn das Telefon an meinen Platz klingelte. Ich wunderte mich, wer das sein könnte, weil keine Nummer im Display stand. Eigentlich wussten auch nur wir die Nummern der internen Telefone.

„Secure Web, sie sprechen mit Dennis Hussmann“, sprach ich in den Hörer. Zu spät merkte ich, was ich da gesagt hatte. Wir gehörten ja jetzt zu MultiWebNet Company.

„Hier ist Benno“, klang es traurig aus dem Telefon.

„Benno!“, rief ich erstaunt aus. „Was ist los? Du hast doch Urlaub.“

„Klar habe ich den. Ich habe heute einen Brief von MultiWebNet erhalten“, sagte er.

„Haben sie dich gekündigt?“, fragte ich erschrocken.

„Nein so schlimm ist es nicht. Sie wollen mich nur nach Sauerlach versetzen. Da haben sie ein Ausbildungsinternat.“

Ich wusste nicht, ob ich sauer sein sollte oder lachen musste. Zum einen war die Idee gar nicht so übel mit dem Internat. Dort würde Benno Dinge lernen können, die wir ihn nicht so beibringen konnte, da uns die Zeit dafür fehlte. Nur ich glaubte nicht an einen guten Willen bei Herr Eisig. Und wo zum Teufel lag Sauerlach?

„Benno ich halte die Idee für gar nicht so übel“, versuchte ich ihn aufzumuntern. „Du lernst neue Leute kennen, bekommst eine wesentlich besser Ausbildung und du bist unabhängiger.“

„Ihr seid aber die Besten Dennis. Ich habe bei euch so viel gelernt.“ Ich fühlte mich geschmeichelt und ich spürte, dass er auf eine gewisse Art recht hatte in Anbetracht dessen, was ich bis jetzt von meinem neuen Arbeitgeber gesehen hatte.

„Und meine Freundin ist auch hier. Ich will sie nicht verlassen.“ Von daher wehte der Wind also.

„Du lernst bestimmte eine Neue kennen.“ Ich hörte Benno sarkastisch lachen.

„Weißt du wo Sauerlach liegt?“, fragte Benno empört. Nein das wusste ich natürlich nicht, aber ich brauchte nicht lange auf die Antwort zu warten.

„Im tiefsten Bayern und es ist ein Kaff. Wie soll ich denn da eine Freundin finden?“ Gut das mich Benno nicht sah, denn ich rollte mit den Augen. Der Junge hatte Probleme, die hätte ich auch gerne noch einmal.

„Im Internat gibt es bestimmt jede Menge Mädels, die noch keinen Freund haben.“ Ja das Leben konnte wirklich so einfach sein.

„Meinst du ehrlich Dennis?“

„Klar doch!“

„Oh man da bin ich ja froh“, sagte Benno gut gelaunt und legte einfach auf. So fest konnte die Beziehung mit seiner Freundin nicht sein. Die Jugend von heute.

Die Freude darüber, die ich für meine gelungene Hilfe für Benno empfand, hielt nicht lange an. Zu schnell stieg in mir die Wut über das Handel von Eisig hoch. Mir reichte es! Ich stand auf und wollte die Angelegenheit mit Frau Meyer klären. Sie war die Assistentin von diesem Wichtel und sie würde jetzt meinen ganzen Zorn zu spüren bekommen.

Ich kam nur nicht weit. Charly hatte mich am Arm gepackt.

„Was hast du vor?“, wollte er wissen.

„Das wirst du schon mitbekommen. Ich lass auch die Tür auf. Kannst ja dann lauschen.“

Er ließ mich los und ich stapfte Schnurstracks zum Büro. Frau Meyer war mit ihrer Arbeit beschäftigt. Sie hatte anscheinend nichts mitbekommen und bemerkte mich erst, als ich die Tür öffnete.

Frau Meyer hob genervt den Kopf. „Ich habe zu tun!“, schnauzte sie mich an.

„Das ist mir egal“, sagte ich im fröhlichen Tonfall und setzte mich auf einen der schwarzen Stühle.

„Wie bitte?“ Sie schien mit ihrer Fassung zu ringen. Sehr gut!

„Es ist mir egal, ob sie etwas zu tun haben“, sagte ich nicht mehr fröhlich. „Erst müssen wir unser altes System umstellen, obwohl es perfekt war. Dann drohen sie uns damit, Überstunden nicht zu bezahlen, obwohl sie zu spät gekommen sind. Und jetzt die Sache mit Benno! Warum wird er in ein Internat gesteckt? Hier kann er mehr lernen.“ Mein Ton wurde immer kälter und schärfer. „Und sie halten es noch nicht mal für nötig, uns darüber zu informieren. Sie können sich bestimmt vorstellen, wie angepisst wir von allem sind.“

Frau Meyer hatte sich zurück gelehnt. Sie sah erschöpft aus.

„Würden sie bitte die Tür schließen?“ Was hatte sie da gesagt? Ich war zu gegebener Maßen aus dem Konzept gebracht.

„Bitte Herr Hussmann. Schließen sie die Tür.“

Ich tat ihr den Gefallen. Charly warf ich einen entschuldigenden Blick zu. Er zuckte nur mit den Schultern und wendete sich seiner Arbeit zu.

Frau Meyer hatte sich währenddessen einen Kaffee eingegossen. Mir bot sie netterweise keinen an.

„Das was ich ihnen jetzt sage, sage ich ihnen im Vertrauen. Enttäuschen Sie mich nicht.“ Mutig von der eiskalten Lady, mir zu vertrauen.

„Ich bin mit der Arbeit, die sie und Herr Blumenberg bisher geleistet haben sehr zufrieden. Wie uns Herr Knuddels schon sagte, sind sie zwei richtig gut.“ Ich war noch mehr verwirrt. Das war ja ein Kompliment.

„Wie sie sicherlich wissen, bin ich im ständigen Kontakt mit Herr Eisig und glauben sie mir, er ist nicht weniger überrascht, wie ich.“ Das dachte ich mir schon. Eisig wollte einen Grund, um uns aus der Firma zu werfen und den haben wir ihm nicht gegeben.

„Ich bin darüber im Übrigen sehr froh. So konnte ich mich um die anderen Dinge kümmern. Sie habe ja keine Ahnung, mit welchen unfähigen Leute Herr Eisig mich schon alleine gelassen hat.“ Sie machte eine Pause, in der sie einen Schluck von ihrem Kaffee trank. „Sie bekommen nächste Woche zwei neue Mitarbeiter, die sie einarbeiten sollen. Leider sind die neuen Computer noch nicht da. Ich musste ihnen den ganzen Tag hinterher telefonieren.“ Frau Meyer fasste sich an die Stirn. „Wenigstens weiß ich jetzt wo sie sind.“ Wieder ein Schluck Kaffee. „Das mit ihrem Azubi habe ich auch erst heute erfahren. Es ist eine Anweisung von ganz oben und eigentlich Standard.“

„Und wer ist ganz oben?“, wollte ich wissen. Frau Meyer guckte mich erstaunt an. „Das wissen sie nicht?“ Sie schmunzelte über mein Unwissen. „Herr Eisig ist für alles in Deutschland zuständig“, klärte mich Frau Meyer auf.

Oh nein. Der Wichtel war ein ganz hohes Tier. Ich fragte mich, wie er das geschafft hatte, so wichtig zu werden. Obwohl es konnte nicht so schwer gewesen sein, bei den Programmen, die die Firma ihr eigen nannte und Eisig war nicht sonderlich groß, was ihm wohl erlaubte, den richtigen Leuten in den Arsch zu kriechen.

Frau Meyer musterte mich. „Gibt es noch etwas, was sie mir sagen wollen Her Hussmann?“

Ich schüttelte den Kopf. „Nein das wär's fürs Erste.“

„Sehr gut. Dann dürfen sie sich wieder an die Arbeit machen. Die Zeit in meinem Büro werden sie natürlich heute nach arbeiten.“ Sie lächelte mich eiskalt an. Was für ein Biest, dachte ich. Ohne ein weiteres Wort verließ ich das Büro und ärgerte mich darüber, dass Frau Meyer es geschafft hatte, mich aus meinem Konzept zu bringen.

Charly wollte natürlich alles wissen, doch ich wehrte ihn mit einer Handbewegung ab. Meine Wut auf Frau Meyer war verraucht und ich wusste nicht warum. War es ihr Lob für unsere Arbeit? Oder ihr Versuch mich ins Vertrauen zu ziehen? Ich entschloss mich, nicht weiter darüber nachzugrübeln.

Vollkommen in meiner Arbeit vertieft, merkte ich nicht, wie Charly Feierabend machte.

„Dennis machst du auch Schluss?“, fragte er und hatte bereits seine Jacke angezogen.

„Würde ich gerne. Das Biest hat mir leider das Gespräch von heute Morgen auf meine Arbeitszeit gepackt.“ Ich verzog mein Gesicht zu einer Grimasse. „Dann legst du dich besser nicht noch mal mit ihr an“, riet mir Charly. „Ich warte unten auf dem Parkplatz. Bin schon gespannt was du mir alles berichten wirst.“

„So viel ist es nicht.“ Charly äffte mich nach und machte nun die gleiche abwehrende Handbewegung, die ich vor ein paar Stunden zu ihm machte. Danach drehte er sich um und ging. Wenig später war ich wieder in meiner Arbeit versunken. So bemerkte ich nicht, wie Frau Meyer aus dem Büro kam.

„Herr Hussmann, wir machen jetzt Schluss“, sagte sie freundlich. „Morgen werden die neuen Computer geliefert und ich hoffe sie sind soweit fertig mit ihrer Arbeit.“

Wenn sie wüssten, dachte ich und mit einem letzten Mausklicken beendete ich die mir übertragene Aufgaben. Ich hatte es geschafft einen Tag früher fertig zu werden, wodurch meine Laune mit einem Schlag besser wurde. „Natürlich Frau Meyer“, antwortete ich mit einem süffisanten Lächeln.

„Ich wusste, dass ich mich auf sie verlassen kann.“ Täuschte ich mich oder wirkte Frau Meyer wesentlich entspannter als heute Morgen. „Sie werden morgen die neuen Computer noch einrichten.“ Das würde für mich ein Klacks werden, denn nach dem frühen Gespräch hatte ich mich entschlossen, alles auf einem USB-Stick zu speichern. Den würde ich dann morgen in die neuen PCs stecken und alles würde sich von selbst installieren.

„Das wird mir ein Vergnügen sein“, merkte ich fröhlich an. „Dann bis morgen“, verabschiedete ich mich und ging zum Fahrstuhl. Leider war keine Kabine auf unserer Etage und so musste ich warten. Der Fahrstuhl braucht gefühlt eine halbe Ewigkeit. Mit einem Ping kündigte sich die Kabine an, doch kaum hatte sich die Tür geöffnet, schob sich Frau Meyer an mir vorbei. Langsam ging mir ihre Art auf den Wecker. Widerwillig folgte ich Frau Meyer in den Fahrstuhl und drückte auf das E.

Nachdem sich die Türen geschlossen hatten und der Fahrstuhl nach unten fuhr, nahm ich einen angenehmen, süßlichen Duft wahr. Natürlich war mir klar, von wem er kam, doch mein Kopf wehrte sich dagegen. Frau Meyer wollte ich mir nicht als gut riechende Frau vorstellen. Mir gefiel es besser, sie als Biest zu sehen und da passte der gute Duft nicht. Im Erdgeschoss angekommen, drängelte sie sich wieder an mir vorbei und der süßliche Duft stieg mir noch intensiver in die Nase. Was war mit mir los? Diese Frau tat alles um sich unbeliebt zu machen, nur ich war nicht in der Lage, sie dafür zu hassen. Ich musste irgendetwas dagegen unternehmen. Doch was, wusste ich noch nicht.

Charly wartete, wie angekündigt, auf mich, weil es regnete, hatte er beschlossen im Auto auf mich zu warten. Die Scheiben seines Wagens waren von innen komplett beschlagen, also sah Charly mich nicht kommen. Schreckhaft zuckte er zusammen, als ich die Beifahrertür öffnete. „Darf ich mich zu dir setzen?“

„Man Dennis, kannst du nicht klopfen!“, rief er empört. „Hab mich zu Tode erschreckt.“

„Dafür bist du noch echt lebendig.“

„Quatsch nicht. Das bin nicht ich. Ist nur ein Geist von mir.“ Er kicherte und winkte mich rein. „Jetzt erzähl mal.“

Ich fasste mein Gespräch mit Frau Meyer in kurzen Sätzen zusammen. Das ich ihr Vertrauen missbrauchte, störte mich nicht. Die Dinge, die sie mir erzählt hatte, empfand ich nicht als vertrauenswürdig genug, um sie nicht mit Charly zu teilen. Ihr Lob an uns, hob ich mir für den Schluss auf. Charly entwich ein anerkennender Pfiff, allerdings ärgerte ihn die Sache mit Benno genau so wie mich.

„Denkst du er wird da unten glücklich?“, fragte er abwesend.

„Wenn er sich nicht allzu dumm anstellt, denke ich schon.“ Mehr hatte ich was das Thema betraf nicht zusagen. Von Charly kam dazu nur ein undefiniertes brummen. Eine Zeitlang schwiegen wir und hörten dem Regen zu, wie er auf das Auto prasselte.

„Er ist ein taffer Junge“, unterbrach Charly das Stakkato des Regens. „Der macht das schon. Vielleicht ist er den Anderen auch schon voraus? Bei den Kinkerlitzienprogrammen die benutzt werden.“

„Damit könntest du sogar richtig liegen“, stimmte ich zu. „Bist du eigentlich fertig mit deiner Arbeit?“, wollte ich als nächstes wissen, was Charly veranlasste herzhaft zu lachen.

„Du noch nicht?“, fragte er, nachdem er sich gefangen hatte.

„Heute fertig geworden“, sagte ich stolz. „Morgen muss ich dafür die neuen PCs einrichten.“

Plötzlich wurde Charly ernst. „Die Schlange will dir garantiert eins auswischen, weil du einfach in ihr Büro gekommen bist. Du tust mir leid.“ Ich zog den vorbereitete Stick aus meiner Tasche und grinste.

„Das mein Lieber, ist der Schlüssel zum Erfolg.“

„Das ist nur ein USB-Stick!“ Ich guckte Charly böse an und er begriff, was es mit dem Stick auf sich hatte. „Da wird der Drachen aber Augen machen, wenn du morgen so schnell fertig bist.“

„Charly sie ist nicht dumm. Sie wird damit rechnen.“ Ein erneutes Brummen von Charly beendete auch dieses Thema.

„Was wirst du morgen machen?“ Interessiert wartete ich auf eine Antwort, doch Charly ließ sich viel Zeit mit seiner Antwort. Ich befürchtete das Schlimmste.

„Ich habe heute eine E-Mail bekommen“, fing er endlich an. „Sie war vom Eisig. Ab morgen soll ich den Support für alle Sicherheitslösungen übernehmen. Axel hat wohl keine Lust mehr auf den ganzen Kram.“

„Oder genug Geld eingesackt“, schlug ich vor. Als ich auf die Uhr schaute, erschrak ich fast „Ich muss los Charly“, sagte ich gehetzt. „Werde noch einkaufen für das Wochenende. Zoé hat mir ein paar Dinge aufgeschrieben, die sie gerne Essen würde.“ Ich öffnete die Tür und trat in den Regen. „Lass dich nicht unterkriegen.“

„Kennst mich doch. So schnell wirft mich nichts aus der Bahn. Bis morgen Dennis.“ Mit Schwung schloss ich die Wagentür und als ich bei meinem Auto war, hatte Charly den Parkplatz längst verlassen.

Es regnete noch immer, als ich mein Auto auf dem Parkplatz des Supermarktes abschloss. Ich hatte kurz überlegt, ob ich nach Hause fahren sollte, entschied mich aber dagegen und fuhr statt dessen direkt zum Discounter. Das Auto parkte ich neben einem riesigen SUV, der sogar größer war, als der von Charly.

Bei solch einem Mistwetter hatten die wenigsten Leute Lust auf einkaufen. Mein Glück, denn so war nicht nur der Parkplatz recht leer, sondern auch der Supermarkt.

Ich kramte den Einkaufszettel aus meiner Jackentasche und lief die Regale ab. Im Einkaufswagen landeten neben Nudeln auch viel frisches Gemüse und Fisch. Zoé hatte sich auch einen saftigen Schokoladenkuchen gewünscht. Ich brauchte Backpapier.

Ich hatte es gerade in meinen Wagen gelegt und wollte weiter gehen, doch plötzlich erregte eine tiefe Männerstimme meine Aufmerksamkeit.

„Wie oft habe ich dir gesagt, keine Aluminiumfolie!“, schimpfte diese.

„Aber ich wollte Folienkartoffeln machen“, entgegnete eine zarte Frauenstimme.

„Willst du uns vergiften?“, fragte die Männerstimme empört. „Ach wahrscheinlich hast du es schon wieder vergessen. Aluminiumfolie erhöht das Risiko an Alzheimer zu erkranken enorm und jetzt willst du darin noch Kartoffeln backen. Danach können wir uns gleich in ein Pflegeheim einliefern lassen.“

Den Kerl musste ich mir ansehen. Etwas Abgedrehteres hatte ich noch nie gehört. Also ging ich zurück von wo die Stimmen herkamen und sah einen riesigen, nicht ganz schlanken (okay er war sehr dick, aber man ist ja freundlich) Mann mit strähnigen Haaren. Seine Frau oder Freundin war dagegen sehr zierlich und klein. Eingeschüchtert legte sie die Alufolie zurück in das Regal, doch der Kerl war mit seiner Frau noch nicht fertig. „Besser so. Ich finde es schon furchtbar genug hier einkaufen zu müssen. Es gibt viel zu wenig, was unseren Ansprüchen genügt. Morgen suchst du einen Bioladen ist das klar!“ Die Frau nickte ängstlich und das Pärchen ging weiter. Ich griff mir die Aluminiumfolie und eilte den beiden hinterher, die vor den ungezählten Kaffeesorten stehen blieben. Der Kerl griff zielsicher zu einer Biosorte und befühlte die Verpackung.

„Hier Laetitia, schau mal. Nicht mal bei Kaffee schrecken die vor diesem Teufelszeugs zurück. Die Menschen werden überall vergiftet und merken es nicht mal.“ Mit Abscheu stellte er den Kaffee zurück. Gemütlich ging ich an den Beiden vorbei.

„Man was freue ich mich schon auf meine Folienkartoffeln“, sagte ich etwas lauter zu mir. Manchmal muss man eben frech und gehässig sein. Ich konnte die Blicke des Riesen in meinem Rücken spüren.

An der Kasse waren der dicke Kerl und seine Freundin hinter mir. Ich hörte wie er flüsterte: „Siehst du mein Schatz. Dieser dumme Mensch wird vor uns sterben, weil er seine Gesundheit so missachtet. Und er wird es nicht mal wissen.“

Ich überlegte kurz, ob ich etwas sagen sollte, denn immerhin hatte ich den Stein durch meine Bemerkung ins Rollen gebracht, verkniff es mir aber. Die Woche war bis jetzt anstrengend genug und ich hatte meinen kleinen Spaß. Jetzt auch noch mit jemanden zu diskutieren, der wegen seines Übergewichts, vor mir das Zeitliche segnen würde, würde mir die restlich Nerven rauben.

So bezahlte ich meinen Einkauf und ging nichts Ahnend zu meinem Auto. Ich war gerade dabei meine Einkäufe in den Kofferraum zu stellen, da kamen die Besitzers des SUVs zurück. Es waren der Riese und die Zierliche. Nun fiel ich vom Glauben ab. Wie konnte dieser Kerl über Aluminiumfolie herziehen und dann solch eine Abgasschleuder fahren. Ich setzte schon zu einer Frage an, als er die Fahrertür zu schlug und davon rauschte. Wie konnten die denn vor mir fertig sein? Kopfschüttelnd stieg ich ins Auto. Es sollte nicht die letzte Begegnung mit dem Riesen werden.

Der Männerclub

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