Читать книгу Die Mulgacamper Romane - Sequel - Band 17 und 18 - Elda Drake - Страница 6

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Kapitel 3

Patrick hatte nicht vorgehabt, die Situation auszunutzen. Abgesehen davon, dass man schon ziemlich hartgesotten sein musste, um unter Hashimotos Dach etwas mit der Freundin seines besten Freundes anzufangen. Dafür gab es andere Orte und bessere Zeiten. Ihm hatte der Kuss, den er sich am Ende ihres Tanzes geholt hatte, vollkommen genügt. Denn sie hatte ihn erwidert und ihm damit gezeigt, dass nach wie vor alles unverändert war. Und eines hatte er in den letzten Jahren hervorragend gelernt – abzuwarten, bis er eine gute Chance sah.

Und nach diesem Intermezzo war er sich sicher gewesen, dass Hetty irgendwann in den nächsten Monaten wieder eine Auszeit nehmen würde, um einfach für sich alleine zu sein. So gern sie unter Menschen war, hin und wieder wollte sie auch mal ihre Ruhe haben und nur tun, was ihr gefiel. Da sie immer noch nichts lieber tat, als lange Strecken mit dem Auto zu fahren, stieg sie nicht in den Flieger, wenn sie sich auf Tour begab. Eine Ausnahme machte sie nur, wenn sie Silvie und Paul in Alice Springs besuchte. Der Track mitten durch das Outback war zu gefährlich, um ihn alleine zu fahren und der obere Highway sehr oft überschwemmt. Also nahm sie hier eine Flugreise in Kauf und lieh sich dann vor Ort von Paul einen Jeep, um damit durch die Gegend zu düsen.

Ansonsten schnappte sie sich ihren Geländewagen, brauste die Ostküste nach oben, machte Halt in Airlie Beach bei Tim und Melanie, besuchte dabei meistens anschließend noch seine Eltern in Cairns und kam nach ein paar Wochen gutgelaunt wieder zurück. Und hin und wieder stand auch ein Besuch ihrer Freunde in Sydney auf dem Programm. Und den Ort, an dem sie bei der Rückfahrt von dort einen Zwischenstopp einlegte, kannte er ganz genau. Also würde er, sobald sie wieder mal Richtung Süden fuhr, Byron Bay einen Besuch abstatten und sehen, was sich ergab.

Seine Gedanken liefen in der Zeit zurück. Schon einmal hatten sie dort drei Tage und Nächte miteinander verbracht. Damals war er nur hingekommen, um endlich den genauen Grund zu erfahren, warum sie ihm in der Nacht vor seiner Hochzeit mit Chrissie nicht gesagt hatte, dass sie ihn sehr wohl liebte. Zwar nicht so sehr wie Kai – der damals in ihren Augen sowieso unerreichbar war – aber für ihn hätte es ausgereicht, um auf der Stelle seine Hochzeit abzusagen. Sie hatte gedacht, es wäre nur eine kurze Vernarrtheit von ihm gewesen und nicht gewusst, wie tief seine Liebe zu ihr tatsächlich war. Und deshalb hatte sie ihn angelogen.

Wobei Hetty inzwischen wusste, dass ihr größter Fehler gewesen war, ihm dann am übernächsten Tag zu verraten, dass sie gelogen hatte. Hätte sie ihren Mund gehalten, hätte er einige Zeit gebraucht, um darüber hinwegzukommen, dass er sich so in ihr getäuscht hatte, aber die Sache wäre damit zu Ende gewesen. Zu erfahren, dass auch bei ihr Gefühle vorhanden waren, war nach wie vor ein Stachel in seinem Fleisch. Denn immer wieder fragte er sich, wie es ausgegangen wäre, wenn er statt Chrissie am nächsten Tag, mehr aus Trotz, denn aus Liebe zu heiraten, einfach gesagt hätte, die Hochzeit müsse verschoben werden. Ok, er brauchte eigentlich nicht lange zu überlegen – die Hochzeit hätte dann nie stattgefunden. Patrick seufzte innerlich. Damals war er zu unerfahren gewesen, um Hettys Verhalten zu durchschauen, mittlerweile wusste er, dass seine Chancen gar nicht so klein gewesen waren.

Doch das gehörte der Vergangenheit an und er war in seiner Ehe mit Chrissie gefangen und hatte zu dieser Beziehung zu stehen, ob er wollte oder nicht. Schließlich hatten sie einen gemeinsamen Sohn und damit waren ihm die Hände gebunden. Er sah Hashimoto zu, der an einem Sideboard die Weingläser füllte und schüttelte seine Gedanken ab. Das Hier und Jetzt zählte und heute hatte er mehr bekommen, als er gedacht hatte. Nun noch eine nette Unterhaltung bei Hashimoto im Wohnzimmer und er konnte den Tag als äußerst erfolgreich abhaken.

Doch als ihn Susi leicht mitleidig ansah, als er soeben einen Schluck aus seinem frisch eingeschenktem Weinglas nehmen wollte, wurde ihm blitzartig bewusst, dass Hashimoto ihm anscheinend kein bisschen über den Weg traute. Und Hetty hatte ihm damals nach ihrer Rückkehr von Europa erzählt, dass der Japaner der Spezialist für die Betäubungsmittel in der ehemaligen Vierergruppe beim Militär gewesen war. Es würde sicher von Vorteil sein, wenn er dafür sorgte, dass nicht er aus diesem Glas trinken musste. Also tat er nur so, als ob er einen Schluck nehmen würde und ließ den Inhalt unberührt.

Als Susi kurz in die Küche ging, um noch etwas Naschzeug zu holen, deutete er auf ein Bild an der Wand und fragte. »Ist das ein Foto aus eurer Militärzeit?«

Hashimoto nickte und stand auf. Während er das Bild von der Wand nahm und ihm dabei den Rücken zudrehte, tauschte Patrick sein Glas mit dem von Hashimoto. Da beide dieselbe Weinmenge enthielten, würde der die Auswechslung nicht bemerken.

Hetty hatte ihm irritiert zugesehen und sich jede Bemerkung verkniffen. Allerdings kombinierte sie schnell und erfasste was los war. Bis zu diesem Tag hatte sie immer noch ein schlechtes Gewissen gehabt, wenn sie Patrick nachgegeben hatte. Aber so wie es aussah, hatte Kai nicht das geringste Vertrauen zu ihr und anscheinend zu Hashimoto gesagt, er sollte dafür sorgen, dass Patrick keine Gefahr sein würde. In ihr kochte die Wut hoch.

Sie hatte sich seit dem letzten Intermezzo vor zweieinhalb Jahren, als Kai ihr erneut erklärt hatte, dass Patrick absolut tabu war, an ihre Vereinbarung gehalten und war dem Jungen in der Hinsicht aus dem Weg gegangen. Na ja, hin und wieder hatte es mal einen kurzen Kuss gegeben, aber mehr war wirklich nicht vorgefallen. Und auch der heute Abend konnte wohl nicht sonderlich ernst genommen werden und Kais Reaktion hatte nicht gerade darauf hingewiesen, dass er ihm Probleme bereitet hatte. Wieso ging er also jetzt auf Nummer sicher?

Patrick schmunzelte leise in sich hinein, als er Hettys Miene sah. Da hatte sich Kai aber ein gewaltiges Eigentor geschossen. Hätten er und Hashimoto ihnen einfach vertraut, wäre nichts passiert. Er richtete den Blick auf sein Rotweinglas und versuchte sich seine Genugtuung nicht anmerken zu lassen. Viel Schlaf würde heute nur der Hausbesitzer abkriegen. Denn eine wütende Hetty, war immer auch eine Hetty, die nicht lange nachdachte und deshalb sehr leicht zu überzeugen. Und wenn die Herren ihm schon so etwas unterstellten, dann würde er sie nicht enttäuschen. Seine blauen Augen begannen zu funkeln. Er lächelte Susi an, die sich neben ihren Mann gesetzt hatte. Auch wenn sie es nicht wusste, aber ihrem Verhalten hatte er vermutlich heute noch viel zu verdanken.

Die stellte die nächste Stunde wieder einmal fest, dass dieser Patrick wirklich äußerst charmant war. Und man konnte sich hervorragend mit ihm unterhalten. Da sie Professorin für Betriebswirtschaft war und das eines seiner beiden Studienfächer gewesen war, hatten sie alleine in dem Bereich schon gemeinsame Interessen. Ganz abgesehen davon, dass er im Prinzip bei jedem Thema problemlos mitreden konnte und sich für alles interessierte. Und dieses Lächeln, das er zwischendrin immer wieder aufsetzte, war wirklich umwerfend. Susi genoss die Unterhaltung und vergaß dabei völlig, dass ihr heißgeliebter Ehemann eigentlich auch noch vorhanden war.

Hetty kümmerte sich währenddessen um Hashimoto, der ihr die letzten Neuigkeiten von Tim, Melanie und Nat berichtete.

Mitten im Gespräch mit Susi entschlüpfte Patrick ein Gähnen. Mit einem verlegenen Lächeln meinte er. »Entschuldigung, mir fallen gleich die Augen zu. Anscheinend war der Tag doch zu lange für mich, ich bin hundemüde.«

Hashimoto rappelte sich hoch. Er war auf der Couch eingenickt und wirkte leicht desorientiert. »Susi zeigst du ihm sein Zimmer, ich geh schon mal vor ins Bett.«

Hetty deutete auf ihr Glas. »Ich trinke noch aus. Hast du was dagegen, wenn ich noch eine Runde im Pool drehe?«

Susi schüttelte den Kopf. »Solange du nicht verlangst, dass ich auch noch mitkomme. Du hast das Gästezimmer im rechten Flur, du kennst dich ja aus. Also, dann gute Nacht.«

Nachdem Patrick untergebracht war, musterte Susi mit gerunzelter Stirn ihren Gatten, der, immer noch angezogen und laut schnarchend, auf seinem Bett lag. Dann lief ein Schmunzeln über ihr Gesicht und sie setzte sich leise kichernd neben ihren Mann und strich ihm über die Haare. Der Schuss war wohl nach hinten losgegangen. Kopfschüttelnd stand sie auf und ging ins Bad, um sich auszuziehen. Hashimoto und Kai hatten schon recht, wenn sie Patrick alles mögliche zutrauten. Der Junge war wirklich clever.

Wie hatte Hashimoto einmal zu ihr gesagt. »Der kann, genauso wie Kai, die kleinsten Anzeichen lesen.«

Tja, anscheinend hatte er erraten, was im Busch war und entsprechend gehandelt. Als sie im Bett lag und das Licht löschte, war sie sich sicher, dass die beiden Männer mit dieser Aktion einen schlafenden Hund geweckt hatten. Aber das war nicht ihr Problem und außerdem mochte sie Patrick wirklich sehr gern. Und wenn Hetty diese Nacht nicht nur schwimmen würde, konnte sie das voll und ganz nachvollziehen. Der Junge war äußerst attraktiv und mit Sicherheit mehr als eine Sünde wert. Den hätte sogar sie selbst in ihren früheren Jahren nicht von der Bettkante geschubst und ihre Ansprüche waren immer sehr hoch gewesen.

Sie runzelte die Stirn. Ihr war aufgefallen, dass Chrissie sich seltsam gefühllos gegenüber ihrem Mann verhielt. Schließlich waren die beiden ja noch nicht so viele Jahre verheiratet, dass nicht hin und wieder eine liebevolle Geste oder ein anhimmelndes Lächeln vorkommen konnte. Und wenn man ohne zu lügen behaupten konnte, dass sogar ein Kai mehr an Emotionen zeigte, dann passte da etwas nicht. Irgendwie hatte sie das unbestimmte Gefühl, dass diese Ehe nicht so lief, wie sie sollte.

Allerdings verstanden sich Hetty und Patrick dafür umso besser und sie konnte nachvollziehen, warum Kai da auf der Hut war. Wenn sie sich an den letzten Tanz der beiden erinnerte, war sie sich sicher, dass die Fremden im Saal absolut davon überzeugt gewesen waren, hier ein Liebespaar vor sich zu sehen. Ihr war es ja genauso gegangen. Susi starrte nachdenklich in die Dunkelheit. Hashimoto hatte nicht umsonst zu ihr gesagt, er würde dafür sorgen, dass Patrick heute gut schlafen könne. Ein lautes Aufschnarchen von ihm, entlockte ihr ein Lächeln. Das war jetzt für ihn dumm gelaufen. Tja, sie würde die beiden sicher nicht verraten.

Hetty hatte sich noch eine neue Rotweinflasche geholt und sich damit zum Pool begeben. Nachdenklich stand sie mit dem frisch gefüllten Glas in der Hand vor dem Becken und starrte in das Wasser. Gegen das Schwimmbecken auf der Farm konnte dieses zwanzig Meter Teil natürlich nicht konkurrieren, aber für einen Privathaushalt war er immer noch äußerst großzügig bemessen. Hashimoto war eben auch einer der reichsten Männer in ganz Brisbane und sie musste heute noch lachen, wenn sie daran zurückdachte, wie Susi ins Telefon geschrien hatte, als sie ihr berichtete, dass ihr Zukünftiger nicht nur eine kleine Zweimannfirma besaß, wie er angedeutet hatte.

Sie nahm einen großzügigen Schluck aus ihrem Glas. Hashimoto war Kais bester Freund und sie vermutete, dass der von ihm auch Dinge erfuhr, die nicht einmal sie wusste. Denn der Japaner war verschwiegen wie ein Grab. Und loyal bis zum Umfallen. Dass er allerdings, genauso wie Kai, sie und Patrick einfach unter Generalverdacht stellte, brachte sie momentan dazu, mit den Zähnen zu knirschen. »Schweinehunde!«

»Gnädige Frau haben gerufen?« Patrick war leise hinter sie getreten und legte nun sanft die Arme um sie.

Hetty seufzte. »Wie können sie uns nur unterstellen, wir würden diese Gelegenheit ausnutzen?«

Patrick sparte sich die Antwort. Auch wenn sein allumfassendes Wissen diesen Rückschluss oft zuließ, so konnte Kai doch nicht Hellsehen. Und da er genau wusste, dass Patrick grundsätzlich jede Chance ergriff, hatte er nicht ahnen können, dass dieser ausnahmsweise einmal brav sein wollte.

Und ehrlicherweise musste er auch zugeben, dass Kai allen Grund hatte, sich nicht alleine auf Gottvertrauen zu verlassen. Hetty wusste allerdings nicht, dass ihr Freund bedeutend besser informiert war, als sie dachte. Denn weder Kai noch Patrick hatten ihr erzählt, dass es in der Vergangenheit einige sehr intensive Gespräche zwischen ihnen gegeben hatte.

Er beugte sich vor und küsste Hetty auf die Wange.

Die lehnte ihren Kopf an seine Brust und murmelte. »Ist der Ruf erst ruiniert, lebt es sich völlig ungeniert.«

Patrick lachte leise auf und nahm ihr das Rotweinglas aus der Hand. »Da wir gerade bei dem Thema sind ...«

Die Mulgacamper Romane - Sequel - Band 17 und 18

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