Читать книгу Die Mulgacamper Romane - Sequel - Band 17 und 18 - Elda Drake - Страница 9

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Kapitel 6

Ein paar Monate später wusste Kai dann allerdings zum ersten Mal in seinem Leben nicht mehr, was er jetzt tun sollte. Denn das, was er soeben entdeckt hatte, brachte sein bisheriges Weltbild ins Wanken. Grübelnd saß er in seinem Mietwagen, den er gegenüber von dem Haus geparkt hatte, in das soeben seine Ziehschwester eingetreten war.

Damit seine Tarnung nicht aufflog, hatte er darauf verzichtet ein schwarzes Fahrzeug zu nehmen und sich ein rotes, etwas älteres Modell gemietet. Ein zynisches Lächeln lief über sein Gesicht. Es war ganz gut, wenn man seine Umgebung daran gewöhnte, dass man immer nur eine Farbe bevorzugte. Nichts machte ihn für seine Umgebung unsichtbarer, als wenn er urplötzlich mit bunten Alltagsklamotten in einem alten, farbigen Auto saß. Noch eine Baseballkappe auf den Kopf, welche seine schwarzen Haare verdeckte und wirklich niemand kam auf die Idee, dass er der Mann war, der in diesem Fahrzeug saß.

Diese Kappe nahm er jetzt ab und fuhr sich mit den Händen durch die Haare. Was sollte er jetzt mit diesen unumstößlichen Tatsachen anfangen? Denn eines hatte die Szene, die sich soeben vor seinen Augen abgespielt hatte, wohl eindeutig belegt. Seine, ach so harmlos wirkende Ziehschwester Chrissie, hatte eine überhaupt nicht so harmlose Affäre. Er lehnte sich zurück und schloss die Augen. Langsam aber sicher wurde ihm das alles zu kompliziert. Als ob es nicht schon reichen würde, dass er, Hetty und Patrick ihre Geheimnisse hatten, jetzt hielt sich auch Chrissie nicht mehr an die herkömmlichen Regeln. Kopfschüttelnd startete er den Wagen, um in sein Büro zurück zu fahren. Konnte denn bei ihnen nie etwas normal laufen?

Die Eskalation der Probleme hatte vor einigen Wochen begonnen, als er eines Abends in Brisbane wieder mal in eigener Sache unterwegs war. Hetty machte einen Besuch bei Tim und Melanie, also nahm er sich die Freiheit auch in seinem Bett für Abwechslung zu sorgen.

Schließlich wusste er ganz genau, dass sie nicht nur bei den beiden auf der Insel bleiben würde, falls Troy gerade zur Verfügung stand. Der hatte mittlerweile ein äußerst gutes Spionagenetz aufgebaut, um immer rechtzeitig zu erfahren, wann Hetty wieder mal im Lande war. Kais Mitarbeiterin Pat war wie Wachs in seinen Händen und verriet auf Nachfragen immer, wo sich dessen Freundin gerade aufhielt. Tja, da konnte ihr Kai nicht böse sein, denn es gab wohl nur wenige Frauen, die zu diesem extrem hübschen Kerlchen Nein sagen konnten. Neben seinem guten Aussehen hatte der Blondschopf auch noch einen Charme, der einfach unwiderstehlich war und Pat machte da keine Ausnahme.

Falls also Troy nicht gerade unabkömmlich war, da er mit einem seiner Segler irgendwo auf Tour war, konnte Kai hundertprozentig sicher sein, dass er Hetty abpassen würde, wenn sie sich wieder Richtung Heimat aufmachte. Schließlich war es das liebste Hobby des Jungen geworden, seinem Gegner Kai auf die Art eine mitzugeben und damit der Spaß noch größer wurde, sorgte er dafür, dass Kai hin und wieder auch mitbekam, dass er es geschafft hatte, seine Freundin abtrünnig zu machen.

Allerdings hatten weder Hetty noch Troy die geringste Ahnung davon, dass Kai Troy mehr als seinen Joker, denn als ihren betrachtete. Zugegebenermaßen war er zuerst etwas perplex gewesen, als er festgestellt hatte, dass Hetty vor ihrer Beziehung mit ihm, außer Patrick noch einen anderen Mann in ihrem Leben gehabt hatte, den sie nicht als Eintagsfliege behandelte. Doch nachdem er etwas nachgeforscht und sich die Fakten vergegenwärtigt hatte, fand er es nur logisch, dass sie nicht lange nach einem Mann für eine Nacht suchte, wenn ein Troy jederzeit gerne zur Verfügung stand. Schließlich war wohl an der ganzen Ostküste kein hübscheres Kerlchen zu finden und er entsprach mit seinem Aussehen auch noch genau ihrem eigentlichen Beuteschema von blond, blauäugig und braungebrannt. Dazu war er auch noch intelligent, unterhaltsam und clever, also wäre es dumm gewesen, hier nicht zuzugreifen.

Dieses Arrangement war optimal und im Laufe der Zeit waren die beiden gute Freunde geworden, die miteinander ins Bett gingen, wenn sich die Gelegenheit ergab und ansonsten hin und wieder miteinander telefonierten. Mehr war nicht dahinter und weiterreichende Gefühle auf keiner der Seiten vorhanden. Als überzeugter Single war Hetty für Troy die reinste Erholung, da sie auch nicht mehr von ihm wollte, als er von ihr. Und nachdem er selbst ins Spiel gekommen war, hatte sich schnell gezeigt, dass Troy nicht gewillt war, auf diese für ihn so optimale Lösung zu verzichten.

Da Troy ihm selbst vom Charakter her ziemlich ähnlich war, hatte Kai die starke Vermutung, dass es der Junge auch genoss, nicht immer den eiskalten Typen spielen zu müssen, sondern auch mal Emotionen zeigen zu dürfen, ohne dass er die nächste Zeit eine Klette am Hals hatte. Da zwischen ihm und Hetty eine ganze Generation Altersunterschied lag, konnte Kai beruhigt davon ausgehen, dass ihn Hetty wirklich nur als Bettgenossen betrachtete. Eine Gefahr für ihre Beziehung war von Troy noch nie ausgegangen und würde wohl auch nie von ihm ausgehen. Allein schon seine Neigung, ihm bei jeder Gelegenheit, auch noch die Information zukommen zu lassen, dass er es wieder mal geschafft hatte, Hetty abtrünnig zu machen, bewies, dass er das Ganze als Spiel ansah. Kai amüsierte sich meistens mehr über die Einfälle des Jungen, als sich darüber zu ärgern. Und deshalb zuckte er die Vorfälle mit einem leisen Lächeln ab und lehnte sich völlig entspannt zurück, denn solange Troy da war, gab es keine Ausflüge zu anderen Männern.

Der einzige Kandidat, der ihm wirklich gefährlich werden konnte, war der Mann seiner Ziehschwester. Doch der war im Prinzip auf einem Abstellgleis, denn schließlich war er verheiratet, hatte einen Sohn und somit gewisse Verpflichtungen, denen er sich integer, wie er war, auch nicht entziehen würde.

Und das brachte ihn wieder zurück auf das eigentliche Thema. Denn an diesem bewussten Abend in Brisbane war er in Damenbegleitung unterwegs und dabei Patrick über den Weg gelaufen. Da auch der nicht seine eigene Frau dabei hatte und es nur einen offensichtlichen Grund gab, sich in einem Hotelflur vor den Schlafzimmern aufzuhalten, war die Situation eindeutiger als eindeutig. Patrick hatte ihn mit derselben Gelassenheit angesehen, wie er ihn und nach einem kurzen Gruß war jeder von ihnen weitergegangen, als ob nichts Besonderes vorgefallen wäre.

Es gab auch anschließend keine Notwendigkeit über den Vorfall zu reden. Jeder von ihnen wusste, dass der andere ihn nicht verraten würde, das hier war eine Sache, die sie beide betraf und sonst keinen was anging. In den letzten Jahren hatten sich schon öfters Gelegenheiten ergeben, die ihnen beiden Schweigen abverlangten und Kai wusste, dass Patrick in puncto Verschwiegenheit seinem Freund Hashimoto gleichstand. Der Junge hatte noch kein einziges Mal versucht, sein Wissen gegen ihn auszuspielen. Das war nicht sein Stil.

Kai seufzte leise auf. Normalerweise hielt er sich grundsätzlich aus den Angelegenheiten anderer Leute raus. Doch hier ging es um die Ehe seiner Ziehschwester und damit indirekt auch um die Beziehung ihres Mannes zu Hetty. Denn je weniger die Ehe der beiden funktionierte, desto stärker wurde die Gefahr, die von Patrick ausging.

Also hatte er sich nach der Begegnung mit Patrick zwangsgedrungen mit diesem Thema befassen müssen und überprüft, was wirklich Sache war. Denn schließlich war seine Ziehschwester eine hübsche, gutaussehende Frau und Patrick war eigentlich nicht der Typ, der zum Betrügen neigte. Die einzige Schwäche, die er in dieser Richtung hatte, war Hetty, aber das stand auf einem anderen Blatt. Ansonsten war der Mann, wenn es um gute Eigenschaften ging, ganz oben auf seiner Wertungsskala. Er war grundehrlich und obwohl er in der Firma seines Schwiegervaters mit Millionen hantierte, nahm er noch nicht einmal einen einzigen Cent aus der Kasse, ohne ihn eingehend zu belegen. Also warum ging er fremd, wenn er doch zuhause Chrissie hatte?

Nachdem er einige Wochen gründlich beobachtet und auch auf der Farm vor geschlossenen Schränken nicht halt gemacht hatte, waren seine Schlussfolgerungen mehr als bedrückend gewesen. Diese Ehe war nicht gerade das, was er sich unter einer Beziehung vorgestellt hätte. Patrick und Chrissie verkehrten auf freundschaftlicher Basis miteinander, doch nun wusste er warum Simon keine Geschwister hatte. Dazu waren nämlich gewisse zwischenmenschliche Interaktionen nötig und die gab es eindeutig nicht mehr. Warum sich Patrick seinen Ausgleich deshalb außerhalb holte, war somit nur zu verständlich. Der Junge war viel zu jung, um bis an sein Lebensende als Eunuch vor sich hin zu leben. Kai konnte das problemlos nachvollziehen. Wen er allerdings nicht verstehen konnte, war seine Ziehschwester, denn ihr Mann war eigentlich genau das, was Frauen mochten.

Das wusste er aus eigener leidvoller Erfahrung, denn nach wie vor war er der Einzige, außer ihm selbst, der Hetty dazu bringen konnte das Denken einzustellen. Doch offensichtlich war er nicht das, was Chrissie mochte. Gut, dass sie nach der schweren Geburt und der nachfolgenden Wochenbettdepression nicht gleich wieder Lust auf ein intensives Sexualleben gehabt hatte, konnte er noch einsehen. Und er war sich absolut sicher, dass Patrick damals Rücksicht genommen und Verständnis gezeigt hatte. Doch so wie es aussah, hatten die zwei die Kurve auch danach nicht wieder gekriegt. Zumindest spielte sich auf alle Fälle jetzt nichts mehr zwischen ihnen ab. Das hatte er als Fakt ansehen können und die Antibabypillen in einer Schublade, waren daher umso verwunderlicher. Also hatte er seine Ziehschwester einige Tage observiert und nun soeben die Bestätigung erhalten, dass es einen Grund gab, warum sie die Pille immer noch nahm.

Kai seufzte auf. Jetzt würde er sich als nächstes darüber informieren, wer der Mann eigentlich war und ihn ausgiebig durchleuchten. Und dann erst abwarten und verfolgen, ob diese Affäre von Chrissie tatsächlich ernst war, oder vielleicht doch nur ein kurzer Schritt zur Seite.

Er verzog den Mund. Auf alle Fälle sollte er tunlichst dafür sorgen, dass Hetty nichts von alldem erfuhr.

Die Mulgacamper Romane - Sequel - Band 17 und 18

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