Читать книгу Die Mulgacamper Romane - Sequel - Band 17 und 18 - Elda Drake - Страница 7

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Kapitel 4

Während des Frühstücks versuchte Susi in den Gesichtern ihrer Übernachtungsgäste zu lesen. Patrick und Hetty aßen mit Appetit, wirkten, als ob sie ausreichend geschlafen hätten und unterhielten sich in einem freundschaftlichen Plauderton. Nichts deutete auch nur ansatzweise daraufhin, dass sie etwas anderes getan haben könnten, als friedlich in ihren Betten zu liegen. Hashimoto war am Morgen mit einem Brummschädel aufgewacht und nicht im Geringsten auf den Gedanken gekommen, dass seine Kopfschmerzen nicht nur von zu viel Weingenuss herrührten.

Susi hatte ihm ihren Verdacht nicht mitgeteilt und wurde nun von Minute zu Minute überzeugter, dass sie sich nur etwas zusammenphantasiert hatte. So unschuldig konnte nur jemand aussehen, der wirklich nichts getan hatte! Beim Abschied umarmte Hashimoto Hetty kurz und auch Patrick nahm Susi in den Arm.

Erst als die beiden im Auto saßen und sie ihnen nachwinkte, wurde ihr bewusst, dass sie doch richtig gelegen hatte. Denn Patrick hatte ihr mit einem umwerfenden Lächeln einen leichten Kuss auf die Wange gegeben und ein leises „Danke, für den schönen Abend“ in ihr Ohr gehaucht. Das Funkeln in seinen blauen Augen rührte mit Sicherheit nicht davon, dass ihm am Morgen die Spiegeleier mit Speck so gut gemundet hatten.

Verwundert sah Hashimoto seine Frau an, die leise vor sich hin kicherte. »Was ist denn mit dir los?«

Susis Mundwinkel zuckten, als sie ihrem Mann antwortete. »Ich amüsiere mich nur über dich und Kai. Patrick ist doch wirklich ein äußerst netter Kerl. Aber ihr Männer!«

Hashimoto zuckte mit den Schultern. »Den Jungen darf man nie unterschätzen, der arbeitet mit allen Tricks. Das kannst du mir ruhig glauben.«

Glücklicherweise läutete das Telefon im Haus. Susi konnte sich noch genau so lange beherrschen, bis er im Inneren verschwunden war. Dann gönnte sie sich ein ausgiebiges Gelächter. Da hatte Kai einen perfekten Gegenspieler gefunden. Und Patrick ging auch noch so wunderbar diskret vor.

Nachdenklich sah sie die nun leere Einfahrt hinunter. Der Junge musste es wirklich drauf haben, denn bei einem Partner wie Kai einen Schritt zur Seite zu machen, dazu genügte keine Dutzendware. Ob Hetty wohl mal aus dem Nähkästchen plaudern würde?

Die hatte sich inzwischen in den Morgenverkehr eingefädelt und schlängelte sich durch die verschiedenen Highways stadtauswärts. Patrick döste vor sich hin und schwieg. Hier waren die Straßen teilweise sechsspurig und Hetty musste sich konzentrieren. Die war allerdings schon viel zu viele Kilometer in diesem Land gefahren, um mehr als eine achtzigprozentige Gehirnleistung zu benötigen, damit sie die Strecke problemlos meistern konnte. Der Rest war damit beschäftigt, sich Gedanken zu machen.

Es war sehr lange her, seitdem sie das letzte Mal mit Patrick eine Nacht verbracht hatte. Und jetzt war sie schlichtweg entsetzt über sich selbst. Nicht, weil sie Kai untreu geworden war. Das bereitete ihr die wenigsten Probleme. Schließlich war der auch hin und wieder woanders tätig und ihre Ausflüge zu Troy hatten nicht gerade für eine Festigung ihrer Moralvorstellungen gesorgt. Doch wenn sie daran dachte, wie unglaublich glücklich sie gewesen war, als sie Patricks Kuss erwiderte und dann alles um sich herum vergaß, dann lief es ihr kalt über den Rücken hinunter.

Patrick war der einzige Mensch, der es schaffte, dass sie nicht daran dachte, dass es Kai gab. Und als sie sich am frühen Morgen trennten, um kurz darauf ganz normal aus ihren separaten Schlafzimmern aufzutauchen, da hätte sie am liebsten die Zeit wieder zurückgedreht. Denn das Gefühl des Verlustes, das sie überschwemmte, war überwältigend gewesen.

Bis es Zeit zum Aufstehen war, hatte sie sich im Bett zusammengerollt und die Arme um sich geschlungen. Mit leeren Augen hatte sie an die Zimmerwand gestarrt und sich elend gefühlt. Wenn sie daran dachte, dass Patrick ab heute Abend wieder mit Chrissie zusammen sein würde, dann fraß die Eifersucht wie ein wildes Tier an ihr. Dabei wusste sie ganz genau, wie irrational ihre Gefühle eigentlich waren, schließlich war sie mit Kai wunschlos glücklich. Sie hatte ihren Traumprinzen – was wollte sie mehr?

Die Abteilung Sarkasmus gab schließlich zynisch von sich. »Patrick als Zugabe!«

Sie schleifte sich auf den Highway ein, der Richtung Farm führte. Es würde noch fast zwei Stunden dauern, bis sie zu Hause waren, denn vorher mussten sie noch Chrissie abholen. Das Gebiet wurde langsam immer unbewohnter und sie brauchte nicht mehr sonderlich auf den Verkehr aufzupassen. Hier waren nur noch wenige Fahrzeuge unterwegs und mit jedem Kilometer würden es noch weniger werden.

Hetty dachte an Byron Bay zurück. Die Denkaufgabe, die ihr Patrick damals gegeben hatte und die ihr immer noch Magenschmerzen bereitete, wenn sie sich den Satz in die Erinnerung rief. Was hatte er damals gesagt, als sie ihn gefragt hatte, ob er mit Chrissie denn nicht glücklich sei?

Er hatte mit einer Gegenfrage geantwortet. »Stell dir vor, du wärst mit mir zusammen. Und dann käme Kai und würde dir sagen, er liebt dich. Zwar nicht genug, um mit dir leben zu wollen, aber immerhin. Wärest du mit mir glücklich geworden?«

Diese Frage stellte sie sich soeben wieder. Hätte es funktioniert? Natürlich hätte sie mit Patrick sofort die Farm verlassen müssen. Eine Hochzeit platzen zu lassen, war schließlich kein Kavaliersdelikt und der damals besten Freundin den zukünftigen Mann auszuspannen, auch nicht. Da hätte auch das Argument nicht geholfen, dass sie und Patrick ihre Affäre bereits gehabt hatten, bevor Chrissie überhaupt registrierte, dass es ihn gab. Und danach? Vermutlich wären sie gemeinsam mit ihrem Camper durch die Gegend getingelt. Er hätte als Programmierer von überall aus arbeiten können und mit seinem Job genügend Geld verdient, damit sie sich zusammen mit ihren Ersparnissen ein angenehmes Leben hätten leisten können. Nichts Großartiges, aber zumindest zu der Zeit, das, was sie wollte. Da Patrick genauso kommunikativ war wie sie, hätten sie auf den Campingplätzen genügend Leute gefunden, um sich gut zu unterhalten und nette Freundschaften zu pflegen.

Wie lange wäre das gutgegangen? Kai und Chrissie wären Vergangenheit gewesen und aus ihrem Leben verschwunden. Hetty seufzte auf. Das Fürchterliche daran war, dass es vermutlich sogar sehr lange funktioniert hätte. Denn so, wie sie den Jungen auch jetzt noch, trotz ihrer Beziehung mit Kai, liebte, wären ihre Gefühle wohl auch in einer Partnerschaft von Bestand gewesen.

»Tut es dir leid?« Patricks leise Stimme brauchte eine Weile, um zu ihr vorzudringen und noch völlig in ihren Gedanken gefangen, sagte sie. »Ja!«

Dann wurde ihr bewusst, dass sie gar nicht mitbekommen hatte, was er sie eigentlich gefragt hatte. Ein schneller Blick auf sein Gesicht zeigte, dass hier ein Missverständnis vorlag. Glücklicherweise tauchte in dem Moment das blaue Hinweisschild zu einem Parkplatz auf. Sie setzte den Blinker und suchte ein schattiges Plätzchen unter einigen hohen Eukalypten. Dann stellte sie den Motor ab und wandte sich Patrick zu. Der starrte durch die Windschutzscheibe nach draußen und sah reichlich elend aus.

Sie löste ihren Gurt und beugte sich zu ihm hinüber. »Patrick, entschuldige! Ich war in Gedanken und habe nicht mitbekommen, was du gemeint hast. Auf was habe ich dir soeben geantwortet?«

Er war wohl der einzige Mensch, den sie kannte, der mit zusammengebissenen Zähnen deutlich sprechen konnte. »Du hast geseufzt. Und ich habe dich gefragt, ob es dir leid tut, weil du mir nachgegeben hast.«

Hetty stöhnte auf. »Nein, es tut mir nicht leid. Nicht im Geringsten! Wie kommst du nur auf so eine blöde Idee!«

Wenn Kai der Meister der Selbstbeherrschung war, dann würde Patrick wohl immer der Meister der blitzartigen Gefühlswandlungen bleiben. Und wie er es schaffte, so schnell seinen Gurt zu lösen, um sie dann lange und intensiv zu küssen, würde ihr immer ein Rätsel bleiben. Ganz abgesehen davon, dass sie keinerlei Lust hatte, sich jetzt mit solchen Spekulationen abzugeben. Dafür küsste dieser Mann viel zu gut. Und sie erwiderte seinen Kuss nur zu gerne. Denn das würde ihn davon abbringen zu fragen, warum sie denn dann eigentlich geseufzt und welche Frage sie mit Ja beantwortet hatte. Denn die Wahrheit durfte er nie erfahren. Als sie sich schließlich aus seiner Umarmung löste, hatte er diesen Vorfall hoffentlich vergessen.

»Wir müssen fahren, die anderen könnten sich sonst Gedanken machen!« Hetty rutschte wieder zurück auf ihren Sitz und dabei wurde ihr auch bewusst, dass sie sich hier auf einem Parkplatz befanden, der von der Straße aus einsehbar war.

Neben Patrick hatte nur Kai diese alles auslöschende Wirkung auf sie und der Gedanke, dass der sie hätte sehen können, ließ sie erblassen. Auf einen Schlag war sie wieder in der Realität angekommen.

Stirnrunzelnd sah sie Patrick an, der die Augen nicht von ihrem Gesicht gelassen hatte. »Das muss ein Ende haben!«

Die blauen Augen wurden einen Ton dunkler. »Ich weiß!«

Hetty startete den Wagen und fuhr los. Patrick musste in Zukunft außen vor bleiben, Kai wusste schon, warum er darauf bestand, dass der Junge tabu blieb. Und sie würde sich daran halten.

Im ihrem Langzeitgedächtnis sah eine Ganglie die Leute von der Sarkasmusabteilung verbiestert an. »Ich weiß, ich weiß!«

Am Tor zu der Farm von Mollys Eltern stieg Patrick aus, um die großen weißen Flügel zu öffnen. Nachdem Hetty hindurch gefahren war, schloss er sie sorgfältig und nahm erneut im Auto Platz.

Als Hetty wieder losfahren wollte, schüttelte er den Kopf und deutete er auf den Zündschlüssel. »Stell bitte den Motor ab, ich habe dir noch etwas zu sagen!«

Hetty gehorchte und die plötzliche Stille, als das Geräusch des Vierzylinders verstummte, erinnerte an die Ruhe vor einem Sturm. Abwartend sah sie Patrick an. Der wirkte erstaunlich gelassen. Eigentlich hatte sie gedacht, er würde aufgrund ihrer Aussage bedrückt sein.

Doch Patrick sah sie nur an und sagte dann ganz langsam und ganz deutlich betont. »Ich will nie wieder so lange warten!«

Hetty senkte den Blick. Patrick ahnte mehr, als er sollte. Und so wie es aussah, ließ er sich nicht mehr von verneinenden Aussagen ihrerseits, in seiner Meinung beirren. Diese Nacht war das Verkehrteste gewesen, was sie hatte tun können. Im Nachhinein musste sie Kais Verhalten recht geben. Der kannte sie anscheinend besser, als sie sich selbst und hatte gewusst, dass das in einer Katastrophe enden konnte.

Seufzend sah sie ihn an. »Patrick, versteh doch ...«

»Was soll ich verstehen? Dass du Kai mehr liebst, als mich? Das hast du mir zur Genüge erklärt.« Sein Lachen, das auf diese Aussage folgte, klang noch nicht einmal verzweifelt.

Erschreckt erkannte Hetty, dass aus dem unsicheren Jungen von damals, mittlerweile ein Mann geworden war, der genau wusste, was er wollte. Und er wollte sie, das hatte er soeben ganz klar formuliert.

»Patrick, das geht nicht ...« In dem Moment, als sie es aussprach, erkannte sie selbst, welche idiotische These sie soeben zu verbreiten versuchte. Noch vor ein paar Stunden hatten sie sich geliebt, als wenn es kein Morgen gäbe und jetzt erklärte sie, dass es unmöglich wäre. Die Situation hatte sich in der Zwischenzeit nicht geändert. Die Erde drehte sich nach wie vor in die gleiche Richtung, Der Nordpol war oben und der Südpol unten und sie war die Freundin von Kai und er der Mann von Chrissie. Genauso wie vor zwölf Stunden. Was wollte sie ihm da eigentlich vormachen?

Wie immer deutete er jede ihrer Gefühlsregungen und wie stets war es ihm völlig egal, ob irgendjemand sie sehen würde. Patrick würde nie zögern, wenn er eine Chance sah und Hetty erkannte verzweifelt, dass sie es anscheinend nie schaffen würde, ihn abzuweisen. Dazu brauchte sie Kai als Schützenhilfe und der war weit, weit weg.

Glücklicherweise waren die Farmbewohner um diese Zeit noch nicht unterwegs. Die Einzigen, die leicht verwundert das stehende Auto musterten, waren krächzende Galahs. Und das Allerschlimmste dabei war, stellte Hetty fest, als sie endlich weiterfuhren, dass es sie unendlich glücklich machte, dass Patrick sie so sehr liebte.

Der hatte sich inzwischen wieder unter Kontrolle und schloss kurz die Augen, bevor er aus dem Auto stieg, um das Farmhaus von Molly Eltern zu betreten. Er wollte noch einmal diesen Augenblick festhalten, in dem er festgestellt hatte, sie würde immer nachgeben. So sehr sie Kai auch liebte, ihre Liebe zu ihm war immer noch vorhanden. Und damit eine Chance. Die Liedmelodie von "Somewhere" ging ihm durch den Kopf. Im Gegensatz zum Protagonisten in der West Side Story war er noch am Leben und damit war alles offen. Jawohl, er wusste zwar nicht, wie und wann, aber eine Chance war da.

Patrick öffnete die Augen und warf einen Blick auf Hetty. Zumindest ein bisschen etwas von ihrer Liebe gehörte ihm nach wie vor. Und dieses kleine Stückchen würde er nicht loslassen.

Kai saß zwei Tage später leicht grübelnd beim Frühstück. Er war am Abend zuvor zurückgekommen, nachdem er Nat aus der Bredouille geholfen hatte. An und für sich war er sich sicher gewesen, dass er es sich sparen konnte, sich Gedanken über den weiteren Verlauf des damaligen Abends zu machen. Dann war ihm aufgefallen, dass Patrick vermied, in seiner Gegenwart zu viel Blickkontakt mit Hetty aufzunehmen und das war der erste Moment gewesen, als ihm ein Verdacht gekommen war. Die anschließende Nacht hatte dann nicht gerade dafür gesorgt, dass sich diese Idee in Luft auflöste.

Denn Hetty hatte eine Angewohnheit, die ihr selbst nicht bewusst war und die Kai immer verriet, wann sie ein schlechtes Gewissen drückte. Und jedes Mal, wenn sie bisher von einem Ausflug nach Airlie zurückgekommen war, der in Troys Bett geendet hatte, waren ihre Liebesbezeugungen noch etwas intensiver gewesen, als normal. Genauso wie diese Nacht. Das konnte in den Augen von Kai nur eines bedeuten, nämlich, dass irgendetwas vorgefallen war. Und wenn er jetzt dann zwei und zwei zusammenzählte, konnte das nur mit Patrick zu tun haben. Er musste unbedingt mit Hashimoto reden. Kai zuckte mit den Schultern. Wahrscheinlich bildete er sich nur etwas ein.

Drei Tage später fuhr er trotzdem nach der Arbeit noch kurz bei seinem Freund vorbei, um wirklich sicher zu gehen.

Der grinste ihn an, als er seinen Verdacht äußerte und meinte. »Keine Sorge, der war richtig schön müde und hat sich gähnend verabschiedet. Susi hat ihm sein Zimmer gezeigt und das wars.«

Kai sah den Japaner an und runzelte die Stirn. »Warum hast du ihn nicht selbst begleitet?«

Hashimoto überlegte kurz und meinte dann. »Ich war ziemlich hinüber und wollte nur noch schlafen. Und Susi hat sich sowieso die ganze Zeit mit ihm unterhalten.«

Kai nickte und stellte die nächste Frage. »Was war mit Hetty?«

Sein Freund lachte. »Du kennst sie doch. Die war wie üblich noch hellwach, hat sich noch eine Flasche Wein gekrallt und ist noch eine Runde im Pool geschwommen.«

Kai stöhnte auf. »Und ich gehe mal davon aus, du hast in aller Ruhe den Schlaf des Gerechten geschlafen? Könnte es sein, dass du am Morgen etwas desorientiert warst und dir der Kopf gebrummt hat?«

Hashimoto starrte ihn an, als ihm aufging, was diese Frage bedeutete. Er brauchte mehrere Anläufe, bis er hervorpresste. »Der Schweinehund hat die Gläser getauscht!«

Kai nickte und seufzte tief auf. »Und dreimal darfst du raten, was dann passiert ist.«

Der Japaner senkte betreten seinen Kopf. »Entschuldige. Ich hätte ihn besser im Auge behalten müssen. Aber bist du dir da wirklich sicher? Die beiden saßen am Morgen ganz normal am Frühstückstisch und beim besten Willen kann ich auch jetzt nicht glauben, dass da etwas war.«

Sein Freund verzog den Mund. »Die haben es geschafft, fast zwei Jahre lang sogar vor mir zu verheimlichen, dass sie eine Affäre gehabt haben und ich weiß bis heute nicht, was zwischen ihnen damals alles vorgefallen ist. In der Richtung findest du niemanden, der besser Geheimnisse bewahren kann, als die beiden. Je unschuldiger sie dreinschauen, desto mehr an Verdacht ist angebracht.«

Hashimoto sah ihn fragend an. »Und was machst du jetzt?«

Kai zuckte mit den Schultern. »Nichts. Aber wenn sich Hetty ihre nächste Auszeit nimmt, werde ich sehr gut kontrollieren, wo sie sich aufhält.«

Sein Freund schüttelte irritiert den Kopf. »Du lässt Patrick das durchgehen? Spinnst du? Ein Wort von dir zu Fritz oder Chrissie und er ist weg vom Fenster.«

Kais Augenlider senkten sich, als er antwortete. »Abgesehen davon, dass es nicht mein Stil ist die Petze zu spielen, wären die Folgen für einige Menschen bedeutend schlimmer, als für Patrick. Fritz würde seinen Geschäftsführer verlieren, Chrissie ihren Mann und Simon seinen Vater. Und alles nur, weil ich meine gekränkte Eitelkeit befrieden will. Dafür gibt es andere Wege.«

Hashimoto sah ihm grübelnd nach, als er davonfuhr. Kai würde diesen Vorfall wohl als endgültigen Freibrief für seine Bettgeschichten verwenden. Wehe, wenn Hetty jemals versuchen würde, ihm deswegen einen Vorwurf zu machen. Die Waffe, die sie ihrem Freund damit in die Hand gegeben hatte, würde ihr noch leid tun. Schmunzelnd ging er ins Haus zurück. Kai schaffte es immer, die Dinge so zu drehen, dass er als Gewinner hervorging.

Der saß mittlerweile im Auto und sorgte dafür, dass seine Freundin einen Vorgeschmack davon bekam, was sie erwartete. »Ich weiß nicht, ob ich heute noch heimkomme – kann sein, dass ich über Nacht in der Stadt bleibe. Kommt darauf an, wen ich treffe – also rechne nicht mit mir.«

Hetty starrte auf das erloschene Display ihres Handys und stöhnte leise auf. Kein „Ich liebe dich – Prinzessin“, kein „Bis bald“ sondern nur eine kurze, knappe Information. Wie hatte sie nur glauben können, dass sie die Nacht mit Patrick vor Kai verheimlichen könnte. Sie hatte keine Ahnung woher er wusste, was passiert war, aber er wusste es – das war aus dem reichlich unterkühlten Ton seines Anrufes eindeutig hervorgegangen. Und auch, was er jetzt tun würde.

Mit einem tiefen Aufseufzen setzte sie sich auf ihr Bett. Zumindest rächte er sich nur an ihr und nicht an Patrick. Und sie durfte ihm noch nicht einmal böse sein, denn das was sie gemacht hatte, wog bedeutend schwerer, als seine Bettgeschichten. Schließlich waren bei ihr auch Gefühle im Spiel und sie konnte nur froh sein, dass Kai keine Ahnung davon hatte, wie viel sie tatsächlich für Patrick empfand. Tja, da musste sie jetzt durch – selber schuld. Glücklicherweise war Kai nicht nachtragend und da er am Schluss des Telefonats nicht gesagt hatte, dass es ihm reichte, würde er ihr wohl nochmal verzeihen. Doch auch wenn Kai momentan noch relativ erträglich reagierte, so sollte sie ihm am besten die nächste Zeit sehr deutlich zeigen, dass er der wichtigste Mensch in ihrem Leben war und nur er zählte.

Patrick war Vergangenheit und musste Vergangenheit bleiben und daran würde sie sich in Zukunft halten.

»Jawohl – und der Regen wird vom Boden zum Himmel fallen, die Flüsse bergauf fließen und die Sonne im Westen aufgehen!« Der Chef der Sarkasmusabteilung schüttelte den Kopf. »Und wir werden schlussendlich das blöde Kamel durch das Nadelöhr treiben! Gibt es hier drinnen überhaupt einen, der diesen Quatsch noch ernst nimmt?«

Hinter dem Verstand lugte die Hoffnung hervor und hob vorsichtig den rechten Zeigefinger. »Aber sie hat doch gute Vorsätze! Vielleicht schafft sie es.«

Der Verstand verzog den Mund. »Tja, solange die Leute von der Hormonabteilung mir und der Vernunft immer K.o.-Tropfen verpassen, wenn Patrick auf Angriff geht, haben wir da schlechte Karten.«

»Dann brauche ich noch nicht mal eine Glaskugel, um euch vorherzusagen, dass die Zukunft nicht nur rosig sein wird.« Der Chef der Sarkasmusabteilung lehnte sich zurück und legte die Füße hoch.

Ein süffisantes Grinsen lief über sein Gesicht. »Ich sollte vielleicht schon mal mein Lieblingsmantra einüben, damit es dann auch richtig gut rüberkommt: Ich hab es euch gesagt, ich hab es euch gesagt, ich hab es euch gesagt …«

Die Mulgacamper Romane - Sequel - Band 17 und 18

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