Читать книгу Die Mulgacamper Romane - Sequel - Band 17 und 18 - Elda Drake - Страница 8

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Kapitel 5

Doch wider Erwarten hielt sich Hetty die nächste Zeit eisern an ihre guten Vorsätze und machte, sobald Kai nicht auf der Farm anwesend war, einen großen Bogen um Patrick. Immer nach der Devise "Und führe mich nicht in Versuchung", schließlich wusste sie, dass sie im Falle eines Falles wahrscheinlich wieder nachgeben würde. Und Patrick hatte ein Talent dafür jede noch so kleine Chance zu ergreifen und auszunutzen. Da sie ihm in ihrer Dummheit auch noch verraten hatte, dass sie ein Problem damit hatte ihn zurückzuweisen, würde er sich, wenn sich denn die Gelegenheit ergab, sicher nicht vornehm zurückhalten. Auch wenn er sonst einen absolut edlen Charakter hatte, sobald es um sie ging, warf er grundsätzlich seine moralischen Grundsätze über den Haufen und im Gegensatz zu ihr, die hinterher immer bereute, dass sie nachgegeben hatte, zeigte er nicht den geringsten Anflug eines schlechten Gewissens.

Also ging ihm Hetty demonstrativ aus dem Weg, was ihr Lebensgefährte mit einem amüsierten Schmunzeln zur Kenntnis nahm. Die Lektion hatte gesessen und für die nächste Zeit konnte er sich beruhigt zurücklehnen. Das Einzige was ihn bei dem Ganzen etwas unruhig machte, war, dass Patrick trotzdem äußerst gut gelaunt wirkte. Kai runzelte die Stirn – als ob sich irgendetwas Positiv für ihn verändert hätte.

Schulterzuckend beendete er seine Überlegungen – ausnahmsweise kam er auf keinen Nenner, warum Patrick wie jemand wirkte, der die Zusage für eine heißbegehrte Stelle bekommen hatte. Er verzog den Mund. Wenn er nur endlich wissen würde, was zwischen den beiden in der Vorzeit wirklich gelaufen war. Aber mit den paar Bruchstücken, die er bisher darüber herausbekommen hatte, konnte er sich zwar gewisse Dinge zusammenreimen, doch vieles blieb nach wie vor ein Geheimnis, das nur Hetty und Patrick kannten. Tja, aber irgendwann würde er alles erfahren und bis dahin hatte er wenigstens etwas, über das er sich Gedanken machen konnte.

Damit war er dann auch die nächsten Monate beschäftigt, vor allem, als Patricks gute Laune nach einem Seminaraufenthalt in Sydney direkt körperlich spürbar war. Natürlich hatte Kai überprüft, ob der Junge sich tatsächlich dort aufhielt, da Hetty gleichzeitig außer Haus war, aber alle ermittelbaren Tatsachen sprachen gegen eine heimliche Zusammenkunft der beiden. Und trotzdem war er überzeugt, dass hier der Schein trog und er irgendwie ausgetrickst worden war.

Hetty dagegen hatte nicht die geringste Lust ihre Tage mit Grübeleien und Nachdenken zu verbringen. Schließlich war sie Meisterin im Verdrängen und das war bitter nötig, wenn sie wieder einmal über ihren Vorsatz tugendhaft und brav bleiben zu wollen, gestolpert war. Und damit ihr Gewissen rein bleiben konnte, war sie die restliche Zeit eine vorbildliche Lebensgefährtin für ihren Freund und gab sich alle Mühe ihm zu zeigen, wie sehr sie ihn liebte. Dabei war ihr natürlich nicht bewusst, dass sie eben genau mit ihren überdeutlichen Liebesbekundungen dafür sorgte, dass Kai sich in einem absolut sicher war, nämlich darin, dass er sich eben nicht sicher sein konnte.

Als in Kais Firma wieder mal nur dröges Allerlei anstand und sie auch noch das letzte Fitzelchen Buchhaltung erledigt hatte, beschloss Hetty, dass es genügte, wenn ihr Freund alleine in die Arbeit flog. Sie konnte sich auch anderweitig beschäftigen, als mit Akten sortieren oder langweiligen Observierungen.

Heute war sie mit Dolly und Simon in der Stadt unterwegs. Natürlich wollte der Kleine unbedingt zu den Wasserspielen auf der Southbank. Seufzend hatten die beiden Frauen nachgegeben, denn die Alternative einen Dauernörgler mitzuschleppen, der ohne Ende an alles, was er sagte, mit einem lauten Stöhnen den Satz. „Aber ich darf ja leider nicht zum Wasser!“anhängte, hatten sie schon einige Male erlebt. Sie waren sich deshalb absolut einig gewesen, lieber einen Kompromiss zu schließen. Simon hatte ein spitzbübisches Funkeln in seinen blauen Kinderaugen gehabt und genickt, als sie ihm vorschlugen, dass er zwei Stunden spielen durfte, aber danach brav mitgehen musste.

Dann hatte er mit seinen langen Wimpern geklimpert und gemeint. »Kriege ich dafür ein Eis beim Italiener?«

Dolly hatte sich umgedreht, damit er nicht sah, wie sie sich das Lachen verbiss, als Hetty den kleinen Banditen anknurrte. »Du bist ein übler Erpresser, weißt du das?«

Simon sah seinem Vater unwahrscheinlich ähnlich, als er mit einem breiten Lausbubengrinsen antwortete. »Ach, Tante Hetty, du findest brave Jungen doch furchtbar langweilig.« Dann sah er zu, dass er Land gewann, bevor sie noch reagieren konnte.

Die starrte ihm sprachlos nach und schüttelte den Kopf. Hinter ihr ertönte ein Glucksen und als sie sich umdrehte, sah sie Dolly, die verzweifelt versuchte, nicht laut loszulachen und inzwischen schon Tränen in den Augen hatte.

Als sie sich wieder gefasst hatte, meinte sie schmunzelnd. »Wo hat er denn den Spruch her?« Sie sah Hetty grinsend an. »Aber wo er recht hat, hat er recht!«

Die lachte und zuckte mit den Schultern. »Schätzungsweise hat er das irgendwann von Kai gehört und sich natürlich sofort gemerkt.« Sie seufzte. »Der hat seine Ohren überall und speichert alles ab, was er irgendwie zu seinem Vorteil nutzen kann.«

Dolly runzelte die Stirn. »Glücklicherweise hat er genauso einen guten Charakter wie sein Vater, sonst müsste man sich Sorgen machen.«

Sie lächelte. »Dank Patrick ist er nur clever und smart und ein ehrlicher kleiner Schurke.«

Das bewies er auch, als sie ihm zuriefen, dass die versprochenen zwei Stunden vorbei waren. Im Gegensatz zu anderen Kindern, die dann weinerlich darauf bestanden hätten, doch noch länger spielen zu dürfen, kam er sofort und nahm eine Hand von Dolly und eine von Hetty. »Und jetzt kriege ich mein Eis!«

Die beiden Frauen lächelten sich über seinen Kopf hinweg in stillem Einvernehmen an. Man musste den Kleinen einfach liebhaben. Hetty sah auf die blonden Wuschelhaare hinunter und seufzte innerlich – genauso wie seinen Vater.

Durch die Spielphase waren sie mit ihrem Zeitplan etwas in Verzug geraten. Allerdings marschierte Simon klaglos mit, als Dolly durch mehrere exklusive Boutiquen spazierte, um sich ihr Kleid für den Empfang auszusuchen, der in einer Woche stattfinden würde.

Und im Gegensatz zu Hetty fand er es anscheinend wirklich spannend, als seine Oma zum fünften Mal mit einem Kleid aus der Anprobe trat, sich vor dem Spiegel drehte und fragte. »Na, was haltet ihr davon?«

Interessiert sah er ihr zu und sparte nicht mit Kommentaren. »Die Farbe gefällt mir nicht!« Anscheinend fand er, dass es seine Aufgabe war, ein endgültiges Urteil zu fällen, da sich Hetty mit Bemerkungen zurückhielt.

»Die Ärmel sind komisch!«

Dolly zupfte an dem Faltenwurf und gab ihm recht. Die waren wirklich seltsam.

Doch schlussendlich gab der Kleine sein Einverständnis und nickte begeistert, als sie mit einem schwarzen Kleid erschien, das äußerst figurbetonend war und deutlich zeigte, dass Dolly immer noch mithalten konnte. »Omi, das musst du nehmen. Damit siehst du aus, wie ein richtig heißer Feger!«

Die Verkäuferin hatte sich schon die ganze Zeit mit einem gewissen Amüsement seine Kritiken angehört und sich nur mit Mühe und Not ein Grinsen verkniffen. Jetzt verlor endgültig ihre mühsam aufrechterhaltene Fassung und brach in ein schallendes Gelächter aus.

Da war sie nicht die Einzige im Raum. Hetty wäre bei Simons Bemerkung fast vom Stuhl gefallen und hielt sich jetzt den Bauch, während ihr die Tränen aus den Augen liefen.

Der „heiße Feger“ biss sich verzweifelt auf die Lippen, konnte sich aber dann auch nicht mehr beherrschen und stimmte mit ein.

Simon sah irritiert auf die lachenden Erwachsenen und fragte. »Habe ich etwas Verkehrtes gesagt?«

Dolly bückte sich und gab ihm einen Schmatz auf die Wange. »Nein, mein Lieber, aber so etwas habe ich schon lange nicht mehr gehört.«

Hetty grinste. »Wo hast du denn das her?«

Simon runzelte die Stirn und zuckte mit den Schultern. »Habe ich irgendwo gehört.«

Dann drehte er sich zur Verkäuferin um und fragte. »Haben sie keine Süßigkeiten für die kleinen Kinder da?«

Während er sich einen Lolly geben ließ, war er heilfroh, dass seine Tante nicht noch länger nachgebohrt hatte. Irgendwie war ihm bewusst, dass es sein Vater und Kai wahrscheinlich nicht toll gefunden hätten, wenn er erzählte, dass er den Ausdruck bei ihnen aufgeschnappt hatte. Das gehörte zu ihren Männergeheimnissen und wenn er wollte, dass sie ihn mit einbezogen, dann musste er auch schweigen können. Simon grinste, als er den Lutscher schleckte. Und es machte viel mehr Spaß, auch Geheimnisse zu haben.

Das Wetter war noch schön und Dolly und Hetty beschlossen, dass Simon sich eine Belohnung verdient hatte, weil er so tapfer durchgehalten hatte. Also gingen sie zum North Quay und stiegen in die Fähre, denn damit zu fahren war das zweitliebste, was der Kleine mochte. Und da auch Hetty nichts lieber tat, als auf einer Fähre durch die Gegend zu schippern, war es auch für sie ein gelungener Abschluss des Tages.

Es dämmerte schon, als sie am Riverside-Quay ausstiegen und neben den Knotenskulpturen aus Stein die Treppe hinaufgingen, die zum Durchgang zur Elizabethstraße führte, wo ihre Bushaltestelle lag.

Hetty hatte diese Engstelle schon immer toll gefunden, denn auf einer Seite waren hier uralte Mauerteile und auf der anderen als interessanter Kontrast ein neugebautes modernes Gebäude. Der schmale Durchgang führte leicht um eine Kurve und als ihnen ein Mann entgegenkam, zog Hetty Simon zur Seite, um den Weg freizumachen.

Dolly sog entsetzt die Luft ein, als sie plötzlich eine Pistole auf sich gerichtet sah und Hettys Nackenhaare stellten sich auf, als sie den Ernst der Situation erkannte. »Geld her, aber schnell!«

Es machte keinen Sinn, hier lange zu diskutieren. Sie waren natürlich unbewaffnet, weit und breit war niemand in Sicht und laut um Hilfe zu rufen, hätte schlimme Folgen haben können. Und wie hieß es doch immer? Es ist nur Geld. Also öffneten sie beide ihre Taschen und übergaben das Bargeld und, auf ein Winken mit der Pistole hin, auch ihre Kreditkarten.

Simon hatte erstaunt zugesehen und seinen Mund gehalten, da er nicht wusste, was das hier bedeutete. Aber als der Mann zu Dolly sagte »Den Schmuck auch«, und als die nicht gleich reagierte, drohend hinzufügte »Nun mach schon, du dumme Pute«, da fand er, dass es angebracht war, etwas zu sagen. »Meine Oma ist keine dumme Pute.«

Dabei hatte er sich von Hettys Hand losgemacht und war vor den Mann hingetreten. Der warf einen kurzen Blick auf den kleinen Knirps, der die geballten Fäuste in die Hüften gestemmt hatte und ihn böse ansah und knurrte. »Hau ab, du Hosenscheißer!«

Und damit seine Aufforderung auch Geltung hatte, gab er Simon einen solchen Schubs, dass dieser stolperte und hinfiel. Bis zu diesem Moment war Hetty der Meinung gewesen, der Kerl wäre es nicht wert, dass sie sich aufregte. Kreditkarten konnte man sperren lassen und das bisschen Bargeld war das Risiko eines tödlichen Schusses nicht wert.

Jetzt kochte die Wut in ihr hoch und ihre Geduld war zu Ende. Und wie immer, wenn sie Ungeziefer vernichten wollte, kannte sie keine Gnade. Geschult durch das Kampftraining bei Kai, war es ein Leichtes die Pistole mit einem Fußtritt aus der Hand des Mannes zu schlagen und dann lehrte sie ihn, wie man sich Damen und kleinen Kindern gegenüber benahm.

Eine beruhigende Stimme brachte sie wieder zur Vernunft. »Hetty hör auf, du bringst ihn ja um.«

Dolly stand neben ihr und hatte ihr die Hand auf die Schulter gelegt. Zu ihren Füßen lag ein reichlich mitgenommen aussehendes Menschenbündel, dass aussah, als ob es soeben ein paar Runden im Fleischwolf gedreht hätte.

Hetty richtete sich auf und streckte den Rücken durch. »Wir sollten die Polizei rufen!«

Simons helle Kinderstimme sagte mit einem leicht triumphierenden Ton. »Das hat der Mann da schon die ganze Zeit getan. Tante Hetty, ich glaube, dem hast du richtig Angst gemacht!«

Dolly hatte ein leichtes Lächeln in den Augen, als sie nickte. »Er hat um Hilfe gerufen und ist, glaube ich, ganz froh, wenn er endlich in eine sichere Zelle darf.«

Hetty blickte auf die zusammengekrümmte Gestalt zu ihren Füßen, die sich in Embryohaltung eingeigelt hatte und sich anscheinend in einer Art Schreckstarre befand. Ein lautes Sirenengeheul zeigte an, dass die Polizei bereits in der Nähe war. Kurz darauf rannten zwei einsatzbereite Beamte auf sie zu, um gleich darauf äußerst verdutzt den Mann zu verhaften, der sie flehend bat, ihn doch bitte, bitte, ganz schnell mitzunehmen.

Während einer der Einsatzleute ihn in Handschellen zum Wagen führte, zückte der andere den Block und fragte. »Könnten sie mir bitte erklären, was da los war?«

Simons laute Kinderstimme ertönte. »Der böse Mann hat gesagt, wir sollten ihm unser Geld und den Schmuck geben und dann hat er meine Oma dumme Pute genannt und mich geschubst. Das hat Tante Hetty gar nicht gefallen und sie hat ihm erklärt, wie man sich benehmen muss.«

Seine blauen Augen wirkten riesengroß, als er andächtig flüsterte. »Sie kann ziemlich böse werden!«

Der Polizist sah ihn grinsend an. »Da hast du wohl recht!«

Dann drehte er sich zu den zwei Frauen um und meinte kopfschüttelnd. »Den Kerl suchen wir schon seit Wochen. Aber dass er uns jetzt anbettelt, dass wir ihn mitnehmen, muss man wohl ihren Erziehungsmethoden zuschreiben.«

Entschuldigend sagte er. »Es tut mir leid, aber ich brauche trotzdem für meinen Bericht ihre Personalien.«

Als Dolly ihren Namen nannte, hob er die Augenbrauen. »Ah, sie sind die Frau von Fritz. Dann kennen sie sicher auch Kai?«

Dolly nickte und zeigte auf Hetty. »Das ist seine Freundin.«

Der Beamte klappte den Block zu und meinte. »Dann brauche ich mich wohl auch nicht länger zu wundern. Zumindest werden meine Kollegen mir die Geschichte jetzt glauben.«

Er lächelte Hetty an. »Schönen Gruß an ihren Freund. Sagen sie ihm, sie hätten Robert getroffen. Wir kennen uns von der High-School.«

Hetty lächelte zurück und meinte. »Werde ich ihm ausrichten.«

Das Erzählen auf der Farm besorgte dann allerdings Simon. Für den war das Erlebnis mit keinerlei Traumata verbunden, sondern er fand es einfach großartig.

Fritz und Chrissie hatten beide äußerst entsetzt reagiert, aber, da alle gesund und heil zurück waren, schlussendlich das Fazit gezogen. »Ist ja noch mal gut ausgegangen.«

Kai hob nur eine Augenbraue und meinte zu seiner Freundin. »Auf deine alten Tage wirst du richtig zahm. Er hat tatsächlich noch auf seinen eigenen Beinen zum Polizeiwagen gehen können?«

Simon mischte sich ein. »Er hat sich auf den Polizisten stützen müssen und ziemlich viel geblutet. So aus der Nase. Und er hat sich die Seite gehalten und gestöhnt. Als Tante Hetty ihn angeschaut hat, ist er zurückgezuckt und hat gewimmert. Ich glaube, der weiß jetzt, dass man ihr folgen muss, wenn sie etwas sagt.«

Die Lachfalten seines Taufpaten wurden tiefer und tiefer und dann konnte Kai ein Grinsen nicht mehr zurückhalten. Er sah Simon fragend an. »Aha, du folgst also?«

Der Kleine beugte sich vor und flüsterte ihm ins Ohr. »Nicht immer, aber wenn sie so böse dreinsieht, dann ist es klüger, das zu machen, was sie will.«

Kai flüsterte zurück. »Das ist nicht das Dümmste, du hast ja gesehen was passiert, wenn sie richtig wütend wird.«

Simon kicherte. »Sie muss mir unbedingt zeigen, wie man so kämpft. Tante Hetty war viel kleiner als der Mann und hatte überhaupt kein Problem damit, ihn fertigzumachen. Es hat echt Spaß gemacht, dabei zuzusehen.«

Sein Taufpate verdrehte die Augen. Andere Kinder wären in Weinkrämpfe verfallen, aber Simon fand es anscheinend ganz toll, dabei zu sein, wenn jemand fachgerecht zusammengeschlagen wurde. Ob das der richtige Einfluss war, den man auf ein Kind ausüben sollte?

Patrick hatte da keine Vorbehalte und zuckte bei dem Wunsch seines Sohnes, dass er Kampftechnik lernen wollte, nur mit den Schultern. »Gut, dann nehme ich dich mit, wenn ich das nächste Mal zum Trainieren fahre. Aber du wirst viele blaue Flecken kriegen und es wird am Anfang oft richtig wehtun.«

Sein Sohn sah ihn mit seinen leuchtend blauen Augen an und meinte. »Wenn ich mich mit Bruce raufe, dann tut das auch weh, denn der schlägt ganz schön heftig zu, so schlimm kann es also nicht sein.«

Dann kam ihm ein wunderbarer Einfall. »Meinst du, dass wir den auch mitnehmen können? Dem macht das sicher auch Spaß!«

Eine Woche später hatte Kais Mannschaft das Vergnügen zu sehen, wie sich zwei kleine Burschen in Shorts und T-Shirt auf die Matte stellten und aufmerksam zuhörten, als sie von Kai, George und Patrick erklärt bekamen, was sie tun sollten. Eifrig nickten sie mit ihren Köpfen, als die Erwachsenen ihnen einbläuten, dass sie immer nur trainieren durften, wenn einer von ihnen mit dabei war. Das hier sei kein Spaß und es könne gefährlich werden.

Bruce, der größenmäßig ganz nach seinem Vater kam, war zwar ein ganzes Jahr älter als Simon, aber trotzdem waren die beiden die besten Freunde. Und er war sofort Feuer und Flamme, als er erfuhr, dass er endlich in die Trainingshalle mitfahren durfte. Er hatte seinen Vater schon lange beharkt, doch der hatte bisher immer abgewinkt. Nun war sein Traum in Erfüllung gegangen und George stellte stolz fest, dass sein Sohn sich äußerst geschickt anstellte.

Auch Simon war für sein Alter schon reichlich groß, denn er hatte in dem Punkt eindeutig die Gene von seinem Großvater, der fast zwei Meter maß, geerbt. Da er allerdings ein schlaksiger Typ war, hatte er am Anfang einige Schwierigkeiten, gegen den untersetzt und kräftig gebauten Bruce zu bestehen. Doch schon bald zeigte es sich, dass er ein raffiniertes und cleveres Kerlchen war und sehr schnell verstand, dass er gegen so einen Gegner dann eben einfach mit List arbeiten musste. Und auch wenn Bruce ein kluger Kopf war, gegen einen Simon, der seine Trickkiste auspackte, konnte er noch lange nicht anstinken.

Es dauerte genau acht Wochen, dann schaffte es der Kleine das erste Mal, ihn auf die Matte zu legen. Und ab dann war er nur noch damit beschäftigt, nicht als dauernder Verlierer aus den Kämpfen hervorzugehen.

George meinte schulterzuckend zu dessen Vater. »Bruce ist einfach zu durchschaubar. Dein Simon trickst ihn immer wieder aus. Schau nur, wie unschuldig er jetzt gerade dreinsieht. Und in Wirklichkeit überlegt er sich gerade, wie er ihm die Füße wegschlagen kann. Da siehst du – schon ist es passiert. Ich frage mich nur, woher er das hat.«

Patrick sparte sich die Antwort, denn auch wenn George sein bester Freund war, so durfte er doch nicht wissen, dass auch er hinter seiner harmlosen Fassade ganz andere Gedanken hatte, als die meisten dachten. Er wechselte einen kurzen Blick mit Kai, der neben ihnen stand und zugehört hatte. Der verbiss sich eindeutig ein Grinsen und wusste natürlich ganz genau, wer da diese Anlage vererbt hatte, aber das würde er mit Sicherheit nicht verraten.

Ein leises Lächeln zog über Patricks Gesicht. Nur gut, dass Kai nichts davon ahnte, dass er inzwischen erfolgreich seinen Plan umgesetzt hatte, Hetty bei ihrem nächsten Aufenthalt in Byron Bay abzupassen. Die hatte ihm erst erklärt, er sei völlig verrückt und dann doch nachgegeben. Offiziell hatte er sich angeblich in Sydney auf einer Tagung aufgehalten und Patrick war sich absolut sicher, dass Kai diesen Tatbestand mit einer Handyortung überprüft hatte. Er kannte seine Freundin gut genug, um ihr nicht völlig zu vertrauen. Patrick schmunzelte. Es war für ihn kein großer Aufwand gewesen, eine entsprechende Schaltung zu konstruieren, die jeden Anruf auf ein Pre-Paid-Handy weiterleitete, das er sich besorgt hatte. Sein anderes lag in Kais Appartement in Sydney und lieferte damit den Beweis, dass er sich dort aufhielt. Und zusätzlich hatte er dafür gesorgt, dass schriftlich vermerkt wurde, dass er die Tagungsräume betreten hatte, bevor er sich nach Byron Bay aufgemacht hatte.

Patrick bemerkte, dass Kai ihn forschend ansah und konzentrierte sich wieder auf das Geschehen in der Halle. Dabei hatte er urplötzlich das ungute Gefühl, Kai soeben etwas verraten zu haben, dass der nicht wissen sollte. Und wie schon so oft, überlegte er, ober der Mann neben ihm tatsächlich seine Gedanken lesen konnte.

Mit dieser Einschätzung lag er sogar annähernd richtig. Denn das Lächeln von Patrick hatte ihm gezeigt, dass sich der Junge über etwas freute. Auch wenn er nicht wusste, wie er es angestellt hatte gleichzeitig in Byron Bay und in Sydney zu sein, Hettys Verhalten bei ihrer Rückkehr hatte ihm verraten, dass dort vermutlich etwas vorgefallen war. Und soeben hatte er die Bestätigung für seinen Verdacht bekommen.

Kai runzelte die Stirn. Dieses Mal war er sich allerdings sicher, dass Hetty nicht in Byron Bay gewesen war, um Patrick zu treffen. Aber der hatte genau gewusst, dass sie trotz aller guten Vorsätze nicht Nein zu ihm sagen würde, wenn er dort auftauchte und dieses Wissen ausgenutzt.

Doch wieso gab sie jedes Mal nach, obwohl sie doch wusste, wie verkehrt das Ganze war? Schließlich war Patrick verheiratet und sie betrog nicht nur ihren Freund, sondern auch Chrissie, ihre Freundin. Und auch Patrick war kein Mensch, der andere Leute hinterging. Irgendetwas war zwischen den beiden vorhanden, das dafür sorgte, dass sie von ihren moralischen Grundsätzen abwichen. Aber was das war, das würde er auch noch herausfinden und bis dahin sollte er am besten dafür sorgen, dass seine Freundin möglichst nicht ohne ihn Richtung Süden fuhr.

Die Mulgacamper Romane - Sequel - Band 17 und 18

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