Читать книгу Die Mulgacamper Romane Band 7 und 8 - Elda Drake - Страница 4

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Kapitel 1

Sie würde Chrissie töten! Das war so sicher wie das Amen in der Kirche! Wenn sie diesen Berg hier überleben würde, würde sie Chrissie töten! Sicher! Ganz sicher! Ohne Diskussion! Hierfür gab es keine Entschuldigung!

Hettys Zähne gaben knirschende Geräusche von sich, während sie vergeblich versuchte, die Wut auf ihre Freundin zu unterdrücken.

Vor ein paar Wochen war sie noch allerbester Laune gewesen. Doch dann hatte sie leider Gottes den Riesenfehler begangen, bei einem Telefonat mit Chrissie reumütig zu gestehen. »Zur Zeit bin ich wieder mal stinkfaul und inzwischen setze ich langsam aber sicher Gewicht an. Aber ich kann mich einfach nicht dazu aufraffen, endlich mehr Sport zu treiben und wie du weißt, ist Diät für mich ein absolutes Fremdwort. Wenn ich so weitermache, sehe ich bald aus wie ein Michelinmännchen.«

Chrissie hatte laut gelacht und dann gemeint. »Du übertreibst wieder mal schamlos!«

Hetty hatte mit trüber Stimme geantwortet. »Ich muss schon den Hosenknopf auflassen und halte jedes Mal die Luft an, wenn ich aus dem Schwimmingpool steige.«

Ihre Freundin hatte nach einem erneuten Auflachen eine Lösung parat. »Du, ich habe da eine Superidee. Ich wüsste da Eine, die macht gerne Sport und hat sich meine Erzählungen von meiner Reise mit dir mit Begeisterung angehört. Na, wie wäre es, vielleicht hat sie Lust auf eine Tour mit dir und dann kann sie dich ein bisschen auf Trab bringen.«

Traben wäre wohl noch erträglich gewesen, doch für das was sie durchmachte, war die Bezeichnung „gestreckter Galopp“ noch zu niedrig gegriffen!

Hetty stöhnte leise vor sich hin, als sie sich den nächsten Felsen hochzog und wischte sich den Schweiß von der Stirn. Seit zwei Wochen hatte sie die Hölle auf Erden!

Wie hätte sie auch ahnen können, was sich hinter dem Namen Pat verbarg. Sie hätte gleich am Flughafen Reißaus nehmen sollen, als sie sah, wer da mit energischen Schritten auf sie zu stiefelte. Pat wäre von jeder Castingagentur sofort als Nummer Eins für die Rolle einer Navy-Seals-Ausbilderin eingesetzt worden und die Regisseure von Kriegsfilmen würden sich mit Sicherheit um sie prügeln, wenn sie jemals beschloss Schauspielerin zu werden.

Sie schmiss Hetty ihren Seesack vor die Füße und streckte fast fordernd die Hand aus. »Hallo ich bin Pat, freue mich, dich kennenzulernen!«

Während Hetty den kräftigen Händedruck erwiderte, stellte sie fest, dass sie diese resolut wirkende Frau, trotz ihres militärischen Auftretens sehr sympathisch fand.

Pat war mit ihren knappen 1.80 Meter fast einen Kopf größer als sie. Der kräftige, aber nicht unfraulich wirkende Körper steckte in typischen Rangerklamotten – also khakifarbenen Bermudashorts und khakifarbenem kurzarmigen Hemd. Als Fußbekleidung trug sie Blundstones, mit den üblichen, hinab geschobenen dicken Wollsocken. Die braunen, kurzen Haare schauten unter einem Lederhut hervor, der nicht erst am Morgen gekauft worden war, denn er wies eindeutige Tragemerkmale auf. Der von Weitem eher herbe Eindruck, war durch ihre Gangart und Größe entstanden. Doch nun blickte Hetty in ein äußerst anziehendes Gesicht, das sich durch zahlreiche Sommersprossen und eine niedliche Stupsnase auszeichnete. Die braungrünen Augen waren von zarten Lachfältchen umrandet und richteten sich nun erwartungsvoll auf Hetty.

Die zog ihre leicht gequetschte Hand zurück und antwortete mit einem Lächeln. »Ganz meinerseits.«

Sie deutete auf den Seesack. »Den kannst du gleich mitnehmen und bei mir in den Camper einladen, dann haben wir Punkt Eins der Tagesordnung schon erledigt.«

Pat folgte ihr auf den Parkplatz und blieb mit einem Ruck stehen, als sie das Wohnmobil sah. »Der Wahnsinn! Der schaut ja noch viel toller aus, als Chrissie erzählt hat.«

Hetty blickte mit Stolz auf ihr Fahrzeug. Sie musste zugeben, die Lackierung des Hanomag war mehr als gelungen. Seine ursprüngliche Tarnfarbengestaltung hätte allerdings jetzt wunderbar zu ihrer neuen Begleiterin gepasst.

Doch schon bei seinem Kauf in Sydney war es klar gewesen, dass ihr das äußere Erscheinungsbild des Campers nicht im entferntesten zusagte und neben den anderen angedachten Umbauten im Inneren, auch eine neue Lackierung fällig werden würde.

Nach ihrer ersten Reise mit dem Fahrzeug stand dann allerdings eine Generalrenovierung an, als sie an ihrem Zielort ankam. Denn auf dieser Fahrt war Chrissie, ihre damalige Mitreisende, entführt worden und bei der nachfolgenden, etwas aus dem Ruder gelaufenen Rettungsaktion, hatte das Fahrzeug reichlich gelitten. Na ja, einen Beschuss durch eine UZI hätte wohl auch ein gepanzerter Wagen nur mit Blessuren überlebt.

Nachdem sie alle heil aus dem Dilemma herausgekommen waren, wurde baldmöglichst ihre Stammadresse bei Kim und Steven angefahren. Denn in Alice Springs war sozusagen die Heimat ihres Campers und Stevens Cousin Paul praktisch der Vater. Während dieses Exemplar eines äußerst gut gebauten und attraktiven blonden Automechanikers, sich an die Arbeit machte der Karosserie und dem Innenleben wieder Form zu geben, hatte Hetty einen Airbrusher besorgt.

Der war in Geldnöten und nur zu gerne bereit gewesen, für viel Bier zu einem ansonsten sehr günstigen Preis, den Camper mit einem Dschungeldesign zu versehen, das Seinesgleichen suchte. Als Krönung wand sich, an jeder Seitenfront, eine Mulga entlang. Das war die umgangssprachliche Bezeichnung für die hochgiftige King Brown Schlange und ihr Fahrzeug hatte aufgrund dieses Erscheinungsbildes, inzwischen auch den Spitznamen Mulgacamper erhalten.

Wie immer, wenn sie die Lackierung betrachtete, fiel ihr Blick auf die etwas versteckte Abbildung eines Flughundes. Nur bei genauerem Hinsehen konnte man erkennen, dass dieses Tier etwas seltsam dargestellt war, nämlich mit blauen Augen und der Andeutung einer Narbe über der linken Wange. Und die hatte er nicht von ungefähr, denn er war das Symbol für ihren Lebensretter, der damals im letzten Moment dafür gesorgt hatte, dass sie nicht mehr Kugeln abbekam, als sie vertragen konnte.

Nachdem sie die Seitentüre geöffnet hatte, stieg Pat in den Innenraum und blieb vor dem Terrarium stehen. »Das ist also die berühmte Sssissi!«

Sie musterte die reichlich gut genährte Schlange, die, wie immer, faul auf ihrem Stein lag und vor sich hin döste. Schließlich hatte sie hier ihr Dauerasyl und bewegen konnte sie sich sowieso nicht viel, da sie als sie Hettys Entführer gebissen hatte, schwer verletzt worden war.

»Mein Chef hat gesagt die wäre dein Schutzengel und ich sollte mir von dir mal die zugehörige Geschichte erzählen lassen.« Pat sah Hetty fragend an.

Die schaute ebenso fragend zurück. »Woher weiß der denn, dass ich eine Schlange habe?«

Pat lachte belustigt auf. »Hat dir Chrissie nicht gesagt, dass ich bei Kai arbeite?«

Das war das erste Mal gewesen, dass Hetty an Mord gedacht hatte.

Ihre Freundin hatte mit keinem Wort verraten, dass sie eine Angestellte ihres Ziehbruders und gemeinsamen Lebensretters, als ideale Fitnesstrainerin für Hetty ansah. Kai war, nach einem grauenhaften Unfall, bei dem seine Eltern ums Leben kamen, von Chrissies Vater unter die Fittiche genommen worden. Da Fritz seine Frau ebenfalls früh verloren hatte, konnte er sehr gut nachempfinden was Kai durchmachte.

Finanzielle Unterstützung hatte der Junge mit seinen sechzehn Jahren nicht nötig, denn seine Eltern waren zwar nicht Minenbesitzer wie Chrissie oder ihr Vater, aber dennoch ziemlich reich gewesen. Nach einem Studium und einer harten Militärausbildung beschloss er, gegen den ersten Widerstand von seinem Mentor, mit einem Freund eine Sicherheitsfirma zu eröffnen, die neben Personenschutz und sonstigen Aufgabenbereichen, auch Detektivtätigkeiten anbot.

Inzwischen hatte sich der Geschäftspartner von Kai in den sehr frühen Ruhestand zurückgezogen und er betrieb das Unternehmen, das australienweit tätig war, in Eigenregie. Seine Mannschaft bestand zum größten Teil aus einer Armee von zweibeinigen Kleiderschränken und einigen Frauen, die er in verschiedenen Gebieten zur internen Auskundschaftung einsetzte.

So wie Pat aussah, war sie allerdings wahrscheinlich auch im Bereich Personenschutz tätig. Da Kai selbst eine Ausbildung als Scharfschütze und Kampfschwimmer hinter sich hatte, forderte er von seinen Mitarbeitern ebenfalls körperliche Höchstleistungen und von daher schwante Hetty nichts Gutes.

Doch der Beginn der Reise ließ ihre bösen Vorahnungen zuerst wieder in den Hintergrund treten. Vom Flughafen in Cairns war es nur eine kurze Fahrt zu ihrem Campingplatz und glücklicherweise war Pats Flugzeug noch vor der bald beginnenden Rush Hour gelandet. So konnten sie zügig die Stadt durchqueren um ihr Quartier aufzusuchen. Wie üblich, hatte sich Hetty ihren Stellplatz in einem BIG4 gesichert. Sie war Mitglied dieser Campingplatzkette, die sich durch exzellent geführte und vor allem sehr hochwertig ausgestattete Plätze auszeichnete.

Der Coconut Grove war mehrmals hintereinander ein Tourismus-Preis-Gewinner gewesen und Pat konstatierte mit einem anerkennenden Kopfnicken, als sie durch die Schrankenanlage fuhren. »Respekt, hier lässt es sich leben!«

Nachdem Hetty den Camper auf dem Stellplatz eingeparkt hatte, deutete sie in die verschiedenen Richtungen. »Zwei Schwimmingpools, Restaurant mit Kiosk und neben den anderen schönen Dingen noch ein kostenloser Shuttle Bus in das Stadtzentrum.«

Pat klappte ihren Stuhl auf und legte die Beine, die inzwischen in Flip-Flops steckten, hoch. »Kai hat schon gesagt, dass du gerne auf guten Plätzen lebst. Wenn ich die Umgebung hier sehe, verstehe ich das auch voll und ganz. Hier ist es ja wie in einer Parklandschaft.«

Damit hatte sie auch vollkommen recht. Das war mit ein Grund, warum Hetty diesen Platz so mochte. Da sie Blumen und Pflanzen liebte, war es wunderbar jeden Morgen in einer gepflegten tropischen Umgebung aufzuwachen. Neben verschiedenen Palmenarten sah man auch allerlei Blühendes und einen, wie üblich, perfekt geschnittenen Rasen. Und es gab einfach nichts Besseres als begraste Stellplätze, betonierte Flächen für die Sitzgarnitur und geteerte Wege als Zufahrt zu haben, denn die hielten einem das Ungeziefer vom Leibe, das auf den sandigen Plätzen sonst überaus gerne zum Feldzug Richtung Camper aufbrach.

Anscheinend waren nämlich sämtliche australischen Chitinwesen, bestens darüber informiert, dass diese Blechkisten mit vier Reifen, Dinge mit sich führten, die einem die mühselige Futtersuche in der Wildnis ersparte. Hetty hatte einige Male Teile ihrer Vorräte wegwerfen müssen, weil sie von Insekten okkupiert worden waren. Und wenn sie eines ganz und gar nicht vertragen konnte, dann wenn jemand ihr das Essen verdarb. Denn die Natur hatte sie mit einem äußerst aufnahmefähigem Magen ausgestattet und der wollte regelmäßig gefüttert werden.

Pat sah mit hochgezogenen Augenbrauen zu, wie ein schwerer, nagelneuer Geländewagen in Richtung der exklusiven Cabins fuhr, die hier auf diesem Platz als Villa bezeichnet wurden.

Diese Namensgebung war allerdings auch voll und ganz angebracht, denn diese Ferienhäuschen waren echte architektonische Meisterwerke und mit einem äußerst ansprechendem Design ausgestattet.

»Wie teuer sind hier eigentlich die Stellplatzgebühren?«

Hetty zuckte mit den Schultern. »Natürlich kostet ein fünf Sterne Platz etwas mehr, aber ehrlich gesagt ist mir das der Luxus wert. BIG4 hat in der Mehrzahl vier Sterne und auch einige drei Sterne Plätze. Wobei jede Campingplatzgruppe ihr eigenes Ranking hat. Da gibt es noch Top Tourist, Familiy Parks, Discovery, Aspen und, und, und.

Dazu noch die zahlreichen Plätze, die in Eigenregie geführt werden. Die sind in der Regel etwas günstiger, da spart man pro Tag vielleicht fünf – sechs Dollar, bei den Privaten oft auch mehr. Aber ein Pool ist dann meistens nicht vorhanden und bei vielen drei Sterne-Plätzen ist auch die Ausstattung sehr dürftig. Ich habe lieber eine Toilettenanlage, bei der man vom Fußboden essen kann, als abgewohntes Ambiente.«

Sie lächelte Pat an. »Den Mehrpreis holen wir uns übermorgen beim kostenlosen Pfannkuchenfrühstück locker wieder rein!«

Die lachte laut auf und fügte hinzu. »Weil du gerade vom Essen redest, ich habe Hunger wie ein Wolf. Im Flugzeug hat es auf der kurzen Strecke von Brisbane nichts gegeben und mein Mittagessen ist auch ausgefallen.«

Warum das so gewesen war, erzählte sie wohlweislich nicht. Sie hatte nämlich, wie alle Menschen die sie kannte, einen Heidenrespekt vor ihrem Chef und der hatte ihr eingebleut das Gespräch ja nicht zu erwähnen. Und sie war schließlich nicht lebensmüde. Wenn sie jetzt aber Hetty so anschaute, dann konnte sie sich beim besten Willen nicht erklären, warum ihr, ansonsten so schweigsamer Vorgesetzter, geschlagene zehn Minuten auf sie eingeredet und damit wohl seinen ganzen Wortschatz für die nächsten zwei Monate verbraucht hatte.

Aber, wie hatte er mehrmals wiederholt. »Lass dich nicht von ihrem harmlosen Aussehen täuschen. Hetty zieht Schwierigkeiten an, wie ein Magnet. Versprich mir, mich sofort anzurufen, sobald du mitkriegst, das irgendetwas nicht ganz in Ordnung ist.«

Kais strahlend blaue Augen hatten sie durchdringend angesehen. »Sogar wenn sie sich nur laut Gedanken darüber macht, dass einer falsch geparkt hat – ruf mich an!«

Als Pat lachen wollte, hielt sie eine strenge Handbewegung von ihm zurück. »Glaube mir, wenn Hetty einen Falschparker erwischt, ist das sicher ein entflohener Sträfling, der dir gleich darauf eine Knarre an den Kopf hält.«

Er seufzte auf. »War nur ein Beispiel, aber damit kriegst du ungefähr eine Vorstellung, wie sich eigentlich harmlose Dinge bei ihr entwickeln.«

Hetty hatte inzwischen kurz überschlagen, was im Kühlschrank noch vorhanden war und überließ Pat die Wahl zwischen Steak oder Nudeln mit Soße.

Die lächelte. »Natürlich Steak. Chrissie hat mich schon darauf vorbereitet, dass du auch ein gutes Stück Fleisch zu schätzen weißt. Von mir aus kannst du eine ganze Kuh servieren.«

Hetty grinste. »Wenn du mir hilfst das Teil auf die Pfanne zu hieven, halte ich mich da nicht zurück. Ich hoffe du magst dazu Wedges und Rotwein?«

Pat räkelte sich in ihrem Stuhl. »Immer her damit – ich habe einen gesunden Appetit und meine Leber ist noch jung und fit.«

Als sie allerdings sah, welche Portionen Hetty auftischte, bekam sie zum ersten Mal eine leise Ahnung, dass die Geschichten, die sie über sie gehört hatte, dann wohl doch stimmen konnten. Ihre männlichen Arbeitskollegen hatten zumindest alle gegrinst, als sie erzählt hatte, sie würde mit Hetty unterwegs sein. Sie war längere Zeit im Ausland tätig gewesen und hatte von der ganzen Hetty-Sache nichts mitbekommen.

Bryce hatte sie angelächelt und gefragt. »Hat dir Kai seinen Lehrfilm für Anfänger noch nicht gezeigt?«

Als sie den Kopf schüttelte, wieherten die anderen los und zeigten auf Tom. Der galt, nach Kai, als bester Schütze und war deshalb gleich nach George, der als dessen rechte Hand fungierte, die unangefochtene Nummer Eins. Abgesehen davon war er ein fürchterlicher Schürzenjäger und bei allen für seine zahlreichen Frauengeschichten bekannt. Zugegebenermaßen sah er mit seinen blonden Haaren und gutgebautem Körper gar nicht schlecht aus, allerdings war er nicht unbedingt der Typ, auf den Pat stand, ganz abgesehen davon, dass er um einiges älter war als sie. Der bekam nun erstaunlicherweise eine gute Röte auf die Wangen und wirkte äußerst verlegen.

»Unser großer Meister hat da die Klatsche seines Lebens bekommen. Wenn er die Klappe mal wieder zu weit aufreißt, brauchst du nur Hetty zu ihm sagen!«

Tom versuchte sich zu verteidigen. »Ihr vergesst ganz, dass ich zumindest noch bis zum Schluss übrig geblieben bin – euch hat sie ja schon nach ein paar Minuten ausgeknockt!«

Die Leute hatten allerdings ein viel zu gutes Gedächtnis und George, der an dem Abend bis zum Schluss dabei gewesen war, hatte sich natürlich am nächsten Tag mit Genuss, lange und breit darüber ausgelassen, dass Tom auch noch beim Anbaggern von Hetty eine Abfuhr bekommen hatte. Das war dann allen eine seelische Brotzeit gewesen – der große Weiberheld erlebt den Supergau! Und so kriegte er da auch noch gleich sein Fett ab.

Allerdings hatte er inzwischen eine Methode entwickelt, möglichst gut aus der Sache herauszukommen, und meinte. »Na gebt zu, da haben wir alle zu kurze Beine, um den Baum anzupinkeln!«

Da mussten ihm die anderen, mit einem zustimmenden Kopfnicken, vollkommen recht geben. Denn auch wenn sie alle begeisterte Fans von Hetty waren, so war doch keiner mutig genug, bei ihr auf Angriff zu gehen. Also hatte Tom, tatsächlich noch am meisten Mut bewiesen.

Pat musterte Hetty, während die mit Genuss ihr Abendessen vertilgte, genauer. Sie war nett und ungeheuer sympathisch, das hatte sie auch schon festgestellt. Eine Frau, mit der man sofort gut Freund war und meinte, sie schon immer zu kennen. Aber sie war doch vom Aussehen her nur ganz normaler guter Durchschnitt. Braune halblange Haare, grüne Augen, 1.60 Meter groß, vollschlank – das bezeichnete sie wohl als moppelig – also nichts Besonderes. Sie zuckte die Schultern. Warum dann trotzdem die gesamte Truppe auf sie schwor – das würde sie auch noch herausfinden.

Die Mulgacamper Romane Band 7 und 8

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