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Kapitel Fünf

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Katelyn

Es ist jetzt eine Woche her, seit ich Richard mit dem Kindermädchen gesehen habe. Unser Leben läuft einfach wie bisher weiter, weil ich es so weiterlaufen lasse. Richard geht morgens zur Arbeit und kommt spätabends nach Hause. Wir sehen uns kaum. Das ist gut so, denn ich weiß nicht, wie lange ich es noch ertrage, zu wissen, dass er eine Andere hat.

Wahrscheinlich bin ich noch gut dran, denn ich kann mir nicht vorstellen, wie schlimm der Schmerz für eine Frau sein muss, die ihren Ehemann aus Liebe geheiratet hat, wenn er für mich schon so schlimm ist, dass ich das Gefühl habe, der Betrug frisst sich wie ein fetter Wurm durch meine Seele. Vielleicht muss ich deswegen immer wieder an Jackson denken. Vielleicht fühle ich deshalb diese Sehnsucht in mir und ich frage mich ständig, was er wohl gerade tut. Dabei verstehe ich nicht einmal, warum ich mich überhaupt frage, wo er ist, was er tut und mit wem. Aber dass ich oft an ihn denke, kann ich nicht leugnen. Ich bin mir sicher, diese irrationalen Gefühle habe ich nur wegen dem, was ich gerade mit Richard durchmache. Unterbewusst wünsche ich mir eben einen Mann, der in mir Gefühle weckt, und eine ganz normale Beziehung. Das musste ja auch irgendwann passieren, immerhin kann nicht einmal ich immun gegen bestimmte Gefühle sein.

Ich steige aus meinem Beetle, nehme meine Handtasche und gehe in die Apotheke, um Olivias Medikament zu holen. Sie bekommt Gabapentin, um den epileptischen Anfällen vorzubeugen. Nachdem ich in der Apotheke war, gehe ich in den Schreibwarenladen, um die dicken Holzbuntstifte zu holen, die Olivia so sehr liebt. Da ihre Feinmotorik stark eingeschränkt ist, kann sie normale Stifte nicht richtig halten. Danach hole ich Richards neuen Anzug beim Herrenausstatter ab. Als ich das Geschäft verlasse, habe ich wieder dieses Gefühl, dass mich jemand beobachtet, aber auf der Straße sind kaum Menschen. Nur eine ältere Dame mit ihrem kleinen weißen Pudel, der gerade sein Bein an einer Laterne hebt, und zwei junge Mädchen, die um diese Zeit am Vormittag eigentlich in der Schule sein sollten.

Ich gehe in das kleine Café gleich neben der Apotheke, um mir noch einen Latte macchiato zu holen. Das mache ich hin und wieder einmal, wenn ich nach meinen Erledigungen noch Zeit habe, bis Olivia Unterrichtsschluss hat. Meist nehme ich mir noch eine Illustrierte mit und warte dann bequem bei Kaffee und Klatsch im Auto. Wahrscheinlich ist mein Kaffeekonsum viel zu hoch, wenn man bedenkt, dass wir uns nach der Schule alle noch im Café mit dem Spielplatz treffen und ich da meist schon wieder etwas trinke.

Als ich das Café betrete, stehen vor mir noch drei Gäste in der Schlange. Ich seufze, die meiste Zeit begegnet man in dieser Stadt kaum jemandem und man muss so gut wie nie warten, bis man an der Reihe ist. Hätte ich gewusst, dass ich jetzt warten muss, hätte ich Richards Anzug in den Beetle gebracht, der ist nämlich ganz schön schwer. Hinter mir öffnet sich unter dem hellen Gebimmel einer Glocke die Tür, automatisch drehe ich mich um und erstarre, zeitgleich rutscht mein Herz in meinen Magen und flattert dort kräftig.

»Katelyn, schön Sie wiederzusehen«, sagt Jackson. Er sieht so beeindruckend und attraktiv aus wie in meiner Erinnerung. Man sollte meinen, ich hätte mich an seinen Anblick gewöhnt, aber er nimmt mich noch immer gefangen und ich brauche einige Sekunden, bis ich es verdaut habe, dass er hier ist.

»Jax?«

»Sie schauen mich an, als wäre es ein Wunder, dass sich zwei Menschen in einer Kleinstadt wie dieser zufällig über den Weg laufen.« Er grinst schief und dieses Grinsen lässt meine Hormone sofort verrücktspielen. Eindeutig bin ich schon zu lange allein in meinem Leben. Ich sehne mich nach mehr als dem, was Richard mir bietet. Mir hätte das klar sein müssen, noch bevor ich zugestimmt habe, seine Frau zu werden. Ich hätte wissen müssen, dass eine arrangierte Ehe niemals genug sein kann.

»Ich … ich habe nur nicht damit gerechnet, Sie zu sehen«, stottere ich wirr.

»Ihre Bestellung?«, werde ich harsch aufgefordert. Ich wende mich der Bedienung zu, die mich mit gerunzelter Stirn ansieht und bestelle meinen Latte macchiato. Wahrscheinlich hätte ich die Lüge vom schwarzen Kaffee aufrechterhalten sollen, aber mein Gehirn funktioniert gerade nur eingeschränkt. Ohnehin ist Jackson längst kein Geschäftspartner mehr, dem ich vorspielen muss, dass ich taff und hart bin. Selbst wenn ich das wollte, ich könnte es nicht. Dazu ist seine Nähe zu verwirrend.

»Ich nehme einen großen Kaffee und bezahle für die Dame mit«, wirft Jackson ein und legt einen Zehndollarschein auf die Theke.

»Das sollten Sie nicht tun.«

»Ich will es aber. Warum, glauben Sie, bin ich Ihnen hierher gefolgt?« Er beugt sich zu mir, bis unsere Wangen sich berühren. Mein Herz flattert wie die Flügel eines Kolibris und ich kann nur zittrig einatmen. Plötzlich umgibt mich wieder dieser männliche Duft, der mich wünschen lässt, darin zu ertrinken. »Ich kann dich nicht vergessen.«

Er richtet sich wieder auf und sieht mich an. Wahrscheinlich sind meine Augen so weit aufgerissen wie Scheunentore. Mein Mund ist ganz trocken und jeder Muskel in meinem Körper scheint zu zittern. Ich schnappe nach Luft, um ihm zu sagen, dass ich noch immer verheiratet bin, aber er unterbricht mich, indem er einen Finger unter mein Kinn legt und meinen Mund wieder zuklappt. Er legt eine Hand auf meinen Rücken, genau dorthin, wo mein kurzes Jäckchen endet und der Bund meiner schwarzen Seidenhose beginnt. Nur Zentimeter über meinem Hintern. Eine Hitzewelle läuft durch meinen Körper und in meinem Kopf scheint nur noch heiße Luft zu sein. Jeden Moment geben meine Knie nach. Eine Woche habe ich ihn nicht gesehen, wie kann es sein, dass mein Körper mit solcher Heftigkeit auf ihn reagiert, nachdem wir uns kaum kennen? Waren die letzten Tage, in denen ich heimlich von ihm geträumt habe, etwa ein Katalysator?

»Das ist mir sehr wohl bewusst. Und Katelyn, es gibt etwa tausend Gründe, warum wir beide das hier nicht tun sollten, aber mein Verstand hat die Angewohnheit, sich auszuschalten, wenn es um dich geht.«

Er nimmt unsere Becher von der Theke und gibt mir meinen. Dabei sieht er mir tief in die Augen. Ich bin wehrlos. Er wickelt mich um den Finger und das nur, weil ich mich gerade auf völlig neuem Territorium befinde. Warum habe ich nie gelernt, mit solchen Situationen umzugehen? Weil ich nie in solchen Situationen war. In meiner Welt haben Männer mich nicht angeflirtet, sie haben einen weiten Bogen um mich gemacht. Zuerst, weil ich die Tochter meines Vaters war, dann, weil Richard mein Mann ist. Er dirigiert mich zur Tür.

»Gib mir die Chance, dir zu erklären, warum wir beide nicht länger ignorieren sollten, dass da etwas zwischen uns passiert, das mächtiger ist als eine Unterschrift unter einer Heiratsurkunde. Alles was ich will, ist ein einziges Mal mit dir, damit ich dich aus meinen Eingeweiden bekomme.«

Als hinter uns die Tür zum Café zufällt und die Glocke erklingt, ist es, als würde mich dieses Geräusch aus einer Trance reißen. Ich kann nicht erklären warum, aber bis zu dieser Sekunde hing ich an seinen Lippen, habe die Worte, die er gesagt hat, in mich aufgesaugt, wie ein lange vertrockneter Schwamm. Natürlich habe ich Sex mit Richard, aber die Jahreszeiten wechseln im Jahr öfter, als er zwischen meine Beine findet. Ist es da verwunderlich, dass Jacksons Worte einen sehr wunden Punkt in mir treffen? Hat jemals schon ein Mann so wundervolle Dinge zu mir gesagt?

»Liebes? Atmen!«, erinnert er mich und legt sanft seine Hand an meine Wange. Er streicht mit seinem Daumen über meine Unterlippe und ich spüre, wie ich anfange zu schmelzen. Erschrocken weiche ich vor ihm zurück. Wir stehen auf der Mainstreet, die vielleicht im Moment kaum besucht ist, aber genau wie ich Richard vor ein paar Tagen, könnte er mich hier mit Jackson stehen sehen.

Angsterfüllt sehe ich mich um, dann wieder zu Jackson. »Ich … ich kann nicht.«

Verführt - Bis du mich tötest

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