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Kapitel Sechs

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Katelyn

In diesem Bett fühle ich mich nicht mehr wohl. Es ist mein Bett. Und auch das von Richard. Trotzdem fühlt es sich fremd an. Ja, es verursacht mir seelische Schmerzen. Ich kann hier nicht schlafen, wenn Richard neben mir liegt und ich kann hier nicht schlafen, wenn er es nicht tut. Und doch muss ich hierbleiben, damit er nichts bemerkt.

Es ist schon weit nach zehn und Richard ist noch nicht zu Hause. Ich halte mein Handy in der Hand und überlege, ob ich ihn anrufen soll. Bisher habe ich niemals in Erwägung gezogen, ihm hinterher zu telefonieren. Warum juckt es mich jetzt in den Fingern? Es sollte mir egal sein, wo er so spät noch ist. Ich fühle mich einsam. Das ist alles.

Ich denke an Jax und das, was heute Vormittag passiert ist. Seine Worte haben mir gefallen. Sie haben tief in mir eine Hitze entfacht, die noch immer nachglüht. Und trotzdem bin ich einfach weggelaufen. Habe mich umgedreht, bin zu meinem Auto gelaufen und weggefahren, ohne ihn noch einmal anzusehen. Und jetzt pulsiert alles in mir, bei der Vorstellung, was hätte geschehen können, wenn ich nicht so feige gewesen wäre. Wenn ich einmal keine Angst vor Richard gehabt hätte. Nur einmal nicht an Olivia gedacht hätte. Vater hat immer gesagt: »Nur die Mutigen erreichen ihre Träume. Die Feigen erreichen gar nichts, sie werden nur immer weiter ihre Träume träumen.«

Aber was sind meine Träume? Bisher habe ich nie darüber nachgedacht. Mein Leben ist vorbestimmt. Ich bin die Frau eines Mannes, der meine Eltern dazu gebracht hat, ihm seine Tochter zu verkaufen. Nicht für Geld, aber dafür, dass ich mit Mord davonkomme. Als Ehefrau eines Politikers habe ich eine bestimmte Aufgabe zu erfüllen: hübsch aussehen, hübsch lächeln, meinen Mann unterstützen und der Welt die perfekte Familie zeigen. Da war nie Platz für eigene Träume. Und doch habe ich jetzt welche. Oder? Fühlen zu wollen, wie ein Mann mich berührt, mir seine Aufmerksamkeit und seine Wärme schenkt, ist das ein Traum? Olivia in Sicherheit zu wissen und trotzdem dieser Ehe zu entkommen, ist das ein Traum?

Mein Handy vibriert in meiner Hand und ich sehe auf das Display. Jackson! Mein Herz setzt einen Schlag aus und ich schlucke schwer.

Jackson: Wir sind heute unsanft unterbrochen worden.

Ich: Ja, von mir. Ich habe unser Gespräch als beendet angesehen.

Jackson: Dann hast du dich geirrt. Ich war noch nicht fertig mit dir.

Ich schließe die Augen für einen Moment. Noch nicht fertig mit mir. Woran liegt es, dass er so harmlose Worte benutzt und ich etwas Erotisches hineininterpretiere?

Ich: Dann entschuldige bitte meinen vorschnellen Aufbruch.

Jackson: Unter gewissen Bedingungen könnte ich ihn tatsächlich verzeihen.

Meine Finger zittern vor Nervosität und zwischen meinen Schenkeln zuckt es.

Ich: Welche?

Jackson: Du kommst zu mir.

In meinem Magen flattert es. Das geht nicht.

Ich: Wann?

Jackson: Morgen früh.

Was?

Ich: Was?

Jackson: Tu es, oder ich komme zu dir. Jetzt!

Ich: Also gut. Wohin?

Jackson: Das Ferris, Zimmer 16. Um 10.

Ich beiße mir auf die Unterlippe. Warum fühlt sich schon der Gedanke so aufregend und erregend an. Mein Körper fängt schon wieder Feuer. Ich muss den Verstand verloren haben. Sei mutig! Du musst tun, was dir guttut. Und was auch immer hier mit Jackson und mir geschieht, es fühlt sich sehr gut an. Nur einmal. Nur dieses eine Mal. Ich will nur wissen, wie es sich anfühlt, wenn zwischen zwei Menschen tatsächlich Anziehung herrscht. Nur wissen. wie es sein könnte.

Ich: Ich werde da sein.

Jackson: Braves Mädchen.

Jackson: Aber bis dahin brauche ich noch etwas. Du hast mich heute einfach stehen lassen. Liebes, mein Schwanz zerreißt gleich, wenn ich nur daran denke, dass du jetzt allein in deinem Bett liegst. Schick mir ein Foto von dir. Ich brauche etwas Unterstützung dabei, meinen Samenstau loszuwerden, der nur allein deine Schuld ist.

Ich starre fassungslos auf seine Worte und weiß nicht, ob ich rot werden soll oder es faszinierend finden. Aber in meinem Kopf hämmert immer wieder »Sei mutig«. Und das will ich sein. Ich will das hier versuchen, mich darauf einlassen. Durch meinen Körper peitscht Adrenalin und es fühlt sich wie ein Rausch an, der mich antreibt. Richard ist mir in diesem Moment völlig egal.

Ein Foto? Panisch sehe ich an mir runter. Er will ein Foto! Ich trage einen Zweiteiler, der aus Hemd und Short besteht. Beides ist nicht gerade sexy.

Jackson: Ich warte, Liebes!

Ich mache das Foto und schicke es weg, ohne es mir anzusehen, sonst hätte ich den Mut am Ende nicht aufgebracht. Mein Leben ist eingeschlafen und ich habe es nicht einmal bemerkt. Und mit Jackson wache ich plötzlich wieder auf. Ich fühle mich lebendig. Lebendiger als mit allen Drogen, die ich in meinem ganzen Leben genommen habe.

Jackson: Du bist wunderschön, aber so meinte ich das nicht. Ich will mehr. Zieh dich aus!

Nein!

Ich: Nein! Das kann ich nicht.

Jackson: Also gut, dann lassen wir das Ganze.

Wie meint er das? Will er nur das Foto nicht, oder will er alles beenden? Mein Herz hämmert verzweifelt. Ich will nicht, dass es endet. Aber ich kann ihm doch nicht vertrauen? Ein solches Foto ist gefährlich. Er könnte es Richard schicken. Dann würde ich Olivia verlieren. Aber ich habe ihm schon ein Bild von mir im Schlafanzug geschickt. Das könnte er auch benutzen. Was, wenn Jackson nur mit mir spielt? Ich habe Angst. Und das fühlt sich noch viel aufregender an. Was ist los mit mir?

Ich ziehe meine Sachen aus, stelle mich nackt vor den Ankleidespiegel und schieße ein Foto von mir. Eins, auf dem man meine Brüste sehen kann – seit ich Olivia gestillt habe, hängen sie ein bisschen -, den schmalen Streifen roter Locken zwischen meinen Beinen und die mittlerweile verblassten Schwangerschaftsnarben auf meinem Bauch. Blut rauscht in meinen Ohren, als ich auf Senden drücke. Das hier ist so wahnsinnig aufregend. Ich bin ganz feucht und meine Brüste fühlen sich schwer und heiß an. Ich lege die Hand auf eine Brust und drücke sie leicht. Mir entfährt ein leises Stöhnen und meine Oberschenkel zittern. Richard hat es nicht einmal geschafft, mich so zu erregen, wenn er mich gefickt hat. Jackson braucht dafür nur ein paar Worte. Mehr nicht.

Jackson: Wunderschön. Genau so wie in meiner Fantasie. Gute Nacht, Liebes! Mein Schwanz und ich haben ein Date.

Verdammt! Meine Klitoris scheint zu vibrieren. Das ist alles so verrückt. Ich lege meine Hand auf meinen Venushügel, dann reiße ich sie zurück.

Plötzlich fühle ich mich schwach, so als hätte ein Schwall kalten Wassers mich getroffen. Was habe ich da getan? Das hätte nicht passieren dürfen. Ich sehe auf mein Handy und bin fassungslos. Wollte ich wirklich nur mutig sein, oder weckt dieser Mann meine dunkelsten Seiten? Ich kann das unmöglich geschehen lassen. Ich werde morgen früh im Hotel sein. Aber nur, um ihm zu sagen, dass er die Fotos löschen soll und wir uns nie wiedersehen dürfen. Für mich darf es nur einen Traum geben, Olivias Wohlergehen. Ich bin eine Mutter. Mütter tun solche Dinge nicht. Was hat mich nur zu so was Unverantwortlichem getrieben? So bin ich nicht. Jackson muss mich manipuliert haben. Es kann nicht daran liegen, dass er alles zu sein scheint, wovon ich seit Jahren heimlich träume, wenn ich mir vorstelle, wie es wäre wirklich zu lieben und geliebt zu werden.

»Was tust du da?«

Ich schrecke zusammen und lasse fast das Telefon fallen. Richard steht im Schlafzimmer und mustert mich mit gerunzelter Stirn. Er sieht erschöpft aus.

Ich halte die Hand mit dem Handy hinter meinen Rücken und wende mich ihm zu. »Ich weiß nicht. Ich war in Gedanken. Wo warst du solange?«, rassle ich angespannt runter und schlucke den dicken Kloß runter.

»Es geht gerade alles drunter und drüber. Einer meiner Männer hat sich umgebracht und das FBI schnüffelt herum.«

»Umgebracht?«, frage ich erstaunt. Sagt er das nur, um mich davon abzulenken, wo er wirklich war? Aber warum sollte er einen Selbstmord erfinden?

»Nicht weiter wichtig.« Er mustert mich. Und plötzlich ist da dieser Blick. Der, den er bekommt, wenn er gleich Sex mit mir haben wird. Ich unterdrücke die aufsteigende Panik. Hatte er in letzter Zeit nicht genug Sex? Er kommt auf mich zu und legt eine Hand auf meine Brust. Ich erstarre. Es ist mir noch nie leichtgefallen, mit Richard zu schlafen. Wahrscheinlich, weil die richtigen Gefühle dafür nie da waren. Aber jetzt ekle ich mich so sehr vor seiner Berührung, dass mein Magen krampft. Was passiert, wenn ich mich weigere? Wird er Verdacht schöpfen?

»Katelyn«, sagt er. »Ich komme hier rein, du stehst vor dem Spiegel und starrst auf deinen Körper, deine Brustwarzen hart, die Wangen rot und …«, er schiebt seine Hand zwischen meine Schenkel und taucht mit einem Finger in mich, »… und du bist nass, als hättest du gerade an dir herumgespielt. Erzähl mir nicht, dass du nicht geil bist. Mich macht der Gedanke, dass du endlich aus deiner prüden Starre erwachst unheimlich geil. Leg dich auf das Bett, ich will nur von dir, was mir als dein Mann zusteht.«

Mein Herz krampft sich panisch zusammen. Normalerweise tue ich es einfach, gebe mich hin, so gut ich kann. Aber jetzt weiß ich von der anderen Frau in seinem Leben. Und da ist Jackson. Und das alles sorgt dafür, dass ich mich übergeben will bei dem Gedanken, dass er mich anfassen wird. Aber ich muss es zulassen, damit er nicht bemerkt, dass etwas nicht stimmt. Wie sonst soll ich ihm erklären, dass ich feucht bin, Lust meinen Körper noch eben durchflutet hat und jetzt nichts mehr als Ekel vorhanden ist? Ich gehe rückwärts auf das Bett zu und lege mich hin. Ich setze ein künstliches Lächeln auf und öffne die Schenkel für ihn.


Meine Haut ist schon ganz rot, so lange und heftig versuche ich den Ekel von mir abzuschrubben. Aber es funktioniert nicht. Erschöpft lehne ich mich mit der Stirn gegen die Fliesen. Das Wasser, das über meine brennende Haut fließt, ist schon seit langen Minuten kalt. Aber ich beachte es kaum. Meine Gedanken kreisen einzig um den Ekel, den ich empfinde: vor Richard und vor mir selbst. Wieso war ich nicht mutig genug, ihm zu sagen, er soll sich zu seinem Flittchen scheren? Wieso habe ich ihn nicht abgehalten? Stattdessen habe ich ihm etwas vorgespielt. So, wie ich es seit Jahren tue, wenn wir Sex haben. Nur diesmal war es nicht so wie sonst, wenn ich einfach nichts dabei empfand. Diesmal empfand ich durchaus etwas: Abscheu.

Ich kann das nicht mehr. Ich brauche einen Ausweg. Aber welchen? Ich drehe das Wasser ab, hülle mich in ein Badetuch und wickle ein Handtuch um meinen Kopf. Als ich das Bad verlasse, vermeide ich den Blick in den Spiegel, mein Selbsthass ist zu groß. Ich kann mich nicht ansehen. Als ich angezogen bin, gehe ich in die Küche, wo unsere Haushälterin schon mit dem Frühstück wartet. Olivia sitzt am Tisch und rührt verträumt in ihrem Müsli herum. Manchmal ist sie so vertieft in ihre eigene Welt, dass sie um sich herum nichts mitbekommt. Um sie nicht zu erschrecken, ziehe ich langsam meinen Stuhl zurück und setze mich. Sie blinzelt, dann lächelt sie mich fröhlich an.

»Guten Morgen, mein Schatz«, sage ich und lehne mich zu ihr, um sie auf die Wange zu küssen.

»Hast du geweint, Mami?«, fragt sie ohne Umstände. Olivia platzt immer sofort mit den Dingen heraus, die sie beschäftigen.

»Ich habe Shampoo in die Augen bekommen«, lüge ich. In letzter Zeit lüge ich meine Tochter öfter an. Sie hält mir ihren Löffel hin – sie hält ihn in ihrer kleinen Faust. Kinder in ihrem Alter können einen Löffel schon richtig in der Hand halten. Olivia wird das nie können. »Nein danke«, sage ich und bedanke mich bei Sally mit einem Nicken, als sie mir einen Becher Kaffee reicht.

»Hast du heute keinen Hunger?«, will Olivia wissen. Ich sehe meine Tochter an und mir kommt der Gedanke, dass vielleicht auch sie hier feststeckt. Da Richard nie eine Bindung zu ihr aufgebaut hat, hat auch sie es nie getan. Sie sieht ihn ja kaum mal. Suche ich nur nach einer Entschuldigung für die Dinge, die mir plötzlich durch den Kopf gehen, oder könnte es wirklich möglich sein, dass auch Olivia in diesem Haus nicht glücklich ist? Vielleicht ist sie das noch, aber schon bald nicht mehr? Wenn sie älter wird und mehr von der Abweisung mitbekommt, im Blick ihres Vaters. Aber wie viel wird sie in ein paar Jahren überhaupt noch mitbekommen? Geistig entwickelt sie sich schon jetzt langsamer als andere Kinder. Wenn ich wirklich in Erwägung ziehen würde zu gehen, wäre es dann nicht sogar negativ für ihre Entwicklung? Ich müsste sie aus ihrem gewohnten Umfeld reißen. Sie würde ihre Freunde verlieren. Denn eins ist gewiss, das ist mir letzte Nacht klargeworden, nachdem Richard mit mir fertig war: Wenn wir gehen würden, dann müssten wir unsichtbar werden. Richard dürfte uns nie finden. Ich müsste für alle unsichtbar werden, auch für das Gesetz. Denn Richard würde sofort mit dem, was er über mich weiß, zur Polizei gehen.

»Vielleicht bin ich krank«, sage ich lächelnd, weil ich ihr kaum sagen kann, dass der Ekel vor ihren Vater mir den Appetit verdorben hat.

Mein Handy vibriert und ich ziehe es zu mir heran.

Jackson: Vergiss mich nicht.

In meinem Magen flattert es. Ich habe ihn nicht vergessen. Keine einzige Sekunde seit gestern Abend. Ich denke an das Bild, das ich ihm geschickt habe und spüre, wie meine Wangen heiß werden.

Ich: Ich komme.

Nachdem Olivia aufgegessen hat, setze ich sie in den Kindersitz des Beetle und fahre sie in die Schule. Sie erzählt mir von Moos, das sie im Unterricht gestreichelt haben, und wie weich es sich angefühlt hat. Ich höre kaum zu, sehe aber immer wieder mal lächelnd über die Schulter zurück, damit sie das Gefühl hat, ich wäre bei der Sache. Dabei schaut sie die ganze Zeit zum Fenster hinaus und sieht mich gar nicht an.

»Hast du die große Eule aus Stein gesehen?«, ruft sie begeistert und ich nicke abwesend. Vor dem Parkplatz der Schule steht auf einer weißen Säule eine bronzene Eule. Sie steht schon immer da, und schon immer fragt mich Olivia, ob ich sie gesehen habe. Ganz so, als wäre sie gerade erst aufgestellt worden.

»Hmm«, mache ich. Ich beiße mir auf die Unterlippe. Wegen Jackson fühle ich mich fahrig. Meine Gefühle sind sehr gemischt: Nervosität, Angst, Erwartung, Freude. Ich kann mich nicht entscheiden. Dabei will ich ihm doch nur sagen, dass wir das nicht tun können.


Jackson

Mit trockenem Mund sehe ich auf die Uhr an meinem Handgelenk. Sie hat geschrieben, dass sie kommen wird. Trotzdem habe ich das Gefühl, dass sie es nicht tun wird. Wahrscheinlich wäre es besser so. Ich weiß selbst nicht, was gestern in mich gefahren ist. Aber da war das FBI, das noch immer herumschnüffelt, da ist ihr Mann, der mich trotz Stones Tod nicht näher an sich heranlässt und da ist sie, die mich nicht loslässt. Sie ist jede Sekunde meines Tages in meinen Eingeweiden und wühlt darin herum. Zu viel, um nicht irgendwann einzuknicken. Obwohl ich wusste, dass es ein Fehler ist, mich noch mehr auf sie einzulassen, konnte ich nicht anders. Vielleicht hatte ich den einen oder anderen Drink zu viel. Aber das war gestern. Und heute sitze ich noch immer da und warte sehnsüchtig darauf, diese Frau in meinen Armen halten zu können.

Dieser Unfall war nicht gut für uns beide. Hätte ich sie einfach nur weiter beobachtet, dann hätte ich es geschafft, mich von ihr fernzuhalten. Aber nur der Hauch ihres Dufts in meiner Nase und meine ohnehin schon gefährliche Fixierung auf sie hat sich vertausendfacht. Ich versuche mir einzureden, dass der Grund für diese Besessenheit nur Richard ist, aber das ist nicht wahr. Richard war nur der Beginn. Er ist das Bindeglied, das mich zu ihr geführt hat. Sie fasziniert mich einfach. Schon die ganze Zeit. Da ist diese Sorgfalt, mit der sie alles erledigt. Die Perfektion, die sich nicht nur in ihrem Äußeren widerspiegelt, sondern auch darin, wie sie an jedem Wochentag immer genau die gleichen Wege erledigt, so als wäre sie darauf programmiert. Sie scheint jede Minute ihres Lebens dringend unter Kontrolle halten zu wollen. So als ob ihr Leben davon abhängen würde. Und ich habe es geliebt, sie dabei zu beobachten, wie sie die Kontrolle über alles behält und ich die Kontrolle mehr und mehr verliere, je mehr ich mich mit ihr beschäftigt habe.

Unser kleines Date heute steht nicht in ihrem Kalender und deswegen schnürt es mir mit jeder Minute, die verstreicht, mehr die Kehle zu, weil ich Angst habe, sie kommt nicht. Weil es bedeuten würde, die müsse von ihrem Plan abweichen. Und es würde bedeuten, sie würde ihren Mann betrügen. Noch mehr Kontrollverlust. Dabei wäre es so schön zu sehen, wie sie unter mir die Kontrolle verliert.

Als es leise an der Tür klopft, zucke ich mit hämmerndem Herz zusammen. Das hier ist ein Fehler, zu viel hängt davon ab, dass ich meinen Auftrag hier nicht versaue, und ich sollte die Tür nicht aufmachen, aber ich bin zu schwach. Ich öffne und sie steht tatsächlich vor mir: gekleidet in ein Kostüm, als wäre sie nur auf dem Weg ins Büro.

»Hallo Jax«, sagt sie und ihre Stimme verrät, wie nervös sie ist. Sie sieht ängstlich zu mir auf und dieser Blick ist so heiß, dass ich nur allein für die Erinnerung tausend Tode sterben würde. »Ich komme nur, um …«

»Nein«, sage ich herrisch, schüttle den Kopf, packe ihren Oberarm und ziehe sie in mein schäbiges Hotelzimmer. Ich will ihre Ausflüchte nicht hören. Will nicht hören, dass sie mir sagt, sie gehört einem anderen Mann. Ihm. Meine Zweifel an dem, was zwischen uns ist, sind auch ohne sie schon groß genug. Aber ich kann sie nicht aufgeben. Nur ein einziges Mal von ihr kosten, dieses Verlangen nach ihr besiegen und dann weitermachen wie bisher.

»Du wirst keinen Rückzieher machen.« Ich werfe die Tür zu und stoße sie grob dagegen. Dann küsse ich sie einfach. Und es fühlt sich an, als würden meine Lichter ausgehen: berauschend, erregend, unfassbar aufregend.

Verführt - Bis du mich tötest

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