Читать книгу Ausstieg / Glücksspieler / Gefährliche Erben - Drei Romane in einem Band - Elfi Hartenstein - Страница 19

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Lou Feldmann fand einen Parkplatz in der Neuköllner Jonasstraße, ging gemächlich die Treppen hinunter zum Café im Körnerpark, setzte sich draußen auf die Terrasse und sah sich nach einer Bedienung um. Ein hagerer, ausgemergelter Kellner, vermutlich kaum vierzig Jahre alt, aber mit einem Gesichtsausdruck, als erwarte er nicht, seinen fünfzigsten Geburtstag je zu erleben, verneigte sich wortlos. Offensichtlich hatte es ihm irgendwann einmal die Sprache verschlagen. Feldmann bestellte ein Bier.

Als der Kellner wieder im Inneren des Cafés verschwunden war, sah Lou, wie Dimitri Cordalis gegenüber am Brunnen die Treppen herabkam, einen Hund an der Leine. Cordalis löste die Leine, der Hund lief den Weg entlang, hockte sich hin und machte sein Geschäft. Cordalis nahm eine Plastiktüte aus seiner Jacke – ein leicht ausgebeultes und oft getragenes Harrison Tweed Sakko – verstaute mit geübtem Griff die Hinterlassenschaft seiner Promenadenmischung, sah sich nach einem Behälter um, bemerkte dabei Lou Feldmann auf der Terrasse sitzen, steuerte auf den nächsten Abfalleimer zu und warf die Hundetüte hinein. Dann pfiff er seinem Hund und schlenderte langsam auf das Café zu.

Feldmann stand auf, als Cordalis zu ihm an den Tisch trat.

„Danke, dass Sie gekommen sind. Obwohl hier striktes Hundeverbot herrscht. Und Sie einen weiten Weg hatten“, sagte er.

Cordalis winkte ab und setzte sich ihm gegenüber. „Ich habe noch andere Dinge in dieser Gegend zu erledigen.“ Sein Hund beschnüffelte Feldmann. Was er roch, schien ihm zu gefallen, er stupste Lou an die Wade, um seine Aufmerksamkeit zu erringen, und schaute ihn auffordernd an. Als Feldmann nicht auf ihn reagierte, stupste er weiter und winselte.

„Halt die Klappe, Rudi“, sagte Cordalis, „und hock dich hin.“ Der Hund gehorchte prompt und setzte sich erwartungsvoll vor Cordalis’ Füße. Als der Kellner kam und ein Bier vor Feldmann hinstellte, ließ der Hund sich seufzend zu Boden sinken, legte den Kopf auf seine ausgestreckten Vorderpfoten und rutschte sich so zurecht, dass seine Schnauze auf Cordalis’ Schuhen zu liegen kam.

Cordalis und der Kellner wechselten einen Blick.

„Wie immer?“

Cordalis nickte. „Wie immer.“

Der Kellner ging. Cordalis deutete auf Feldmanns Bier. „Sind Sie nicht im Dienst?“

„Das müssen Sie nicht so eng sehen“, sagte Feldmann, „ich tu’s auch nicht.“

Er prostete Cordalis zu, trank das Glas halb leer, setzte es zurück auf den Tisch und wischte sich mit der Hand über den Mund. „Herr Cordalis, ich suche einen Griechen, der sich als Einziger mit Erfolg gegen die Schutzgeldmafia gewehrt hat. Sind Sie das?“

Cordalis musterte ihn prüfend. „Warum wollen Sie das wissen?“

„Weil ich in einem Mordfall ermittle. Im Mord an Elena Iwanowa. Sie hat in Prenzlauer Berg ein Café und einen Hostessenservice betrieben. Und ich nehme an, sie hat kein Schutzgeld bezahlt.“

Der Kellner kam mit einer Tasse Kaffee für Cordalis, stellte sie vor ihn auf den Tisch und ging wortlos wieder davon. Der Hund sprang auf, rannte hinter dem Kellner her und zwickte ihm ins Bein. „Rudi“, rief Cordalis, „aber schnell.“ Hund Rudi trabte zurück unter den Tisch und ließ sich wieder auf Cordalis’ Füßen nieder.

„Die Pächter meiner Kneipen zahlen an niemanden Schutzgeld“, sagte Cordalis. „Um das zu verhindern, habe ich Leute. Und die können auch brutal. Mit Steigerungspotential. Wir haben uns geeinigt.“

„Und was heißt das?“

„Ein Friedensabkommen. Wenn Sie wissen wollen, wie das zustande kam, fragen Sie Ihren Freund Andersen. Er war der Schlichter.“

„Seit wann ist Andersen mein Freund?“, fragte Feldmann.

Cordalis nahm aus seiner Jackentasche einen Hundekeks und hielt ihn Rudi hin. Der fuhr hoch, schnappte ihn, zerbiss ihn im Stehen, drehte sich einmal um die eigene Achse und legte sich wieder auf Cordalis’ Füße.

„Andersen hat einen Narren an Ihnen gefressen“, sagte Cordalis. „Kein Wunder, wie ich finde. Es kommt schließlich nicht oft vor, dass ein Bulle einen Kriminellen vor dem Zugriffseiner Kollegen versteckt.“

Feldmann ging nicht weiter darauf ein. „Sie kennen Gott und die Welt und das Milieu“, stellte er stattdessen fest. „Mich interessiert, ob es einen Zusammenhang zwischen der Schutzgeldmafia und dem Mord gibt.“

Dimitri Cordalis griff nach seiner Tasse. „Ich halte mich an das Friedensabkommen“, sagte er, trank den Kaffee aus und stellte die Tasse wieder ab. „Sie müssen Ihre Hausaufgaben schon selber machen ... Aber wenn Sie etwas über diesen Mord erfahren, lassen Sie es mich bitte wissen.“

„Warum?“

„Elena war eine gute Freundin von mir.“ Cordalis zog seine Füße unter Hund Rudi hervor und erhob sich. Rudi stand sofort neben ihm und witterte erwartungsvoll in den Park hinein.

„Wie teuer ist eigentlich Ihr Hotel?“, fragte Feldmann.

„Das hängt von der Vermögenslage des Gastes ab. Wenn Sie sich verstecken müssen – in Ihrem Fall ist es billiger.“

Lou nahm einen Schluck von seinem Bier und schaute Dimitri Cordalis nach, wie der mit seinem Hund den Park durchquerte, die Treppen neben dem Wasserfall hinaufstieg und verschwand.

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