Читать книгу Der gelbe Bus - Elias Davidsson - Страница 10

(3) Die Anfahrt des Lkw zum Breitscheidplatz

Оглавление

Zunächst wurde weitgehend berichtet, der Lkw sei aus der Kantstraße zum Breitscheidplatz angefahren.{36} Das ZDF versuchte, durch eine Animation nachzuweisen, dass der Lkw ganz gerade in den Markt hineinfuhr und bei der Ausfahrt zwei Buden zerstörte.{37} Die Welt/N24 publizierte eine ähnlich irreführende Animation, auf welcher ein Lkw aus der Kantstraße ganz gerade in den Weihnachtsmarkt hineinfährt,{38} was unmöglich war (siehe Abb. 2a). Der Spiegel (Abb. 16), die FAZ (Abb. 15) und stern (Abb.17) publizierten Diagramme, die die Anfahrt des Lkw aus der Kantstraße zeigen. Damit sollte die Legende der rasenden Fahrt glaubhaft gemacht werden. Bereits am 21. Dezember erklärte Holger Münch, Chef des Bundeskriminalamtes (BKA), dass gemäß der GPS-Daten des Lkw dieser den Breitscheidplatz zunächst umrundete.{39} Für die Behörden sollte daher kein Zweifel bestanden haben, aus welcher Richtung der Lkw zum Breitscheidplatz ankam.

Die britische Mail Online meldete am 21. Dezember, dass der Lkw „mehrere Male“ um den Breitscheidplatz „herumfuhr”, bevor er mit 40 mph (65 km/h) in den Weihnachtsmarkt hineinraste.{40} Eine Woche später meldete die Zeitschrift FOCUS, dass gemäß untersuchten GPS-Daten, der Lkw dreimal den Breitscheidplatz umrundete, „um sich mit dem Lkw vertraut zu machen“.{41}

Irgendjemand entdeckte, dass die Behauptung über die Ankunft eines rasenden Lkw aus der Kantstraße nicht stimmen konnte, weil ein Fahrzeug – geschweige denn ein 40-Tonner – die steile Kurve aus der Kantstraße zur Einfahrt des Weihnachtsmarkts nur sehr langsam schaffen könnte. Eine alternative Geschichte war vonnöten, um die Legende eines rasenden Lkw aufrechtzuerhalten.

Am 21. Dezember 2016 änderte sich also die Berichterstattung: Die Berliner Zeitung publizierte eine Infografik, auf welcher der Lkw aus der Hardenbergstraße ankommt. Diese Information wurde zwei Tage später von einem sogenannten Dashcam-Video „untermauert“. Das Video soll die Nachrichtenagentur Reuters von einem anonymen Taxifahrer erhalten haben, der zufällig am Ort gewesen war. Das Video, von der Dashcam seines Fahrzeugs aufgezeichnet, soll den Lkw bei einer rasenden Anfahrt aus der Hardenbergstraße zeigen.{42} Das Video wurde weitgehend von Leitmedien als Beweis verbreitet, dass der Lkw in den Weihnachtsmarkt hineingerast sei. Mit bestem Willen kann der Zuschauer des Videos nicht eindeutig feststellen, ob der Lkw tatsächlich in den Weihnachtsmarkt oder weiter auf die Budapester Straße fährt. Darüber hinaus besteht ein Zweifel über die Echtheit dieses Videos: Seine Quelle ist unbekannt; das Video ist von sehr schlechter Qualität; es fehlt ein Teil der Aufzeichnung; Indizien deuten auf eine Manipulation hin. Da der Lkw auf keinen Fall mit der gefilmten Geschwindigkeit in den Weihnachtsmarkt hineinfahren konnte, gibt es für das Dashcam-Video zwei Erklärungsmöglichkeiten: (1) das Video ist eine vollkommene Fälschung; (2) der erste Teil des Videos könnte den Lkw zeigen, als er noch eine Rundfahrt um den Weihnachtsmarkt machte. Solche Rundfahrten wurden bereits erwähnt. In diesem Fall müssten die wegrennenden Personen, die auf diesem Abschnitt des Videos erscheinen, im Nachhinein eingefügt worden sein.

Am 4. Januar 2017 gab es eine neue Fassung zur Ankunft des Lkw. Die Generalbundesanwaltschaft erklärte:


„Anhand der GPS-Daten des Lkw konnte die Route vom Friedrich-Krause-Ufer zum Anschlagsort nachverfolgt werden. Sie führte über die Budapester Straße, die Hardenbergstraße und den Ernst-Reuter-Platz zurück über die Hardenbergstraße zum Breitscheidplatz.“{43}

Später – im Juli 2017 – behauptete ein Staatsanwalt wieder, dass der Lkw aus der Kantstraße ankam.{44} Dieses Hin und Her deutet darauf hin, dass es den Behörden schwer fällt, die Fakten mit der gewünschten Politik zu vereinbaren. Das erklärt auch, warum die Daten aus dem GPS des Lkw – die diese Fragen längst geklärt hätten – nicht veröffentlicht werden.

Der gelbe Bus

Подняться наверх