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Ein Stückchen Tierphilosophie

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Und so müssen wir realisieren, dass Bewusstsein die Wirklichkeit beeinflusst, definiert und, konsequent zu Ende gedacht, eigentlich erst ermöglicht. Auch der Biophysiker Ulrich Warnke bestätigte diesen Umstand. Wirklichkeit ist also immer subjektiv, sie ist notwendigerweise subjektiv. Denn wenn es keinen Beobachter gäbe, der mittels seiner persönlichen Wahrnehmungen und seines Verstandes ein Tier zu begreifen versucht – könnte es nicht beschrieben und erfasst werden.

Das aber heißt: Der Beobachter steuert die Wirklichkeit. Er erschafft sie eigentlich erst. Er “erschafft” das Tier innerhalb seiner eigenen Konzepte und Verständnismöglichkeiten. Jeder Mensch “erschafft” in diesem Sinne Tiere mit seinem Bewusstsein, unabhängig davon, ob er es weiß oder nicht. Die Tiere, wie wir sie wahrnehmen, sind nichts als die Projektionen unserer Sinne und unseres Verstandes. Das Tier selbst dagegen “sieht” sich vollständig anders. Falls es über ein “Selbst-Bewusstsein” verfügen würde, hätte es eine von der menschlichen Konzeption fundamental unterschiedliche Sichtweise.

Bemühen wir als Beispiel noch einmal den Hund. Er erfährt die Umwelt vor allem durch sein Riechorgan – das manchmal tausendfach besser entwickelt ist als das Riechorgan eines Menschen. Außerdem “betrachtet” er die Welt von einem ganz anderen Blickwinkel aus: Er schnüffelt ständig, was unmittelbar am Boden vor sich geht. Würden wir uns ganz ernsthaft bemühen, den Hund besser zu verstehen, so müssten wir uns auf alle Viere niederlassen und eine Weile die Welt aus seiner Perspektive wahrzunehmen versuchen. Wahrscheinlich kann der Hund außerdem aus einer einzigen Geruchsinformation hundert Rückschlüsse ziehen, die dem Menschen völlig fremd sind.

Versuchen wir nun, die Welt aus den Augen eines Pferdes zu betrachten. In diesem Fall müssen wir feststellen, dass es einen viel weiteren Blickwinkel besitzt als wir selbst. Warum? Nun, seine Augen befinden sich an den Seiten des Kopfes, nicht vorn wie beim Menschen. Das Pferd kann also beinahe in einem Umkreis von 360° sehen. Es verfügt über ein fantastisches Blickfeld. Befindet sich jedoch beispielsweise ein Gegenstand direkt vor dem Pferd, unmittelbar vor seinem Maul, kann ihn das Pferd nicht wahrnehmen, da die Augen ja seitlich angesiedelt sind. Es gibt also einen kleinen blinden Punkt.

Auch einige Tiere verfügen über weitaus bessere Fähigkeiten zu sehen als der Mensch. Denken wir nur an viele Katzenarten, die in dieser Beziehung weitaus talentierter sind als wir: Sie können selbst bei Nacht sehen. Wieder definiert sich “Wirklichkeit” für diese Tiere anders. Es handelt sich bei dem Talent, im Dunkeln etwas zu erkennen, nicht um unsere Wirklichkeit.

Betrachten wir nur die fünf Sinne – sehen, hören, riechen, schmecken, fühlen –, so erkennen wir sehr rasch, dass diese Sinne bei Tieren vollständig unterschiedlich ausgeprägt und gewichtet sein können.

Die geheime Sprache der Tiere

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