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1. DIE WISSENSREVOLUTION ODER DIE ENTDECKUNG DER TIERWELT

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Es ist nicht auszuschließen, dass wir unsere Vorstellungen über das Tier und Tiere überhaupt vollständig ändern müssen. Zumindest müssen wir sie überdenken, denn inzwischen verfügen wir ein erstaunliches Datenmaterial, das es uns nahelegt, dem Tier einen völlig neuen Stellenwert einzuräumen. Die Fortschritte, die inzwischen in Bezug auf die Tierwelt gemacht wurden, sind atemberaubend.

Ich schließe nicht aus, dass es eines Tages sogar möglich sein wird, verschiedene Tiersprachen systematisch zu erlernen, so wie wir heute schon unterschiedliche Fremdsprachen lernen, wie Englisch, Französisch, Deutsch und Spanisch etwa – oder wie verschiedene Computersprachen.

Ich werde gleich auf einige Entdeckungen hinsichtlich Tieren zu sprechen kommen, aber zunächst noch ein paar Fakten: Immerhin existierten Tiere schon vor vielen Hunderten von Millionen von Jahren; Tiere sind weitaus älter als der Mensch. Das Menschengeschlecht, so behaupten zumindest einige Wissenschaftler, ist nur 300.000-500.000 Jahre alt, einige Anthropologen billigen ihm jedoch ein höheres Alter zu, wieder andere sprechen von Millionen Jahren, wenn man die Übergangsformen vom Affen zum Menschen gelten lässt. Aber Tiere gab es schon seit dem “Anbeginn der Welt”, sie sind weitaus älter, wie gesagt mehrere Hunderte von Millionen Jahren. Allein dieser Vorsprung sollte uns zu denken geben.

Hinzu kommt, dass einige Tiere hochinteressante Überlebensmechanismen entwickelten, einige Arten werden älter als der Mensch. In den Savannen Afrikas, im Packeis der Antarktis und in den Regenwäldern Südamerikas findet man Tiere, die in Bezug auf das Alter dem Menschen weit überlegen sind. Schon Elefanten werden bis zu 60 Jahre alt und Kolkraben leben 90 Jahre lang – ein Alter, das Menschen selten erreichen. Bekannt für ihr hohes Alter sind auch Papageien oder Kakadus, die ohne größere Probleme 90 Jahre erreichen können. Der Hummer wird noch älter, 100 Jahre sind keine Seltenheit. Bestimmte Muscheln, die ebenfalls den Tieren zugerechnet werden, erreichen gar ein Alter von über 110 Jahren. Störe, eine Fischart, lassen es sich angelegen sein, über 150 Jahre alt zu werden – es gibt Störe im Übrigen seit rund 250 Millionen Jahren auf Planet Erde. Aber Schildkröten stellen selbst diese Fischart in den Schatten mit 200 Jahren, einem Alter, das auch Wale erreichen können. Eine bestimmte Schildkrötenart, die Galapagosschildkröte, schafft es sogar, 250 Jahre alt zu werden. Und eine bestimmte Schwammart, so versichern uns Biologen, erreicht ohne Probleme ein Alter von 10.000 Jahren.1

Es ist nicht auszuschließen, dass wir noch sehr viel von Tieren lernen müssen – und über Tiere. Bestimmte Tiere scheinen in Bezug auf ihre “Intelligenz” oder hinsichtlich ihrer Fähigkeit, überleben zu können, den Menschen um Längen zu schlagen. Vergessen wir nie: Bevor der Mensch sich Planet Erde untertan machte, beherrschten Tiere diese Welt. Tiere werden im Allgemeinen enorm unterschätzt.

Es gibt es zahlreiche Tierarten, die wir bis heute nicht einmal kennen. Noch immer widersprechen sich Wissenschaftler, wenn dieses Thema zur Diskussion steht. Mit Sicherheit gibt es Millionen von Tierarten! Wir unterscheiden grob zwischen Reptilien, Vögeln, Fischen, Krebstieren, Weichtieren, Spinnentieren und 280.000 anderen Tierarten. Darüber hinaus gibt es rund 950.000 unterschiedliche Insektensorten.

Bekennen wir es einmal in aller Offenheit: Die Menschheit hat gerade erst angefangen, alle Tierarten auf Planet zu Erde zu entdecken und zu klassifizieren.

Ständig stößt man auf neue. Inzwischen sprechen Wissenschaftler davon, dass rund 1,25 Millionen Tierarten recht und schlecht beschrieben und mit einem Namen versehen worden sind. Einige Wissenschaftler schätzen jedoch, dass es rund 120 Millionen Tierarten gibt.2 Wir kennen also gerade einmal ein Hundertstel aller Arten.

Gleichzeitig stehen wir völlig am Beginn einer neuen Wissenschaftsdisziplin, wenn es darum geht, Tiere von ihrem innersten Kern her wirklich zu verstehen. Eine Beschreibung oder ein Name bedeutet noch lange nicht, dass wir eine Art auch begreifen oder gar die gleiche Sprache sprechen können. Mit anderen Worten: Selbst unser Verständnis der bekannten Tierwelt ist alles andere als vollkommen.

Und was ist mit den verschiedenen Tieren innerhalb einer einzigen Art? Sie reagieren oft völlig unterschiedlich. Besitzen viele Tiere nicht einen individuellen Charakter? Bestimmte Hunde und Pferde etwa sind durchaus nicht mit anderen Hunden oder Pferden zu vergleichen, sie besitzen eine eigene, unverwechselbare “Persönlichkeit”.

Tatsächlich gibt es Abertrillionen von Tieren – niemand kennt die genaue Zahl, denn bislang haben wir ja nur von Tierarten gesprochen. Wie tauschen sie sich aus? Auf welche Art kommunizieren sie miteinander? Und wie machen sie sich Menschen verständlich?

All diese Zahlen bedeuten im Klartext, dass wir erst am Beginn einer Revolution stehen, was die Erforschung der Tierwelt und der Verständigungsmöglichkeiten mit ihr angeht. Wir beherrschen nicht wirklich die Sprachen unseres Planeten beziehungsweise seiner “Bewohner”. Wir sollten in aller Bescheidenheit realisieren, dass wir ganz am Anfang stehen, was diesen Forschungszweig angeht.

Auf der anderen Seite eröffnet eben dieser Umstand auch ungeheure Möglichkeiten. Inzwischen gibt es beispielsweise schon “begnadete” Zeitgenossen, die mit ihrem Hund etwa ein richtiges Gespräch führen und dessen Sprache “lesen” oder “verstehen” können.

Die geheime Sprache der Tiere

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