Читать книгу Ledige Kinder - Elisabeth Uhlemann - Страница 9
Susanne 1949
ОглавлениеEin Gitterbett steht im Wohnzimmer meiner Großeltern. Ich kann weder laufen noch sprechen, mich aber an den Gitterstäben hochziehen. Oma geht im Zimmer umher, sie ist beschäftigt. Sie beachtet mich nicht, wie sehr ich auch versuche, mich ihr verständlich zu machen. Niemand schaut mich an, nimmt mich auf den Arm, spielt mit mir. Mama ist nicht da, ich beginne zu weinen.
Ich kann sprechen und gehen, bin schon mehr als zwei Jahre alt. Meine Mutter bringt mich früh in den katholischen Kindergarten in der Gutenbergstraße. Es ist noch dunkel, als sie mich vor dem verschlossenen Tor abstellt. Sie muss zur Arbeit, es geht nicht anders. Ihre Ermahnung, ja nicht zu weinen, wirkt nicht lange. Ich will ja tapfer sein, aber die Angst vor dem Verlassen sein, der Dunkelheit, die mich umgibt, überwältigt mich schließlich. Endlich erscheint Schwester Hariolfa in der Tür und nimmt mich aus dem Kinderwagen. Ich schluchze noch ein wenig und klammere mich an sie. Mit ihrer großen weißen Flügelhaube und dem schwarzen Habit ist sie der Inbegriff der Sicherheit und Geborgenheit für mich. Sie holt mich in den warmen, erleuchteten Raum mit den vielen Spielsachen und ich, allein mit ihr, krieche unter ihre Röcke und fühle mich sicher.