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5. Romfreies Kaisertum
ОглавлениеNach seinem Abzug aus Rom kümmerte sich Karl selbst kaum noch um die Belange des Papsttums. 802 ließ er einen allgemeinen Treueid auf den imperator christianissimus schwören und betonte damit in programmatischer Absicht die christliche und eben nicht die römische Seite seines Kaisertums. Als ihn der Nachfolger Petri 804/05 besuchte, um gemeinsam Weihnachten in Aachen zu feiern, hielt Karl ihn fern von seiner Residenz, um den römischen Ursprung seines Kaisertums in Vergessenheit geraten zu lassen.
Divisio regnorum
806 ordnete Karl in Diedenhofen in der sogenannten Divisio regnorum (Name modern) seine Nachfolge, wobei sein gleichnamiger, seit 800 zum König gekrönter Sohn als alleiniger Erbe der karolingischen Familienbesitzungen und präsumptiver Nachfolger in den Vordergrund trat. Das Kaisertum indessen erwähnte Karl nicht, da es anders als die fränkische Königsmacht nicht teilbar war. Die defensio ecclesiae delegierte er an alle seine Söhne, die gleichlautend als imperii vel regni nostri heredes bezeichnet wurden.
Mitkaiserkrönung Ludwigs des Frommen
Dass Karl das Kaisertum als eine allein an seiner Person haftende und daher prinzipiell nicht weiterzugebende Würde betrachtete, wird heute von der Forschung negiert. Vielmehr hatte er keinen Zweifel am Fortbestand des Kaisertums in seiner Familie, wobei er die römische Dimension des Imperiums nicht verschleierte, aber die fränkischen Wurzeln des Kaisertums überdeutlich herausstrich. Der Papst galt ihm lediglich als vornehmster Bischof des Frankenreiches. Als er nach dem Tod seiner Söhne Pippin (810) und Karl (811) seine Nachfolge neu regelte, schlug er im September 813 den Großen vor, das nomen imperatoris auf seinen Sohn Ludwig zu übertragen, wobei er – möglicherweise nach byzantinischem Vorbild – an ein Mitkaisertum ohne päpstliche Partizipation dachte. Am 11. September 813 wurde Ludwig in der Aachener Marienkirche zum Mitkaiser gekrönt, entweder durch seinen Vater oder in Form einer Selbstkrönung, wie Thegan berichtet. Rom, die Römer und der Papst erhielten keine Gelegenheit zur Einflussnahme; die Basis des Kaisertums waren allein die Franken, was auch in der Bullen-Legende zum Ausdruck kommt: Renovatio regni Francorum. Im Kaisertitel verzichtete Ludwig freilich auf eine regionale Zuweisung und nannte sich schlicht: Hludowicus divina ordinante providentia imperator augustus.