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Blue Mountains – Blauer Dunst nach kaltem Start

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Heute werde ich gegen 6 : 30 Uhr sanft geweckt. Feueralarm! Nach fünf Minuten folgt der Aufruf zur Evakuierung. Schnell die nächstbesten Klamotten übergeworfen, Wertsachen in den kleinen Rucksack gepfeffert und raus aus der Hütte. Im Tross mit anderen ebenfalls noch nicht ganz vorzeigbaren Hotelgästen gelange ich durchs Treppenhaus ins Freie. Zwei Löschzüge brausen mit Alarm an. Rauch ist weder zu sehen noch zu riechen. Ich wage es, mich dem Eingang zu nähern. Dort deaktiviert ein Feuerwehrmann gerade den Alarm, wünscht freundlich einen guten Morgen und zieht mit der Truppe wieder ab. Verlegenes Grinsen auf dem Gesicht des Herrn an der Rezeption. Der Übeltäter war ein verbrannter Toast in einem der Hotelzimmer.


Känguru …

Nun, jedenfalls bin ich wach. Ich muss heute eh früh raus, denn schon bald werde ich am Hotel zur Tagestour in die Blue Mountains abgeholt. Zusammen mit zwei netten Engländern aus Birmingham – jetzt kriege ich den berühmten Song der Sex Pistols nicht mehr aus dem Ohr – warte ich auf den Bus. Ich wusste, der Tag wird hart. Wer je Englisch aus dem Munde von Leuten aus besagter Stadt gehört hat, weiß, was ich meine. Aber wie gut, dass sie mit von der Partie sind! Sonst wäre der Bus lässig an meinem Hotel vorbei gebraust. Denn ich stehe nicht auf der Liste des Tour-Guides Geoff. Meine Buchung von gestern Nachmittag war wohl zu spontan für den Veranstalter. Aber meine „Papiere“ sind alle in Ordnung und so darf ich natürlich mit. Mit zwölf Gästen aus sechs Nationen (Neuseeland, Australien, England, China, Indonesien, Deutschland) bestückt, ruckeln wir im Kleinbus durch Sydneys morgendliche Rushhour. Aus den Boxen perlt herzerfrischend „Guantanamera“, bis der Fahrer zu seinen launigen Reden und Anekdoten ansetzt. Ein begnadeter Entertainer!


… und Echse im Blue Mountains Featherdale Wildlife Park

Unseren ersten Stopp legen wir am Featherdale Wildlife Park ein. Alle ortsüblichen Verdächtigen sind hier vertreten: Kängurus, Koalas, eine kuriose Igel-Stachelschwein-Variante namens Echidna, Emus, Helm-Kasuare, tasmanische Teufel etc. Natürlich sind auch Wombats da. Sie sind nicht nur abgrundtief hässlich, sondern stoßen auch noch befremdliche, disharmonische Grunzlaute aus. Von euch Jungs hat es heute leider keiner in meine exklusive Fotoauswahl geschafft. Sorry, Wombats! Ein typischer Vertreter allerdings fehlt: das Schnabeltier. Der Grund: es kann nicht gut in einem solchen Park gehalten werden, da das Wasser in der Umgebung nicht rein genug ist. Es müsste extra für den verwöhnten Gast aufbereitet werden. Ach, ich könnte Stunden hier verbringen, aber der Guide treibt uns weiter. Es gibt noch so vieles zu sehen.

Wir nähern uns den Blue Mountains, UNESCO-Weltnaturerbe seit 2001. Sie liegen rund 100 Kilometer westlich von Sydney, sind bis zu 1200 Meter hoch und dicht bewaldet. Ein wild zerklüftetes Plateau, Regenwald, spektakuläre Felsabbrüche, dramatische Wasserfälle, kilometerlange Canyons und ausgedehnte Eukalyptuswälder erwarten uns. Deren feiner Ölnebel sorgte übrigens für die Namensgebung der Berge. Schiefergraublauer Dunst liegt über ihnen. Wieder was gelernt.

Bevor wir jedoch die Bergwelt erobern, reißt uns Geoff aus der Busfahrtslethargie. Ein Kurs im Bumerang-Werfen steht an. Jeder hat drei Versuche, die mehr oder weniger missraten. Einzig eine der Indonesierinnen schafft es, dass das Teil brav seine Runde dreht und in ihrer Nähe landet. Sie hatte bestimmt schon einen Personal Trainer, will es aber nicht zugeben. Immerhin gibt es weder Verletzte noch Tote bei unseren Bemühungen. Ist ja auch ein Erfolg. Übrigens wurde der älteste Bumerang wohl in Polen (!) entdeckt und ist vermutlich 23 000 Jahre alt.

Weiter geht es zu den Wentworth Falls, die 300 Meter tief in eine atemberaubende Schlucht stürzen. Von einem Aussichtspunkt aus hat man einen herrlichen Blick übers Jamison Valley. Aus dem Busch lacht uns der Mountain Devil an. Verblüffend, was manche Pflanzen an kuriosen Blüten hervorbringen. Teebäume und jede Menge Eukalyptus pflastern unseren Weg. Geoff zeigt uns einen wundersamen Baum namens Banksie, dessen Samenkapseln sich nur bei Feuer öffnen. Sie warten jahrelang darauf und schlagen dann zu. Hoffentlich nicht hart und gnadenlos.


Three Sisters

Die berühmte Felsformation Three Sisters wartet auf uns. Der Sage nach handelt es sich um drei verzauberte Schwestern, die der Vater beim Flirt mit drei Jungs erwischte und zur Strafe in Felsen verwandelte. Um die vom Schicksal Gebeutelten zu sehen, fahren wir nach Katoomba, einem mit Art-Déco-Gebäuden reichlich gesegneten Örtchen. Dort erwarten uns Touristenmassen, aber die Tour mit der Schwebebahn Scenic Skyway runter ins Tal – und ich in der ersten Reihe – lässt das schnell vergessen. Mit 52 Prozent Gefälle stürzt das Teil mit uns hinab. Vor lauter In-die-Tiefe-Starren vergesse ich fast den Blick nach links auf die erstarrten Schwestern. Unten angekommen, drehen wir eine Runde durch den faszinierenden Regenwald. Astdicke Lianen wickeln sich um alles, was gerade im Wege steht. Zurück den Berg hoch geht es mit dem Scenic Railway, einem durchaus unkomfortablen, zum Glück aber rundum vergitterten Bähnchen. Meinen Rucksack drücke ich fest an mich. Auf den Ansteck-Koala aus Plüsch, den wir im Wildpark bekamen, passe ich besonders auf. Er könnte sonst Selbstmord begehen.

Für alle Shopaholics legen wir noch einen kurzen Stopp im hübschen Städtchen Leura ein, bevor wir uns wieder in Richtung Sydney begeben. Auf dem Weg dorthin durchqueren wir das imposante Gelände der Olympischen Spiele 2000. Kurz darauf erreichen wir die Fährstation, denn den letzten Weg legen wir über das Wasser zurück. Eine großartige Idee, die uns kurz vor Sonnenuntergang noch wunderschöne Anblicke beschert. Ein ereignisreicher Tag. Den muss ich erst mal verdauen.

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