Читать книгу Medea - Ellen Groß - Страница 5

3.

Оглавление

Die Medien berichten schon seit Tagen: Am Montagabend wird Paris leuchten, die Welt auf die Mode-Metropole blicken! Was für ein Spektakel, denkt Marielena. Sicherheitschecks wie auf dem Airport. Fotografen verdichten sich zu einem meterlangen Wall, buhlen auf dem roten Teppich um die Aufmerksamkeit der Prominenz.

Die Kreativszene spielt am Brennpunkt der Eitelkeit exzessiv, erwähnt ein Paparazzo ironisch.

Die Kronleuchter und Marmorböden blinken. Mädchen mit weißen Schürzen servieren Champagner. Die Plätze sind limitiert, man weist Marielena und Roberto Stühle in der letzten Reihe an.

Ob man bei dem Spektakel sich wie ein VIP oder überflüssig vorkommt, ist eine Frage des Selbstvertauens, flüstert Marielena ironisch.

„Der Beginn der Show verzögert sich“, sagt eine nervöse Frauenstimme durch den Lautsprecher an: „Eine internationale Modejournalistin wird sich leider verspäten.“ Amedeo di Positano, in schwarzem Cape und Hut, eilt fast unbemerkt die hinteren Reihen entlang in die Kulissen. Nun werden sofort die Lichter gedimmt. Die Sfilata kann beginnen. Marielena ist neugierig auf die Show. Als der Vorhang sich öffnet, tritt unter tosendem Applaus Amedeo di Positano ins Rampenlicht. Verneigt sich scheu – sein murmelndes „merci“ ist kaum zu hören. Fahrig greift er immer wieder in die langen Haare. Die illustre Gesellschaft der ersten Reihe erhebt sich aus Respekt vor dem Maestro von den Stühlen. Konzentriert, aber viel zu schnell, in fließendem Französisch, heißt er die Gäste willkommen. Der Applaus berührt ihn. „Merci“, bringt er nur mühsam hervor.

„Du musst doch zugeben“, flüstert Roberto, „allein der Name Amedeo di Positano beeindruckt alle.“ Amedeos Wangen sind weich und ausgezehrt. Ein Schimmer von Bart profiliert sein Gesicht. Nicht zu übersehen ist die Melancholie, die ihn umgibt. Er geht seltsam betreten über den Laufsteg, so, als wäre er hier fehl am Platze.

„Wie gefällt dir Amedeo di Positano?“, fragt Roberto Marielena.

„Man kann diesen Mann schwer einordnen. Attraktiv…? Nein, ist er nicht! Die Augen sind zu dunkel in dem blassen Gesicht. Er wirkt sehr unerotisch, wenn er die Brauen angestrengt nach oben zieht.“ „Die Aufregung vor jeder Premiere ist immer groß, ach was, groß“, wiederholt Roberto, „hysterisch! Mit dieser Kollektion beabsichtigt er, aus der Reihe zu tanzen.“ „Glaubst du, dass er Erfolg haben wird? Auf mich wirkt er unsicher.“ Für einen Augenblick schaut Roberto sie an…, zuckt schließlich nur mit der Schulter.

Die Lichtfülle, die auf Amedeo gerichtet ist, zieht immer größere Kreise, wird nun verstärkt, sodass er geblendet zur Seite sieht.

„Da ist sie!“, deutet Roberto mit einer Kopfbewegung zu der Dame hin, die jetzt im Rampenlicht erscheint. Die Präsidentin, Geschäftsführerin des Unternehmens, Margareta di Positano, hält die Arme hinter dem Rücken verschränkt, blickt ohne Anstrengung, herausfordernd, in das grelle Licht der Scheinwerfer, ohne Scheu.

„Santa cielo“, ruft Marielena leise aus und wiederholt sich, „heiliger Himmel, was für eine Frau!“ „Tja“, äußert sich Roberto einsilbig, in seinem Gesicht liegt Wehmut.

„Roberto, weshalb ist Amedeos Mutter, Margareta di Positano im Management des Unternehmens tätig?“ Roberto versucht die familiären wie die beruflichen Zusammenhänge der Positanos, Marielena nahe zu bringen.

„Margareta aus der Firmenleitung heraus halten? – Nein! Das wäre undenkbar. Die Präsidentin hält die Zügel fest in der Hand, nimmt sich die Freiheit, nach ihren Regeln das Unternehmen und den Sohn zu leiten, um nicht zu sagen, zu beherrschen. Margareta ist das unabwendbare Problem in Amedeos Werdegang. Sie hat ihn daran gehindert, jemand zu werden, der auf eigenen Füßen stehen kann“, fasst Roberto das komplizierte Leben des Amedeo di Positano in einfache Worte.

„Ja, manchmal pressen Familienbande einen in Schubladen, in die man nicht passt“, geht Marielena auf Roberto ein.

„Den Grundstein des Erfolgs“, fährt Roberto fort, „legte die Präsidentin, indem sie praktischerweise in eine Satoria einheiratete.“ „Wieso in eine Schneiderei“ fragt Marielena überrascht.

„Ja, Amedeos Vater besaß eine Satoria. Margareta bestand darauf, dass aus dem künstlerisch ambitionierten ragazzo Amedeo ein Schneider und Mann von Welt wurde.“ „Dieser Frau sieht man an, dass sie eine Kämpferin ist – ihr ausgeprägter Siegeswille ist bestechend“, nimmt Marielena Margareta di Positano ins Visier. „Was ist es, das einen Menschen zu einem Giganten seiner Zunft werden lässt?“ Ohne Robertos Antwort abzuwarten: „Talent natürlich, Fleiß ganz gewiss, aber auch immens viel Glück. Doch es muss mehr sein“, grübelt sie weiter. „Ich glaube, Leidenschaft ist das Zünglein an der Waage.“ „Leidenschaft“, erwidert Roberto, „hat Amedeo hinreichend.“ „Ist Amedeo dein bester Freund?“ „Ja, das ist er! Abgesehen davon, dass wir uns von Kindheit an kennen, haben mich sein überaus künstlerisches Talent, seine liebenswerte Art und Bescheidenheit immer tief beeindruckt.“ Roberto holt tief Luft. „Margareta hat an Amedeos Erfolg immer geglaubt und sich dafür eingesetzt, irgendwann mit dem Sohn an der Spitze zu stehen. Was Entbehrung und harte Arbeit bedeutete.“ „Das hört sich an, als wären Selbstzweifel Margareta fremd.“ „Marielen...“, weshalb nur verschluckt man in Italien gerne bei vertrauten Personen, Vokale und Konsonanten, denkt Marielena abgelenkt. Roberto spricht weiter, „sie weiß, dass sie gut ist! Diese Gewissheit strahlt sie nicht nur aus, die nutzt sie auch für sich aus.“ „Die Präsidentin“, nickt Marielena, „hat sich durch den Sohn selbst verwirklicht! Und dadurch einen Platz in der Gesellschaft errungen.“ Margareta di Positano tritt nun vor das Mikrofon.

„An dieser Frau scheiden sich die Geister“, flüstert jemand von hinten.

Margareta macht in ihrer Ansprache die Gäste neugierig auf Amedeos jüngste Kreationen. Selbst ihr wäre es nicht erlaubt gewesen, die Haute Couture Modelle des Sohnes vorher zu sehen – ihm gehe es nur, wie Amedeo betonte, bei dieser Kollektion um frivole Eleganz, beteuert die Präsidentin siegessicher.

Nach der Show ist die Welt der Mode in Bewegung, die Branche steht Kopf, ist fassungslos. Denn Amedeo hat alle Stilregeln gebrochen.

Es gibt zahlreiche Möglichkeiten, Beifall zu spenden, flüstert Marielena Roberto zu, das hier war verhalten. Aber auch höhnisch hält Roberto besorgt fest. An stehende Ovationen ist gar nicht zu denken.

„Zu viele Rüschen, zu hohe Frisuren und zu schwere Roben. Um es mit einfachen Worten auszudrücken“, äußert sich eine Journalistin hinter vorgehaltener Hand. „Koketterie verbrämt mit Kitsch.“ „So, als wenn Marie Antoinette ihre üppigen Röcke rafft, um sich in einen Transvestiten zu verwandeln“, meint ein anderer Zyniker der schreibenden Zunft.

Der Skandal der Saison hat einen Namen – Amedeo di Positano.

Eine in rosa Organza gehüllte Amerikanerin findet, dass Amedeo mit seinen Rüschen und Reifröcken die Frau von heute beleidigen wolle. „Das sollen die Trends für den kommenden Sommer sein“, ruft sie fassungslos aus.

„Mode will getragen und verkauft werden“, mischt sich eine Italienerin in den Disput ein, „an den Export hat er wohl nicht gedacht.“ Es sind desillusionierte Kunden, die ihrem Herzen Luft machen.

Mit dieser Kollektion wird er großes Aufsehen erregen in der Branche – und das nicht nur im positiven Sinne. Darüber ist sich die Fachwelt einig.

„Amedeo“, findet Roberto mit gedämpfter Stimme, „ist eben immer für eine Überraschung gut.“ „Mir scheint, er hat in die Archivkiste des 18.Jahrhunderts gegriffen“, sagt Marielena herablassend.

Tout le mond drängt sich nach der Show hinter die Kulissen, um den Exzentriker zu begrüßen. Obwohl es kein Erfolg war, tänzeln alle ergeben um Amedeo herum. Heucheln ist für den Jetset – oder wie man auch ironisch sagt, „gauche-caviar“, ein Evangelium.

Models, Fotografen und Modejournalisten stehen mit einem Aperitif in der Hand wie Skulpturen da. Virtuos säuseln sich die Kosmopoliten den neuesten Klatsch ins Ohr. Der Kauderwelsch verschiedener Sprachen, hört sich an, wie eine künstliche Weltsprache.

Es ist obskur, nimmt Marielena das Modevolk unter die Lupe, wie sie ohne Ausnahme ihr extrovertiertes Gehabe zelebrieren. Marielena und Roberto verfolgen mit Distanz das Spektakel.

Die Präsidentin steht neben ihrem Sohn. Mit eingefrorenem Lächeln macht la Signora gute Miene zum bösen Spiel.

„Wie war es möglich, dass vor den Augen von Margareta sich so ein Debakel anbahnen konnte?“ „Ich weiß es nicht!“, Roberto schüttelt betrübt den Kopf. „Ich bin schon seit geraumer Zeit um Amedeo besorgt! Er ist in letzter Zeit rebellierend und versessen auf Eigenständigkeit. Diese Kollektion sollte nach dem aktuellen Trend der Saison eine Renaissance des Purismus werden.

Doch das hier Gezeigte ist das Gegenteil und kann ihn in den Ruin führen. Bisher hat sich Amedeo um die Verantwortung im Unternehmen nie bemüht. Das Kaufmännische erledigt bisher seine Mutter für ihn. Diese Entmündigung kam ihm einerseits gelegen, weil es bequem ist.“ „Anderseits“, beendet Marielena Robertos Satz, „hat das sein kreatives Schaffen beeinträchtigt.“ „Du bringst den Irrwitz auf den Punkt. Weshalb, frage ich dich, buhlt er ausgerechnet jetzt auf so bizarre Weise um Selbstbestimmung? Was oder wem will er damit etwas beweisen?“ Darauf hat Marielena auch keine Antwort, nicht einmal eine Vermutung parat. Seit geraumer Zeit fällt ihr auf, dass Amedeo sie nicht aus den Augen lässt. Der Maestro verlässt nun seine Mutter und kommt auf Roberto und Marielena zu.

„Madame“, das Haupt neigend, begrüßt er Marielena. „Mein Lieber, wer ist diese bezaubernde junge Dame?“ „Marielena ist die Freundin meines Bruders Silvio, Dottoressa Marielena Floris, Kriminalpsychologin bei der Europol Rom“, stellt Roberto sie vor. „Oh, das sind Sie, dann habe ich schon viel von Ihnen gehört. Denn Sie sind der Gesprächsstoff zwischen meiner Mutter“, dabei zeigt er auf die Präsidentin, „und Signora Alba, seiner Mutter“ – und weist auf seinen Freund Roberto hin.

„Marielena, wie gefiel Ihnen die Show?“ Er blickt ihr dabei ironisch lächelnd in die Augen. „Ich fand sie gewagt“, antwortet Marielena.

„Nein, meine Liebe – sie ist visionär! Mode ist eine Geisteshaltung! Sonst wäre die Welt farblos. Jeder hat seine Glückstage, gestaltet so gut er kann“, flüstert Amedeo ihr ins Ohr. Es klingt, als würde er ihr ein Geheimnis anvertrauen. Er kokettiert! Marielena nimmt dem Designer nicht ab, dass er sich diesen Unsegen des heutigen Abends nicht eingestehen will. Oder, fragt sie sich, war es Absicht? War das Fiasko von Amedeo mit Bedacht geplant? Ich könnte es mir vorstellen.

Dieser Künstler ist eine undurchschaubare, leidenschaftliche Gestalt.

Amedeo trägt sichtbar an einer langen Kette einen Talisman in Gold – ein vierblättriges Kleeblatt. Er bemerkt Marielenas Neugierde, greift danach, sieht für Sekunden auf den Anhänger, flüstert: „Das ist mein portafortuna, mein Glücksbringer, ohne den ich nicht mehr leben kann.“ Roberto grübelt, was soll das Hervorheben dieses Schmuckstücks, das er bisher an dem Freund noch nie gesehen hat.

Marielena fällt, an der Seite von Margareta di Positano, eine junge Frau auf – in einem barocken Gewand. Ihre Augen sind fiebrig glänzend, weit aufgerissen, fast bedrohlich. Sie verfolgt jede Geste von Amedeo, lässt ihn nicht aus den Augen. Nun öffnet sie die Spange im Haar, schüttelt die schwarze Lockenpracht und wankt auf halsbrecherischen Absätzen auf sie zu. Die junge Frau begrüßt Roberto, ohne Marielena eines Blickes zu würdigen. Ihre Begeisterung für die Sfilata kennt keine Grenzen, sie spricht hastig, verliert hin und wieder den Faden.

„Alessia ist seit Jahren die rechte Hand von Amedeo“, raunt Roberto Marielena zu, „obendrein unheilbar in ihn verliebt.“ Die Präsidentin bewegt sich nun langsam durch die Menge, zu ihnen hin, nicht einmal ein geringfügiges Lächeln will ihr gelingen.

Ohne Reverenzen zu erweisen, wendet sie sich an Roberto: „Wie hat dir dieses Spektakel gefallen?“ „Zia Margareta – die Show ist dem Spirit der Zeit angepasst“, lächelt Roberto süffisant.

„Das hätte ich mir denken können, dass du Amedeo beistehst“, erwidert sie, ohne zu erfassen, dass Robertos Worte nicht ernst gemeint waren.

Erst jetzt nimmt Margareta Notiz von Marielena. „Wollt ihr mir nicht die junge Dame vorstellen?“ Sieht herausfordernd erst ihren Sohn Amedeo, dann Roberto an.

„Das, Mamma, ist Silvios Partnerin“, stellt Amedeo Marielena ironisch lächelnd vor.

„Ach, endlich begegne ich Marielena Floris“, betont sie abschätzend.

„Dottoressa Marielena Floris, Signora“, hebt Marielena herablassend hervor.

Die Präsidentin wendet sich von Marielena ab, ihrem Sohn zu und unterrichtet ihn, dass sie die anwesenden Journalisten zum Abschluss der Show zu einer Lichterfahrt auf der Seine eingeladen habe.

„Bewusst“, betont sie aggressiv, um das Pressevolk nachsichtig zu stimmen angesichts der zu erwartenden Kritiken.

Amedeo lehnt ohne Scheu ab. Ordnet patriarchisch an, dass Alessia ihn für den Rest des Abends vertreten müsse.

Die Präsidentin gerät in Rage. Amedeo erlaubt sich, ihr frei heraus die Stirn zu bieten. Das war die Präsidentin bisher von ihrem Sohn nicht gewohnt. Fassungslos rauscht sie ab. Margareta di Positano verlässt furios das Palais, gefolgt von der verunsicherten Alessia.

Marielena und Roberto gehen mit Amedeo in die Bar um die Ecke.

Einige Nachtschwärmer diskutieren unüberhörbar die Sfilata. Modelle mit sündig weit geöffneten Beinen sitzen da und schlürfen Champagner.

Mit einem fröhlichen „Hallo“ begrüßen alle Amedeo. Marielena überrascht Amedeos verändertes Gebaren. Ohne Verpflichtung hier zu erscheinen, stimmt ihn sichtlich heiter. Roberto verweilt an der Bar.

Amedeo und Marielena nehmen an einem Tisch in der Ecke Platz.

Plötzlich kehrt seine Traurigkeit zurück, die demonstrierte Heiterkeit entpuppt sich als Resignation.

„Marielena, ich bin ein Seelenloser, meine Seele ist schon seit geraumer Zeit gestorben“, flüstert er verzweifelt. „Man stirbt sehr langsam. Zuerst geht die Seele, dann schleppt sich der Körper allein durch die Welt.“ In Amedeos Gesicht liegen halb kindliche, halb feminine Züge.

„Man darf nie aufhören, die eigene Vergangenheit aufzuarbeiten. Die Früchte im Garten Eden waren zu süß, leider habe ich den Apfel vom Baum der Erkenntnis nicht verschmäht. Was ein Fehler war.“ Marielena blickt irritiert vor sich hin, sie kommt nicht dahinter, was das soll.

„Deine Anwesenheit tut mir gut, beruhigt mich.“ Mit leiser Stimme fährt er nachdenklich fort: „Ich weiß nicht einmal genau, wann ich erwachsen wurde. Es muss in den letzten Monaten geschehen sein.“ Amedeo wirft plötzlich sein leeres Glas über die Schulter an die Wand – soll dieses lächerliche Gehabe eine Geste der Rebellion sein?, fragt sich Marielena verblüfft.

Amedeo erhebt sich, verlässt, ohne Marielena eines Blickes zu würdigen, den Tisch, an der Tür kehrt er noch einmal um und kommt zurück.

„Wichtige Dinge, meine Liebe, passieren oft sehr unspektakulär. Ich danke dir, dass ich mich eine Weile in deinen schönen Augen ausruhen durfte“, sagt er theatralisch und verlässt mit hastigen Schritten die Bar, ohne sich noch einmal umzudrehen.

Ein Künstler darf auch einmal hochtönig sein, vielleicht braucht er das, wenn die Show vorbei ist, rechtfertigt Marielena Amedeos eigenartiges Benehmen.

Roberto setzt sich zu ihr, sieht ihr prüfend in die Augen. „Marielen..., mir scheint, Amedeo hat dich verwirrt.“ „Ja, da könntest du recht haben“, erwidert sie. „Die Güte, das wilde Durcheinander seiner Gedanken und die unpassende Mischung seines Modestils haben mich in Erstaunen versetzt. Was für eine bizarre, den Rahmen sprengende Persönlichkeit!“ Roberto bringt Marielena in ihr Hotel, zum Abschied legt sie ihre Hand auf seinen Arm: „Roberto, ich weiß, man kann natürlich alles Mögliche in Amedeo hinein interpretieren. Er selbst provoziert Vermutungen. Es gibt einen gewissen Punkt im Leben eines jeden Menschen, wo man verzweifelt ist und nicht mehr weiter weiß. Ich glaube, da ist Amedeo angelangt. Du solltest herausfinden, was ihn belastet.“ „ Cara mia, ich bin ganz deiner Meinung, nur lässt es Amedeo nicht zu, dass man in seine Intimsphäre eindringt. Da kann er sehr eigensinnig sein.“ Roberto empfiehlt sich und lässt Marielena allein mit ihren Bedenken.

An der Rezeption des Hotels findet Marielena eine Nachricht von Bruno vor. Eine Einladung zum Abendessen.

Bruno Sagan weiß, dass Marielena immer im „Murano“ nächtigt, wenn sie in Paris ist. Ihm ist also bekannt, dass ich zu dem Seminar komme, sagt sie sich erneut aufgebracht.

Manchmal hilft es ja, innezuhalten, sich zu fragen: Was ist das Richtige? Marielena wägt das Für oder Wider der Begegnung ab, kommt jedoch wehmütig, außerdem übermüdet zu dem Entschluss: Diese Entscheidung verschiebe ich auf morgen, da ist wieder ein anderer Tag.

Medea

Подняться наверх