Читать книгу Mord im Glashaus - Ellis Brink - Страница 10

Am Pool

Оглавление

Sonja wuselte aus der Küche, unter dem Arm ein Kissen und ein Buch, in der rechten Hand ein Glas Wasser, in der linken die Sonnencreme.

" Möchtest du nicht lieber noch mehr auf einmal transportieren?"

Ilka schielte sie ungnädig über die Gläser der Sonnenbrille

hinweg an.

Dabei bot sie ein wunderschönes Bild mit schickem Strandkleid, rotem Sonnenschirm und glitzernd blauem Wasser in dem Pool hinter ihr. Aber ihr Mund war schmal wie eine Falle, die Augenbrauen ärgerlich gerunzelt.

Aber auch Sonja war nicht ihr übliches lächelndes Selbst, auch wenn sie versuchsweise genau das tat: Lächeln.

" Komm, Ilka. Lass uns einfach genießen, ja. Schau, die

anderen sind doch weg. Nur wir beide sind hier - und damit ist doch alles in Butter."

" Warum glaubst du sind Hanne und Hartmut heute Morgen in

aller Frühe los? Kulturmäßig? Oder doch lieber um dem

Theater hier aus dem Weg zu gehen? Dabei weiß ich noch nicht einmal, was hier eigentlich gespielt wird? Einer gegen alle, alle gegen alle oder Peter gegen uns? Nennt man das Gruppendynamik?"

Ilka stieß mit der bunten Sandale gegen den Fuß ihres Rattantisches. Natürlich nahm ihr Glas das zum Anlass und fiel um.

Sonja setzte schnell ihre Utensilien ab und griff beherzt

zu. Das Malheur mit Ilkas Limo war schnell bereinigt, wozu hatten sie Kosmetiktücher auf dem Tisch. Das Malheur mit ihrer Urlaubsparanoia weniger schnell.

Sie seufzte. Es stimmte ja. Der Wurm war drin und irgendwie hieß der Wurm Peter - ja es war eindeutig Peter. Peter, der dauernd

stichelte, Peter, der blöde Witze auf Kosten aller anderen machte. Peter, der wie eine dräuende Gewitterwolke am Tisch saß, Peter, der Lust auf nichts hatte, der alle Unternehmungen und Ideen schon in der Entstehung abwürgte.

Am unangenehmsten aber war sein unterschwelliger Vorwurf,

dass dieser Urlaub eigentlich und zuallererst - zwar von Beate angesprochen - aber von ihm angedacht, gefördert, bestellt und sogar größtenteils bezahlt worden war. Ganz doof, dass dieser Vorwurf jedenfalls zum Teil stimmte. Alle hatten in Köln gedacht: Wenn er doch will! Er hat es ja! Macht uns doch nichts! Aber doch, es machte was. Das Essen passte kaum noch zwischen die Zähne, die Getränke schienen im Glas zu verdunsten, die Flaschen wollte kaum noch einer ausschenken... Dauernd wollte er gelobt werden, sollten sie auf sein Wohl trinken.

„Auf Peter! Den Chef!“ Pfui Teufel!

Hanne war sein Lieblingsopfer. An ihr und ihren Minderwertigkeitsgefühlen kaute er langsam und genüsslich, und keiner von ihnen traute sich dagegen zu halten. Dann war man auch geliefert. Das wusste jeder.

Das war klar wie Kloßbrühe. Da half nichts, gar nichts.

Und nur, weil Hanne und Hartmut heute die Flucht ergriffen hatten, hatten sie Ruhe. Beate und Peter waren in den Leclerc nach La Colle sur Loup gefahren. Danke! Danke! Wieder ein tiefer Seufzer.

Wenn es nicht Hanne war, war's der Nachbar, meinte Peter: sein Lärm, seine Arien, der von ihm verunstaltete Weg.

Und dann die Person im dritten Haus! Eine arrogante Schnepfe, eine Männerhasserin und so weiter und so fort, ohne Ende! Sonja seufzte ein drittes Mal. Was für eine Scheiße!

" Wir müssen etwas tun, Ilka. Ich weiß nicht was, aber wir müssen mit Peter sprechen, oder mit Beate oder... "

" Sonja, das Klügste wäre abzureisen aber soweit sind wir wohl noch nicht, oder?"

Ilka weinte jetzt. Große Tränen rollten ihr über das maskenhaft unbewegte Gesicht.

" Am meisten bedauere ich den gestrigen Abend. Musste ich denn über diese verdammte Tablettenaffaire reden? Welcher Teufel hatte mich denn da geritten? Ich weiß ja, ich hätte den Vorfall melden müssen, sagen müssen, dass ich Frau Gerber die Tabletten zwei Mal an einem Tag gegeben habe...

Aber es ist ja Gott sei Dank nichts passiert und was ja auch wichtig ist, niemand hat etwas gemerkt. Dieses " Mörderin "

von Peter war eine Sauerei."

" Ilka, wir schaffen das. Wir sagen nichts mehr. Unsere Rede

sei ja, ja und nein, nein und keinen Pieps mehr. Und dann geht es wieder nach Hause. Du wirst sehen, wir schaffen das."

Mord im Glashaus

Подняться наверх