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Hanne stellt sich vor

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Warum nur war sie zu der neu angekommenen Nachbarin gegangen. Schon blöd musste sie ausgesehen haben, mit tomatenrotem Kopf und ihrer besten Piepsstimme. Warum nur hatte sie nicht auf Hartmut gehört. Noch auf dem Kiesweg wollte er sie aufhalten.

" Du benimmst dich albern", hatte er insistiert. " Die Frau kennst du gar nicht. Wie soll das aussehen? "

" Ich kann sie kennenlernen und damit basta."

Mit einem heftigen Ruck hatte sie sich losgerissen. Hartmut hatte sie auch enttäuscht. Der Wunsch aus dem Haus zu kommen, mit jemand anderem zu reden, war einfach unbezwinglich gewesen. Wie war dieser Aufenthalt bloß so fürchterlich entglitten, die anderen ihr so fremd geworden?

Vor dem abendlichen Zusammensein war ihr schon am frühen Morgen zusehends angst und bange. Auch am letzten Abend das gleiche Spiel. Erst der Streit mit dem französischen Nachbarn, dann Seelenstriptease.

" Erzählt den schlimmsten Moment eures Lebens. Jeder hat etwas Peinliches zu verbergen. Irgendwo, irgendwann hat jeder etwas erlebt, was er oder sie tief vergraben hat, nicht mehr wissen will. Das muss raus! "

Sie alle hatten schon gut gepichelt. Le bon rosé war geflossen, die Zunge war leicht und die Vorsicht getrübt.

„Na kommt schon. Habt euch nicht so. Wer nicht mitspielt, ist ein Feigling! Wir können uns vertrauen, Einsicht bedeutet auch Verarbeiten des Erlebten!“

Blödes Gequatsche. Und wer wohl wollte das wissen?

Der Herr Psychologe natürlich. Und wer hatte wohl, lässig im Liegestuhl zurückgelehnt, als erste gequatscht. Klar, die liebe kleine Hanne, das liebe Dummchen.

Klassenarbeiten, mündliche Prüfungen und Tests, so hatte sie gejammert, fallen auch schon bei den Kleinsten an. Und sie müsse ja die Noten geben und wer wäre da wohl enorm betroffen, wenn keine Traumnote dabei herauskomme? Bei einer " 5 " hätte man gleich die Eltern an der Klassenzimmertür, den Stress bräuchte sie nicht. Auch die Schulleitung betrachte Kollegen, die realistische Noten geben, mit Missfallen.

Und die Schüler würden schnell den Unwillen der Eltern übernehmen und oft problematisch reagieren. Es lebe sich eindeutig leichter mit guten Noten - und nach ihr die Sintflut! Einmal hätten ihr einige Eltern wegen des Gutachtens für die weiterführende Schule mit dem Anwalt gedroht und offizielle Dienstaufsichtsbeschwerden wüchsen wie die Pickel bei Pubertierenden. An ihrer ersten Schule hätten sie und ihre Kollegin schon Probleme mit den Eltern bekommen und sie hätte sich in Duisburg nur mit Hilfe des Schulleiters daraus retten können.

Klar hatte sie den anderen auch den Namen der Schule genannt.

Wer zuerst quatscht, bekommt auch als erster die Reaktionen aufs Butterbrot.

" Typisch die Hanne - die Memme ". Das war natürlich der

feinfühlige Peter und auch die anderen geizten nicht mit

Ablehnung und Kritik.

" Du solltest mal dein Selbstbewusstsein aufbauen" war noch mit das Harmloseste. Wie gesagt, wer zuerst quatscht...

Sie hätte es besser wissen müssen, ganz klar. Und Peter, der

musste noch einmal auf den Kuchen hauen.

" Eigentlich sollte deine jetzige Schulleitung erfahren, dass du aus Feigheit zu gute Noten gibst. Wie unfair gegenüber den Kollegen! Und den anderen Schülern. Vielleicht hast du auch andere Vorteile dadurch..."

Und als ihr die Tränen kamen, hatte er gelacht, Hartmut auch.

Mord im Glashaus

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