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Zwei Sekunden

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Nach Akikos Anruf machte ich mich auf zum Einkaufen. Als ich losging, stand der Nordturm da wie ein Körper mit aufgesägter Brust und flammendem Herzen darin. Ich hörte die Sirenen durch die Second Avenue heulen und war mir immer noch sicher, dass die Feuerwehr ihn retten könnte.

Ich kaufte vier Liter Wasser, einen Liter Sprudel, tiefgefrorene Teigtaschen mit Shrimps (falls Herd und Kühlschrank weiter funktionieren sollten), einen Beutel Babymöhren, drei Joghurts, zwei Gemüsesäfte, einen Orangensaft und eine Packung Cracker. Und weil sie ja vielleicht meine letzten sein konnten, kaufte ich mir Leckereien: einen Becher Cashewmus, Toblerone, frische Feigen. Ich entdeckte noch eine Packung Kerzen und kaufte auch die.

Als ich so meine Einkaufskörbe füllte, sah ich ein ganz kleines Kind systematisch jeden einzelnen Schokoriegel anfassen, während die drängelnde Stimme einer Frau nach »Lucy! Lucy!« rief. Schließlich schnappte sich die Frau ihr Kind und rüttelte es kurz. »Ich dreh mich für zwei Sekunden um, und was passiert?«

Glotzend wie ein Survival-Yuppie stand ich mit meinen schweren Einkaufskörben an der Kasse hinter einem Mann, der völlig gelassen eine einzelne Chipstüte kaufte, und hinter Lucy und ihrer Mutter, die ein Trinkpäckchen und Blattsalat kaufte. Ich fühlte mich wie diese einsam rennende Frau vom Astor Place.

Als ich nach draußen kam, scharten sich auf dem Gehweg zwanzig Leute um einen Fernseher, und jemand filmte sie dabei.

Und auf dem Weg nach Hause sah mir ein Mann in die Augen ohne Flirtversuch. »Ist das nicht furchtbar?«, sagte sein Gesichtsausdruck. Sein Mitgefühl brannte sich mir irgendwie ein.

Und als ich oben auf der Treppe ankam und aus dem Fenster sah, war der Nordturm verschwunden.

Die Tage des Rauchs

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