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Kapitel 1: Greenwich Village, Anfang September

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The New York City Moviegoers

Ein Liebesroman

Von Elmar Weihsmann

12. April 2015

Kapitel 1: Greenwich Village, Anfang September

Als ich aus der Dunkelheit des Kinos ins verregnete Greenwich Village trat sah ich als erstes die Ex-High School Queen Suzie Q. die gerade aus Texas wieder zurück nach New York City gekommen war.

Eigentlich hätte sie nach ihrem Abschluss mit ihrer Mom auf eine Farm mit 10.000 Rindviechern nahe Amarillo ziehen sollen, die einem ziemlich reichen Geldsack gehörten, den sich ihre Mom wie auch immer geangelt hatte.

Doch das Leben als Cowgirl war nichts für ein It-Girl aus New York City, das hätte ich ihr gleich sagen können, als sie auf der Abschlussparty der Seniors von diesem irrationalen Plan erzählte in Texas leben und dort auf ein Cowboy-Collage gehen zu wollen.

Ich meine, für mich wäre das auch nichts gewesen unter den Rindviechern zu leben. Eigentlich habe ich mein ganzes Leben lang noch nie ein echtes Rindvieh gesehen, ich meine lebend, natürlich bin ich kein Banause, der sich nichts aus der Umwelt macht, im Gegenteil, ich spende dann und wann mal was für eine Umweltschutzorganisation. Neulich hat mich ein netter Typ im Washington Square Park angequatscht und mir ziemlich genau die Problematik bei der Klimaerwärmung erklärt, was ja auch nicht all zu schwer ist, die Auswirkungen kann hier in New York City auch jeder selbst nachvollziehen, noch nie war es so unerträglich heiß in der Stadt und das Wasser in der Brooklyn Beach so warm und das ist immerhin der Atlantik. Noch schlimmer soll es in LA sein oder eben in Texas, was ich sofort glaube, so braun gebrannt war Suzie Q. nicht mal nach dem Solarium.

Um die Sache mit der Klimaerwärmung und meinem Interesse am Umweltschutz abzuschließen, ich spendete dem Aktivisten immerhin fünf Dollar für die gute Sache, was für einen Loser wie mich echt viel ist. Ich meine, nicht dass ich überhaupt nichts drauf habe, auch finanziell nicht, nein so ist es wirklich nicht, meine Eltern sind echte New Yorker und haben finanziell auch schon einiges auf dem Hintern, sonst würden wir wohl nicht in Greenwich Village wohnen, aber ich bin noch total am Anfang und auf der Suche und weiß eigentlich noch gar nicht, was ich im Leben machen soll, oder besser gesagt, was ich aus meinem Leben machen will.

Zeichnen und Malen, das ist das einzige, worauf ich mich verstehe, und dann und wann schreibe ich auch schon mal eine Short Story, die sind eigentlich ganz gut, im Netz haben sie, ich meine die Short Storys, doch ein paar Leser, aber veröffentlicht habe ich natürlich noch nichts und Ausstellung hatte ich auch noch keine, nur für die Clubs hier im Village kann ich in ziemlicher Regelmäßigkeit die Plakate und Einladungen gestallten.

Eigentlich wollte ich mir ein Jahr Auszeit gönnen, doch neben einem Pragmatiker, wie meinem Vater und einer Realo, wie meiner Mutter, geht das gar nicht und deshalb habe ich mich am Montag in einen Filmkurs an der New York University eingeschrieben, wie einst Woody Allen, der ja auch in der Stadt lebt.

Ob das was taugt, ich meine den Filmkurs, weiß ich noch nicht, aber die Themen im ersten Semester lesen sich irgendwie interessant und außerdem gehe ich gerne ins Kino, ich meine, die Blockbusters in den Multiplexkinos, die interessieren mich gar nicht, aber da auf der to-do-Liste der Juniors an der Uni die Filme standen, die in meinen beiden Lieblingskinos laufen, dachte ich mir, dass das zumindest keine Zeitverschwendung ist, wenn ich mir die Streifen ein Jahr lang reinziehen, auch wenn ich zugeben muss, dass ich auf der Filmliste bisher nur einen Film kenne und den habe ich ausgerechnet vor rund einem Jahr mit Suzie Q. gesehen, als wir gemeinsam die Schule geschwänzt haben.

„Dachte ich es mir doch, dass du hier bist.“

„Was?“

Suzie Q., das heißeste und angesagteste It-Girl im Village, steht vor mir und grinst mich unverschämt an, wie eine Braut, die sich beschwert, dass man trotz ihrer Traumfigur durch Impotenz negativ auffällt.

„Du hast dir ‚Zazie fährt mit der Metro’ angesehen. Da war es ziemlich leicht dich zu finden“, sagt sie.

„Oh ja, der steht auf der Filmliste der Uni, über jeden Film muss man einen kurzen Aufsatz schreiben.“

Suzie Q. smilt, sie schwingt ihre Kurven. „Verstehe, ich habe mich auch in den Kurs eingeschrieben und dachte, dass wir zumindest das erste Semester gemeinsam angehen.“

Ich höre wohl schlecht.

„Oh, was, du bist auch im Filmkurs an der New York University?“

„Ja. Passt dir das nicht?“

„Doch. Doch. Aber ich dachte, dass du dir eigentlich nichts aus Kunst machst.“

„Kino ist Kunst?“

„Klar. Filmkunst.“

„Wusste ich nicht. Aber wenn du dort bist wird es schon stimmen.“

„Wolltest du nicht immer was mit Jus oder Betriebswirtschaft machen?“ frage ich.

„Stimmt. Aber alle Kurse sind schon bis obenhin voll und weil ich bis zum Sonntag noch in diesem beschissenen Texas war komme ich jetzt einfach nirgends mehr rein. Kapiert?“ sagte sie angewidert, als müsste sie ein ganzes Rindviech alleine von Amarillo nach Dallas in den Schlachthof treiben.

„Verstehe.“

„Das wage ich ehrlich gesagt zu bezweifeln. Denn wer nicht mal bis zum Hals im Kuhdung gestanden hat, der versteht Texas nicht. Die Hitze, das Ungeziefer, der Gestank. Es war einfach schrecklich. Da hilft nur noch die Flucht in ein gut klimatisiertes Kino hier im Village.“

„Okay. Gehen wir in Joe’s Pizza?“ sage ich, nur um die Situation zu entspannen und was Sinnvolles zum Besten zu geben.

Suzie Q. smilt. „Okay, du hast die zehn Millionen Dollar Frage richtig beantwortet.“

Ich bekomme ein Küssen und sie hakt sich bei mir unter. Gemeinsam schlendern wir die West Houston Street und die 6th Avenue entlang, als wären wir immer und ewig das ideale Liebespärchen gewesen, das sich nach dem Kino eine Pizza gönnt, um so gestärkt, eine lustige Nacht anzutreten.

The New York City Moviegoers

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