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Kapitel 3: Buchhandlung oder Bibliothek?

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Ich muss schon sagen die Leseliste, die sie uns im ersten Kurs an der Uni aufbrummen hat es in sich. Wenn du den ganzen Kram, den die dort für wichtig halten kaufen würdest, wäre selbst der schlimmste Schnöselstudent innerhalb eines Tages pleite.

Hm?

Suzie Q. ist auch meiner Meinung. Wir beide hocken in der Cafeteria und überlegen, ob wir uns Angesichts dieser horrenden Investitionen nicht sofort exmatrikulieren lassen und uns um einen guten Job als Gogotänzerin (Suzie Q.) und als Aushilfsgangster (ich) suchen sollten.

Hm?

Besser wir kontaktieren erst einmal einen echten Tutor, der uns beim Einstieg in die Uni hilft.

Hm?

Blickwechsel.

Hm?

Ganz fest an der Nase nehmen, die Pimps sind Suzie Q. und ich. Von unserer extrascharfen High School Coolness ist nach der ersten Woche an der Uni nur noch die Lächerlichkeit übrig geblieben.

Immerhin finden Suzie Q. und ich binnen ein paar Stunden einen netten Typ, George, dem keine Frage von einem großmäuligen Junior (ich) und einer geschwätzigen Göre (Suzie Q.) zu blöd ist.

Im Gegenteil.

George ist ganz auf unserer Seite, besonders reflektiert er auf Suzie Q.’s blasierten Theater, dass ich ihn vorerst in die Idiotenschublade stecke, aber auch ich muss zugeben, dass die Biene perfekt in ihrer Rolle als angehendes Campusluder geschult ist, der gestelzte, texanische Slang, unterstützt ihren Auftritt.

George meint, dass Suzie Q. genau das richtige Fach gewählt hätte, so verrückte Weiber wie sie würden es in der Film- und Medienszene weit bringen.

Suzie Q. schnappt nach Luft ob dieser Frechheit. George und ich klatschen ab.

Suzie Q. spielt die beleidigte und lässt sich auf einen Capuccino und ein Stück Kuchen einladen, schon sind wir wieder quitt.

Also:

Dank George wissen wir jetzt, dass man an der Uni keineswegs alle Bücher kauft, die man lesen sollte, sondern sich nur die Standards zulegt, alles andere bekommt man problemlos in der Bibliothek, in deren Entleihsystem wir von George eingeführt werden, der bei der Gelegenheit gleich die Leseliste von dreißig auf fünf Bände zusammenkürzt.

Die wirklich wichtigen Bücher sind mit drei Rufzeichen markiert, die weniger wichtigen mit einem und das wichtigste Buch, das wir beide uns kaufen sollten hat George mit einem Textmarker gekennzeichnet. Alles andere ist reines, zwar nicht uninteressantes Lesefutter, aber eigentlich entbehrlich.

Wir spendieren George ein Bier und einen Burger, das war’s.

Ab in die Buchhandlung am Campus.

Erfreulicher Weise ist dort ein ganzer Stapel des Buches „Film verstehen“ vorrätig, erfreulicher Weise ist es ein Paperback, was das schwere Drum etwas leichter macht.

Ab in den Washington Square Park zum Schmökern.

Hm? Hm? Hm? Hm?

Schön langsam schwant uns beiden Böses. Schon nach Durchsicht des Inhaltsverzeichnisses müssen wir beide zugeben, dass wir total am Holzweg sind, um es etwas nobel auszudrücken, oder allgemein verständlich, die dümmsten Idioten in ganz Manhattan sind, die absolut uniformiert sich an die Uni gewagt haben.

Was tun?

Ich möchte jetzt wirklich wissen, wie sich die Ex-Seniors der 12c an der Morgen High jetzt tun, die angeblich Betriebswirtschaft, Medizin oder Jus belegt haben?

Die Lumpenhunde und Lumpenschwestern werden zur Stunde schön um Gnade heulen, da bin ich mir ganz sicher.

Suzie Q. macht eine Netzumfrage unter den ehemaligen Szenegirls. Aber die Ausbeute bleibt gering.

Aha.

Also stehen die genauso planlos vor dem Unitor wie wir beide New York University Pimps.

„Ich bin echt frustriert. Wozu quälst du dich 8 Jahre durch die High, an der sie dir vorgaukeln, was für ein super Student du mit so einem Abschluss sein wirst, wenn ich/du/er/sie/es dann an der einfachsten Baumuni gar keine Ahnung hast“, protestiert Suzie Q. unüberhörbar.

Hm?

Das hätte ich ihr gleich sagen können, dass die Morgen High nichts taugt, deshalb habe ich es mir dort auch so angenehm wie möglich gemacht, aber, dass wir beide total planlos sind, das ist selbst für einen phlegmatisch Typen wie mich eine bomben Überraschung.

Offensichtlich heißt die Devise an der Uni büffeln oder Taxi fahren.

Hm?

Da soll sich noch einer auskennen und das schon im ersten Semester.

Suzie Q. hat genug von all den entsetzlichen Ernüchterungen und wir ziehen ins Angelika Film Center ab, um uns dort den nächsten Film auf der to-do-Liste reinzuziehen.

„Taxi Driver“ steht am Programm.

The New York City Moviegoers

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