Читать книгу Die Enthemmten - Elmar Weihsmann - Страница 6
3.
ОглавлениеDer Besuch bei Madison und Marianne war ein Fehlschlag. Kaum hatte Gary den GTI im Hof geparkt, kam aus dem Hinterhalt eine Dogge herausgeschossen und umkreiste zähnefletschend und bellend den Golf.
Das Untier sprang auf die Kühlerhaube und zerkratze mit seinen scharfen Krallen den Lack. Der Hund ignorierte die jaulende Hupe und sprang erst vom Kühler, als Gary Gas gab. Er drehte eine 180 Grad Runde und jagte die Dogge vor dem Golf her durch den Hof, ehe das Vieh mit einem linken Haken ausbrach und mit einem Satz über die Hofmauer die Flucht gelang.
Gary brauste die Ausfahrt zur Bundesstrasse hinunter. Von Links preschte die verrückte Dogge die verdorrte Wiese hinunter, um den Golf bis zur B 94 zu verfolgen. Der klapprige GTI raste, ohne das Tempo zu drosseln in die Kreuzung hinein und schnitt um haaresbreite den Pritschenwagen von Pepe Roja, der sich mit einem wütenden Hupkonzert bedankte. Gary salutierte lässig. Grinsend sah er im Rückspiegel, wie Pepe Roja ihm mit der Faust drohte und das Fernlicht aufblendete. Gary schaltete den CB-Funk ein.
„Totenkopf an Stinktier, Q.Z.“, posaunte Pepe Rojas Stimme aus dem Lautsprecher.
„Torpedo an Stinktier, Q.Z.“, antwortete Gary.
„Irrtum, Hosenscheißer. Das Torpedo bin ich. Bleib stehen, damit ich dir die Eier ausreißen kann!“ donnerte Pepe Rojas Stimme aus dem Lautsprecher.
„Fuck you! Du hast wohl nichts zwischen den Beinen“, antwortete Gary und schaltete in den vierten Gang.
Auf der Geraden, die den Hügel hinunter in die Stadt führte blieb Pepe Rojas Pritsche auffällig zurück. Gary beschleunigte weiter.
Flash.
Der einbeinige Radarbandit blitze den Golf ab. Gary fluchte. Im Rückspiegel sah er den Blechbullen, den die Polypen erst vor kurzem aufgestellt hatten. Im Sommer gab es im Bezirk noch keine Radargeräte. Pepe Roja ließ die Hupe zu einem Freudengeheul aufjaulen, mehrmals blendete er zum Zeichen des Triumphes das Fernlicht auf. „Hey, hast du noch nie etwas von Geschwindigkeitsbeschränkungen gehört, du Arsch?“ säuselte er zuckersüß ins Mikrophon.
Gary schaltete auf eine andere Frequenz um.
Zwei geile Teenager lieferten sich ein akustisches Stöhnduell. Gary versuchte mit einem angenehmen, gleichmäßigen atmen in den Ätherbums einzusteigen, doch die beiden Zapperdoings waren so in ihrem phonetischen Fick vertieft, dass sie ihn einfach ignorierten. Er versuchte das Geschlecht der Gehörficker zu erraten, konnte jedoch nicht feststellen ob es sich um ein Mädchen und einem Jungen, oder um zwei Stuten handelte, so bellte er einfach ins Mikro: „Seit ihr ein geiles Pärchen oder zwei geile Stuten?“
„Halt die Klappe, schwule Sau“, meldete sich eine vierte Stimme.
Gary schaltete die Frequenz weiter.
Über den Polizeifunk hörte er, dass Metall und seine Mannen irgendwo im Bezirk eine Straßensperre aufgebaut hatten, um einen kleinen Kriminellen zu stellen, einen Hühnerdieb oder einen Jungfrauenentferner, andere Missetaten wurden auf dieser Insel der Depperten sowieso nie begangen.
Wieder wechselte er die Frequenz.
Zwei Fernfahrer unterhielten sich auf der Autobahn über die Ligaergebnisse.
Der verrostete Golf erreichte die Stadt und fuhr von der Durchzugsstrasse ab in Richtung Zentrum.
Wieder wechselte Gary die Frequenz.
„Willst du mich ficken?“ – „Ja.“ – „Willst du mir den Schwanz in den Arsch stecken“ – „Ja.“ – kamen wieder Stimmen aus dem Lautsprecher.
„Yeah! Und von vorne auch!“ schnitt jemand Gary das Wort ab.
Verärgert schaltete Gary von CB-Funk aufs Radio um. Irgendwo in Ktn. hatte eine Einbrecherbande das Waffenarsenal eines Biedermannes ausgeräumt. Sofort dachte Gary an Metalls Straßensperre, doch er verwarf wieder den Gedanken. Er drehte den Frequenzregler weiter.
Der Golf fuhr schon durch das Zentrum. Gary scherte sich einen Dreck um die Fußgängerzone. Im Gegenteil, er gab Gas und hätte fast einen Jungen übersehen, der sein Mädchen über die Schultern geworfen, die Gasse entlang schleppte. Sie kreischte vor Lachen. Im Rückspiegel beobachtet Gary die beiden. Es waren zwei aus der siebenten Klasse. Er gab ihr einen Klaps auf den, von einer Stretchjean hauteng umspannten Po.
Gary erreichte den Hauptplatz und verlor das Pärchen aus dem Rückspiegel. Er konzentrierte sich auf die Plakate an den Litfassäulen. Volksmusikkonzerte, eine Tombola, die Radioclubparty wurden angekündigt. In diesem Nest war einfach nichts los. Wieder wechselte die Frequenz.
In einem Privatsender jenseits der italienischen Grenze machte ein Klagenfurter Puff Reklame für Freestylfucks am Wochenende. Komplettes Herrenservice ab sechzig Euro. Full Leatherjacket-Service für siebzig Euro. Sechser Block ab hundertneunzig Euro. Normalfick je nach Nationalität der Nutte ab vierzig Euro.
Gary hatte endgültig genug. Er parkte den Golf vor Harrys Bar und schaltete das Radio ab.