Читать книгу Gottes Wille für dein Leben - Emerson Eggerichs - Страница 10
Ein paar Worte meiner Tochter Joy
Оглавление„Es war etwa vier oder fünf Monate her, seit ich für meinen Dad zu arbeiten begonnen hatte und nach Redondo Beach in Kalifornien gezogen war. Ich begann mich zu fragen, ob dieses La La Land, in dem ich das vergangene Jahr verbracht hatte, wirklich der richtige Ort für mich war. In Portland wohnten einige meiner Freundinnen, und ich wusste, es würde toll sein, in ihrer Nähe zu leben. Sie würden mich in meiner Persönlichkeit herausfordern und mir helfen, im Glauben zu wachsen.
Ich erzählte meinem Vater von meinem Wunsch umzuziehen und von meiner Angst, jemand zu sein, der ständig etwas Neues braucht. Würde ich zu einem Menschen werden, der nie zufrieden ist? Auch hatte ich Angst, nicht dem Willen Gottes zu folgen, weil ich von anderen Christen immer wieder gehört hatte, wie unsicher sie sich in dieser Hinsicht waren. Manchmal schien es mir, als erwähnten sie Gottes Willen nur, um ihre eigenen Entscheidungen zu rechtfertigen. „Ist es Gottes Wille, dass ich XY heirate?“ oder: „Ich wusste einfach, dass es Gottes Wille war, dass ich dieses Jobangebot annehme …“ Ich sehnte mich verzweifelt nach einem Zeichen Gottes, das mir sagen würde, dass Portland genau der Ort war, an dem er mich haben wollte.
Während wir einen Eisbecher löffelten, erzählte ich meinem Vater, ich wäre mir ziemlich sicher, dass Gott mir die erbetenen Zeichen gab. Warum? Weil ich in letzter Zeit ganz viele Autokennzeichen und T-Shirts aus Oregon gesehen hatte. Ganz Gottes Ding.
Das war der Moment, in dem mein Vater – der sich vermutlich ziemlich beherrschen musste, um nicht zu zeigen, wie sehr ihn meine Geschichte mit den himmlischen Autokennzeichen amüsierte – so freundlich war, mir von dem vierfachen Willen Gottes zu berichten.
Unser Gespräch verlief in etwa so:
Dad: „Ich hätte da eine Idee für dich. … Warum suchst du nicht nach T-Shirts, auf denen was von Ohio steht?“ Ein Augenrollen von mir.
Dad: „Vielleicht gibt dir Gott ja tatsächlich ein Zeichen, aber manchmal sehen wir einfach auch das, wonach wir suchen, und sagen dann, das sei Gott, weil wir es uns so sehr wünschen.“
Noch mehr Augenrollen von mir.
Dad: „Joy, wie oft hast du in der Highschool oder am College deinen Freundeskreis gewechselt?“
Ich: „Nicht oft.“
Dad: „Also sollten wir nicht davon ausgehen, dass du jemand bist, der sprunghaft oder unverbindlich ist. Oder jemand, der nie mit dem zufrieden ist, was er tut oder wozu er sich verpflichtet hat. Vielleicht ist es ja so, dass du dich momentan nach etwas Neuem sehnst, aber das heißt doch nicht, dass du an sich ein unzufriedener Mensch bist. Ich habe erkannt, dass es vier Passagen in der Bibel gibt, die uns klar sagen: ‚Das ist Gottes Wille.‘ Wenn du denen folgst, besitzt du die Freiheit zu tun, wonach dein Herz sich sehnt – selbst wenn das bedeuten sollte, dass du nach Portland ziehst.“
Ich: „Wie lauten sie?“
Dad: „Nun, glaubst du an Jesus Christus als deinen Retter?“
Ich: „Ja.“
Dad: „Hast du vorehelichen Sex?“
Ich: „Nein.“
Dad: „Versuchst du, Gott über allem Dank zu sagen?“
Ich: „Ich denke schon.“
Dad: „Ordnest du dich der Obrigkeit unter?“
Ich: „Das klingt heftig. Aber ja, ich versuche es.“
Dad: „Ich bin dein Boss und dein Vater, und ich und deine Mutter geben dir die Freiheit, diesen Umzug zu machen. Wenn ich Vorbehalte im Blick auf deinen Charakter oder auf deine Entscheidung hätte, wäre es wichtig, dass du auf mich hörst und dich möglicherweise den Gründen gegen einen Umzug fügst. Aber du hast völlige Entscheidungsfreiheit. Ich glaube nicht, dass nach Portland zu ziehen die Frage aufwirft, ob du gegen Gottes Willen verstößt oder nicht. Triff deine Vorbereitungen für den Umzug – und wenn Gott wirklich dagegen ist, wird er diese Tür schließen. Habe die innere Einstellung, alles Gottes Willen zu überlassen, aber gehe mutig und in Freiheit voran.“
Mir fiel ein riesiger Stein vom Herzen. Ich werde dieses Gespräch nie vergessen; und auch nicht, wie erfreut ich war zu hören, dass es nicht darum ging, dass Gott mir in großen Lettern das Wort „Oregon“ in den Abendhimmel malte, damit ich mich auf den Weg machen dürfte. Es ging darum, dass ich Gott in den Schlüsselbereichen meines Lebens gehorsam war und darin die Freiheit fand, meinem Herzen zu folgen. Ich war ganz und gar frei in meiner Entscheidung.
Diese Botschaft hat mir seitdem immer wieder geholfen, die Fragen vieler junger Menschen zu beantworten, die mir im Rahmen meiner Arbeit für die Organisation Liebe & Respekt begegnet sind. Viele wollten wissen, ob es Gottes Wille sei, eine bestimmte Person zu heiraten, sich mit jemandem zu verabreden, sich von jemandem zu trennen oder diesen oder jenen Schritt zu tun. Ich konnte sie ermutigen, weil mein Dad mir beigebracht hatte, dass das Leben kein Adventure-Game ist, bei dem man in einen heißen Lavasee fällt, wenn man einen fatalen Fehler gemacht und sich für eine falsche Spieloption entschieden hat. Also keine Angst vor dem „Game over!“. Diese Sichtweise war für viele befreiend.
Mir gefällt, was Joy zu erzählen hat. Sie wurde dadurch von einem inneren Druck befreit, und das kann jeder von uns erleben. In gewisser Weise ist es so, dass Gott uns die Freiheit gibt, uns unser Abenteuer selbst auszusuchen, wenn wir seinen vierfachen Willen befolgen.
Natürlich wird der ein oder andere nervös, wenn er zum ersten Mal von dieser Freiheit hört. Darauf werde ich im Laufe dieses Buches immer wieder eingehen. Es geht hier nicht um die Lizenz zu sündigen. Nicht alle Optionen sind gut oder von Gott. So sollten wir als Christen zum Beispiel jemanden heiraten, der ebenso Christ ist (vgl. 1.Korinther 7,39). Wir besitzen nicht die Freiheit, jemanden zu heiraten, der Jesus Christus ablehnt. Doch wenn es sich um zwei gleichermaßen gute und annehmbare Optionen handelt, dürfen wir uns frei für eine der beiden entscheiden, solange wir dem vierfachen Willen Gottes folgen. (Und im Beispiel mit der Ehe gilt das natürlich auch für den anderen Partner!) Wir werden Gottes Willen nicht versäumen, wenn wir Gottes Willen tun!