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Major und Journalist
ОглавлениеJetzt interessiert Sie natürlich, wer dieser Facebook-Autor ist, der da von zwei Gutmenschen Prügel bezogen hat.
Mein Steckbrief:
Erik Kothny, Bundeswehrmajor a.D.
Personenkennziffer (PK): 100440-K-10620.
Ein Soldat liest daraus, dass der Inhaber dieser PK am 10. April 1940 geboren wurde. Nicht ersichtlich ist, dass der Inhaber der Nummer auch Flüchtling ist.
Mit 5 Jahren wurde ich zusammen mit seinen Eltern aus dem Sudetenland vertrieben. Unsere neue Heimat wurde Österreich. Dort ging ich bis 2 Jahre vor dem Abitur zur Schule, machte den Schulabschluss aber in Norwegen. Vater Dr. Erwin Kothny war in Bergen Deutscher Konsul. Kothny jr. trat nach der Schule freiwillig als Offiziersanwärter in die Bundeswehr ein.
Nach 25 Dienstjahren ging ich als Major auf eigenen Antrag vorzeitig in Pension, um als Radio- und Fernsehjournalist beim SWF (heute SWR) weiterzuarbeiten. Danach gründete ich eine eigene TV-Produktionsfirma.
Nach 50 Berufsjahren wartete der Ruhestand.
Als ich 1960 zum „Bund“ ging, herrschte kalter Krieg zwischen NATO und Warschauer Pakt. Anfänglich zum strammen Geradeaus-Marschierer ausgebildet, wurde ich später in eine Einheit für psychologische Kampfführung (PSK) versetzt. Dort lernte ich die subversive Kriegsführung kennen. Sie basiert im Wesentlichen auf der Lehre von Sun Tzu 10) (* 544 v. Chr. † um 496 v. Chr.)
Der Leitsatz des chinesischen Generals besagt, dass die größte Leistung darin bestehe, den Widerstand des Feindes ohne Kampf zu brechen.
Diese Lehre hat heute noch Gültigkeit und wird in Politik und Presse täglich angewandt.
Sun Tzu war damals auch meine Handlungsanleitung als Bundeswehrmajor im kalten Krieg. Meine Hauptaufgabe im Frieden darin bestand, Propaganda-Flugblätter mit Luftballons in die DDR zu schicken, dann bei Radio Andernach „Kampfsendungen“ für den Papierkorb zu produzieren. Als Schmankerl gab’s einmal wöchentlich Betreuungssendungen für deutsche Soldaten im Ausland. Die übrige Zeit verbrachte ich damit, mit dem Verteidigungsministerium darüber zu streiten, ob die Wahrheit vielleicht nicht doch die bessere Propaganda ist, als in unseren „PSK-Produkten“ den Westen und seine Konsumgesellschaft schön zu reden.
Nun, einen Vorteil hatte der Job bei Radio Andernach.
Ich bekam eine Ausbildung bei der Deutschen Presseagentur (dpa) in Hamburg verpasst und durfte in der Hansestadt auch die Akademie für Publizistik besuchen. Ein tiefer Einschnitt in meine Offizierskarriere, denn: War ich bisher auf Befehl und Gehorsam gebürstet, erfuhr ich in der journalistischen Ausbildung, dass jedes Ding mindestens zwei Seiten hat. Zudem sollte ein ehrenhafter Journalist in einem Bericht Fakten sprechen lassen und seine Person zurück stellen; und seine Meinung natürlich ebenso. Auch und gerade in einer Nachrichtenredaktion war kein Platz für eigene Ansichten.
„Schildern Sie die Sache so“, hatte mir damals Herr Bauklo, Nachrichtenchef beim dpa-Landesdienst Nord, eingebläut, „dass sich der Leser seine Meinung aus den Fakten selber bilden kann. Adjektive und Wertungen haben in einem Bericht nichts zu suchen.“
Von nun an war ich für die Bundeswehr nicht mehr zu gebrauchen.
Geistig trennten sich unsere Wege endgültig, als die Sowjets in Afghanistan einmarschierten. Mein erster Gedanke damals: „Da musst du hin.“