Читать книгу Geisterenthüller John Bell - Erik Schreiber, Friedrich Rolle, Leo Woerl - Страница 10
ОглавлениеAm Nachmittag lieh ich mir, unter dem Vorwand, Hechte angeln zu wollen, ein paar Schnüre von Bindloss und außerdem ein altes Boot, das am Ufer des Mühlweihers festgemacht war. Das Wetter war perfekt für diese Zeit des Jahres.
Auf meine Gelegenheit wartend, steuerte ich mit dem Boot das Ufer des Dammes an, der den Weiher vom Fluss trennte, und ging diesen in Richtung des Mühlrades entlang, über welches das Wasser rauschte.
Als ich das Haus so vom gegenüberliegenden Ufer aus beobachtete, sah ich, dass der Turm, in dem sich mein Zimmer befand, einst ein Teil der Mühle selbst gewesen sein musste und ich bemerkte weiterhin, dass das Mauerwerk dort vergleichsweise neu war. Es musste also Umbaumaßnahmen gegeben haben, als die Mühle stillgelegt und in ein Gasthaus verwandelt worden war. Ich kletterte an der Seite des Mühlrads hinunter, indem ich mich an den Streben festhielt, welche grün und glitschig waren, und spähte zwischen den Schaufeln hindurch.
Während ich noch meine Untersuchungen anstellte, erschreckte mich plötzlich eine Stimme.
„Was machen Sie dort unten?“
Ich sah auf. Der alte Bindloss stand am Ufer und schaut auf mich hinab. Er war alleine, sein Gesicht verzerrt vor Angst und Aufregung. Ich zog mich selbst hastig wieder nach oben und stand dann neben ihm.
„Was schnüffeln Sie hier unten herum?“, fragte er mit seinem hässlichen alten Gesicht direkt vor meinem. „Sie Narr! Wenn Sie gestürzt wären, hätten Sie ertrinken können. Niemand kann auch nur einen Zug in diesem Mühlbach schwimmen. Und dann hätte es einen weiteren Todesfall gegeben und der ganze Ärger hätte von Neuem begonnen! Würden Sie die Güte haben, mein Herr, und diesen Ort verlassen? Ich will Sie hier nicht mehr haben.“
„Ich habe vor, morgen früh abzureisen“, versuchte ich ihn zu beschwichtigen, „und ich bin Ihnen wirklich sehr verbunden, dass Sie mich vor der Mühle gewarnt haben.“
„Sie wären besser gar nicht in ihre Nähe gekommen“, sagte er in drohendem Tonfall und wendete sich dann hastig ab. Ich beobachtete, wie er den steilen Damm emporkletterte und dann aus meinem Sichtfeld verschwand. Er ging in entgegengesetzte Richtung vom Haus. Die Gelegenheit seiner Abwesenheit wahrnehmend, näherte ich mich wieder der Mühle. War es möglich, dass Wentworth in sie hineingeraten war? Aber wenn das der Fall gewesen wäre, hätte es Wunden und Abdrücke auf seinem Körper gegeben. Ich kletterte kühn hinunter. Es dämmerte schon, aber ich konnte sehen, dass eine Verlängerung der Achse in die Mauer des Turmes hineinragte. Die Mechanik war in wunderbar gutem Zustand und der Bolzen, der das riesige Rad hielt, musste nur ein wenig herausgezogen werden, um es in Bewegung zu setzen.