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WAS IST NUR MIT UNGARN LOS?

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Die Ungarn, die Lieblingsnachbarn der Österreicher, für die sie als einzige keinen abwertenden Begriff à la Piefke oder Tschuschen haben, was ist in sie gefahren? Wie ist es möglich, dass ausgerechnet aus jenem Land, das sich als erstes aus dem kommunistischen Block herausgelöst und nach Westen orientiert hat, derartig negative Schlagzeilen und Berichte kommen? Über Mediengesetze, die mit einer modernen Demokratie nicht vereinbar sind. Über pogromartige Übergriffe gegen Angehörige der Roma-Minderheit, über antisemitische Ausfälle einer Partei, die sogar im ungarischen Parlament sitzt. Über den Versuch, durch sogenannte Kardinalgesetze Verhältnisse auf lange Zeit derart festzuzurren, dass sie künftige Regierungen ohne Zweidrittelmehrheiten nicht mehr ändern können.

Was ist in Viktor Orbán gefahren, den ehemaligen Darling des westlichen Europas, dessen zweite Amtszeit so ganz anders ist als seine erste, den die Ablöse durch eine sozialistische Regierung offensichtlich schwer verbittert und verändert hat? Orbán ist vom europäischen Musterschüler zum Sorgenkind mutiert, er muss sich immer wieder vor dem Europäischen Parlament verantworten und verteidigt dort verärgert und beleidigt seine nationalistische Politik. Die Vorwürfe gegen Ungarn in einem mit großer Mehrheit angenommenen Bericht des Europäischen Parlaments sind jedenfalls beispiellos, Brüssel macht sich Sorgen, dass das ungarische „Vorbild“ in einem Europa der hohen Arbeitslosigkeit und der wirtschaftlichen Dauerkrise Schule machen könnte.

Wie lebt es sich im Ungarn Viktor Orbáns? Wie drastisch und gravierend sind die Veränderungen, die seine Regierung in den vergangenen Jahren auf den Weg gebracht hat? Sind die Vorwürfe berechtigt, Ungarn sei auf dem Weg in einen semiautoritären Staat?

Ernst Gelegs, seit 1999 ORF-Korrespondent in Budapest, geht diesen Fragen in diesem Buch auf den Grund. Er ist auf den Straßen Budapests angepöbelt worden, weil er über Anti-Regierungsdemonstrationen berichtet hat, er hat mit ständigen Einschüchterungsversuchen und massiven Beschwerden ungarischer Regierungsstellen und Diplomaten zu kämpfen, weil er ganz einfach seine Arbeit macht: im österreichischen Rundfunk objektiv über die Geschehnisse in seinem Gastland zu berichten. So, wie es alle ORF-Korrespondenten tun, die dem Objektivitätsgebot des öffentlich-rechtlichen Rundfunks verpflichtet sind. Seine Verabschiedung in privaten E-Mails, „Schöne Grüße aus dem Orbán-Land“, fand erstaunlicherweise den Weg in die ungarische Botschaft in Wien und wird dort als Beweis für seine angebliche Orbán-feindliche Haltung interpretiert. Wir konnten keinen besseren Titel für dieses Buch finden.

Roland Adrowitzer, Leiter des ORF-Korrespondentenbüros und langjähriger Korrespondent in Bonn, London und Brüssel, ist der Frage nachgegangen, warum sich die Europäische Union mit ihrem Mitglied Ungarn und seinem Regierungschef Viktor Orbán so schwer tut. Er hat in Brüssel und Straßburg recherchiert, zahllose Hintergrundgespräche und repräsentative Interviews mit namhaften Persönlichkeiten in Parlament, Kommission und diplomatischem Corps geführt. Sein Resümee: Die negativen Erfahrungen mit den seinerzeitigen Sanktionen gegen Österreich spielen Viktor Orbán und seiner Regierung in die Hände.

Wir danken dem Styria Verlag für die problemlose und vertrauensvolle Zusammenarbeit.

Ernst Gelegs und Roland Adrowitzer, im Herbst 2013


9 25. April 2010:

Viktor Orbán am Abend eines spektakulären Wahlsieges. Mit seiner rechtskonservativen Partei FIDESZ gewinnt er die Parlamentswahl mit Zweidrittelmehrheit und wird zum zweiten Mal Ministerpräsident von Ungarn.

Schöne Grüße aus dem Orbán-Land

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