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Reiseroute von August von Goethe

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In den Briefen von unterwegs an seinen Vater führt August ganz penibel die Abfahrts- und Ankunftszeiten auf. Sie machen sehr schön deutlich, wie zeitraubend das Reisen damals war und wie früh gestartet wurde, um so eine einigermaßen lohnende Strecke zu schaffen.

Dazu nur ein Beispiel: Am 22. April startet er um 8.00 Uhr in Weimar und erreicht um 17.00 Uhr Eisenach. Nach einem Abendessen geht es um 19.00 Uhr weiter. Frankfurt am Main erreicht er dann am nächsten Tag um 18.00 Uhr, um im Hotel „Weißer Schwan“ zu übernachten. Der „Weiße Schwan“ war übrigens eine erste Adresse. Dort übernachteten unter anderem Napoléon Bonaparte, der Komponist Robert Schumann und Niccolo Paganini, der Geigenvirtuose.

Zu dieser 30-Stunden-Tour schreibt er: „Es ist alles gut abgegangen doch ist man ungeheuer zusammengerumpelt worden, weswegen wir hier einige Tage ausruhen werden.“ (S. 9) Vier Tage Aufenthalt in Frankfurt mit kleineren Ausflügen: „Unser Kutscher fuhr vortrefflich aber ungeheuer scharf wie es Mode und Etikette ist. Ich begreife oft nicht wie kein Unglück geschieht.“ (S. 11). Dann geht es an der Bergstraße entlang nach Heidelberg, es folgen Bruchsal und Karlsruhe. In Bühl wird gehalten, um das Mittagessen einzunehmen. Es wird ihm und Johann Peter Eckermann ein Zwölf-Gänge-Menü serviert:

„1. Suppe, 2. Rindfleisch mit Sauce und Senf pp, 3. Spinat mit Eiern, 4. Rüben mit Kotelets, 5. Spargel, 6. Omlet-Soufflé, 7. Junger Hase in Wein gestopft, 8. Forellen, 9. Kalbsbraten, 10. Mandeln, Rosinen u. Confect zum Desert, 11. Butter und Käse, 12. Kaffee. Leider – so fährt er fort – ist mein Appetit noch so schwach daß ich nur weniges genießen konnte.“ (S. 13)

Die weiteren Stationen sind Offenburg und Freiburg, dann geht es durch die Schweiz: Basel, Solothurn, Bern (mit vier Bären im Stadtgraben!), Lausanne, am Genfer See entlang zu den Berner Alpen. Sion, Brig, Simplonpass. Der Pass wurde bereits von den Römern genutzt. Auch wenn andere Pässe für sie wichtiger waren, so wurde er immerhin im Jahr 196 n. Chr. von ihnen, vermutlich aus militärischen Gründen, ausgebaut. Die Simplonstraße zwischen Brig und Domodossola, wie sie August nun befuhr, war am 9. Oktober 1809 eingeweiht worden. Napoleon hatte dies bereits einige Jahr zuvor angeregt (S. 303). In der Frühe um 3 Uhr bricht August in Brig auf:

„Unser trefflicher Kutscher nahm in Brieg 5 neue Pferde zur Miethe bis auf die Spitze des Simplon Wegs und hatte die Seinigen 3 voraus geschickt, damit wir noch Domodosola diesen Abend erreichen sollten; ich hatte mich zu ihm in das Cabriolet gesetzt und konnte von da aus alles sehr gut besehen.“ (S. 20)

Und dann kommt Italien:

„... dann erschienen die Maulbeerbäume, Oliven, Pfirsige an Bäumen. Hier zieht man den Wein in lauter Laubengängen, so daß einem die Trauben in den Mund hängen müssen ... es ist ein Anblick als wenn die Natur sich selbst ein Fest geben wollte.“ (S. 21)


Weimar Lecco am Comer See Lodi
Eisenach Varena Mailand
Frankfurt Bellagio Pavia
Bergstraße Torno (Dampfboot) Vogera
Heidelberg Como Novi
Bruchsal Varese Genua
Karlsruhe Laveno (Lago Maggiore) Livorno
Bühl Isola Madre und Isola Bella La Spezia
Offenburg Arona (Dampfboot) Carrara
Freiburg Sesto Calende Lucca
(Bad) Krozingen Mailand Pisa
Basel Ausflug (Kartause von Pavia) Livorno
Solothurn Treviglio Florenz
Bern Cocaglio Livorno
Murthen Brescia Mit dem Schiff nach Neapel
Lausanne Desenzano mit Zwischenhalt in
Vevey Verona Civita Vecchia
Bex Vicenza Neapel
St. Maurice Padua Ausflüge (Portici, Resina,
Tortemagne Mestre Pompeji, Vesuv, Pozzuoli,
Sion Venedig Lago d’Averno,
Brig Padua Ischia, Salerno, Sorrent,
Simplon Vicenza Amalfi)
Domodossola Villanova Capua
Fariola, Lago Maggiore Verona Mola di Gaeta
Arona Mantua (heute Formia)
Mailand Piadena Terracina
Monza Cremona Rom
Mit der Kutsche durch Italien

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