Читать книгу Kaviar zum Frühstück 2.0 - Eugenie Götting - Страница 4
Ich packe meinen Koffer und nehme mit...
ОглавлениеSommerzeit ist Urlaubszeit. Allerdings nicht für mich. Ich hatte an meinen Seminaren zu arbeiten und Blockverstaltungen zu besuchen, außerdem war es bis zu den Klausuren auch nicht weit. Und plötzlich merke ich, dass mir die Zeit davon rennt und eigentlich wäre es empfehlenswert sich um das Visum zu kümmern. Doch dafür braucht man die Bestätigung seitens der Gastuniversität, d.h. aus Moskauer Lomonosov Uni, auch MSU genannt. (Die Abbreviatur steht dabei für Moskow State University.) Also habe ich mich getraut und an einem sonnigen Dienstagfrüh dort angerufen. Nach zahlreichen Versuchen habe ich erfahren, dass die Direktorin noch eine Woche im Urlaub ist. Also gut, dachte ich. Ich hatte mit Hilfe des Kalenders einen virtuellen Zeitplan in meinem Kopf erstellt. Es kam heraus, dass alles noch gut gehen wird und ich könnte, wenn der Plan A funktioniert, pünktlich zum 1. September in Moskau sein. Dafür müsste aber der reibungslose Ablauf garantiert werden. Einige Zeit später dachte ich, ich gehe lieber gleich mal bei Frau Blumenstein, meiner Auslandsstudienbetreuerin in Jena, vorbei, um Unterlagen persönlich abzuholen, falls diese denn schon da sind. Doch dem war leider nicht so und nächste Woche hatte sie Urlaub. Oh, nein!, dachte ich mir nur. Doch zum Glück gab es Vertretung. Es folgte ein Wochenende voller Hoffnung. Denn am Freitagabend meldete sich Frau Korjagina aus Moskau und wollte einige Details mit mir persönlich besprechen. Die Zeit wurde immer knapper und der ohne hin straffe Zeitplan wurde durch Sommerhitze und Urlaubszeit abgebremst.
Am Montag früh schrieb ich eine kurze Email ans Auslandsamt. Nur wenige Minuten später klingelte mein Telefon. Eine junge Frauenstimme meldete sich: „Die Bestätigung von MSU ist da, wollen sie es abholen oder soll ich es zuschicken?“
„Oh, mein Gott, ich werde in Moskau studieren, dachte ich nur in diesem Augenblick. Schon allein von dieser Nachricht war ich in dem Moment überglücklich. Selbstverständlich wollte ich es abholen. Mit dem Moped flitzte ich in die Stadt.
Schon sehr kurze Zeit später hielt ich dieses Schreiben in meinen Händen!
Jetzt ist es endlich offiziell, freute ich mich. Da steht es, schwarz auf weiß, ich darf ein Semester lang an der Moskauer Staatlichen Universität Lomonosov studieren, die Kultur und Lehrmethoden des Landes kennen lernen. Schon deshalb war ich euphorisiert und fröhlich gespannt. Dass ich in einer Millionen Metropole wohnen werde, daran dachte ich in dem Augenblick überhaupt nicht. Ich glaube, es war eher ein unterschwelliges Gefühl von Freiheit. Es ist ein bisschen wie noch mal Erstsemester sein. Man darf von zu Hause ausziehen und schon richtiges Erwachsenenleben anfangen. Das heißt noch mal voll durchstarten. Es war einfach nur toll.
Doch schon bald wurde ich auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt. Denn damit war noch nicht alles erledigt. Es hieß jetzt nämlich, Visum beantragen, Tickets kaufen, Koffer packen. Mit viel Geduld und Durchhaltevermögen haben sich auch die kleinsten Erledigungen vor der Abreise perfekt organisieren lassen.
Nun saß ich im Flugzeug Nr. 1648Y Leipzig-Moskau ohne einen Rückticket mit dabei zu haben.