Читать книгу Kaviar zum Frühstück 2.0 - Eugenie Götting - Страница 7
Die zweit beste Wohngemeinschaft der Welt
ОглавлениеIch hatte bisher gar nicht erwähnt, dass ich mit meiner älteren Schwester den Schritt ins Auslandsstudium gewagt habe. Auch wenn wir beide in Moskau geboren sind, ist es doch ein mulmiges Gefühl für so lange Zeit Deutschland zu verlassen, Freunde und Familie hinter sich zu lassen. Das liegt daran, wenn man fast sein ganzes Leben lang in Europa wohnt. Doch es war meine eigene Entscheidung gewesen und damit eine gute Entscheidung. Tatsächlich ist es das Beste was mir durchaus eh passiert ist. ich kann es jedem nur ans Herz legen, ein Auslandssemester zu absolvieren. Ich wollte unbedingt über den sogenannten Tellerrand hinausschauen und meinen Horizont erweitern. Und wenn man das so sieht, ich es mir sehr gut gelungen. Meine Welt war schon davor rießengroß, doch jetzt bin ich mir meiner Prioritäten noch mehr bewusst.
Ich weiß zwar nicht genau, wie es andere Studentenwohnheime sowohl in Russland, als auch in anderen Ländern mit der Sicherheit handhaben, doch hier wird sehr viel Wert darauf gelegt. Bevor man seine Zimmer erreicht muss man an insgesamt drei Wachposten vorbei und zwei Mal seinen Studentenausweis vorzeigen. Nach 23 Uhr kommt man sogar nur mit Wohnschein in das Gebäude hinein. Ich fühlte mich zwar auch ziemlich wohl hier, doch womöglich ist es sogar einer der Gründe hierfür. Wahrscheinlich ist es auch notwendig auf Grund der sehr hohen Anzahl der Studierenden und dem historischen Gebäude. Außerdem steht die Universität auch politisch im Vordergrund und Besuch von Putin oder Medvedev oder gar Hilary Clinton, wie im Jahr 2009 sind keine Seltenheit. Als der Besuch der Clinton Anstand war dies in aller Munde. Man hörte in der Kantine, auf der Treppe, im Geschäft: „Hast du auch schon gehört..?“ „Gehst du auch hin?“ „Clinton in MGU!“
Ich habe es von meiner Schwester erfahren und wir haben uns dieses Ereigniss auch nicht entgehen lassen. Überhaupt lebt es sich zu zweit viel besser als alleine. Gleich in der ersten Semesterwoche lernte ich ein Mädchen bei meiner bzw. unserer Betreuerin kennen. Sie war nämlich auch aus Deutschland für ein Semester nach Moskau angereist. Sie hatte das Zimmer für sich allein und merkte doch, dass es etwas einsam ist. Auch wenn wir kaum zu Hause waren, merkt man besonders abends die Stille und Einsamkeit zu Hause. Selbstverständlich wird manch einer über einiger Mitbewohner sagen: „Lieber gar keine, als so einen.“(Was ich übrigens sehr gut nachvollziehen kann.) Doch ich kann über meine Schwester gar nicht klagen. Im Gegenteil. Sie übernahm freiwillig fast alle Hausarbeiten und das freute mich gewaltig. Mein Stundenplan war so ausgelegt, dass ich zum Nachmittag Vorlesungen hatte und erst spät abends Heim kam. Es war ein gutes Gefühl nicht in die leere Wohnung zurückkehren zu müssen. Vor allem als sich der Herbst dem Ende zu neigte und es sehr früh dunkel wurde. Dann war es besonders gemütlich jemanden in dem Appartement vorzufinden. Meist war das Essen auch schon fertig. Und war aßen und lachten viel miteinander. An einem Abend beschlossen wir zusammen Spanisch zu lernen. Da Irene bereits Unterrichtsstunden an der Universität bekommt, hatte sie das berühmte Lied von „Cocodrillo“ gelernt und wir sangen das zusammen.
In Deutschland mieten wir mit meiner jüngeren Schwester, Sonja, eine Wohnung in unserer Studentenstadt Jena. Noch kurz vor der Abreise hatten wir unsere Wohnung zur besten WG der Welt auserkoren. Weil wir uns einfach super verstehen, nachsichtig sind, zusammen feiern und eben mehr als nur Freundinnen sind. Ich würde sogar sagen: „es gibt keine bessere Freundin als eine Schwester und keine bessere Schwester als dich.“
Wenn ich mir das so Recht überlege wäre es nur fair, einen geteilten ersten Platz für unsere beiden "Luxusappartements" zu geben.